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Tag des Herrn - Katholische Wochenzeitung

Lesen Sie hier die Themen der letzten Meldungen des »Tag des Herrn - katholische Wochenzeitung für das Bistum Magdeburg«:

Vinzent Antal
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Ritterordensfrau Teresa Werner
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Foto: Wachendörfer

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Kardinal Reinhard Marx, Großprior der Deutschen Statthalterei des Ritterordens und Erzbischof von München und Freising, hat Teresa Werner (Mitte) ihr Ordenskreuz überreicht.

Teresa Werner ist einiges: Maschinenbauingenieurin, Professorin für Qualitätsmanagement und Fertigungsmesstechnik, Kirchenmusikerin und Ordensdame. Das ist eine nicht alltägliche Kombination.

Einen Ritter hatte die Pfarrei Heilige Familie in Zwickau bereits und seit der letzten Investitur des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem hat die Stadt nun auch eine Dame. Die Hochschulprofessorin Teresa Werner ist eines der elf neuen Ordensmitglieder, die in Dresden aufgenommen wurden. Für die 42-Jährige selbst war dieser Weg jedoch alles andere als klar. Denn als sie das erste Mal vom Ritterorden hörte, fand sie das Thema zwar interessant, sah darin aber zunächst keine Option für sich.

Kirchenmusik als Anknüpfungspunkt

Teresa Werners Weg in der Kirche war bis dahin eher der musikalische. Ihre Eltern wünschten sich, dass sie Kirchenmusikerin würde. Da sie gern musizierte – wenn auch nicht hauptberuflich –, absolvierte sie eine Organistenausbildung, legte die kirchenmusikalische C-Prüfung ab. „Dann war ich ziemlich als Organistin eingespannt und habe das auch sehr gern gemacht“, sagt Teresa Werner. Gerade als Studentin sei das recht praktisch gewesen, „weil man an der Orgel hauptsächlich am Wochenende arbeitet“. 

Später half ihr die Musik, Anschluss zu finden. „Wenn ich wegen meines Berufs umgezogen bin, war es für mich immer relativ leicht, Kontakt zu den jeweiligen Gemeinden zu finden. Denn Leute, die Musik machen, sind eigentlich überall gerngesehen.“ 

Teresa Werner
Teresa Werner, seit dem 30. September Dame im Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem, erhielt bei ihrer Investitur auch den Ordensmantel. Foto: privat

So war es auch, als Teresa Werner 2016 als Professorin für Qualitätsmanagement/Fertigungsmesstechnik an die Westsächsische Hochschule Zwickau berufen wurde. Es war für sie selbstverständlich, den Kontakt zur dortigen katholischen Gemeinde Heilige Familie zu suchen und ihre kirchenmusikalische Unterstützung anzubieten. So lernte sie auch den Ritter von Zwickau kennen, Pfarrer Markus Böhme. Er ist Prior der Komturei Konstantin der Große Dresden-Görlitz.

Pfarrer Böhme war Teresa Werners erster Kontakt zum Ritterorden. Die zweite und für sie entscheidende Berührung zum Orden kam dann durch ihren jüngeren Bruder zustande. Er bereitete sich intensiv auf seine Investitur vor und sprach dabei mit ihr über die spirituellen und karitativen Aspekte des Ordenslebens. Das umfangreiche Engagement der Ritter und Damen im Heiligen Land imponierte Teresa Werner sehr und so entsprach sie gern dem Wunsch ihres Bruders, der zur Investitur um eine Spende für die Ordensaktivitäten bat.

Dass damit ihr eigener Weg mit dem Ritterorden richtig losging, hätte sie aber nicht gedacht. Doch den Verantwortlichen in der Verwaltung fiel die Spende aus Zwickau auf und da die Komturei Dresden-Görlitz zu den personell kleinsten gehört, war schnell klar, dass die Absenderin kein Ordensmitglied war. Also fragte man bei Pfarrer Böhme an und der wusste sofort, von wem die Rede war: von seiner Organistin. Daraufhin fragte er sie, ob sie mit zu den Treffen der Komturei kommen wolle. Teresa Werner wollte und traf auf eine Gemeinschaft, die sie sehr ansprach – menschlich und spirituell. Dann ging alles ganz schnell. Sie wurde gefragt, ob sie sich einen Beitritt vorstellen könne. Sie sagte Ja, doch dieses Ja beschäftigte sie noch sehr.

Während eines Kandidatenwochenendes in Bonn betete sie Teile einer Novene aus dem Ordensgebetbuch und fragte sich dabei intensiv, „ob ich nicht zu leichtfertig mit dieser Entscheidung bin“. Doch nach dem Ringen im Gebet und im Nachdenken hielt sie an ihrem Entschluss fest und wurde am 30. September in Dresden von Kardinal Reinhard Marx in den Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem aufgenommen.

Kein Orden für Bessergestellte

Im Gegensatz zu den Männern erhielt sie keinen Ritterschlag. Stattdessen bekam sie vom Kardinal ihr Ordenskreuz, das ihr dann von einer anderen Dame umgelegt wurde. Im Anschluss erhielt sie noch ihren Ordensmantel mit dem gut sichtbaren Jerusalemkreuz. Besonders gut gefällt Teresa Werner, dass „ich mit dem Mantel und dem Schleier jetzt einfach zu einer Papstaudienz gehen kann. Das liegt an den historischen Regeln, die bei der Ordnung des Ordens für Besuche im Vatikan galten“. 

Schade findet es Teresa Werner, dass sie immer wieder dem Vorurteil begegnet, dass der Ritterorden nur etwas für die „bessere Gesellschaft“ sei. Oft herrsche der Eindruck, dass es im Orden vorrangig darum gehe, möglichst viel Geld zu spenden. Doch das sei gar keine Voraussetzung. „Aber genaugenommen muss man katholisch sein und von einem Ordensmitglied vorgeschlagen werden, weil man sich in der Ortsgemeinde engagiert. Das ist die Anforderung und dass man den Mitgliedsbeitrag bezahlt, doch der ist nicht übertrieben hoch.“ 

Deshalb will Teresa Werner Schwellenängste abbauen und lädt immer wieder Gemeindemitglieder zu den Ordenstreffen ein. Denn für sie ist die Mitgliedschaft nicht irgendeine Form von Auszeichnung, die man sich verdienen muss, sondern gelebte christliche Nächstenliebe mit dem Fokus auf das Heilige Land. Dort unterstützt der Ritterorden Familien, Kindergärten, Bildungsinitiativen und vieles mehr.

An der Hochschule spielt ihre Ordenszugehörigkeit keine Rolle und auch vorher war ihr Glauben nur selten etwas, woran sich ihre Kollegen gestoßen haben. „Natürlich gibt es Leute, die darüber ein bisschen spotten, nach dem Motto: ‚Wie kann man ein Wissenschaftler sein und an Gott glauben?‘ Aber die meisten sind eigentlich eher aufgeschlossen. Ich habe zum Beispiel auch einige Kollegen, die da wirklich interessiert sind und sich beispielsweise auch mal Hintergründe christlicher Feiertage erklären lassen.“

Als Ordensdame möchte Teresa Werner natürlich auch ins Heilige Land pilgern und sich anschauen, wie ihr Orden vor Ort hilft. Daher beschäftigt sie der Nahost-Konflikt sehr. „Ich habe inzwischen ja auch einige Leute kennengelernt, die viel Zeit in Israel verbringen. Und auch aktuell haben wir Kontakt zu den Leuten direkt in Jerusalem, zum Beispiel zum lateinischen Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa.“ Werner hofft auf ein baldiges Ende des Krieges, damit der Ritterorden seine Hilfe fortsetzen kann. Doch vieles wird neu aufgebaut werden müssen.

