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Bischof: Aufstehen gegen das, was tötet

Magdeburg (pbm) - Jeder Mensch ist nach Ansicht von Bischof Leo Nowak zutiefst durchdrungen von der Botschaft der Auferstehung, die die Kirche am Osterfest verkündet. Jeder sei ausgerichtet auf das Leben und solle darum das Leben wagen, indem er couragiert auftritt gegen das, was tötet: gegen Ausländerhass, Selbstsucht, Neid und Gier, sagte Nowak in seiner Predigt zum Osterfest. Die Botschaft des am Ostertag auferstandenen Gottessohnes Jesus Christus zeige auch heute den Weg zu einem Leben, an dessen Ende alles stehe, wonach der Mensch im Innersten suche: Liebe, Vertrauen und Geborgenheit.

"In uns lebt schon längst die Botschaft der Auferstehung"

Bischof Leo Nowak zum Osterfest 2000
Mk 16,1-7

Wir haben soeben eine Ostererzählung, eine Ostergeschichte gehört. Diese Erzählung ist Evangelium. Das heißt sie will Glauben wecken. Glauben bei uns und bei anderen. Deshalb ist sie aufgeschrieben, aufgezeichnet von Jüngern Jesu, die an ihn geglaubt haben. Besonders die Ostererzählungen sind als Glaubensbekundungen überliefert, damit auch wir den Glauben haben. Deshalb werden diese Evangelien zu Ostern in allen christlichen Kirchen der ganzen Welt verkündet.

Aber viele Menschen erreicht diese Botschaft nicht. Viele hier bei uns kennen sie gar nicht. Viele haben sie noch niemals gehört. Andere lehnen sie entschieden ab. Das sind doch Ammenmärchen, sagen sie. Wieder andere zweifeln, kann sein, kann aber auch nicht sein. Ich weiß nicht so recht. Irgendwie fühle ich mich schon angesprochen. Aber sind sie wahr, diese Ostergeschichten? Es wäre viel zu schön, um wahr zu sein, so denken sie.

Es wäre spannend, am Ostermorgen Menschen zu hören, die mit dieser Botschaft nichts anzufangen wissen. Sie gehören zu uns. Nicht wenige Zeitgenossen Jesu, ja, seine Jünger selbst taten sich schwer mit dieser Botschaft. Von alledem steckt auch etwas in uns. Deshalb muss dieser Glaube neu geweckt werden. Deshalb sind wir am Ostertag zusammen, um diese Botschaft neu zu hören und mit einer konkreten Gemeinde die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus zu feiern.

Die Botschaft des Osterevangeliums heißt: "Erschreckt nicht, ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier." Lassen wir uns auf diese Botschaft ein. Ich bin überzeugt, wir können auch heute dadurch zum Glauben gelangen.

'Erschreckt nicht', so wird uns zuerst zugerufen. Vor Angst hatten die Jünger die Türen verschlossen. Angst und Schrecken gehören überhaupt zu unserer menschlichen Existenz. Erschrecken befällt mich schon, wenn ich erlebe, dass Menschen anscheinend ganz gut ohne Gott leben können.

Erschrocken bin ich schon über unsere Welt. Erschrocken über so viel Unrecht, Gewalt und Hunger. Erschrocken auch über so viel verführerische Mächte, denen wir unbekümmert vertrauen und nachfolgen.

Erschrocken über Enttäuschungen und negative Erfahrungen im eigenen Leben. Ängste und Sorgen mit der Entwicklung in Kirche und Gesellschaft und um die Sicherung der eigenen Existenz. Wie kann es da im Evangelium heißen: Erschreckt nicht? Ob da nicht doch einer hinter dem Ganzen steht, der Grund hat, so zu reden? Eben der Lebendige, der nicht tot zu kriegen ist? Er, der alle unsere Möglichkeiten weit hinter sich lässt, der unsere Dunkelheit hell macht, alle unsere Pläne durchkreuzt und der alles zum Guten führt? Er hat eine befreiende Botschaft zu sagen. Er richtet auf, tröstet, macht Mut, wenn er spricht: Erschreckt nicht! Er kann so reden, weil er die Schrecken überwunden hat, er, der Auferstandene!

'Ihr sucht Jesus ...' Ist das als Frage zu verstehen? Suchst du nach Jesus? Wie dem auch sei, das Wort 'suchen' ist wichtig. Darauf kommt es an. Unser ganzes Leben ist eine einzige 'Suchaktion.' Ständig suchen wir nach Glück. Dauernd sind wir unterwegs. Wir suchen Anerkennung und Bestätigung. Wir suchen nach Menschen, die uns lieben und denen wir vertrauen können. Wir suchen nach Geborgenheit und nach Verständnis. Weltweit suchen wir nach Frieden und Gerechtigkeit, nach Freiheit und Wohlfahrt. Letztlich sucht jeder Mensch nach Gott, denn nur, wenn wir ihn finden, sind wir mit unserer Suche an ein Ende gekommen.

Wir suchen nicht den Tod, sondern das Leben. Wir suchen nicht nach Jesus, dem Gekreuzigten, sondern nach Jesus, dem Christus, dem Auferstandenen. Im Tiefsten unseres Herzens lebt in uns schon längst die Botschaft von der Auferstehung, da wir ausgerichtet sind auf das Leben und nicht auf den Tod. Wie die Blume sich nach der Sonne ausrichtet, 'wie der Hirsch verlangt nach frischem Quell, so verlangt meine Seele Gott nach dir!'

Angst und Schrecken, Unsicherheit und Zweifel versperren uns den Weg zum Leben. Sie liegen auf unserer Seele wie ein schwerer Stein. Der Auferstandene selbst hat ihn weggeräumt, diesen Stein. Er bricht sich Bahn, setzt sich durch, macht das Leben hell und vertreibt die Dunkelheit. In seinem Licht sehen wir das Licht.

Deshalb dürfen wir dem Leben trauen. Schon zeigen sich die ersten Knospen. Menschen stehen auf gegen Unmenschlichkeit. Barmherzigkeit steht gegen Unbarmherzigkeit. Glauben gegen Unglauben. Liebe überwindet Haß. Letztlich triumphiert das Leben. Letztlich wird der Tod überwunden. Das letzte Wort haben nicht Erschrecken und Unsicherheit, sondern der Auferstandene selbst, der uns hier und jetzt zuruft: "Erschreckt nicht. Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden!"

Beten wir, damit uns diese Botschaft erreicht und damit wir auch anderen Mut machen können zum Leben.

Leo Nowak
-Bischof-

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