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Texte aus der Haft

Auszüge aus einer Gefängniszeitung

Raßnitz (pbm) - Am 30. Oktober war des Weltjugendtagskreuz auch in der Jugendanstalt Raßnitz. Als Vorbereitung auf dieses Ereignis haben einige Inhaftierte in der Gefängniszeitung Texte dazu veröffentlicht. Im Folgenden finden geben wir eine Auswahl dieser "Gefangenen Gedanken" wider:

Vater Unser

Himmlischer Vater,
unsere tägliche Freude gib uns heute.
Denn unser tägliches Brot,
unser täglicher Kaffee,
unsere täglichen Zigaretten
reichen nicht,
um allen Hunger zu stillen –
den unseres Magens,
den unseres Herzens,
den unserer Seele.
Da fehlt noch irgend etwas Unbezahlbares.

Warum, Ich... wie konnte es soweit kommen

Gib acht, wo hat Dich dein Leben hingebracht
Vorher viel gelacht.
Durch die große Macht,
wird Mist gemacht und alles abgeschafft
Es wird immer schlimmer der große Kummer!
Du bist hier nur ne Nummer!
Du bist lange hier untergebracht.
Gib fein acht, hier wird oft über Dich gelacht.
Und so wird einiges gemacht, sowie für Dich gedacht.
Doch du kommst nie zum Ziel.
Auch dein eigener Stil, ist denen zu viel,
am besten sei still.
Du kannst nur raten,
wie sie über Deine Taten beraten.

Nun sei tapfer und groß und trage dein Los.
Bis auf Moos ... darüber gewachsen.
Du wirst darauf achten, wie sie eins lachten.
Es wird krachen. Du kannst nichts machen.
Sie werden dich richtig gut bewachen
Auch weg sind deine Sachen, was soll ich da machen?

Niemand bin ich mehr. Ich fühle mich so leer.
Ich kann nicht mehr. Bin ich überhaupt noch wer?
Was ein Graus. Wer hilft mir raus aus diesem Haus.
Wenn ich damals nur eher gegangen wär!
Was ich damals so sehr. Wie nun ganz leer?

Weltjugendtag und Ökumene

Der Weltjugendtag ist seit seiner Entstehung vor 20 Jahren zu einem großen Fest der katholischen Kirche geworden. Aber der Begriff „katholisch“ hat ursprünglich keine konfessionalistische Bedeutung: hier katholisch, dort evangelisch oder orthodox. Es ist eine Bezeichnung für: auf das Ganze, auf alle bezogen. So wie das ähnliche Wort „ökumenisch“ was aus dem Griechischen kommt und meint: die ganze (bewohnte) Erde. Von der Begriffsbedeutung her gehören katholisch und ökumenisch zusammen, da es sich bei beiden um das Wort‚ “alle“ handelt. Daher können wir den Weltjugendtag als Chance für das Zusammenwachsen aller Christen aus verschiedenen Kirchen sehen. Der Weltjugendtag soll und muss alle in den Blick nehmen und allen Jugendlichen, gleich ob sie der Kirche nah oder fern stehen, signalisieren: Du bist uns willkommen.

Ökumene heißt aber auch Jesus Christus erst nehmen.
Jeder, der durch den Glauben und die Taufe zu Jesus Christus gehört, ist deswegen „bereits dadurch berufen, sich bei der Suche nach der Einheit zu engagieren. Seine eigene Taufe annehmen, heißt, in dieser Gewissheit ins Leben gehen: Du bist uns erwünscht. Diese Gabe der Taufe wird dann zur Aufgabe, mit den anderen Getauften Gemeinschaft zu suchen und einander in einer Haltung des Willkommens zu begegnen.
Ökumene heißt auch einander besuchen.
Unkenntnis, Gleichgültigkeit, manchmal auch Vorurteile oder Misstrauen trennen die Christen verschiedener Konfessionen mitunter mehr als die tatsächlichen bestehenden Unterschiede im Glauben und im kirchlichen Leben.
Wichtig ist es deshalb, einander zu besuchen. Bei einer solchen Begegnung können wir einfach von uns selbst erzählen, von unserer Gemeinde und die anderen bitten, uns auch etwas von sich zu erzählen, von ihrer Gemeinde. Auf diese Weise wird das Du bist uns willkommen lebendig.
Ökumene heißt aber auch die Gaben der anderen zu entdecken.
Wer andere in Offenheit und Herzlichkeit besucht, merkt bald: Er wird selbst beschenkt. Echte Ökumene ist ein
Prozess „gegenseitiger Bereicherung“. Es geht ihr vielmehr darum in den anderen Kirchen die Gaben Gottes zu entdecken, die man selbst so nicht hat, und in der Begegnung mit anderen zu wachsen. Das heißt: das wir selbst uns verändern, indem wir uns in die „anderen“ hineinversetzen und von ihnen lernen.
Ökumene heißt auch miteinander beten und spirituelle Gemeinschaft suchen.
Das geistliche Leben ist die Mitte und das Herz von allem ökumenischen Bemühen. Ohne gemeinsame Gebete und Gottesdienste würde die Ökumene leer laufen. Das verbindende Zeichen aller ist das Kreuz.
Ökumene heißt aber auch gemeinsam handeln.
Die Kirche hat den Auftrag zu den Menschen zu gehen, um ihnen Jesus Christus als Freude und Hoffnung nahe zu bringen, ja sogar um ihn vor allem in den Schwächsten unserer Gesellschaft wieder zu finden (verg. Mathäus 25,31-46).
Gerade das kann in der Regel besser in ökumenischer Partnerschaft gelingen. Und gleichzeitig wird auf diesem Weg die Einheit unter den Christen wachsen.


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