Kleines Glossar: 
Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem ist in Ordensprovinzen unterteilt. Zu diesen wiederum gehören die Komtureien, in denen die örtliche Ordensgemeinschaft lebt. Investitur: Aufnahme in den Ritterorden. Prior: geistlicher Leiter.

 

Ritterorden heute
Jens-Daniel Schubert
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Knabengesang
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Foto: Kapellknabeninstitut

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Die Dresdner Kapellknaben bereichern regelmäßig Gottesdienste in der Kathedrale der sächsischen Landeshauptstadt.

Der Advent ist eine geprägte Zeit, aber auch eine Zeit der Hektik und des Trubels. Das merken auch die Dresdner Kapellknaben, die zahlreiche Termine absolvieren werden – darunter auch ein Krippenspiel.

Ben ist ein Engel. Ob das seine Eltern immer so bestätigen, oder seine Kameraden in der Schule? Vermutlich eher nicht. Aber er wird im Krippenspiel Maria vor die entscheidende Frage stellen: Bist du bereit, mitzumachen? Gott will seinen Sohn schicken, um die Welt mit sich zu versöhnen. Ben ist der Verkündigungsengel im Krippenspiel der Dresdner Kapellknaben. Das ganze Spiel dreht sich um diese alles entscheidende Frage: Wo stehst du? Das ist eine szenische Frage – aber vor allem eine nach persönlicher Haltung. 

Ein Auftritt jagt den nächsten

Die Adventszeit ist oft eine hektische Zeit. Es gibt so viel vorzubereiten, damit Weihnachten werden kann. Bei den Dresdner Kapellknaben ist das, wie bei allen Knabenchören, eine Hoch-Zeit. Gerade erst haben sie in einem großen liturgischen Konzert Mozarts Requiem aufgeführt. Jetzt beginnt die heiße Phase der Proben für die Auftritte der Adventszeit und zu Weihnachten. Das Krippenspiel, wo neben dem Chorgesang fast die Hälfte des Chores in kleinen und großen Rollen die Weihnachtsgeschichte auch szenisch erlebbar werden lässt, ist nur ein Höhepunkt. Außerdem laufen die Proben für die Orchestermesse am ersten Feiertag. Ein Werk aus der langen Tradition der Hofkirchenmusik, wird erklingen: die „Missa concertante“ des Barockkomponisten Johann David Heinichen (1683-1729). Nur wenige Tage davor werden die Kapellknaben zusammen mit dem Kreuzchor, zwei anderen Kinder- und Jugendchören sowie René Kollo und Angelo Kelly bei einem Adventskonzert im Stadion von Dynamo Dresden auftreten. Dort präsentieren sie Advents- und Weihnachtslieder, teilweise mit poppigem Arrangement.
Auf dem Weg zu den weihnachtlichen Höhepunkten liegt noch rund ein Dutzend andere Auftritte. Die Jungen singen etwa bei der Eröffnung des Dresdner Striezelmarkts, in Schirgiswalde und in Schmochtitz, beim Adventskonzert des Bennogymnasiums und dem traditionellen Benefizkonzert zugunsten einer Einrichtung für Taubblinde. Die Zeit ist vollgepackt mit Proben und Auftritten. Daneben haben die Jungen Schule wie ihre Altersgenossen. Kann da überhaupt Weihnachten werden? 

Zeit, sich auf Wichtiges zu konzentrieren

Silas findet es gerade spannend. Für ihn gibt es nichts Schöneres, als zu singen. Er kann davon nicht genug bekommen. Willy fände weniger besser. Er will sich auf das Wichtige konzentrieren und als Maria im Krippenspiel richtig gut sein. Die Probenzeit ist knapp. Wegen des Stadionkonzertes wird es nur eine richtige Bühnenprobe für das Spiel geben. Da kommen Kostüm, Begleitinstrumente, Licht- und Tontechnik dazu. Nicht nur er hat schon jetzt Lampenfieber, ob das auch alles klappt. 
 

Krippenspielprobe
Krippenspielprobe: Es ist der Moment, in dem Maria „mit dem Engel geht“.
Foto: Marcus Schüttauf/Kapellknabeninstitut

Domkapellmeister Christian Bonath hält die Vielfalt der Aufgaben für eine wichtige Herausforderung. Zwischen die weihnachtlichen Werke schiebt er deswegen immer wieder auch Proben für Konzerthöhepunkte des kommenden Jahres: Bachs Johannes-Passion und Händels Messias. Der Chor wächst mit seinen Aufgaben, ist sein Credo.

Chor stellt Zuhörern eine Frage Gottes

Wenn man die Jungen in ihren liturgischen Gewändern oder den Konzertanzügen und wie an einer Perlenkette aufgereiht zu ihren Auftritten gehen sieht, wenn ihre Stimmen erklingen, könnte man meinen, da singen Engel. Wenn man sie zwischen den Proben toben und kappeln sieht, dann merkt man, sie können auch anders. Dennoch ist der Eindruck mit den Engeln nicht ganz falsch. Mit ihrem Gesang – in diesen Tagen singen sie von der Menschwerdung Jesu als Zeichen der Liebe Gottes, als Verheißung seines Friedens, der nicht mit Waffen erkämpft wird – verkünden sie eine frohe Botschaft. Und sie stellen den Zuhörern die Frage Gottes: Bist du bereit, mitzumachen?

Alle Infos: kapellknaben.de
Im Bildungsgut Schmochtitz Sankt Benno findet am 9. Dezember ein Adventskonzert und eine offene Chorstunde der Dresdner Kapellknaben statt. Infos: bildungsgut-schmochtitz.de
Am 10. Dezember gastieren die Kapellknaben in Schirgiswalde mit einem  Konzert zum zweiten Advent. Sie präsentieren Chorgesänge von Heinrich Schütz, Georg Friedrich Händel, Felix Mendel- sohn Bartholdy, John Rutter, Nancy Hill Cobb und anderen Komponisten. Das Konzert beginnt um 17 Uhr in der in der Pfarrkirche Schirgiswalde. Der Eintritt ist frei, eine Spende wird erbeten.

Viel zu tun
Dorothee Wanzek
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Neuer Altar in der Sankt Hedwigs-Kathedrale Berlin
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Foto: Walter Wetzler

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Am 250. Jahrestag der ursprünglichen Kirchweihe feierte Erzbischof Heiner Koch in der „Baustelle Hedwigskathedrale“ die Weihe des neuen Altars.

Das Erzbistum gibt so viel Geld für den Umbau der Kathedrale aus, dass die Gemeinden zu kurz kommen, beklagte sich kürzlich eine Leserbriefschreiberin. Der TAG DES HERRN hat bei der Bistumsleitung nachgefragt: Stimmt das so?

