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Nur zu Hause sitzen? Das ist nichts!

Caritas hilft zur Selbstständigkeit

In Prettin betreut die Caritas langzeitarbeitslose Menschen und bietet ihnen über gemeinwesenorientierte Arbeit Möglichkeiten der Beschäftigung und Qualifizierung bis hin zur Selbstständigkeit.

Heike Krügel mit selst gegossenen KerzenFreundlich öffnet Heike Krügel die Tür ihres Hauses in Prettin. Begeistert erzählt die 36-Jährige von ihrem noch jungen Wagnis der Selbstständigkeit. Seit Mai 2010 ist die gelernte Verfahrensmechanikerin Existenzgründerin. Dem voraus ging eine siebenjährige Zeit der Arbeitslosigkeit. Als sie vor drei Jahren aus dem Erzgebirge nach Prettin kam, kannte sie außer ihrem Freund niemanden. Sie hoffte, über eine Maßnahme der ARGE Anschluss zu finden. Schnell fand sie Kontakt zum Caritasverband für das Bistum Magdeburg.

Dieser leitet seit 2005 ein Beschäftigungsprojekt für Langzeitarbeitslose in Prettin. Zwischen 30 und 40 Mitarbeitende sind kontinuierlich im sozialen, kulturellen und touristischen Bereich tätig. 2009 unterstützten die Prettiner Langzeitarbeitslosen auch die Durchführung der Aktion „Eine Million Sterne". Hierfür gossen die Mitarbeitenden 1000 Kerzen, die auf dem Wittenberger Marktplatz als Symbol der weltweiten Solidarität mit bedürftigen Menschen leuchteten. Eine damit geborene Idee nahm Gestalt an. Wie wäre es, die Aktion bundesweit zu unterstützen und Kerzen in größerer Stückzahl zu produzieren? Könnte hiermit für einen von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenen Menschen eine Marktnische für eine Existenzgründung entdeckt werden? 

Selber anpacken, heißt die Devise 

Prettin befindet sich weit im Osten des Bistums Magdeburg. Zirka 2000 Einwohner leben hier noch; in den nächsten Jahren soll die Zahl auf 1500 schrumpfen. An produzierendem Gewerbe gibt es so gut wie nichts. Die Arbeitslosenquote liegt über dem Landesdurchschnitt bei etwa 20 Prozent. Viele Möglichkeiten, in der Region Arbeit zu finden, bestehen nicht. Da sind solche Marktersatzlösungen wie die sogenannten Ein-Euro-Jobs sehr gefragt und gewünscht. Aber auch hier setzt derzeit der Rotstift an und man muss für die Zukunft auch mit deutlichen Einschnitten rechnen. Also selber anpacken, heißt die Devise. So wurde den Mitarbeitenden die Idee der Existenzgründung offeriert. Die Ausbeute war mehr als mager. Leider konnte sich anfangs von den rund 30 Mitarbeitenden keiner für diese Selbstständigkeit wirklich begeistern. Zu groß war die Angst vor Veränderung. Zu gering der Mut und das Selbstvertrauen durch jahrelange Arbeitslosigkeit, etwas zu riskieren. 

Selbst ist die Frau

Anders Heike Krügel. Sie packte die Gelegenheit beim Schopf. „Immer nur zu Hause sitzen, das ist nichts. Ich wollte die Chance nutzen, um mir nicht später Vorwürfe machen zu müssen."

Sie steht im Hof ihres Häuschens und gießt die letzten Kerzen. Dann sind alle Saatschalen aus Terrakotta mit Wachs bestückt. Sie wartet auf die nächste Bestellung, die schon vor einiger Zeit getätigt wurde. Es zeigt sich, dass es nicht so ganz einfach ist, alles unter einen Hut zu bringen. Doch sie ist zuversichtlich, die derzeit noch bestehenden drei Aufträge pünktlich zu realisieren. So werden auch bei der diesjährigen bundesweiten Solidaritätsaktion „Eine Million Sterne" von Caritas international in einigen Städten Kerzen ein Licht in die Dunkelheit tragen, die von Heike Krügel hergestellt worden sind. „Für die Zukunft habe ich mir vorgenommen, eine größere Produktionspalette aufzubauen und mein Angebot zu erweitern, um später davon leben zu können." So verkauft sie die Kerzen im Laden ihres Freundes und auf diversen Märkten in der Region. Wünschenswert für Heike Krügel wäre eine größere Planungssicherheit. So würde sie sich freuen, wenn für das nächste Jahr frühzeitiger und noch mehr Bestellungen für die Kerzenproduktion etwa für die Aktion „Eine Million Sterne" eingehen würden. 

Jörg Vibrans

Beitrag zur Aktion "Eine Million Sterne"

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