
Sieg des Lebens
Pontifikalamt zum Hochfest der Auferstehung des Herrn
„ER ist wahrhaft auferstanden!“ Mit diesen Worten begrüßte Bischof Dr. Gerhard Feige die Gläubigen in der Kathedrale St. Sebastian zum Ostersonntag in Magdeburg. Diese Botschaft der Auferstehung Christi bewege die Herzen vieler Menschen weltweit. Bewegend war dann auch die „Piccolomini-Messe“ Missa Brevis in C-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart, gespielt und gesungen von Mitgliedern der Magdeburger Philharmonie, Solisten des Opernchores Magdeburg und dem Kathedralchor St. Sebastian unter der Gesamtleistung von Kathedralmusiker Matthias Mück. An den Trompeten Marie-Therese Finkler und Günter Schaumberger.
„Mit der Auferstehung feiern wir den Sieg des Lebens über den Tod“, so der Bischof. An Ostern gehe es um mehr als um Frühlingserwachen oder Eiersuchen. „Es geht um alles, um unsere Existenz, die Gegenwart und die Zukunft.“ In seiner Predigt sagte der Bischof, die in der Bibel bezeugte Auferstehung Jesu Christi von den Toten mache Mut, „sich nicht mit Tendenzen und Praktiken abzufinden, die sich gegen menschliches Leben richten, statt es zu schützen und zu fördern.“
Die Frage nach dem Leben sei eine Urfrage des Menschen, betonte Feige. „Auch in den Schriften des Alten und Neuen Testamentes wird darum gerungen. Dabei zeigt sich durchgängig die Einsicht: Leben ist ein Geschenk; niemand hat es sich selbst gegeben und darf es sich selbst nehmen. In den Schöpfungserzählungen wird das besonders anschaulich zum Ausdruck gebracht: Gott als Quelle und Herr allen Lebens haucht dem Menschen den Lebensatem ein.“
“Wie wir Leben verstehen, prägt auch, wie wir uns zu aktuellen Debatten darüber positionieren.“ Als Beispiele dafür nannte er die Auseinandersetzungen über die Bewertung von Schwangerschaftsabbrüchen und über Hilfestellungen zur Selbsttötung sowie über die Bereitschaft der gesamten Gesellschaft, mit Hilfe der Kindergrundsicherung ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.
„Wie gehen wir mit Leben um, das nicht unseren üblichen Vorstellungen entspricht“, fragte der Bischof weiter. Er kritisierte den wachsenden gesellschaftlichen Druck, “menschliches Leben, das krank sein könnte, bereits vor der Geburt auszuschalten“. Das Leben sei jedoch nicht nur dann lebenswert, “wenn es in das Idealbild einer Gesellschaft passt, und auch nicht nur dann, wenn Körper und Geist in einer Weise funktionstüchtig sind, wie es eine auf Leistung ausgerichtete Gesellschaft erwartet“, so Feige.
„An Ostern fallen Ende und Anfang des Lebens zusammen. Ostern öffnet die Perspektive über den Tod hinaus, im Ende wird ein neuer Anfang sichtbar. Bis zur Himmelfahrt begegnen die Jüngerinnen und Jünger immer wieder dem Auferstandenen. Dabei lassen die Erzählungen von diesen Begegnungen in der Schrift erahnen, dass sich das Leben in einem neuen Gewand zeigt. Denn den Auferstandenen erkennen sie immer erst dann, wenn er mit ihnen in Beziehung tritt: als er Maria am Grab anspricht; als er sich auf dem Weg nach Emmaus beim Deuten der Schrift und im Brechen des Brotes zu erkennen gibt; als er den Männern und Frauen beim Fischen erscheint. Leben scheint nun vor allem Beziehung zu sein.“
Die eigene Lebenserfahrung und die innere Haltung mit jeder und jede wirke, habe auch Bedeutung für unsere Zukunft. „Das ewige Leben, das uns verheißen ist, beginnt ja schon jetzt. Man könnte es umschreiben als ‚die Fülle eines Lebens, das bruchstückhaft und begrenzt schon in den guten Erfahrungen des zeitlichen Lebens aufscheint und das auch im Protest gegen dessen Gefährdung erhofft wird‘. Umso mehr liegt es in unserer Verantwortung, unser Miteinander so zu gestalten, dass möglichst viele schon im irdischen Leben eine Ahnung davon bekommen, was sie nach ihrem Tod noch vollkommener erwartet.
Predigt von Bischof Dr. Gerhard Feige zum Download
(sus; kna; Foto: Sperling)