„Die Katholiken in Berlin sind eine sehr kleine Herde und da hätte uns eine bescheidenere Sanierung der Sankt Hedwigs-Kathedrale gut zu Gesicht gestanden“, schrieb eine Berliner Leserin dem TAG DES HERRN in der vergangenen Woche. „Die gewaltigen Kosten für diesen Umbau müssen nun aufgebracht werden“, heißt es weiter in ihrem Leserbrief. „Das hat unter anderem zur Folge, dass die Zuschussmittel für die Pfarreien reduziert werden, dringend benötigtes pastorales Personal nicht eingestellt wird und die Gemeinden aufgefordert sind, ,überflüssige‘ Liegenschaften zu verkaufen.“ 
Der TAG DES HERRN hat bei der Bistumsleitung nachgefragt: „Führen die Ausgaben für die Kathedrale tatsächlich zu Kürzungen der Zuweisungen für die Gemeinden?“

Die Hälfte der Baukosten sind Fördergelder

Das Gegenteil sei der Fall, teilt Stefan Förner, der Pressesprecher des Erzbistums, mit. Einem Beschluss des Diözeanvermögensrats von dieser Woche zufolge sollen die sogenannten „Schlüsselzuweisungen“ noch in diesem Jahr erhöht werden. 
Förner weist zudem darauf hin, dass es sich bei der Umgestaltung und Sanierung der Sankt Hedwigs-Kathedrale samt Sanierung und Teilneubau des Bernhard-Lichtenberg-Hauses um eine Fördermaßnahme handele. Ein Drittel der veranschlagten Gesamtkosten in Höhe von 60 Millionen Euro werde von Bund und Land getragen. Zehn Millionen hätten die anderen deutschen Bistümer dazugegeben. Das Erzbistum selbst habe jahrzehntelang Rücklagen für die „dringend nötige Sanierung“ gebildet.
 

Modell der umgebauten Sankt Hedwigs-Kathedrale
Holzaufschnitt der umgestalteten Hedwigskathedrale nach dem Entwurf von Leo Zogmayer.
Foto: Erzbistum Berlin

Allerdings hatte das Erzbistum auch schon mehrfach bestätigt, dass der Kostenplan von 60 Millionen Euro nicht eingehalten werden könne. Die Preise für Rohstoffe und damit auch die Materialkosten seien in Folge des Ukrainekrieges deutlich gestiegen. Auch die allgemeine Preissteigerung führe zu höheren Kosten. Davon betroffen sei vor allem der Neubau des Bernhard-Lichtenberg-Hauses, das zukünftig zusammen mit der Kathedrale das Herzstück des neuen Katholischen Forums Sankt Hedwig Mitte bilden soll. 
Die Frage, wie viel teurer das Bauvorhaben dadurch werde, konnte das Erzbistum zuletzt noch nicht abschließend beantworten. „Aktuell geht die Projektsteuerung von einer Kostensteigerung von zehn Prozent aus“, hieß es zur Grundsteinlegung des Bernhard-Lichtenberg-Hauses Mitte Juni. Heißt: Die Mehrkosten betragen vermutlich etwa sechs Millionen Euro.

Erzbistum: „keine Abstriche bei Personal“

Dennoch trifft laut Bistumsleitung die Kritik, wonach Mitarbeiter für die Seelsorge aus Geldnot nicht eingestellt werden könnten, nicht zu. „Stellen in den Pfarreien werden ausgeschrieben und besetzt, es sei denn, es gibt keine Bewerberinnen und Bewerber“, schreibt Pressesprecher Stefan Förner. Er weist auch auf die zusätzlichen Stellen für Sozialarbeiter in Pfarreien hin, die schon seit Jahren geschaffen und nach und nach auch besetzt werden. 
Die vorgesehene Immobilienentwicklung für das Erzbistum sei ein Unterstützungsangebot an Pfarreien, Konzepte für die künftige Nutzung von Liegenschaften zu entwickeln. „Sie reagiert auf einen von den Pfarreien geäußerten Bedarf und gilt auch für das Erzbistum selbst“, betont Förner. 
In einem Brief, den Erzbischof Heiner Koch dazu Anfang des Jahres an die Pfarreien schrieb, heißt es dazu: „Um die Handlungsfähigkeit im Kernbereich kirchlicher Tätigkeit zu erhalten, muss unbedingt erreicht werden, den Einsatz von Kirchensteuermitteln für den Betrieb und die Erhaltung von Immobilien auf deutlich weniger eigengenutzte Flächen zu konzentrieren.“

Informationen im Netz:
hedwigs-kathedrale.de/umgestaltung/bautagebuch
erzbistumberlin.de/immobilien
 

Nachgefragt
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Menschen mit Weihnachtsbaum
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Foto: Verein Anna+Sascha

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Der Vereinsvorstand auf dem Dach des Hotelbaus.

Am 29. November feierte der Verein Anna+Sascha in Annaberg-Buchholz Richtfest für den Bau seines Inklusionshotels. Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Alltag bleibt ein Herzensanliegen des Vereins.

„Wenn man etwas beginnt, weiß man am Ende nie, was die Entscheidung alles mit sich bringt“, sagt die Katholikin Katja Seifert vom Verein Anna+Sascha. Bezogen auf ihr Anliegen heißt das: Am Anfang gab es die Idee, Menschen mit Behinderung am gesellschaftichem Leben teilhaben zu lassen und etwa Arbeitsplätze zu schaffen, wo sie nicht versteckt, sondern als Teil der Öffentlichkeit wirken können. 
So wurde die Idee eines Hotels entwickelt, der Verein dafür 2016 gegründet, hauptsächlich von Eltern und Angehörigen von Kindern mit Behinderung. Katja Seifert selbst hat einen Sohn – Sascha – mit Downsyndrom. Das Hotel mit 32 Betten und Straßencafé wird zur Zeit am Rande der Annaberger Innenstadt gebaut. Hier sollen Menschen mit und ohne Behinderung zusammen arbeiten und auch den gleichen Lohn erhalten. Besonderes Augenmerk liegt auf der Barrierefreiheit für die Gäste des Hauses.
Da unter anderem die Baukosten in den letzten Jahren explodierten, wurde immer wieder nachjustiert in der Finanzierung. Neue Förderanträge mussten gestellt und Spenden aufgetan werden. 
Insgesamt fünf Millionen Euro stecken bereits in dem Bau. „Inklusion bleibt aber unser Herzensanliegen“, sagt Katja Seifert und fügt hinzu: „Wir machen immer den nächsten Schritt, solange wir den auch gehen können.“ Nach dem Dach ist das der Innenausbau des Hotels. 

„Viele schaffen mehr“-Aktion sammelt Spenden für Inneneinrichtung

Dann braucht der Verein die Einrichtung und Ausstattung, für die es keine öffentlichen Fördermittel gibt. Dafür soll demnächst ein Crowdfounding gestartet werden. Unter dem Titel „Viele schaffen mehr“ ruft der Verein zusammen mit der Volksbank zu Spenden auf. Wenn der Betrag von 20 000 Euro erreicht wird, zahlt die Volksbank weitere 4000 Euro oben drauf.
Um Inklusion praktisch zu leben, gehören zum Verein ein gemischter Chor und eine Theatergruppe, die sich in den Räumen der Pfarrei „Maria, Mutter der Kirche“ treffen, auch sonst wird der Verein tatkräftig durch die Gemeinde unterstützt. Selbst Bischof Heinrich Timmerevers war kürzlich bei seiner Visitation auf der Baustelle.
Um das Herzensanliegen der Teilhabe weiterzutragen, gibt es derzeit einen Online-Adventskalender des Vereins, in dem 24 ganz verschiedene Personen – vom Vereinsmitglied bis hin zu Politikern und Schauspielern – in Videos sagen, was ihnen Inklusion bedeutet.

