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Warum Christen fasten sollten...

Pater Antonius Pfeil über Sinn und Unsinn der Verzichts

Magdeburg (pbm) - Religiöses Fasten macht nach Ansicht von Pater Antonius Pfeil die Gegenwart Gottes "spürbar und erfahrbar". Der Mensch wende sich durch den Verzicht wieder Gott zu und zeige ihm erneut seine Wertschätzung, meint der Benediktiner vom Kloster Huysburg. Fasten könne dann auch ganz unspektakulär in kleinen Gesten der Zuneigung geschehen. Kritisch bewertet Pater Antonius dagegen ein „formales Fasten“, bei dem beispielsweise das Fleischgericht am Freitag einem üppigen Fischgericht weicht. Verzicht, der zu „bloß äußerlichem Tun“ verkommt oder gar der Gesundheit schadet, sei ein falsch verstandenes Fasten.

Pater Antonius, was ist Fasten?
Fasten ist im Kern der Verzicht auf Speisen und Getränke. Dabei kann man auf jegliche Nahrung oder nur auf feste Speisen verzichten. Auch der Verzicht auf bestimmte Nahrungs- und Genussmittel gehört dazu.

Oft wird das Fasten aber auch in einem weiteren Sinn verstanden...
Ja, der Begriff des Fastens wird manchmal auf andere Bereiche ausgedehnt. Im Bistum Trier gibt es zum Beispiel die Aktion „Auto-Fasten“. Dabei verpflichten sich Menschen, für eine bestimmte Zeit auf das Autofahren zu verzichten und nur das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Damit will man selbst einen einfachen Lebensstil praktizieren und sich und andere auf die ökologischen Fragestellungen aufmerksam machen.

Warum ist es sinnvoll zu fasten?
Für das Fasten gibt es sicher verschiedene Beweggründe: Die meisten fasten vielleicht aus Gesundheits- oder Fitnessgründen, also um ihr Gewicht zu reduzieren. Heute weiß man ja noch besser als früher, dass das für die Gesundheit wirklich wichtig ist. Für andere hat Fasten etwas mit der Erfahrung von Freiheit zu tun. Sie möchten es noch einmal wissen, ob sie nicht abhängig geworden sind vom Essen überhaupt oder von bestimmten Genussmitteln. Und für manche bedeutet das Fasten schließlich auch ein Zeichen der Solidarität. Im Verzicht auf Nahrung kann man für sich und andere ausdrücken: Ich will mit Menschen, die hungern, mitfühlen. Das kann bis hin zum „Hungerstreik“ gehen, bei dem das Fasten eine Form der Demonstration oder sogar eine Art des politischen Kampfes werden kann.

Welche Formen des Fastens sind heute sinnvoll?
Ich möchte nicht für andere entscheiden, wie sie sinnvoll fasten können. Vielleicht lohnt sich aber mal ein Freiheitstest: Bin ich wirklich noch frei von all dem, an das ich mich gewöhnt habe und was ja auch an sich nichts Schlechtes ist: das Glas Rotwein am Abend, die feinen Hörnchen zum Frühstück, die ganz bestimmte Marke bei den Drogerieartikeln… Gut und sinnvoll finde ich – auch gerade für Kinder, wenn der Verzicht sichtbar einem anderen zugute kommt: Wenn beispielsweise das Geld für das sonst regelmäßig gekaufte Überraschungsei in das Kästchen wandert, das die Spenden für Not leidende Menschen aufnimmt und man so Hilfswerke wie Misereor oder Brot für die Welt unterstützt.

Was wäre falsch verstandenes Fasten?
Falsch verstanden ist das Fasten, wenn es der Gesundheit schadet. Wenn zum Beispiel hinter dem „nichts oder weniger essen“ der Zwang steht, die von irgendwelchen Vorbildern oder Meinungsmachern diktierte Idealfigur zu erreichen. Genauso ist es mit einem Fasten, das zum bloß äußerlichen Tun verkommt, zum Formalismus: Also wenn ich am Freitag aufs Fleischessen verzichte, dafür ein luxuriöses Fischgericht zu mir nehme und vielleicht auch noch vor mir selbst und anderen damit angebe.

Und warum sollten Christen fasten?
Für Christen kommt zu all den sinnvollen Beweggründen und Formen des Fastens noch etwas hinzu: Das religiöse Fasten, also der Verzicht auf Speise und Trank, hat etwas mit der Zuwendung zu Gott zu tun; damit, dass ich etwas Gott zuliebe tue. Hier ist es ein Weglassen, etwas nicht tun. Dadurch wird für mich selbst – sozusagen körperlich – spürbar und erfahrbar: Gott, du bist da und ich zeige dir, dass ich es ernst meine mit meiner Wertschätzung für dich. Ich meine es so ernst mit dir, dass ich sogar auf etwas verzichte, was eigentlich ganz angenehm sein kann.

Fasten kann dann ja auch ganz unspektakulär sein...
Ja, es muss nicht immer groß sichtbar werden. Wenn es nur ein Zeichen der persönlichen Aufmerksamkeit und Zuwendung zu Gott ist – so wie Menschen ihre Zuneigung zueinander in kleinen Zeichen ausdrücken können, die sonst niemand bemerkt… auch das ist richtig verstandenes Fasten.

Die christliche Tradition spricht neben dem Fasten zugleich immer auch von Gebet und Almosen-Geben. Warum dieser Dreiklang?
Die Zuwendung zu Gott hängt immer auch mit der Zuwendung zum Menschen zusammen. Darum ist es sinnvoll, den Verzicht nicht nur mit dem Gebet, der ausdrücklichen Zuwendung zu Gott mit Worten zu verbinden, sondern auch mit einem Tun für die Menschen. Dass der Kern des Fastens mit solcher Zuwendung zu Gott und zu den Menschen zu tun hat, sieht man daran, dass das Fasten fast immer zusammen mit dem Beten und eben auch mit dem Almosen geben genannt wird. Fasten im christlichen Sinn meint immer: Nicht zuerst etwas für sich tun, sondern für Gott – und für die Menschen. Und dass solches Tun zugleich gut ist für mich und für unser Leben miteinander ist meiner Meinung nach eine Erfahrung, die man mit Gott immer machen kann, auch wenn man vielleicht erst zweimal hinschauen muss, um es zu merken.

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