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Dem Geheimnis auf der Spur

Karfreitag-Liturgie vom Leiden und Sterben Christi in der Kathedrale St. Sebastian

Um die neunte Stunde versammelten sich an Karfreitag in der Magdeburger Kathedrale die Gläubigen, um die Feier vom Leiden und Sterben Jesu zu begehen. Bischof Dr. Gerhard Feige begann die Feier mit einem stillen Gebet, bevor der Kathedralchor unter der Leitung von Kathedralmusiker Matthias Mück die Leidensgeschichte Jesu mit der Johannes-Passion nach Heinrich Röhr darbrachte.

In seiner Predigt ging Diakon Matthias Marcinkowski dem Geheimnis der Verhüllung auf die Spur. „Vielleicht erinnern Sie sich noch: Das Künstlerehepaar Christo verpackte diverse Gebäude und Gegenstände – wie Bäume und sogar ganze Inseln – und entzog sie damit symbolisch dem Zugriff der Zuschauerblicke.“ Das faszinierende an der Verhüllung sein die Gegenwärtigkeit des Verborgenen. „Zwar ist der Gegenstand dem Zugriff durch unsere Blicke entzogen, doch weiß man um seine Präsenz“, so der Diakon.  „Im Verhüllen zeigt sich die Gegenwart des Verborgenen. Denn so lernt man, das Vordergründige in Frage zu stellen und andere Dimensionen der Wirklichkeit zu erkennen oder zumindest den Raum dafür offenzuhalten.“

„Wer dieses Kreuz anschaut und heute diesen Gottesdienst mitfeiert, kommt mit all seinen Sinnen dem Geheimnis unserer Erlösung auf die Spur.“  An Karfreitag geschehe etwas Unverzichtbares. „Dieser Tag ruft auf, auf das zu blicken, was wir oft nicht sehen wollen. Für welches Leid steht das Kreuz Jesu? Für welche Nöte in unserer Welt, die oft genug für uns unsichtbar sind oder vor denen wir die Augen verschließen“, so Marcinkowski. „So rückt der Karfreitag, so rückt dieses Kreuz, so rückt das Leiden Jesu, Menschen ins Zentrum, die unseren Blicken oft entzogen sind. Möglicherweise fällt der Blick auch auf uns selber, die wir auch unglücklich sind. Mit einem Leid, dass niemand sieht, niemand sehen kann oder sehen will.“

Statt den Blick schnell abzuwenden und schnell zur Tagesordnung überzugehen rät der Diakon: „Christsein heißt: daran Anstoß nehmen, dass Jesus heute noch in vielen seiner Schwestern und Brüdern gekreuzigt wird. Je mehr wir Anstoß nehmen an den Leidensgeschichten, die wir wahrnehmen, desto weniger können wir die Hände in den Schoß legen, desto stärker wird unser Wunsch, dass sich etwas ändert, das Leiden beendet wird, umso intensiver wird unser Einsatz werden.“

Auch deshalb werde das Kreuz durch die Kirche in den Altarraum getragen und langsam mit der enthüllt mit der Aufforderung: ‚Seht das Kreuz, an dem der Herr gehangen.‘ Wir wollen uns nicht heraushalten aus dem Leid, das um uns herum geschieht.  Wir wollen uns das Leiden Jesu und die Not unserer Mitmenschen unter die Haut gehen lassen. Deshalb gehen wir an das Kreuz heran und setzen uns dem Blick des Gekreuzigten aus.“

(Sus; Fotos: Sperling)

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