Den Link zum Adventskalender findet man auf annasascha.de oder über Social-Media: facebook.com/annaundsascha/ oder instagram.com/annasascha.ev/

Niemanden ausschließen
Andrea Wilke
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Anstossbild
Es ist wie jedes Jahr. In der Post, die ich bekomme, sind in den Wochen vor Weihnachten wieder diese Briefe, von denen ich, schon ohne sie geöffnet zu haben, weiß, dass ihre Absender um meine Hilfe bitten.

Portrait Andrea Wilke
Andrea Wilke
Rundfunkbeauftragte/ Bistum Erfurt 

Kleine und große anerkannte Hilfsorganisationen, die sich an den Orten der Welt um die Menschen kümmern, für die fremde Hilfe überlebenswichtig ist, schreiben mir. Mich bedrücken diese Briefe aus zwei Gründen: Der erste ist, dass diese Bittbriefe überhaupt geschrieben werden müssen, weil Menschen in solch akuter Not leben. Der zweite Grund ist, dass mir meine Hilfe oft als aussichtsloses Unterfangen vorkommt. Was kann meine kleine Spende schon ausrichten? Es bedrückt mich, dass die Notwendigkeit von fremder Hilfe und Spenden ein Fass ohne Boden ist. Die Hilferufe kommen Schlag auf Schlag und ich muss mir wieder eingestehen: Ich kann nicht allen helfen. Das Elend wird hier nie enden. Der Gedanke, dass meine Hilfe doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, hinterlässt in mir ein lähmendes Gefühl. 
Doch neulich hat sich meine Blickrichtung geändert. Als Jesus zum Beispiel Kranke heilte, geschah das auch nur punktuell. Seine Wunder waren ein Hinweis auf Gottes Reich. Ein Reich, in dem der Tod nicht mehr sein wird, keine Tränen, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Die Wunder Jesu künden von diesem Reich, machen es erlebbar. Mir kam der Gedanke, dass meine kleine Hilfe für irgendjemanden irgendwo auf der Welt ein Licht sein kann, das vom Reich Gottes kündet. Das beflügelt mich ungemein. 
Am ersten Advent wird im Erfurter Dom die Weihnachtsaktion des Hilfswerkes für Lateinamerika, Adveniat, bundesweit eröffnet. Adveniat leitet sich ab von der Bitte im Vaterunser „Dein Reich komme“ (adveniat regnum tuum). Jesus hat uns diese Bitte gelehrt und auch, dieser Bitte entsprechend zu handeln. In der Dunkelheit dieser Welt Lichter anzünden, das Reich Gottes mit seiner Hilfe erfahrbar machen, bei aller Unvollkommenheit selbst ein Licht sein – das ist meine (schöne) Berufung. Und nicht nur meine.

Anstoß 48/2023
Eckhard Pohl
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Heilige Messe in St. Wigbert Erfurt
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Fotos: Maria Schmidt

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Festmesse am 12. November anlässlich der Weihe der St.-Wigbert-Kirche in Erfurt vor 550 Jahren.

Die Gemeinde Crucis-Wigbert in Erfurt feierte kürzlich die Weihe ihrer St.-Wigbert-Kirche vor 550 Jahren. Als Teil der Innenstadtpfarrei St. Laurentius suchen die Gemeindemitglieder nach ihrer Rolle als Kirchort in der Stadt.

Hoch hinauf konnten Interessierte am 11. und 12. November in der St.-Wigbert-Kirche in Erfurt gelangen. Denn die Gemeinde lud dazu ein, ihren Kirchturm zu besteigen und in rund 30 Metern Höhe einen weiten Blick über Erfurt zu genießen. Anlass für diese nicht alltägliche Möglichkeit war das 550. Weihefest des Gotteshauses mitten im Zentrum der Stadt, das mit einer Ausstellung zur Geschichte, Führungen und Vortrag, Musik, Gottesdienst und Begegnung begangen wurde.
„Uns war es wichtig, dass die Menschen um uns von diesem Fest erfahren“, sagt Gerd Schmidt (74). Er ist seit Kindertagen Mitglied der Gemeinde, die seit 2017 als Kirchort zur Erfurter Innenstadtpfarrei St. Laurentius gehört. Ein solches Jubiläum sei schließlich für ein katholisches Gotteshaus in der ostdeutschen Diaspora eher selten. Im Übrigen verstehe sich St. Wigbert „als bewusst offene Gemeinde mit einer offenen Kirche“, betont Schmidt.
Sein Schwiegersohn Stephan Schmidt (52), der Mitglied im Kirchortrat Crucis-Wigbert ist (St. Crucis gehört seit 1982 dazu), kann das nur unterstreichen: „Wir möchten viele Menschen ansprechen und entwickeln verschiedene Aktivitäten, damit dies gelingt. Als Kirchort probieren wir gerade aus, wo unser Platz in der Stadtpfarrei ist“.

Offene Kirche, Ökumene, Willkommenskultur

„In St. Wigbert gibt es eine relativ starke Initiative von 20 überwiegend älteren Personen, die stetig die Kirche offen hält“, sagt Gerd Schmidt, der 16 Jahre Pfarrgemeinderatsvorsitzender und 12 Jahre Kirchenvorstandsmitglied war. Seinen Angaben zufolge würden in den Sommermonaten 70 bis 80 Personen täglich in das Gotteshaus schauen. Ein Vorteil sei natürlich die Lage am Erfurter Anger und direkt an einer Straßenbahn-Haltestelle. Es gäbe recht unterschiedliche Besucher: „Die einen schauen nur kurz rein, andere zünden eine Kerze an und beten, wieder andere suchen das Gespräch.“
Im Sinne einer Willkommenskultur würden in St. Wigbert vor jedem Sonntagsgottesdienst zwei Vertreter vom Kirchortrat besonders fremde und neue Gottesdienstbesucher begrüßen, sagt Kirchortsrat Schmidt. Um bewusst auch Nichtgemeindemitgliedern ein Angebot zu machen, lade die Gemeinde seit Jahren am Heiligabend zu einer Christvesper ein, zu der nicht zuletzt auch Familien kommen. Aber etwa auch die „Game Nights“ (Spiel-Nächte) für junge Leute oder der Seniorentreff im Wigberti-Hof an der Kirche richteten sich bewusst auch an nichtchristliche Erfurter. Seit eineinhalb Jahren lädt der Kirchort zudem monatlich zur Ma(h)lZeit ein. Dabei trifft sich eine eher kleine Gruppe von Interessierten, um sich „mal Zeit“ zum Reden über Probleme zu nehmen und auch gemeinsam „Mahl zu halten“.
 

Hof der Wigbertikirche
Im Wigberti-Hof: Wo sich einst der Kreuzgang der Augustiner befand, ist heute ein modernes Gemeindezentrum untergebracht. 

