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Magdeburger seit einem Jahr in Togo

Ronald Kudla mit eigener Pfarrei

Solla/Magdeburg (an) - Vor wenigen Wochen gab es in Solla im Norden Togos eine kleine Feier: Der deutsche Geistliche der neu gegründeten Pfarrei, Ronald Kudla, hatte eingeladen, seinen ersten Jahrestag in Togo zu feiern.

Viele waren gekommen: Gemeinderatsmitglieder, Jugend, Katechisten und Mitbrüder aus der Umgebung. Vor einem Jahr war er genau an jenem Tag in der Hauptstadt Lomé als Fidei Donum-Priester des Bistums Magdeburg angekommen. Damals wusste er noch nicht so richtig was ihn erwartet. "Es war eine echte Abraham-Erfahrung," sinnt er jetzt nach, "es hieß, sich ganz auf Gott verlassen und neues Land entdecken. Ich hatte eigentlich mit schlimmen Prüfungen und einigen komplizierten Situationen gerechnet. Mein Kopf war voller Malariaängste, Gedanken an Straßenräuberei und Bürgerkrieg oder so was", gesteht er im Nachhinein ein. "Aber im Prinzip ging alles ganz gut. In manchen Gegenden Togos lebt man ruhiger als in Deutschland. Und es ist wirkliches fruchtbares Weideland für den Glauben."



Nach einigen Monaten der Eingewöhnung in einer großen Pfarrei des Bistums Kara, bot der dortige Bischof, Ignace Talkena ihm die neu zu gründende Pfarrei Solla in einem entlegenen Gebiet an. Ronald Kudla sollte in dieser "Buschpfarrei" vorerst allein leben und ohne Strom, fließend Wasser, Telephon und einen richtigen Arzt in der Nähe, wie es im "Busch" so üblich ist.

In den zehn Gottesdienststationen gab es etwa 500 Getaufte und vielleicht 120 Katechumenen. "Ich wusste schon so viel von Afrika, dass ich keine Angst mehr hatte, unter solchen Bedingungen zu leben. Ich wusste, dass man als Priester hier absolut respektiert ist. Man wird mit "Papa" angeredet und dass die Leute lassen einen nicht im Stich. Ich nahm die Herrausforderung an. Zur Not hatte ich auch mein Auto, das sich bis jetzt immer noch einen Weg durch die unbefestigten, in der Regenzeit oft durchweichten "Feldwege" gebahnt hat. Einmal in der Woche hole ich mir im 55 Kilometer entfernten Kara, was ich brauch: zum Beispiel Propangas, Milchpulver oder die E-Mails. Im Prinzip braucht man nicht viel." Regelmäßig wird auch ein 50 Kilogramm-Sack Reis, der Impfstoff für 100 Hühner oder Kartons mit 500 Schulheften nach Solla transportiert, um den Leuten ein wenig zu helfen.



"Die eigentliche Herrausforderung stellt die Gemeinde dar. Es ist eine interessante aber auch mühsame Arbeit, den christlichen Glauben in einer Gegend einzuwurzeln, die gar nicht mit unserem europäischen Vorverständnis kommt. Meine Hauptprobleme hier sind nicht Frömmigkeit oder Zahlen von Taufbewerbern. Es sind: Neid, der durch die Armut noch verstärkt wird und immer wieder die Gemeinschaft gefährdet; Angst vor bösem Zauber und "Hexerei", die man in Afrika auf keinen Fall unterschätzen darf und die echtes Vertrauen in Gott ständig behindert; eine in Auflösung begriffene Gesellschaft, was sich unter anderem in Landflucht und mangelndem Sinn für Verantwortung und Familie äußert. Die acht Katechisten, sind meine größte Stütze. Aber auch sie sind Kinder ihrer Zeit und müssen gut begleitet werden."



Am 28. August wurde mit einem Gemeindefest der Pfarrpatron St. Augustinus gefeiert. Dieses Ereignis mit einem Konzert von sieben Chören sowie Festmesse und anschließendem Spielen, Singen und Essen für mehr als 500 Leute, war ein erster Test, ob die neu gegründete Pfarrei wirklich schon eine Gemeinde ist. Die Gäste bei der Jahres-Feier äußerten sich vorwiegend positiv: Wer hätte das gedacht! Solla entwickelt sich! Im Allgemeinen hat Solla den Ruf eingefleischten "Heidentums". Evangelisation geht hier nur durch gute Kenntnis der Bräuche und Anschauungen. "Aber es geht. Das hat auch etwas mit dem Gebet zu tun", versichert der aus Europa ausgeliehene Pfarrer. "Unsere neusten Errungenschaften sind übrigens: Ein Tabernakel in Form einer kleinen afrikanischen Rundhütte mit Petroleumlampe als ewiges Licht und: eine Katze, um die Mäuse im Pfarrhaus zu jagen."

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