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Diesen Anliegen schließt sich der Bischof an

"Familien-Umfrage" - zu Antworten aus dem Bistum

OR Ulrich LiebIm Hinblick auf die Bischofssynode 2014, die sich mit Themen der Familienpastoral beschäftigen soll, war es Papst Franziskus ein Anliegen, dass dazu im Vorfeld nicht nur – wie bisher üblich – die Bischöfe, sondern auch weitere Gläubige aus den Bistümern befragt werden. Leider wurde dies erst sehr spät bekannt, so dass die Aktion von vornherein unter massiven Zeitdruck geriet. Zudem waren verschiedene Fragestellungen zu kompliziert und ohne theologische Vorkenntnisse kaum richtig zu verstehen.

Im Bistum Magdeburg wurden die Fragebögen am 8. November 2013 an die 44 Pfarreien und an 11 Bistumseinrichtungen beziehungsweise Verbände geschickt. Um die Antworten durch die Hauptabteilung Pastoral fristgerecht auswerten und zusammenfassen zu können, mussten diese bis zum 30. November eingesandt werden. Mit einer Stellungnahme des Fachbereichs Pastoral und einem persönlichen Votum hat der Bischof die eingegangenen Antworten dann am 14. Dezember dem Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz zukommen lassen. Dort wird aus den Antworten aus allen deutschen Bistümern ein gemeinsamer Text erarbeitet, der schließlich bei einer Sitzung der Diözesanbischöfe Ende Januar verabschiedet und daraufhin nach Rom geschickt werden soll, um noch rechtzeitig für die offiziellen Vorlagen zur Bischofssynode beachtet werden zu können.

Trotz der Kürze der Zeit haben sich im Bistum Magdeburg 21 Gruppen und Einzelne an der Befragung beteiligt.

Hier einige Tendenzen aus den eingegangenen Antworten: 

  • Die Situation in unserer weithin konfessionslosen Gesellschaft ist von besonderer Art. So gehen zum Beispiel immer mehr Katholiken, wenn sie überhaupt kirchlich heiraten, Ehen mit konfessionslosen Partnern ein, denen katholische Vorstellungen und Normen nicht unbedingt vertraut waren.
     
  • Für den Lebensbereich von Ehe und Familie hat die Kirche weitgehend ihre Deutungshoheit verloren. Der Alltag wird auch bei Christen von Überzeugungen und Praktiken  geprägt, die aus dem gesellschaftlichen Umfeld stammen. Dennoch sind viele Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche darum bemüht, ihr Leben in Partnerschaft, Ehe und Familie verbindlich und verantwortungsvoll zu gestalten.
     
  • Es zeigt sich, dass auch gläubige Christen zunehmend in pluralen Lebensformen anzutreffen sind. Das Zusammenleben „ad experimentum“ ist fast die Regel geworden und wird von den meisten nicht als irregulär empfunden, sondern eher als Phase intensiver Erprobung. Es gibt außerdem eine steigende Anzahl von Lebensgemeinschaften ohne religiöse oder zivile Anerkennung.
     
  • Die Erfahrung zeigt, dass etwa zwei Drittel der Kinder im Osten Deutschlands in Lebensverhältnissen aufwachsen, die nicht in das herkömmliche Bild katholischer Ehe und Familie passen. Davon sind auch Kinder in unseren Pfarreien betroffen. Wenn deren Erstkommunion oder Firmung ansteht, erscheint es zumeist unverständlich und unerträglich, wenn ihre Eltern vom Sakramentenempfang ausgeschlossen werden.
     
  • Auf diesem Hintergrund verändert sich auch die traditionelle Familienpastoral. Insgesamt haben wir als Ortskirche auf diesem Gebiet deshalb einen starken Bedarf an Erneuerung. Erste Ansätze sind dabei ermutigend und weisen in die richtige Richtung.
     
  • Es gilt, die Lehre der Kirche zu Partnerschaft, Ehe und Familie einladend zu formulieren und nicht verurteilend und ausgrenzend.
     
  • Es bedarf eines neuen Blicks auf den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und verantwortbarer Lösungen, die sowohl die Überzeugung von der Unauflöslichkeit der Ehe nicht in Frage stellen, als auch denen in gerechterer und barmherzigerer Weise Möglichkeiten eröffnen, die dieses Ideal nicht leben konnten. Denn – so schreibt zum Beispiel auch Papst Franziskus – „die Eucharistie ist, obwohl sie die Fülle des sakramentalen Lebens darstellt, nicht eine Belohnung für die Vollkommenen, sondern ein großzügiges Heilmittel und eine Nahrung für die Schwachen“ (Evangelii gaudium Nr. 47).
     
  • Paar- und Familienkonstellationen mit christlichen und nichtchristlichen Partner/innen müssen immer mehr zu Feldern von Evangelisierung werden.
     

Diesen Anliegen schließt sich auch Bischof Gerhard Feige an. In verschiedenen Predigten und anderen Veröffentlichungen hat er dies schon mehrfach zum Ausdruck gebracht.

Ulrich Lieb
Ordinariatsrat und Leiter des Fachbereichs Pastoral

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