Ein anderes wichtiges Thema am Kirchort sei die Ökumene, sagt Kirchortsrat Schmidt. Vor Jahren, damals noch als eigenständige Pfarrei mit Pfarrer Peter Mattheis, sei dazu eigens eine Partnerschaft mit der evangelischen Thomasgemeinde vereinbart worden. „Wir feiern gemeinsam zwei Familiengottesdienste im Jahr. In der Fastenzeit laden wir zusammen zum Kreuzweg durch die Stadt ein. Es gibt zum Beispiel auch einen ökumenischen Gemeindewandertag.“
Ökumenisch werde auch die Diakonische Kasse verwaltet und für sie um Spenden gebeten, ergänzt Gerd Schmidt. „Die Diakonische Kasse ist ein Spendentopf, aus dem Menschen unterstützt werden können, die neben einem in der Kirchenbank sitzen, nicht auffallen und unter Umständen in einer schweren Notsituation stecken.“
Wichtig ist der Gemeinde zudem gute Kommunikation, sagt Stephan Schmidt. „Nach jeder Sitzung des Kirchortrates wird beim nächsten Sonntagsgottesdienst ein kurzer Bericht gegeben.“ Wer aktuelle Informationen erhalten möchte, könne diese über Pfarrbrief und Gemeinde-Homepage, aber auch per E-Mail bekommen, vorausgesetzt, man hat der Verwendung der eigenen Adresse schriftlich zugestimmt. 120 Leute würden per Mail mit guter Resonanz regelmäßig erreicht. Informiert werde über Termine, aber zum Beispiel auch, wenn Leute für den Kirchenputz nötig sind.
Die Kinder- und Jugendarbeit finde gemeinsam mit den anderen drei Kirchorten auf Pfarreiebene statt, so Schmidt. Auch Familiengottesdienste würden von der Pfarrei angeboten. Darüber hinaus sei vieles in Bewegung. „Gerade ist probeweise eine neue Gottesdienstordnung beschlossen worden. In St. Wigbert findet nun ab Advent sonntags abwechselnd eine Eucharistie- oder eine Wortgottesfeier statt.“

Ehrenamtliche befähigen und Kirchorte erhalten

Schmidt hält es für wichtig, dass noch mehr Gemeindemitglieder für den Dienst als Diakonatshelfer befähigt werden. „Wir sollten jetzt die Zeit dafür nutzen. In wenigen Jahren haben wir voraussichtlich keine zwei Priester mehr wie jetzt. Es ist höchste Zeit, Ehrenamtliche dafür zu befähigen, dass die Gemeinden ihr Leben selbst in die Hand nehmen können.“ Überhaupt habe er den Eindruck, dass notwendigen Prozessen in der Kirche zu wenig Zeit gegeben werde. „Entscheidungen fallen viel zu spät, oft, wenn es nicht mehr anders geht.“
Manches müsse in der Pfarrei gemeinsam passieren, sagt Schmidt. Zugleich gelte es, möglichst die Kirchorte zu erhalten: „Ältere, aber auch Jüngere sind in ihrem Kirchort verwurzelt und wollen dort Menschen begegnen, die sie kennen, und ein Stück Heimat finden.“
Kirchortsratsmitglied und Diakonatshelfer Winfried Weinrich (69) denkt ähnlich: „Solange dies mit haupt- und ehrenamtlichen Kräften leistbar ist, sollten wir die identitätsstiftende Rolle der Kirchorte erhalten und dort Angebote machen und Aktivitäten pflegen.“ Damit verbunden sei: „Wenn Ehrenamtliche Aufgaben übernehmen sollen, müssen sie dafür entsprechend vorbereitet werden und Verantwortung übertragen bekommen.“
Weinrich, aber auch die beiden Schmidts hoffen, dass die gut gelungene Feier des 550. Kirchweihfestes und die rege Beteiligung daran wieder mehr Gemeindemitglieder zur aktiven Teilnahme am Leben des Kirchortes Crucis-Wigbert motiviert.

Bewegte Geschichte
• um 1210 wird eine Kapelle St. Wigbert erwähnt
• um 1223 wird die St. Wigbertkirche Pfarrkirche
• 1291 Vernichtung der Kirche bei Stadtbrand
• 1409 Beginn des Turmbaus der heutigen Kirche
• 1472/73 Errichtung des Chorraumes und Weihe der neuen Kirche
• Nach der Reformation ist St. Wigbert immer wieder Pfarrkirche, dann auch Klosterkirche der Augustiner, Hofkirche der Kurmainzischen Statthalter und Garnisonskirche 
• 1695 Augustiner stellen Neubauten wie Kreuzgang und Sakristei fertig
• 1822 Aufhebung des Klosters, Kirche bleibt katholische Pfarrkirche 
• 1944 Kirche bei Luftminenabwurf beschädigt
• mehrmals Renovierung und Umgestaltung
• ab 1999 Einbau neuer Fenster zum Thema „Aufbrüche“
• 2003 Bau eines neuen Gemeindezentrums 
• 2004 Altarweihe 

 

Auf der Suche
Der Jesuit Fabian Retschke (30) in Bogotá in Kolumbien

privat

Fabian Retschke lebt derzeit in Bogotá. Der Jesuitenpater stammt aus Wittichenau. Das Alltägliche des Glaubens in der Lausitz beeindruckt ihn.

Der Jesuit Fabian Retschke (30) lebt derzeit in Bogotá in Kolumbien. Dort setzt er sich als Diakon für die an den Rand Gedrängten und Vergessenen ein. Mit seiner früheren Heimat Wittichenau bleibt er eng verbunden.

Mit Gebet und herzlichen Segenswünschen begleitet die katholische Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt Wittichenau in diesen Tagen Fabian Retschke. Der aus Wittichenau stammende Jesuit lebt seit zwei Jahren in Kolumbien. Dort empfing der 30-Jährige am 11. November die Diakonenweihe. „Es rührt mich an und macht mich sehr dankbar, dass trotz meiner langen Abwesenheit eine Verbindung mit meiner Heimat bestehen bleibt. Mir bedeutet es sehr viel, dass diese Unterstützung mit dem Gebet so treu und regelmäßig kommt“, sagt Fabian Retschke. Der junge Mann versteht sich nach wie vor als Wittichenauer, auch wenn er schon an vielen Orten gelebt hat.

