
Zwei Briefe mit Diskussion
Frühjahrsvollversammlung des Katholikenrates im Bistum Magdeburg über Mitbestimmung von Laien
Der Katholikenrat des Bistums hat auf seiner Frühjahrs-Vollversammlung über mehr Mitbestimmung von Laien diskutiert. Dabei standen zwei kritische Briefe im Raum – der eine aus Rom, der andere aus Köthen.
Wird die katholische Kirche ein Stück demokratischer – und wie wird das im Bistum Magdeburg umgesetzt? Der Katholikenrat, der als oberste Laienvertretung nur Empfehlungen aussprechen kann, aber nicht an der Leitung der Diözese beteiligt ist, hat sich auf seiner Frühjahrs-Vollversammlung im Magdeburger Roncalli-Haus mit den entsprechenden Beschlüssen des bundesweiten Synodalen Wegs befasst. Die Versammlung hat sich unter anderem für eine verbindliche Mitbestimmung von Laien bundesweit, aber auch auf der Ebene der Bistümer und Pfarreien ausgesprochen.
Auch im Bistum Magdeburg werden die Pläne konkreter. Nachdem Ende Januar ein Brief mehrerer römischer Kardinäle der Kirche in Deutschland untersagt hatte, Synodale Räte auf nationaler, diözesaner oder pfarrlicher Ebene einzurichten, geht das Bistum nun einen anderen Weg: Der bereits bestehende Bistumsrat soll erweitert werden und auch Laien Partizipation und verbindliche Mitwirkung ermöglichen. Bis zur nächsten Sitzung des Bistumsrates im November soll dazu ein breites Meinungsbild aus den Gremien der Diözese eingeholt werden.
Schreiben aus Köthen übt deutliche Kritik
Doch diese Richtung gefällt nicht allen. Gleich zu Beginn der Katholikenrats-Versammlung trägt Ursula Kresner aus der Pfarrei St. Maria in Köthen ein Schreiben vor, das es in sich hat: Unterschrieben vom stellvertretenden Vorsitzenden des Kirchenvorstandes, Georg Heeg, und vom Pfarrgemeinderats(PGR)-Vorsitzenden Jens Lange, werfen die Verfasser dem Bistum und speziell dem Katholikenrat einen „Konfrontationskurs mit den vatikanischen Behörden und dem Papst“ vor. Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat sprechen sich laut dem Schreiben ausdrücklich gegen die Errichtung eines Synodalen Rats im Bistum aus „und laufen auch nicht auf dem Synodalen Weg mit“. Beides sei weder mit der katholischen Lehre noch mit dem kanonischen Recht kompatibel, heißt es weiter. Amtsträger wie Bischöfe oder Pfarrer hätten die ihnen anvertrauten Kompetenzen wahrzunehmen. Die Kirche, so die beiden Gremienvertreter, „ist kein menschliches Konstrukt und kein Debattierclub, in dem nach Mehrheitsverhältnissen abgestimmt werden kann.“
Zwar distanzierte sich Ursula Kresner persönlich von dem Schreiben, das nicht ihrer Meinung entspreche. Dennoch bestätigt sie, dass PGR und Kirchenvorstand diesen Brief beraten und beschlossen hätten. Sie sei als Vertreterin der Köthener Pfarrei beauftragt worden, das Schreiben vorzutragen.
ZdK-Vize lobt Magdeburger Weg
Eine Vorgehensweise, die der Vorsitzende des Katholikenrates, Dagobert Glanz, nicht in Ordnung findet. So sei der Brief erst einen Tag vor der Vollversammlung bei ihm eingegangen – per Mail. Auf dem Postweg läge das Schreiben hingegen noch gar nicht vor. „Mit dem Inhalt stimmen wir nicht überein, aber das kann man diskutieren“, so Glanz im Gespräch mit dem TAG DES HERRN. „Aber die Art und Weise ist nicht in Ordnung.“
Unterstützung bei ihrem Weg erhielten die Katholikenrats-Mitglieder von einem prominenten Gast. Professor Thomas Söding, Neutestamentler an der Ruhr-Universität Bochum, ist Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und des Synodalen Weges. Er rief dazu auf, trotz Gegenwinds aus Rom und kritischen Stimmen wie aus Köthen, an dem eingeschlagenen Kurs festzuhalten. Die Deutsche Bischofskonferenz und das ZdK seien gemeinsam der Auffassung, dass Rom etwas verbiete, was gar nicht beschlossen worden sei. Ein Synodaler Rat solle die Bischofskonferenz nicht faktisch ersetzen. In den Bistümern und Pfarreien gehe es nach der Intervention aus Rom nun darum, „synodale Beratungs- und Entscheidungsstrukturen zu entwickeln, die sich nicht über die Autorität des Bischofs stellen“. Stattdessen solle die bischöfliche Autorität für die Etablierung synodaler Beratungs- und Entscheidungsstrukturen genutzt werden. „Ich meine, dass Magdeburg zurzeit ziemlich weit vorne ist, was Gestaltungsmöglichkeiten angeht“, erklärte Söding. „Das Diaspora-Bistum zieht sich nicht ins Mäuseloch zurück.“ Kirchliche Macht müsse kontrolliert, Verantwortung geteilt werden. „Die Kirche muss in der Demokratie heimisch werden“, forderte der ZdK-Vizepräsident.