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Geistlich und handfest

Nachruf und Bilder

Gott, der barmherzige Vater, hat am Donnerstag, dem 28. Januar 2016, seinen treuen Diener, Herrn Dompropst em., Generalvikar i. R. Theodor Stolpe im Alter von 83 Jahren in sein ewiges Reich gerufen.

Theodor Stolpe wurde am 29.09.1932 in Rauden, Niederschlesien, geboren. Als zweites von fünf Kindern wuchs er dort auf und besuchte die Volksschule in Rauden. Im Juni 1945 wurde er mit seiner Mutter und seinen Geschwistern aus der Heimat vertrieben und gelangte nach sechswöchigem Fußmarsch nach Grimme, Kreis Zerbst. Sein Vater konnte der Familie im Jahr 1947 aus der Gefangenschaft dorthin folgen.

In Grimme besuchte Theodor Stolpe bis zum Sommer 1947 die Grundschule. Nach seinem Schulabschluss hatte er sich zunächst zum Hufbeschlag- und Wagenschmied ausbilden lassen und diesen Beruf auch drei Jahre lang ausgeübt. Der Ruf zum Priestertum ist erst allmählich in ihm erwacht, so dass er als Spätberufener Theologie studierte und 1963 von Weihbischof Friedrich Maria Rintelen in Magdeburg zum Priester geweiht wurde. Beides kennzeichnete ihn von Anfang an: sowohl handfest anpacken zu können als auch geistlich zu wirken.

Nach seiner Priesterweihe war er an verschiedenen Orten tätig: zunächst für zwei Jahre zur Vertretung in Goldbeck, danach zehn Jahre lang als Kuratus in Elbingerode, wo er sich auch mit seinen handwerklichen Fähigkeiten für den Bau des Pfarrhauses engagierte, bis er dann 1976 von Bischof Johannes Braun als Pfarrer von Aschersleben eingesetzt wurde.

Sechs Jahre später – im Jahr 1982 – wurde er zum Propst in Magdeburg ernannt. Dort hatte er mit umfangreichen Bauarbeiten zu tun: dem Neubau eines Pfarr- und Gemeindehauses, der Dank des sogenannten Sonderbauprogramms möglich geworden war, und mit der Renovierung der St. Sebastianskirche.

Die gesellschaftliche und politische Wende von 1989 und 1990 brachte auch für ihn eine tief- greifende Veränderung. 1990 wurde er von Bischof Leo Nowak zum Generalvikar im Bischöflichen Amt Magdeburg und 1994 dann zum Generalvikar des neu gegründeten Bistums Magdeburg ernannt. Diesen Dienst übte er bis 2002 aus.

Als erster Dompropst musste er 1994 ein Kathedralkapitel errichten und ausgestalten, das es zuvor in unserer Region noch nicht gab. Dazu gehörten die Regelungen über die Beschaffung eines Kapitelsvermögens bis hin zur Festlegung einer angemessenen und zugleich bescheidenen Amtskleidung für die Domkapitulare.

Als Generalvikar war es seine Aufgabe, die kirchliche Verwaltung im Bischöflichen Amt bzw. dann im Bistum Magdeburg nach den Vorgaben der west- und süddeutschen Bistümer aufzubauen – auch wenn man hierzulande immer mit weniger Personen und weniger Geld als anderswo auskommen musste.

Ähnliches gilt auch für den Baubereich. In den über zwölf Jahren seines Wirkens als Generalvikar sind viele unserer Kirchen sowie Pfarr- und Gemeindehäuser von Grund auf saniert worden. Neu erbaut bzw. wieder aufgebaut wurden darüber hinaus das heutige Roncalli-Haus, das Gemeindezentrum in Wolfen-Nord, unsere katholischen Schulen, die Klöster Huysburg und Helfta, verschiedene Einrichtungen der Caritas und unser Ordinariatsgebäude.

Zu erwähnen sind auch die Sanierung der Kathedrale und die Errichtung des Kreuzgangs samt Kapitelsfriedhof und Kapitelshaus mit der heutigen Sakristei. Verbunden war dies alles mit dem Rückbau des in DDR-Zeiten hoch spezialisierten kirchlichen Bauamtes sowie mit der Errichtung und Leitung einer von Bistums-Gremien aus besetzten Baukommission. Im Zusammenhang mit den Bausanierungen und Neubauten galt es zudem, angemessene künstlerische Gestaltungen zu finden. Hier hat sich Theodor Stolpe immer wieder kundig und ideenreich eingebracht.

Auch in der Finanz- und Vermögensverwaltung des Bistums hat er sich für eine nachhaltige Entwicklung eingesetzt – wenn auch nicht immer mit dem erwarteten Erfolg.

Sein Herz schlug auch für die Caritas. Von 1990 bis 1998 war er Vorsitzender des Diözesan- Caritasverbandes. In diesem Sinn hat er sich z. B. dafür eingesetzt, dass im bulgarischen Burgas ein Haus für Straßenkinder organisiert und damit ein wirksamer Impuls für die Integration der Roma in die bulgarische Gesellschaft gesetzt werden konnte.

Darüber hinaus war es ihm ein Anliegen, die Partnerschaft zum litauischen Bistum Kaisiadorys aufzubauen und zu begleiten. Dank seiner Kenntnis konnten so in der Diözese Kaisiadorys gute Bedingungen für die Finanzierung der Seelsorge geschaffen werden.

Nach seiner Emeritierung hat er schließlich jahrelang den Dienst an den Priestern im Ruhestand wahrgenommen.

Bezeichnend für ihn war seine Bereitschaft, sich den verschiedensten Aufgaben und Herausforderungen zu stellen. Vielen wird er als freundlicher und väterlicher Seelsorger in Erinnerung bleiben.

In alldem war er von unermüdlicher Schaffenskraft – auch als ihn seine Krankheiten schon lange gezeichnet hatten. In bewundernswerter Weise und voll gläubiger Zuversicht hat er sein Leiden bis zuletzt angenommen ertragen.

Möge der Herr ihm nun alle Mühen reichlich vergelten, sein Leid in Freude wandeln und ihn mit ewigem Leben beschenken. Möge er nun für immer Gott schauen, für den er gelebt und auf den er gehofft hat!

Das Requiem für unseren verstorbenen Mitbruder feiern wir am Freitag, dem 05.02.2016, um 11:00 Uhr in der Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg. Die Beerdigung findet anschließend auf dem Kapitelsfriedhof statt. Priester und Diakone sind eingeladen, das Requiem und die Beerdigung in Chorkleidung mitzufeiern. Danach sind alle eingeladen zu Imbiss und Begegnung im Roncalli-Haus.

Lasst uns unseres Verstorbenen im Gebet und bei der Eucharistiefeier gedenken.

Magdeburg, den 29. Januar 2016
Dr. Gerhard Feige
Bischof

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