„Ich bewundere den einfachen tiefen Glauben vieler in meiner Heimat“

Geprägt hat ihn seine katholische Familie, die väterliche Seite ist sorbisch. „Die christlichen Traditionen, Prozessionen, Gottesdienste bis hin zur Kirchenmusik – das alles ist in Wittichenau sehr gegenwärtig und gut in die Stadtkultur integriert. Trotz allem ist der Zugang zum Glauben von persönlichen Erfahrungen und Entscheidungen abhängig, das kann niemand ersetzen oder erzwingen. Meine Eltern haben mir Freiraum für diesen persönlichen Weg ermöglicht“, erzählt Retschke und ergänzt: „Das Alltägliche und ,Normale‘ des Glaubens ist das, was Wittichenau und die Lausitz so besonders und so schön macht. Ich bewundere den einfachen tiefen Glauben, die standfeste Aufrichtigkeit so vieler.“
Am 11. November empfing der Jesuit mit fünf weiteren Mitbrüdern aus Lateinamerika und der Schweiz in der St. Ignatiuskirche Bogotá, der Hauptstadt Kolumbiens, die Diakonenweihe. „Insbesondere die Anrufung der Heiligen, bei der wir ausgestreckt auf dem Boden liegen, war für mich schlicht überwältigend. Ich habe den Beistand des Himmels und all der Menschen, die mit uns vor Ort und in der Ferne verbunden waren, gespürt. Es ist eine Feier voller besonderer Symbole“, erzählt er.
Als neu geweihter Diakon sieht sich der Jesuit daran erinnert, dass der fürsorgliche Dienst – gerade bei den an den Rand Gedrängten und Vergessenen – „wesentliche Aufgabe und Ausdruck von Kirche ist.“ Dabei schaue Retschke als Diakon nun „gewissermaßen von Amts wegen“ von den Rändern her auf das Gesamte und dabei auch „auf die Risse und Brüche unseres Miteinanders, unter denen manche eben mehr leiden.“ 
Die Weihe selbst sieht er als „unverdientes Geschenk Gottes“, aber auch als Bekenntnis zur amtlich verfassten Kirche und schließlich dazu, „dass Gott in ihr wirkt und durch sie“. Ganz konkret arbeitet Fabian Retschke in der Schulseelsorge eines Jesuitenkollegs mit. Und da die Jesuiten, mit denen er zusammenlebt, an keine Pfarrei angebunden sind, kommt es eher nur zu gelegentlichen Einsätzen als Diakon.
Als großes Vorbild im Glauben nennt der Jesuit den heiligen Oscar Romero, Erzbischof von San Salvador, Märtyrer eines terroristischen Unterdrückerregimes, der für Gerechtigkeit eintrat und starb. Auch die deutschen Jesuiten Alfred Delp und Rupert Mayer, die Opfer des Nationalsozialismus wurden, sind ihm Vorbilder. „Sie erinnern mich daran, wo unser Platz als Christen ist, wenn nun wieder totalitäre, autoritäre und rechtspopulistische Strömungen Fahrt aufnehmen. Unser Platz ist im Widerstand zu ihnen“, bekennt Retschke.
Lebensstationen waren Minden in Westfalen, wo er aufgrund eines Arbeitsplatzwechsels seines Vaters seit 2008 lebte und 2011 sein Abitur ablegte. Danach ging er zum Theologiestudium nach Freiburg im Breisgau und für ein Jahr an die Hochschule der Jesuiten in Frankfurt am Main. „In all den Jahren war die Berufung zum Priestertum präsent, obwohl mir bald klar wurde, dass ich eher nicht für den Dienst und das Leben als Pfarrer geschaffen bin“, erzählt Retschke. 2017 trat er dem Jesuitenorden bei. Über seine Beweggründe sagt er: „Ganz grundlegend wichtig war für mich die Erfahrung der Exerzitien, der geistlichen Übungen in Stille und Gebet mit Betrachtungen biblischer Texte und des Wirkens Gottes in meinem Leben.“ Exerzitien gehen auf Ignatius von Loyola zurück, auf einen der Ordensgründer. „Diese Form des Gebets und meine geistlichen Erfahrungen, aber auch die Lebensweise der Jesuiten in Kommunitäten mit einem einfachen Lebensstil, mit größtmöglicher Orientierung auf das sogenannte Apostolat –  also das Arbeiten in der jeweiligen Aufgabe, die sehr vielfältig sein kann und sich auf große Teile der Welt erstreckt –  kurzum, diese Fülle, Tiefe und Weite im Glauben gaben den Ausschlag“, so Retschke über seine Entscheidung.
Jesuiten haben weder Klöster noch gemeinsames Stundengebet oder Ordenskleidung und nur selten Pfarreien. Sie sind in Bereichen wie Schulen, Flüchtlingsdienst, in spirituellen Zentren oder Entwicklungsprojekten tätig. „Die Grundmotivation ist: Gott in allen Dingen suchen und finden, indem eine besondere Aufmerksamkeit auf seine Bewegungen in der Gegenwart und im eigenen Inneren gelegt wird. Darum ist es so wichtig, an nichts zu stark zu kleben, denn Gott bewegt sich ständig“, erklärt der junge Mann. In Kolumbien beindrucke ihn der Einsatz für Versöhnung und Frieden der Jesuiten in dem bis heute von gewalttätigen Konflikten zwischen bewaffneten Gruppen bestimmten Land.

Der Mensch ist von Gott und der Schöpfung abhängig – auch als Mann

Seit 2021 lebt Fabian Retschke dort und schreibt seine Dissertation, in der es um die Auseinandersetzung mit dem männlichen Machtstreben geht.  Er erläutert: „Das, was man uns als ,wahres Mann-Sein‘ verkaufen will, ist eine Ideologie, die das Leben auf dem Planeten ruiniert: überlegen sein und beherrschen, sich bereichern, stark sein, das alles führt zu einem Zusammenleben im ständigen Wettstreit, der als Wirtschaftsordnung Gewässer, Böden, Luft und Beziehungen vergiftet.“ Dagegen findet er: „Den Menschen als von Gott und der Schöpfung abhängiges, in vielfältige Beziehungsnetze eingebundenes und nur in ihnen sinnvoll lebendes Wesen zu verstehen, soll eine christliche Sichtweise sein, die dem männlichen Machtstreben widersteht.“  
Über Kolumbien sagt der Jesuit: „Bereichernd ist, Bekanntes und Fremdes hier kennen- und schätzen lernen zu können. Fast jeder Taxifahrer hat ein Andachtsbild der Maria vom Karmel im Auto. Viele gehen regelmäßig in die Kirche, es gibt einige landeseigene Traditionen. Der Katholizismus ist, zumindest dem Anschein nach, noch recht selbstverständlich, mit allerdings sichtbaren Abbrüchen in den jüngeren oder eher progressiven Milieus. Die Fähigkeit, trotz der langen und sehr verletzenden Gewaltgeschichte hier immer wieder aufstehen und weitermachen zu können, zeugt von einer im Glauben verwurzelten Hoffnung.“ (ak/tdh)

Ein Wittichenauer in Kolumbien
Andrea von Fournier
Der Friedhof der Berliner St. Hedwigs-Gemeinde lag direkt an der Grenze zwischen dem Ost- und Westteil der Stadt. Schüler haben eine ständige Ausstellung über die DDR-Geschichte der Begräbnisstätte erarbeitet.

Das Schwarzweiß-Foto zeigt DDR-Alltag: ein Uniformierter geht zwischen weißen Engeln hindurch auf die Kapelle zu; ein zweiter, Hände auf dem Rücken gefaltet, sieht sich achtsam um. Die beiden ungebetenen Gäste befinden sich an einem Ort, der Spielball der Politik war. 
Der Alte Domfriedhof der Berliner St. Hedwigs-Gemeinde wurde 1961 mit den daneben liegenden Friedhöfen der Französisch-Reformierten und der Evangelischen Dom-Gemeinden von den DDR-Behörden abgesperrt und zum Grenzgebiet erklärt. In Gräber, Mausoleen und Gebäude fraßen sich immer breiter Vor- und Hauptmauern, Sperr- und Todesstreifen, Hundelaufanlagen und Panzersperren. 
Normalität auf dem Begräbnisplatz gab es nicht mehr: Ostangehörige brauchten Grabkarten, für Westangehörige, die von Waffen geschulterten Soldaten beobachtet wurden, gab es 20 Jahre später Passierscheine. Der Spuk war 1989 vorbei, doch nicht ohne Schäden an Anlagen und bei den Menschen, die hier ihre Angehörigen bestattet haben.

