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Mehr als faszinierend

Bischof Gerhard Feige zum Weihnachtsfest 2009

Bischof FeigeWas fasziniert eigentlich so an Weihnachten? Warum wird dieses Fest immer noch weltweit von unzähligen Christen und Nichtchristen gefeiert? Sicher verbindet sich damit eine große Sehnsucht nach Liebe, Heimat und Geborgenheit, die unausrottbar jedem Menschen eigen ist. Wer möchte schon einsam und abgeschrieben, unbehaust und friedlos sein, vor allem an diesen Tagen?

Kindheitserinnerungen werden wach; familiäre Beziehungen, Gemeinschaft und Solidarität sind begehrt; Sinne und Gefühle suchen nach Erfüllung. Weihnachten erscheint fast wie ein „zwischenmenschliches Stimmungs-barometer" oder ein „Seismograph für gesellschaftliche Befindlichkeit".

Letztlich geht es aber um noch tiefere Fragen: Wer oder was ist überhaupt der Mensch? Welchem Schicksal ist er ausgesetzt oder wozu berufen? Und wie sollte man sich einen Gott - wenn es ihn denn gibt - vorstellen?

Gott wird Mensch, in Jesus von Nazareth, vor über 2000 Jahren - das ist der Gehalt und die Kernbotschaft des Weihnachtsfestes. Damit sind wir Menschen nachdrücklich in unserer einzigartigen Würde bestätigt und erneuert worden. Dadurch hat Gott noch deutlicher gemacht, dass er keine unpersönliche Schicksalsmacht ist, sondern ein „Du", das sich uns liebevoll zuwendet und dabei bis zum Äußersten geht.

„Ich werde geliebt, also bin ich", könnte eine beglückende Weihnachtserfahrung und -erkenntnis sein: nicht nur eventuell und zeitweise durch einzelne Menschen, sondern sogar und dauerhaft durch Gott.

So gestimmt, hätte man tatsächlich Grund, sich seines Lebens zu freuen und dies gebührend zu feiern. Zugleich dürfte das aber auch Anstoß sein, für diejenigen sensibel zu bleiben, die in unwürdigen Verhältnissen leben müssen, nicht vertrauensvoll auf andere Menschen setzen können oder aber keinen lebendigen Bezug zu Gott haben. Auch ihnen gilt dieses Fest.

Auf jeden Fall sollte Weihnachten Appetit machen oder provozieren, nicht nur in Oberflächlichkeiten zu schwelgen, sondern sich auch seinem eigentlichen Geheimnis zu stellen: der Menschwerdung Gottes. Aus ihr folgt wesentlich, wie Christen Gott und den Menschen verstehen. Wer darüber staunen und daran glauben kann, hat sicher den authentischsten Zugang zu diesem Fest.

Möge Weihnachten auch weiterhin viele faszinieren, unsere Lebensperspektiven hoffnungsvoller erscheinen lassen und zu tatkräftiger Menschenfreundlichkeit anregen.

Dr. Gerhard Feige
Bischof von Magdeburg

 

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