
Starkes Zeichen
Pontifikalamt am Gründonnerstag leitet die Heiligen Drei Tage ein
Zu Beginn der Heiligen Drei Tage, des „Triduum Sacrum“ von Leiden, Tod und Auferstehung des Herrn begrüßte Bischof Dr. Gerhard Feige die Gläubigen in der Kathedrale St. Sebastian zum Gründonnerstag-Gottesdienst. "Wir stehen am Beginn des Höhepunktes des gesamten Kirchenjahres", so der Bischof, "und wir begleiten ihn auf seinem Weg des Leidens bis hin zur Auferstehung."
Das Ende ist nahe: Der Gründonnerstag steht ganz im Zeichen des Abschieds Jesu. Zum letzten Mal vor seinem Leiden und Sterben kommt er am Abend mit seinen zwölf Jüngern zusammen. Dabei stehen zwei außerordentliche Symbolhandlungen im Fokus, die Teil des Vermächtnisses Christi sind: das gemeinsame Mahl und die Fußwaschung der Jünger. Genau diese beiden Handlungen rückt auch die Kirche bei der Liturgie am Gründonnerstagabend in den Mittelpunkt. Die Messe vom letzten Abendmahl bildet dabei den Auftakt der "Triduum Sacrum".
Pfarrer Dr. Matthias Hamann ging in seiner Predigt auf die Frage ein: Wieviel Kirche brauche ich eigentlich? Kann ich das, was meine Vorfahren bei der Kirche geholt haben, nicht anderswo bekommen?“ Menschen hätten längst begonnen, aus dem vielfältigen Angebot der Kirchen das auszuwählen, was sie für ihr Leben als nützlich erachten. „Was nicht mehr in den Alltag oder den eigenen Lebensentwurf passt, lässt man einfach bleiben. Bei der Teilnahme am sonntäglichen Gottesdienst spüren wir das besonders heftig“, so Hamann.
Einige trieben es sogar auf die Spitze, in dem sie fragen, wozu brauche ich das alles noch? „Die Perspektive der Nützlichkeit ist uns aus dem Alltag vertraut“, so Hamann. „Sie prägt in vielen Lebensbereichen unsere Sicht auf die Dinge.“ Aber statt der Frage ‚Wieviel Gottesdienst haben wir überhaupt nötig‘ stellt Hamann lieber die Fragen: „Wer dient eigentlich wem im Gottesdienst?“
Als zusammengesetztes Substantiv könne Gottesdienst als Genitivus Subjektivus gelesen werden, also als Dienst Gottes – an den Menschen oder aber als Genitivus Objectivus, als Dienst vor Gott. „Es herrscht vielmehr die Auffassung, dass Gottesdienste zum Serviceangebot der Kirche gehören. Gefragt sind Priester, Kirchenmusiker und liturgische Dienste, die durch ihre Performance für ein vielfältiges Angebot sorgen und dabei die Nahversorgung aller Kirchenmitglieder sicherstellen."
„Das Evangelium vom Gründonnerstag erzählt uns, dass Jesus beim letzten Mahl mit seinen Jüngern ein starkes Zeichen gesetzt hat: Er legte ein Gewand ab, umgürtete sich mit einem Leinentuch und begann, seinen Freunden die Füße zu waschen; eine Aufgabe, die in einem gehobenen jüdischen Haushalt von Sklaven an den Gästen als zeichen des Willkommenseins ausgeführt wurde“, so Hamann.
Petrus wollte es nicht, dass sein Freund ihm die Füße wäscht, aber Jesus machte ihm klar, dass er sonst keine Gemeinschaft mit ihm hätte. „Und das ist es bis heute: Den Ritus der Fußwaschung verstehen wir nur, wenn wir ihn im Zusammenhang mit dem Tod Jesu am Kreuz sehen und mit seiner Deutung von Brot und Wein als Zeichen seiner Lebenshingabe an Gott und die Menschen. Erst wenn wir diesen seinen Dienst der Hingabe annehmen, haben wir Anteil und Gemeinschaft mit ihm.“
An diesem Tag erinnert die Kirche in der Messe vom letzten Abendmahl an die Einsetzung des Altarssakraments, der Eucharistie. Wie die Heilige Schrift berichtet, hielt Jesus am Abend vor seiner Kreuzigung mit den zwölf Aposteln das rituelle Paschamahl; mit dem Paschafest gedenkt das jüdische Volk seiner Befreiung aus Ägypten und des Durchzugs durch das Rote Meer. Bei diesem Mahl brach und reichte Christus den Jüngern Brot, das er als seinen Leib bezeichnete. Ebenso gab er ihnen einen Kelch mit Wein, den er als sein Blut deutete. Der Auftrag lautete: "Tut dies zu meinem Gedächtnis" (vgl. 1 Kor 11,24f). Mit dieser Handlung stiftete Jesus das gemeinsame Mahl als Zeichen seiner bleibenden Gegenwart und eines neuen Bundes mit Gott. Die Eucharistiefeier wurde somit zur zentralen liturgischen Feier der Kirche, in der sie des Todes und der Auferstehung Jesu gedenkt und sein Opfer vergegenwärtigt.
Am Ende des Gottesdienstes wurden die konsekrierten Hostien in einer schlichten Prozession in Seitenkapelle überführt. Der Tabernakel bleibt offen und leer. Jeglicher Schmuck wie Blumen und Kerzen sowie das Altartuch werden aus dem Altarraum entfernt. Das symbolisiert Trauer und erinnert zugleich an die Überlieferung, nach der Jesus die Kleider vom Leib gerissen wurden.
(sus; katholisch.de; Fotos: Sperling)