Bei Nebel wurde die Beerdigung unterbrochen

Heute sieht man kaum noch etwas von den Grenzanlagen. Wider das Vergessen und zur Mahnung wurde nun eine Freiluft-Dauerausstellung in einer markanten Ecke des St. Hedwigs-Friedhofs eröffnet, die an die Vergangenheit erinnert und durch ihre Lage direkt an einem Mauersegment unter rostigen S-Bahnbrücken etwas Beklemmung von einst beim Besucher hervorruft. Das Besondere dieser Ausstellung sind neben dem hohen  Rechercheaufwand für die Texte und Fotos die „Macher“: Sieben Jugendliche zweier Berliner Gymnasien, die zwei Jahre lang geforscht, gebaut, gearbeitet haben. Die Schülerinnen und Schüler kommen aus dem ehemaligen Ost- und Westberlin, und keiner von ihnen hat die Zeit erlebt, über die sie im Projekt recherchierten. Viele Ereignisse, Gegebenheiten waren für sie unvorstellbar: Dass Gräber „verschwanden“, eine Trauergesellschaft samt Pfarrer und Sarg so lange vor dem Tor stehen und warten musste, bis sich der Nebel verzogen hatte, weil die Grenzer stets Fluchtversuche befürchteten. 

Alte Texte entziffern mit Dekodier-Schablone

Die Idee, eine Ausstellung zur Geschichte der drei christlichen Friedhöfe zu konzipieren, stammt von Stefanie Winckler von der „Stiftung historische Kirchhöfe und Friedhöfe in Berlin-Brandenburg“. Vor fünf Jahren wurde die Idee an den Berliner Kunstmaler Andreas Neumann herangetragen. „Noch eine Schau über die Mauer?“, dachte der zunächst. Bis ihm einfiel, dass Jugendliche die Idee umsetzen könnten.  Das Konzept wurde geschrieben, die Finanzierung durch Klassenlotterie-Mittel gesichert, Journalist Thomas Lackmann für die historischen Recherchen an Bord geholt.
Corona verzögerte den Start. Nach der Pandemie machte sich Projektleiter Andreas Neumann mit drei Schülerinnen des Humboldt-Gymnasiums an die Arbeit. Zeitgleich mit seinem Gestaltungsteam bildete sich ein Recherche- und Schreibteam, zu dem mit Thomas Lackmann vier Jugendlichen des John-Lennon-Gymnasiums gehörten. 
„Wir hatten den Forschungsaufwand unterschätzt“, sagt Thomas Lackmann. Er und seine Mitstreiter waren in mehreren Archiven, wälzten Kirchen- und Liegebücher. Für die zahlreichen in alter Schrift geschriebenen Texte nutzten sie eine Dekodier-Schablone. „Doch weil dabei auch ,lustige‘ Namen rauskamen, mussten wir das Ganze gegenlesen lassen und verbessern“, erinnerte sich Hannah Bauer, Urheberin der Tafeltexte.
Die Arbeit im Team sei anstrengend gewesen, habe aber Spaß gemacht. Manche Schüler hatten mittendrin Abi-Prüfungen und konnten sich nicht mehr so oft treffen, kommunizierten stattdessen digital. Als die Recherche-Gruppe endlich die Gestaltungsideen und das Modell der Schau zu sehen bekam, habe das großen Aufwind gegeben. Zur Eröffnung gratulierten mehrere Redner zu dem Ergebnis und zu der gezeigten Ausdauer: „So lange durchgehalten – alle Achtung!“ 

Ein Buch zur Ausstellung soll folgen

Als Zeitzeugen hatten die Jugendlichen Pfarrer Karl-Heinz Hoefs und Dorit Bernstein befragt. Sie suchten auch das Gespräch in ihren Familien. „Meine Mutter erzählte, wie toll die Stimmung beim Mauerfall war“, berichtete Leeloo Stachowski. Leonora Kretschmer befragte ihre Großeltern, die bei der Kripo arbeiteten, wie sie die Mauerzeit erlebt hatten. Die nahmen mit großem Wohlwollen Anteil an ihrer Arbeit für die Ausstellung. 
„Nie wieder sollte es trennende Mauern geben, nirgendwo mehr“, waren sich die Schüler einig. Die Arbeit am Mauer-Friedhofs-Projekt ist noch nicht zu Ende. Andreas Neumann hat begonnen, mit den Projektteilnehmern  Oskar Schmidt und Anna Galimzanow ein Buch zur Ausstellung zu erarbeiten.

Die Ausstellung ist zu sehen auf dem Alten Domfriedhof der Hedwigs-Gemeinde, Liesenstraße 8, 10115 Berlin

Schüler entwickeln Ausstellung über DDR-Geschichte des Friedhofes der St. Hedwigs-Gemeinde Berlin
Eckhard Pohl
Der Elisabethempfang am  16. November in der Erfurter Brunnenkirche

Maria Schmidt

Der Elisabethempfang am  16. November in der Erfurter Brunnenkirche

Der Krieg im Nahen Osten, die politischen Entwicklungen hierzulande, aber auch der Katholikentag 2024 in Erfurt prägten inhaltlich den Elisabethempfang. Dazu kamen Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Kirche zusammen.

„Der Terroranschlag der Hamas auf Israel hat uns auch hier in Thüringen schwer getroffen. Und: Wir sind auch betroffen. Wenn unseren jüdischen Freunden hier in Thüringen das Herz schwer ist, ist uns allen das Herz schwer. Und bei wem das nicht so ist, dem müssen wir das sehr dringend beibringen.“ Mit diesen eindringlichen Worten begrüßte der Leiter des Katholischen Büros Erfurt, Ordinariatsrat  Claudio Kullmann, beim diesjährigen Elisabethempfang am 16. November die Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Kirche in Thüringen.
„Dass sich Menschen überhaupt trauen, unsere Synagoge zu beschmieren, ist unsäglich und geht uns alle an“, sagte Kullmann weiter und bezog sich damit auf antisemitische und antiisraelische Vorkommnisse an der Neuen Synagoge in Erfurt am vorausgegangenen Wochenende. Dabei waren Papierzettel mit Solidaritätsbekundungen auf der Treppe vor der Neuen Synagoge angezündet und wenige Stunden später eine Parole neben dem Haupteingang an die Wand geschmiert worden. Umso mehr war es Kullmann ein wichtiges Anliegen, neben vielen anderen Gästen beim Elisabethempfang die jüdische Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Thüringen, Irina Levin, zu begrüßen.
Bischof Ulrich Neymeyr hatte bereits zu Beginn des Wortgottesdienstes vor dem Empfang auf die „furchtbaren Nachrichten“ aus Israel und dem Gazastreifen, aber auch aus der Ukraine Bezug genommen. In seiner Ansprache widmete er sich dem Katholikentagsmotto „Zukunft hat der Mensch des Friedens“, einem Vers aus Psalm 37. Dabei kam Neymeyr, der seitens der deutschen Bischöfe für die Beziehungen zu den Juden zuständig ist, auch auf die aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten und die gesellschaftliche Situation hierzulande zu sprechen: Deutschland habe gegenüber den Juden eine große Verpflichtung: Die Bundesrepublik müsse ein Staat werden, in dem Juden sicher leben können. „Leider“, so der Bischof, „muss ich sagen, Deutschland muss solch ein Staat werden, er ist es nicht. Jüdinnen und Juden werden bei uns nicht nur beschimpft oder angegriffen, in weiten Kreisen unserer Gesellschaft sind abschätzige Bemerkungen über Juden salonfähig geworden.“ Handeln sei angesagt: „Es braucht nicht nur polizeiliche und ausländerrechtliche durchgreifende Maßnahmen gegen Judenhasser unter Muslimen und Nazi-Deutschen, es braucht eine Sensibilisierung unserer Gesellschaft für die Juden, die unter uns leben“, mahnte der Bischof. 

