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Frieden setzt Mut zur Wahrheit voraus

Weihbischof zum Weltfriedenstag

Magdeburg (pbm) - Eine umfassende Erziehung zur Friedfertigkeit und zur Bereitschaft, Konflikte gewaltfrei auszutragen, hat der Magdeburger Weihbischof Gerhard Feige am Dienstag in einer Botschaft zum Weltfriedenstag gefordert. Wer den Frieden in der Gesellschaft und weltweit wolle, müsse für den Frieden bereit sein. Ein Leben "ohne Krieg und Gewalt, in Gerechtigkeit, Solidarität und Vertrauen" braucht nach Feiges Worten "unser aller Engagement".

Dabei mahnt der Weihbischof zugleich, sich kritisch mit der Berichterstattung der Medien auseinander zu setzen sowie Schwarz-Weiß-Propaganda und billigen Parolen zu misstrauen. Manchmal müsse man heute auch den Mut haben, nüchtern zu bleiben, seinem Gewissen zu folgen und nicht mit dem Strom zu schwimmen.

Im Grunde, so Gerhard Feige, könne Frieden nur dann wirklich werden, wenn sich die Menschen voll und ganz der Wirklichkeit stellten. Wozu schließlich auch gehöre, sich mit dem "traurigen Erbe der Vergangenheit" auseinander zu setzen und weiterhin "Wege der Versöhnung zu suchen". Ohne Wahrheit und Gerechtigkeit könne es keine Versöhnung geben und darum auch keinen Frieden.

Aus der Predigt zum Weltfriedenstag

"...Zu Zeiten des Kalten Krieges hieß Wachsamkeit, misstrauisch und hasserfüllt auf der Lauer zu liegen, "denn der Feind schläft nicht". Was aber könnte dies heute für uns bedeuten?

• Ich glaube, dass es zunächst einmal wichtig ist, sich voll und ganz der Wirklichkeit zu stellen, sie zu begreifen versuchen und nicht in eine Scheinwelt zu flüchten. Ihnen sind sicher die 3 indischen Weisheiten bekannt: 3 Affen, die auf einem Baum sitzen: Einer hält sich die Ohren zu, einer die Augen, einer den Mund. Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Das kann wohl nicht unser Ideal sein!
Zur Wahrnehmung der ganzen Wirklichkeit gehört auch, sich mit dem traurigen Erbe der Vergangenheit auseinander zu setzen, sich darüber zu verständigen und Wege der Versöhnung zu suchen. Lüge und Verdrängung hingegen oder Selbstbetrug und Verharmlosung wären nur Hindernisse auf dem Weg in eine gemeinsame Zukunft. Es gibt keinen Frieden ohne Versöhnung, und keine Versöhnung ohne Wahrheit und Gerechtigkeit.

• Wachsein um des Friedens willen heißt heutzutage besonders aber auch, äußerst medienkritisch zu sein, Schwarz-Weiß-Propaganda und billigen Parolen zu misstrauen und keinen "Rattenfängern" nachzulaufen. Noch immer können es viele nicht verstehen, wie ein Adolf Hitler zur Macht kommen und ein ganzes Volk mit in den Krieg reißen konnte oder Unzählige kommunistischen Ideologien erlegen sind. Ist die Gefahr, instrumentalisiert oder manipuliert zu werden, aber nur ein Phänomen vergangener Zeiten? Muss man heute nicht manchmal auch den Mut haben, nüchtern zu bleiben, seinem Gewissen zu folgen und nicht mit dem Strom mitzuschwimmen?

• Schließlich zeigt sich Wachheit um des Friedens willen auch im konkreten Einsatz für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Wer den Frieden will, muss für den Frieden bereit sein. Er ergibt sich nicht von selbst, sondern braucht unser aller Engagement. Dazu gehören intensive Versöhnungsarbeit und weltweite Entwicklungshilfe, zivile Friedens-dienste und militärische Sicherungsmaßnahmen, die ökumenische Bewegung und der Dialog zwischen den Religionen. Dazu gehören aber auch eine umfassende Erziehung zur Friedfertigkeit und zur Bereitschaft, Konflikte möglichst gewaltfrei auszutragen.

Als Christen glauben wir, dass sich solches Engagement lohnt und Gott uns dabei nicht allein lässt.

Als Christen glauben wir, dass Frieden nicht nur eine himmlische Zukunftsverheißung ist, sondern tatsächlich schon jetzt unter uns Wirklichkeit werden kann, wenn wir uns mit darum bemühen..."



die gesamte Predigt

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