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Sein großes Anliegen war die Ökumene

Pfarrer Dieter Tautz ist mit 75 Jahren verstorben

Der barmherzige Gott
hat am Donnerstag,
dem 03. Dezember 2009,
seinen treuen Diener,
Pfarrer i. R.

Dieter Tautz

im Alter von 75 Jahren
in sein ewiges Reich gerufen.

OsterkerzeDieter Tautz wurde am 25.07.1934 in Dessau geboren. Seine Kindheit war neben den starken familiären Banden von den Wirren des Zweiten Weltkrieges und der Not der Nachkriegszeit geprägt. So erlebte er, wie im Bombenhagel seine Heimatstadt total zerstört wurde und seine Eltern mit ihm und seinen Geschwistern aus ihrem brennenden Wohnhaus fliehen mussten. Sehr früh übernahm er als ältester Sohn in Nachkriegsjahren Verantwortung für die ganze Familie, der er Zeit seines Lebens immer tief verbunden blieb.
Das Abitur erwarb er 1953 an der Oberschule Philanthropium in Dessau und begann im selben Jahr das Theologiestudium am Philosophisch-Theologischen Studium in Erfurt. Die Priesterweihe empfing Dieter Tautz am 29.06.1959 in der Propsteikirche St. Sebastian in Magdeburg.

An der Seite von Pfarrer Ferdinand Weber wirkte Dieter Tautz von 1959 bis 1965 in Osterburg als Vikar. Hier sammelte er die ersten pastoralen Erfahrungen in den weit verstreuten Diaspora-Dörfern der Altmark. Von hier aus erlebte er auch den Wechsel von Papst Pius XII. zu Papst Johannes XXIII. mit seiner überraschenden Idee eines Konzils, an das sich schnell unglaubliche Zukunftshoffnungen knüpften. Die Ideen des Zweiten Vatikanischen Konzils begeisterten ihn und prägten sein gesamtes priesterliches Wirken.

Von 1965 bis 1973 war Dieter Tautz dann als Vikar in der Pfarrei St. Michael in Aschersleben tätig. Unter der Leitung von Pfarrer Adolf Betz und gemeinsam mit den anderen pastoralen Mitarbeiterinnen begann er dort, die Beschlüsse des Konzils in der Gemeindepastoral umzusetzen. Angeregt vom Konzil beschäftigte ihn die Nähe von Christentum und Judentum, knüpfte er erste Kontakte zur „Aktion Sühnezeichen" und organisierte er Arbeitseinsätze der katholischen Jugendgruppe im In- und Ausland. Ebenso begann sich in Aschersleben das Interesse an der Ökumene mit den evangelischen Schwestern und Brüdern zu entwickeln.

Nach dem bewegten Dienst in der Pfarrei Aschersleben mit ihren vielen Gruppen übernahm Dieter Tautz 1973 die Leitung der Pfarrvikarie St. Marien in Osterhausen-Sittichenbach. Seine vorrangige Aufgabe sah er nunmehr darin, diese Pfarrvikarie, die aus Vertriebenen und Umsiedlern, vor allem aus der Bukowina, bestand, zu einer Gemeinde zu formen. In Osterhausen-Sittichenbach hat er seine ökumenischen Bemühungen intensiviert und unter anderem eine Predigt-Arbeitsgemeinschaft der Amtsträger beider Kirchen, in der auch theologische und gesellschaftlich relevante Fragen ventiliert wurden, ins Leben gerufen.

Unter Beibehaltung seiner Aufgabe als Pfarrvikar von Osterhausen-Sittichenbach wurde Dieter Tautz 1982 von Bischof Johannes Braun zum Pfarrer der Pfarrei St. Gertrud in der Lutherstadt Eisleben und zum Kurat der Kuratie Hedersleben ernannt. Schon lange vor dem Pastoralen Zukunftsgespräch im Bistum Magdeburg hat er diese drei Gemeinden zu einem Pfarrverband zusammengeführt. Sein priesterlicher Dienst in den Gemeinden nährte sich aus der Feier der Eucharistie und fand darin immer wieder auch seinen Höhepunkt. Mit Hingabe und Akribie bereitete er die großen gottesdienstlichen Feiern im Laufe des Kirchenjahres vor und lotete dabei immer theologisch verantwortet deren Gestaltungsmöglichkeiten aus. Er legte großen Wert darauf, dass die verschiedenen liturgischen Dienste von einer Vielzahl von Kindern, Männern und Frauen übernommen wurden.
Als Pfarrer bemühte sich Dieter Tautz um eine gute Kooperation mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im pastoralen Dienst sowie in den verschiedenen gemeindeeigenen bzw. gemeindenahen Einrichtungen. Dabei ließ er den einzelnen einen großen Spielraum bei der Gestaltung ihrer Aufgaben und sorgte zugleich für eine Koordinierung der Aufgaben aller.

In der Stadt, in der Martin Luther geboren wurde und gestorben ist, entwickelte er ein vielseitiges ökumenisches Engagement, dass im Ökumenischen Kirchentag des Mansfelder Landes anlässlich des 450. Todestages Martin Luthers im Jahr 1996 einen Höhepunkt fand.
Die Wendezeit gestaltete er gemeinsam mit den evangelischen Amtsbrüdern in Eisleben. Friedensgebete, zahlreiche Diskussionen, Demonstrationen und der erste „Runde Tisch" wurden von ihm mit initiiert. Obwohl sich Dieter Tautz nie parteipolitisch engagierte, war er sich immer bewusst, dass das Christentum politisch ist, in dem es sich für das Heil der Menschen in der konkreten Gesellschaft einsetzt.

In besonderer Weise hat sich Dieter Tautz um den Wiederaufbau des Klosters St. Marien in Helfta bemüht. In Kooperation mit anderen Initiativen gelang es, Zisterzienserinnen der Abtei Seligenthal und anderer Klöster unter der Leitung der Alt-Äbtissin Mutter Assumpta Schenkl O.Cist. für die Wiederbelebung des Klosters zu gewinnen. Die aus den historischen Ruinen neu erstandene Klosterkirche konnte am 21.11.1999 durch Bischof Leo Nowak konsekriert werden.

Dankbar hat Dieter Tautz die Einladung der Zisterzienserinnen des Klosters Helfta angenommen, nach seiner Pensionierung am 01.09.2009 auf das Gelände des Klosters überzusiedeln und die Aufgabe des Hausgeistlichen zu übernehmen.

Die Eucharistiefeier zu seinem Goldenen Priesterweihejubiläum am 29.06.2009 hat Pfarrer Tautz in großer Dankbarkeit unter das Wort aus Dtn 8,2 gestellt: „Du sollst an den ganzen Weg denken, den der Herr, dein Gott, dich während der vierzig Jahre in der Wüste geführt hat." Wir dürfen hoffen, dass sich nun, da er seinen Lebensweg auf dieser Erde zu Ende gegangen ist, für ihn die Pforten des verheißenen Landes, des ewigen Lebens in der Herrlichkeit des dreifaltigen Gottes geöffnet haben.           
Thomas Kriesel

Das Requiem für unseren verstorbenen Mitbruder feiern wir am Sonnabend, dem 12.12.2009, um 10.30 Uhr in der katholischen Pfarrkirche St. Gertrud  in Lutherstadt Eisleben. Anschließend wird er auf dem Eislebener Friedhof beigesetzt.

Lasst uns seiner in der Eucharistiefeier und im Gebet gedenken.

Magdeburg, den 05.12.2009

Dr. Gerhard Feige
Bischof

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