In Israel müssen Juden sicher leben können

Neymeyr äußerte seine Freude darüber, dass drei historische jüdische Stätten in Erfurt den Welterbestatus erhalten haben. „Aber dieses Erbe verpflichtet für die Gegenwart zum Beispiel dazu, dass alle mithelfen, dass wir in Erfurt einen Kindergarten für jüdische Kinder bekommen“.
Im Blick auf die Situation im Nahen Osten sagte der Bischof: Auch aufgrund ihrer Geschichte müsse die Bundesrepublik Deutschland „ohne Wenn und Aber dafür einstehen, dass Israel ein völkerrechtlich anerkannter souveräner Staat ist, in dem Juden sicher leben können“. Im gegenwärtigen Konflikt bewege ihn aber nicht nur das Geschick der Israelis, sondern auch das der Palästinenser, so der Bischof. „Auch sie haben ein Existenzrecht, das aus meiner Sicht ohne eine Zwei-Staaten-Lösung nicht gesichert werden kann. Krieg wird keinen Frieden schaffen.“
Landtags-Vizepräsidentin Diana Lehmann verlangte angesichts des um sich greifenden Antisemitismus und des rauer werdenden Tons auch im Landtag einen „lauten Widerspruch der Zivilgesellschaft“. Die Kirchen würden dies tun und dafür sei sie sehr dankbar, sagte Lehmann. „Es reicht nicht, den Antisemitismus zu verurteilen, es ist nötig, an seiner Überwindung zu arbeiten“, zitierte sie den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing.
Für Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) ist seit dem Terrorakt der Hamas gegen Israel am 7. Oktober die „Welt ver-rückt worden“: „Selbstverständlichkeiten stehen auf einmal in Frage“, sagte Ramelow in seinem Grußwort. Antisemismus, Israel- und Ausländerfeinlichkeit breiteten sich aus. Mit dem Anzünden der Solidaritäts-Zettel vor der Neuen Synagoge in Erfurt und den Schmierereien sei eine rote Linie überschritten worden. Es gelte, „Hass und Hetze keinen Platz zu geben“ und die „ver-rückte Welt“ wieder gerade zu rücken. Er freue sich auf den Katholikentag in Erfurt mit seinem Motto „Zukunft hat der Mensch des Friedens“, sagte Ramelow. Schließlich lebe man gerade „in einer Zeit, in der das Wort Frieden nicht groß genug geschrieben werden“ könne. 
Claudio Kullmann erinnerte die politisch Verantwortlichen beim Empfang daran, dass Beratungsstellen und Bildungseinrichtungen in Thüringen „dringend“ auf einen Landeshaushalt warten, da sie sonst im Dezember ihre wichtige Arbeit einstellen müssten und notwendige Investitionen gar nicht mehr umgesetzt werden könnten. Das Problem sei aber noch größer: „Tatsächlich macht mir, wie sicher vielen von Ihnen, die politische Stabilität unseres Landes und unserer parlamentarischen Demokratie so einige Sorgen. Wie werden wir nach den ganzen Wahlen im nächsten Jahr hier beim Elisabethempfang sitzen?“ fragte der Leiter des Kommissariats der Bischöfe in Thüringen im Blick auf mögliche Wahlerfolge der AfD in die Runde und mahnte die versammelten Politker: „Gehen Sie mit Ihrer Macht und Ihren Möglichkeiten behutsam um. Es geht um viel.“

Der Gesellschaft Hoffnung zusprechen

Für Christen, so Kullmann, müsse in der gegenwärtigen Situation gelten, der Gesellschaft Hoffnung zuzusprechen: „Wir sollten unsere gelassene, zuversichtliche und von Gottvertrauen geprägte Haltung einbringen. Durch unser konkretes Tun und Sprechen. Wir dürfen unser Land nicht denen überlassen, die mit vermeintlich einfachen Antworten in ein ,Früher‘ zurückwollen, das es schon damals nicht mehr gegeben hat.“
Bischof Neymeyr warb erneut für die Teilnahme am Katholikentag im kommenden Jahr in Erfurt. Die Straffung des Programms werden den Tagen gut tun. Da alle Angebote in der Innenstadt geplant seien, werde es kurze Wege und viele Möglichkeiten zur Begegnung geben.
Weihbischof Reinhard Hauke hatte in der Andacht zu Beginn des Abend die Anwesenden ermutigt, nach dem Beispiel der heiligen Elisabeth bewusst einfach zu leben und etwa durch Spenden etwas für Menschen in Not zu tun. Dies könne zudem helfen, selbst inneren Frieden zu finden.

Ansprache des Bischofs: 
www.bistum-erfurt.de

Der Elisabethempfang in der Spannung unserer Zeit
Lissy Eichert
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„Werdet erwachsen“, rief Jackie Pullinger uns zu.

Die heute 78-Jährige sprach auf einem Seminar zu haupt- und ehrenamtlichen Seelsorgern und Pastorinnen. Wir alle arbeiten mit und für Arme. Jackie traf einen wunden Punkt: die eigenen Befindlichkeiten. Warum weinen wir, wenn viele Menschen nicht mehr in Gemeinde und Gottesdienst auftauchen? Warum leiden wir, wenn nur wenige aus der Armut gerettet werden? „Ja, es ist unfair“, rief sie uns zu. „Menschen werden nicht wegen unserer Predigten gerettet, sondern trotz unserer Predigten.“ Gott, so Jackie, bewege und bewirke alles.

Lissy Eichert, Berlin „Wort zum Sonntag“- Sprecherin
Lissy Eichert, Berlin
„Wort zum Sonntag“-
Sprecherin.


Jackie Pullinger arbeitet seit über 50 Jahren mit den Armen in Hongkong und hat Bemerkenswertes gesehen: Leben wurden verändert, geheilt und wiederhergestellt – dadurch, dass die Betroffenen eine Beziehung zu Jesus und dem Heiligen Geist fanden. Als junge Missionarin gründete sie einen Jugendclub in der „Verbotenen Stadt“ und schrieb ein Buch, „Im Vorhof zur Hölle“, über die Erfahrungen der ersten Jahre: Beschaffungskriminalität, Opiumhöhlen, Menschen, die ausgezerrt auf den Straßen vegetierten und dort starben. Jackie entdeckte die Wirkung des Sprachengebets: „Ich brabbelte und die Menschen hörten Jesus.“ Bald wollten sie ihr Leben Jesus übergeben und das bedeutete für sie ein neues Leben. Bis heute arbeitet Jackie mit Drogenabhängigen, Prostituierten, Obdachlosen, jungen Menschen und Straßenkindern.
Anfang des Monats war sie in Berlin. Sie war keine Welt-Entrückte und doch geht bei ihr ohne den Heiligen Geist gar nichts. „Der Heilige Geist ist keine Abkürzung“, lächelte sie. „Wir umgehen das Kreuz nicht.“ Es gehe darum, im Glauben Schritte zu üben und nicht, eine Show zu veranstalten. „Verkündet den Armen gute Botschaften. Verkündet, was sie brauchen und nicht, was wir denken, dass sie brauchen.“ Dabei geht es ihr besonders um Geduld: „Echte Früchte zeigen sich spät, manchmal erst über 40 Jahre später.“
Besonders wenn wir durch Schwierigkeiten gehen, solle Jesus in uns Gestalt annehmen, empfiehlt Pullinger. So würden wir trainiert, ihm immer ähnlicher zu werden. Also mit und durch ihn zu wachsen – und dabei die Ungeduld des Kindes mit der Weisheit des Erwachsenen zu tauschen.

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