Angedacht

Die sieben Gaben des Geistes im Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand nutzen

Weisheit, Einsicht, Rat, Erkenntnis, Stärke, Frömmigkeit und Gottesfurcht – diese sieben Gaben des Heiligen Geistes stehen stellvertretend für die Fülle der Begabungen, die Gott uns mit auf den Weg gibt. Indem Gott diese Begabungen seiner Kirche schenkt, formt und gestaltet er eine Institution durch den Heiligen Geist. Zugleich sind diese Gaben – die ja mit der Firmung jeder/m ChristIin zugesprochen sind – eine Kraftquelle, aus der Einzelne wie eine Gemeinschaft leben können.

Im Mai 2016 wurden Pfarrgemeinderäte und Kirchenvorstände im Bistum Magdeburg neu gewählt. Was könnten diese Gaben für ihre Arbeit bedeuten? Ein Versuch!

 

Weisheit


Weisheit ist nicht etwas, was wir an uns selbst wahrnehmen können, sondern eigentlich nur an anderen. Die Beratung in einem Gremium kann für uns eine Gelegenheit sein, die Weisheit der anderen (vielleicht überraschend neu) zu entdecken. Möglicherweise zeigt sich die Weisheit dann auch bei Menschen, bei denen wir es zuvor nicht erwartet hätten.

Damit die Gabe der Weisheit zum Zug kommen kann, braucht eine Beratung Offenheit, in der auch alle gehört werden können. Hilfreich kann es sein, gerade einen zurückhaltenden Menschen um seine Meinung zu bitten. Manchmal dient es einer guten Entscheidung, wenn eine Festlegung nicht unter zeitlichem Druck, sondern mit Abstand getroffen wird. Kurz: Die Vertagung kann ein weiser Schritt sein.

 

Einsicht


Einsicht bedeutet, dass eine bestimmte Frage oder ein Sachverhalt durchdrungen oder begriffen ist. Eine Beratung dient dazu, Fragen und Sachverhalte aus unterschiedlichen Blickwinkeln anzuschauen und so ein umfassenderes Bild zu gewinnen. Damit kann eine Klarheit gewonnen werden, auf deren Basis eine Entscheidung getroffen werden kann.

In einem Gremium liegt der Weg zu einer Einsicht wohl in der Bereitschaft, gemeinsam an einem Thema zu arbeiten, den eigenen Blickwinkel in das Gespräch einzubringen und mit Neugier an den Wahrnehmungen der anderen interessiert zu sein. Meinungsbildung in einem Gremium ist (fast) nie eine vergebliche Mühe, sondern dient guten Entscheidungen.

 

Rat


Wenn wir bei anderen Rat suchen, erhoffen wir uns davon, dass uns eine Richtung angedeutet wird, nach der wir unsere weiteren Überlegungen ausrichten können. Deshalb suchen wir auch Rat bei Menschen, denen wir eine hohe Kompetenz in einer Frage zusprechen. Es kann hilfreich sein, den eigenen Kreis auszuweiten und sich von außen einen guten Rat zu holen.

Wenn nun ein Pfarrgemeinderat oder Kirchenvorstand sich mit einer bestimmten Frage befassen muss, kann es gelegentlich unverzichtbar sein, andere Menschen aus der Gemeinde oder darüber hinaus zu Rate zu ziehen. Die Gremien brauchen nicht nur auf sich selbst zu vertrauen, sondern können bewusst bei anderen nach entsprechenden Kompetenzen suchen und fragen. Aufgabe der Gremien ist es dann, aus dem Gehörten die entsprechenden Schlussfolgerungen zu ziehen.
 

Erkenntnis


Eine Erkenntnis zu gewinnen bedeutet ein tieferes Verstehen von Zusammenhängen und Beziehungen, die mit einem Thema oder einer Frage verbunden sind. Gerade wenn die Umstände unübersichtlich oder sehr komplex sind, markiert die gefundene Erkenntnis einen wirklichen Fortschritt in der Aneignung. Weil Erkenntnis immer auch Sicherheit und Gewissheit im Umgang bedeutet, können darauf weitere Schritte aufbauen.

Wenn ein Gremium auf einem längeren Weg der Zusammenarbeit unterwegs ist, kann es hilfreich sein, (wichtige) Erkenntnisse auf diesem Weg zu sichern – etwa in einem Protokoll. Bei weiteren Überlegungen und Handlungen kann dann auf diese Erkenntnisse zurückgegriffen und das weiterführende Vorgehen daran überprüft oder entwickelt werden.

 

Stärke


Damit sich nach der Beratung in einem Gremium ein Vorhaben weiterentwickeln kann, braucht es immer auch kraftvolle Akteure, die diese Vorhaben vorantreiben. Diese sind gewissermaßen Anwälte, die für die Überlegungen einstehen und die einem Thema – obwohl es für alle relevant ist – ein Gesicht verleihen können.

Nicht alle, die in einem Gremium mitarbeiten, können solche Vorkämpfer sein. Manchen liegt es aber gewissermaßen im Blut. Wenn diese sich für eine Sache einsetzen und sprechen, dann drängen sie sich nicht in den Vordergrund, sondern sind vielmehr für das Gelingen eines Vorhabens unverzichtbar.

 

Frömmigkeit


Frömmigkeit kann ein Ausdruck dafür sein, welchen Stellenwert Gott in unserem Handeln und in unserer Sicht der Dinge hat. Für kirchliche Gremien wäre es fatal, wenn sie sich dieser Rückbindung nicht bewusst sind. Letztlich ist die Beziehung zu Gott ein Rahmen, in dem sich Kirche entwickelt und verwirklicht. Damit bekommt das Handeln einer christlichen Gemeinschaft ihr Gepräge und bestimmt ihre Qualität.

In der Beratung eines Gremiums kann es daher gut sein, die Überlegungen unter diese Bindung zu stellen. Der geistliche Einstieg, das geistliche Wort zu Beginn sind dabei vertraute Formen. Denkbar wäre auch, die Beratung an einer bestimmten Stelle zu unterbrechen und im Gebet um notwendige eigene Offenheit sowie die richtigen Entscheidungen zu bitten.

 

Gottesfurcht


Gott will uns keine Angst bereiten, denn Angst hat zum Teil sehr zerstörerische Züge. Gottesfurcht hat eher damit zu tun, dass wir Gottes Anspruch an unser Leben respektieren. Und dieser Anspruch will uns letztlich dahin führen, dass wir zu einem verantworteten - und darin guten - Leben kommen.

Dieser Bezug zum Heilswillen Gottes, der nicht nur uns selbst, sondern auch den anderen Menschen in unserer Nachbarschaft gilt, sollte unsere Überlegungen und Entscheidungen in einem Gremium prägen. Es kann uns weiterführen, wenn wir in unserer Wahrnehmung der Wirklichkeit versuchen, zumindest ein wenig die Perspektive Gottes einzunehmen. Dann werden für uns gute Entscheidungen möglich!
Thomas Pogoda
Fachbereich Pastoral
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Newsletter des Fachbereichs Pastoral in Kirche und Gesellschaft

im Bischöflichen Ordinariat Magdeburg

(Ausgabe Juni 2016)
Titelbild: © crazymedia / Fotolia
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