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Erklärung polnischer und deutscher Bischöfe

Bischof Gerhard Feige mit Delegation in Polen

Wroclaw/Magdeburg (dbk/pbm) – Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige reiste am Freitag, 23. September, mit einer Delegation der Deutschen Bischofskonferenz unter Leitung ihres Vorsitzenden Karl Kardinal Lehmann nach Wroclaw. Anlass war die Unterzeichnung der polnischen Fassung der „Gemeinsamen Erklärung aus Anlass des 40. Jahrestages des Briefwechsels von 1965“ zwischen den deutschen und polnischen Bischöfen.

Dieser Briefwechsel hatte seinerzeit die Sprachlosigkeit überwunden, die der Zweite Weltkrieg mit all seinen Auswirkungen zwischen beiden Völkern verursacht hatte. Er hat Türen aufgestoßen für ein neues Miteinander und er hat Spielräume eröffnet für einen Weg des Friedens, der Verständigung und der Versöhnung.


Bischof Gerhard Feige unterzeichnet in Wroclaw
die Gemeinsame Erklärung.


Mit der neuen Gemeinsamen Erklärung würdigen die Bischöfe jetzt das Versöhnungswerk der vergangenen 40 Jahre. Zugleich blicken sie aber auch in die gemeinsame Zukunft, die Polen und Deutschland in einem geeinten Europa verbindet.

Die feierliche Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung in Wroclaw fand am Samstag, 24. September, im Rahmen der Vollversammlung der polnischen Bischöfe statt. Neben dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und dem Magdeburger Bischof nahmen von deutscher Seite daran der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky und die Bischöfe Kamphaus (Limburg), Homeyer (Hildesheim) sowie Weihbischof Pieschl (Limburg) teil.

Die deutsche Fassung der Gemeinsamen Erklärung wurde bereits am 21. September in Fulda im Rahmen der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz und in Gegenwart einer hochrangigen Delegation polnischer Bischöfe unterzeichnet. Bereits bei dieser Gelegenheit hatte Kardinal Lehmann betont, deutsche und polnische Bischöfe wollten von nun an gemeinsam dazu beitragen, dass christliche Werte das Zusammenleben in der Europäischen Union und im gesamten Europa mit prägen. Darum heißt es in der Gemeinsamen Erklärung unter anderem auch: Christen in Polen und Deutschland stünden angesichts neuer gesellschaftlicher Entwicklungen vor großen Herausforderungen, „insbesondere im Hinblick auf den Schutz des Lebens, der Ehe und der Familie.“ Gleiches gelte für die medizinische Ethik, die zunehmend durch die Interessen von Wissenschaft und Wirtschaft bedroht werde. Es müsse gemeinsam dafür Sorge getragen werden, Europa auch für die künftigen Generationen als einen Lebensort zu gestalten, der die unveräußerliche Würde und die wahre Freiheit der Menschen achte und gewährleiste. „Mit diesem Einsatz für die Gestaltung Europas wollen wir auch zum Aufbau einer friedlicheren Welt beitragen. Dazu gehört auch, dass Europa sich glaubwürdig um ein zukunftsfähiges Verhältnis zu den Ländern des Südens und Ostens einsetzt.“

Mit der Gemeinsamen Erklärung legen beide Bischofskonferenzen ein „unmissverständliches Bekenntnis zu der gemeinsamen Verpflichtung“ ab, sich auch weiterhin „mit aller Kraft für die Versöhnung zwischen Deutschen und Polen einzusetzen“, erklärte Kardinal Lehmann weiter. Mit Sorge sehen die deutschen und polnischen Bischöfe, „dass die Erinnerung an die finstersten Stunden unserer gemeinsamen Geschichte nicht nur den Geist der Versöhnung gebiert, sondern auch alte Wunden, die noch nicht geheilt sind, wieder aufreißt und den Ungeist des Aufrechnens hervorbringt. Manche Menschen in Politik und Gesellschaft rühren geradezu leichtfertig an den immer noch schmerzenden Wunden der Vergangenheit. Andere wollen sie offenkundig sogar rücksichtslos für persönliche oder politische Zwecke missbrauchen“, so die Gemeinsame Erklärung.

Der 40. Jahrestag des Briefwechsels sei daher auch Anlass, „solcher Verantwortungslosigkeit im gegenseitigen Verhältnis mit allem Nachdruck zu widersprechen“. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz unterstrich: „Dem Ungeist des Aufrechnens, der die Menschen gegeneinander aufbringt, erteilen wir eine eindeutige Absage.

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