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Erinnerung an das Geheimnis Gottes

Altarweihe in der Pfarreikirche St. Peter und Paul in Dessau

Nach umfänglichen Restaurierungs-, Renovierungs- und Umgestaltungsarbeiten wurde in der Pfarreikirche St. Peter und Paul in Dessau der Altar von Bischof Dr. Gerhard Feige geweiht. Vor der Weihe wurde Reliquien im Fuß des neuen Altars beigesetzt. „Seit der ersten Kirchweihe im Jahre 1873 sind das die Reliquien der heiligen Märtyrer Constantius, Justus und Tranquilla. Als 1975 der vierte Altar der Kirche konsekriert worden ist, kamen als Geschenk des Erzbischofs von Paderborn auch Reliquien des Hl. Liborius hinzu“, erklärt Gemeindereferent Felix Kobold der Gemeinde. Bischof Feige setzte auch diesem 5. Altar der Pfarrei die Reliquien bei.

Kobold erläutert diese Tradition der Gemeinde: Versammelten sich die Gemeinden in der Zeit der frühen Kirche an den Gräbern der Blutzeugen, um die Eucharistie zu feiern, so begann man ab dem 4. Jahrhundert damit, die Altäre der Kirchen über Gräbern von Märtyrern zu errichten. Diese Tradition wurde fortgeführt, indem nun Reliquien von Heiligen unter den Altären beigesetzt wurden. Unsere Kirche ist auf dem Fundament der Apostel errichtet. Die Heiligen bezeugen uns den Glauben der Kirche seit der apostolischen Zeit. Sie sind uns Vorbild und Fürsprecher im Glauben.“

Anschließend besprengte der Bischof die Altarplatte mit Weihwasser und rieb sie mit dem Chrisam-Öl ein. Dann wurde auf dem Altar Weihrauch verbrannt. „Besprengung mit Wasser, Salbung mit dem Christus-Öl und das Verbrennen von Weihrauch auf dem Altar stellen uns zeichenhafte dar, was dann im Weihegebet ausgesprochen wird“, so Kobold. „Wenn wir in Zukunft beim Betreten der Kirche und beim Gottesdienst den Altar durch eine Verneigung verehren, huldigen wir Christus selbst, dem Herrn der Kirche, der uns in heiligen Zeichen seine Gegenwart verbürgt.“

„Christlicher Glaube ist auf Gemeinschaft ausgerichtet“, so Bischof Dr. Feige in seiner Predigt. „Alle Ereignisse geschehen innerhalb einer Gruppe: das Gespräch auf dem Weg, das gemeinsame Wandern, die Auslegung der Schrift, das Mahl. Der christliche Glaube hat immer einen sozialen Aspekt; er setzt einerseits gewachsene Kontakte voraus und schafft andererseits neue Verbindungen unter den Menschen. So hat schon Jesus nicht nur zu je einzelner Nachfolge gerufen, sondern Menschen aufeinander verwiesen und gemeinsam ausgesandt.“

Unsere Kirche schöpfe immer wieder aus den Quellen von Wort und Sakrament und sei angewiesen auf den lebendigen Austausch und eine echte Kommunikation der Glaubenden. „Im Zentrum der Eucharistiefeier bestätigen wir den Ruf „Geheimnis des Glaubens" mit den Worten: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit". Dabei meinen wir nicht, etwa eine Totengedächtnisfeier zu begehen — so, als ob wir uns nur an Jesus Christus und sein Wirken erinnern würden. Wir glauben vielmehr, dass er selbst wirklich gegenwärtig ist, dass die Zeiten überbrückt werden und dass sein Tod und seine Auferstehung für uns eine sehr konkrete Bedeutung erlangen“, so der Bischof.

In der Eucharistiefeier gehe es aber nicht nur um Jesus Christus und seine Gegenwart in dieser einzigartigen Dichte. „Vielmehr ist das eigentliche Ziel dieses Sakramentes, ihn in den Gestalten von Brot und Wein in sich aufzunehmen und auf diese innige Weise mit ihm zu kommunizieren. Wer sich davon im Herzen treffen lässt, wird selbst gewandelt und wieder gesandt, um sich wie Christus zu verschenken und anderen zur Speise zu werden, in Familie und Beruf, in Schule und Sportverein, in Nachbarschaft und Kommune, in Politik und Gesellschaft.“

Der neue Altar, mit Weihwasser besprengt, mit Chrisamöl gesalbt, und verbrannten Weihrauch geweiht, unterstreicht mit diesen Zeichen seine Bedeutung. „Er erinnert uns an das Geheimnis unseres Glaubens. Scheuen wir keine Mühen und lassen wir nicht nach, uns immer wieder um diesen Altar zur Feier des Todes und der Auferstehung Jesu Christi zu versammeln. Ja, hier ist ein äußerst bevorzugter Ort, wo uns Gott in Jesus Christus begegnen will, ein Ort, der verdeutlicht, woraus wir leben können und was wir erhoffen dürfen.“

„Im Russischen gibt es die schöne Formulierung: „церковь работает", das heißt übersetzt: „die Kirche arbeitet"“, so Feige. „Das bezieht sich nicht auf Baumaßnahmen, auch nicht auf Prozesse der Umstrukturierung oder irgendwelche ‚Gschaftlhuberei‘. Das bedeutet vielmehr: Hier wird gebetet und Gottesdienst gefeiert. Möge auch Ihre Kirche ein segensreicher Ort bleiben: zur Erinnerung daran, dass es über Arbeit, Einkauf, Urlaub und Vergnügen auch noch Wesentlicheres gibt; zur Sammlung einer lebendigen Gemeinde und zur Heiligung aller. Möge die Begegnung mit Christus so anrühren, dass auch wir immer wieder erfahren können, was die Jünger formuliert haben: „Brannte nicht unser Herz in uns." Und mögen viele — davon gestärkt — immer wieder ihren Glauben im Alltag bezeugen und das Evangelium aus den Mauern und Türen der Kirche hinaus in die Welt tragen.“

(sus; Foto: Sperling)

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