Bistumskarte Jetzt spenden

Glauben gemeinsam bekennen und leben

Bischöfin und Bischof im Dialog

Halle (pbm) – Freude über das, was in der Ökumene heute möglich ist, sollte das Miteinander der Kirchen in Sachsen-Anhalt bestimmen. Darin waren sich Bischöfin Ilse Junkermann und Bischof Gerhard Feige bei ihrem öffentlichen Dialog am Montagabend in der halleschen Pauluskirche einig. Und – so schien es – auch die meisten ihrer rund 300 Zuhörer konnten dieser Aufmunterung der beiden Kirchenoberen durchaus folgen. Vor allem Junkermann betonte mehrfach die positive Entwicklung der Ökumene seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Es sei keinesfalls hilfreich, den Finger wieder und wieder auf die Wunde zu legen, viel mehr sollten Christen beider Konfessionen „sich auf das konzentrieren, was alles schon möglich ist und diese Möglichkeiten auch ausschöpfen“. Es sei ohnehin fraglich, wie die immer wieder geforderte Einheit der Kirchen überhaupt aussehen könne und was sie auszeichne. Ihr, sagte Junkermann, schwebe eine „Vielfalt und Verschiedenheit in Versöhntheit“ vor, die auf einer „gemeinsamen Bezogenheit auf Gott und sein Wort“ gründet.
Bischöfin und Bischof im Gespräch
Bischof Feige, der sich gleichfalls „froh und dankbar“ über das gute Miteinander der Kirchen in Sachsen-Anhalt äußerte, erinnerte daran, dass es auf beiden Seiten auch Christen gibt, die sich mit der Ökumene schwer tun. Auch sie müssten auf dem Weg zu einer größeren Einheit mitgenommen werden. Ihre Probleme und Nöte seien oft keine theologischen, sondern eher emotionaler und sozialer Natur. Menschliche Nähe und gute Erfahrungen miteinander könnten da manche Schranken öffnen und neue Wege bahnen. Auch Feige plädiert darum für gute und enge ökumenische Kontakte vor Ort. Probleme sollten benannt und kritisch besprochen, Freude und Leid miteinandergeteilt werden. Beide – Junkermann und Feige – warnten davor, sich auf Kosten der jeweils anderen Konfession profilieren zu wollen. 

Kuschelige Wohlfühlgruppen

Einig waren sich beide Bischöfe auch darin, dass alle Christen einzeln und gemeinsam vor großen Herausforderungen stehen. Die Kirchen und der christliche Glaube würden heute in Europa in einer so noch nicht erfahrenen Weise angefragt und kritisiert. Denkbar wäre, überlegte Feige, dass sich Christen angesichts solcher Entwicklungen abgrenzen und in „sektiererische Zirkel oder kuschelige Wohlfühlgruppen“ zurückziehen. Er plädiere jedoch dafür, sich nicht abzukapseln. Vielmehr gelte es, sich ökumenisch aufgeschlossen und geschwisterlich dem Pluralismus zu stellen und die Gesellschaft mitzugestalten. Religion dürfe sich nicht ins private Abseits drängen lassen.

Ähnlich äußerte sich auch Bischöfin Ilse Junkermann, die angesichts des gesellschaftlichen Wandels ein stärkeres und deutliches gemeinsames Auftreten der Christen erwartet. Die Christen müssten viel mehr und verständlicher erklären, warum ihnen der Glaube an den guten und liebenden Gott so wichtig und warum die Botschaft Jesu für alle Menschen von herausragender Bedeutung sei. „Das müssen wir gemeinsam tun!“, forderte Junkermann. Einen guten und wichtigen Schritt in diese Richtung sehen beide Bischöfe darin, das Reformationsgedenken 2017 gemeinsam zu begehen; dabei Verfehlungen und Irrwege zu bekennen, zugleich aber auch gemeinsam zu feiern und zu bekennen, was in der Reformation erkannt wurden: Dass der Mensch – jeder Mensch – aus Gottes Gnade heil werden kann. 

Themen und Partnerportale