Bistumskarte Jetzt spenden

Bischof Nowak im Gespräch mit der "Bild"-Zeitung


"Ich war stocksauer"

Bischof Nowak im Gespräch mit der "Bild"-Zeitung
24. Januar 2000

Heute ist der Namenstag des Schutzheiligen der Journalisten, Franz von Sales. Welche Erfahrungen haben Sie mit den Medien?


Zum Teil sehr ärgerliche. "Porno-Razzia beim Bischof" lautete kürzlich eine Schlagzeile in Ihrer Zeitung. Ich war geschockt und stocksauer. In meinen Räumen war nie eine Razzia. Das ist unseriös! Ich habe keine Lust, mich so bloßstellen zu lassen! Wer mich kennt, weiß, wie abwegig so ein Vorwurf ist.

Aber die Staatsanwaltschaft war doch im Bischöflichen Ordinariat?

Richtig. Durchsucht wurde ein Büro des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ). Dieses befindet sich zufällig in diesem Gebäude. Beschuldigt war der Geschäftsführer. Das Verfahren wurde jedoch eingestellt. Juristisch ist die Sache erledigt.

Trotz des Ärgers haben Sie mit den Medien nicht gebrochen...?

Offen gesagt, ich habe lange überlegt. Ich verbeuge mich nicht vor der Medienmacht. Doch es ist auch meine Aufgabe, die Katholische Kirche im Leben der Gesellschaft darzustellen. Persönliche Verletzungen müssen da zurückstehen. Und ich hoffe, dass die Wahrheit sich am Ende immer durchsetzt.

Das Thema Wahrheit beschäftigt Deutschland ja gerade aus aktuellem Anlass...

Das Gebot "Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen!" verliert leider immer mehr an Wert. Der Zweck scheint allzu oft jedes Mittel zu heiligen. Das gilt nicht nur für Spenden- und Flugaffären sondern im Alltag ganz allgemein. Wie viele kleine Betrügereien werden heute schon als total normal angesehen! Doch gerade in Zukunft brauchen wir Werte wie Wahrhaftigkeit, Fairness und Solidarität.

Finden Sie es bedenklich, dass ausgerechnet eine Partei, die Wert auf den Zusatz "christlich" legt, Mittelpunkt der Affäre ist?

....mehr als bedenklich, ich bin bestürzt. Ich will zwar niemanden vorverurteilen, doch ich sehe das Vertrauen in die Demokratie stark gefährdet. Unsere Gesellschaft betrügt sich aber auch selbst: Von Politikern und Prominenten wird erwartet, dass sie sich äußerst korrekt verhalten, selbst aber lassen viele ihr eigenes Tun kaum in Frage stellen. Das soll Fehler nicht entschuldigen, aber die fast unersättliche Gier nach Sensationsberichten schafft eine Stimmung, die Menschen schnell zu bloßen Objekten herabwürdigt.

Haben Sie die Hoffnung, dass die Kirche hier etwas ändern kann? Besonders in den Neuen Bundesländern hat die Katholische Kirche einen schweren Stand

Das stimmt. Ich denke aber, dass wir selbst aktiver auf die Menschen zugehen müssen. Glaubwürdig sind lebendige und überzeugende Christen. Manchmal ziehen wir uns zu schnell zurück. Der umgekehrte Weg ist richtig. Der Glaube ist ein kostbares Geschenk, er macht das Leben reicher. Diese Erfahrung müssen wir weitergeben. Es gibt da durchaus Hoffnungszeichen: So ist ein langsamer aber stetiger Anstieg von Erwachsenentaufen zu verzeichnen. Und dann: Die Kirche existiert schon seit fast 2000 Jahren, auch das erfüllt mich mit Zuversicht und einer Portion Gelassenheit.

link

Themen und Partnerportale