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Bischof: Wir brauchen neue Formen des Miteinanders

Erklärung des Bischofs von Magdeburg zum Tag der deutschen Einheit

Im Ergebnis der "friedlichen Revolution" des Jahres 1989 wurde heute vor elf Jahren die Deutsche Einheit hergestellt, mit Reden und Feiern, mit glücklichen Gesichtern und Freude im Herzen. Diese Freude ist das Ergebnis des Zusammenwirkens vieler Menschen aus Politik und Gesellschaft. Es ist aber auch das Ergebnis eines mutigen und oft auch gefahrvollen Einsatzes vieler Menschen hier in Sachsen-Anhalt. Dankbar erinnere ich an die Bemühungen vieler Entscheidungsträger auf internationaler und nationaler Ebene.

Wir haben viele Gründe, uns auch heute noch über den 3. Oktober 1990 zu freuen. Im äußeren und inneren Lebensbereich der Menschen hat sich vieles zum Guten entwickelt. Die meisten Menschen sind froh und dankbar darüber. Für die katholische Kirche haben sich neue Möglichkeiten ergeben. So können wir unseren Auftrag zur Verkündigung jetzt auch in der Öffentlichkeit wahrnehmen. An den Schulen haben wir das Recht, katholische Religion zu unterrichten. Soziale Einrichtungen und Schulen in Trägerschaft des Bistums Magdeburg konnten errichtet werden. Auf diese Weise möchten wir als Christen bei möglichst vielen Menschen Hoffnung wecken und zum Frieden ermutigen. Durch diese und weitere Aktivitäten leistet die katholische Kirche einen wichtigen Beitrag für die innere Einheit unseres Landes.

Trotzdem muss es erlaubt sein, Fragen zu stellen: Wieviel Zeit haben wir noch, um die deutsche Einigung zu vollenden? Ein ständiger Werteverlust wird beklagt. Die "Ellenbogen-Gesellschaft" setzt sich immer mehr durch. Es bleibt wenig Zeit für ein menschliches Miteinander. Das Lohngefälle, der dramatische Bevölkerungsschwund und das mangelhafte gesellschaftliche Wertebewusstsein sind nur einige Herausforderungen, die wir gemeinsam meistern müssen.

Wir brauchen unter veränderten Bedingungen auch für uns neue Formen des menschlichen und gesellschaftlichen Miteinanders. Der Sinn der Menschen muss noch mehr auf Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit gerichtet werden. Dieser Sinn ist dringend notwendig, damit zukünftig Menschen unterschiedlicher Herkunft und Weltanschauung miteinander leben können.

Leo Nowak
Bischof

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