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Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation

Grußwort des Bischofs zur Eröffnung der Ausstellung

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, Prof. Dr. Böhmer, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Trümper, sehr geehrter Herr Prof. Dr. Puhle,
meine sehr verehrten Damen und Herren!

Schon lange, bevor man die Stadtgrenze erreicht, ist der Magdeburger Dom zu sehen, ragen seine Doppeltürme aus dem Umland der Magdeburger Börde hervor und locken und leiten seit Jahrhunderten Menschen in unsere Stadt.

Unscheinbar klein dagegen ist ein Modell des ersten Domes, welches Kaiser Otto I. auf einem Elfenbeinrelief Christus entgegen trägt. Diese Elfenbeinplatte ist eines der herausragenden Exponate dieser Ausstellung und gehört zu jenen etwa 40 bis 50 Tafeln, die ursprünglich aller Wahrscheinlichkeit nach den Bischofsthron des 968 gegründeten Erzbistums zierten. Sie zeigt Christus auf einem Kranz thronend. Zu ihm wird auf der einen Seite Otto I. durch den hl. Mauritius, den Patron des Domes, und den Erzengel Michael geleitet. Auf der anderen Seite sind der Apostel Petrus und zwei weitere Heilige zu erkennen.



Elfenbeinplatte, wahrscheinlich für den Magdeburger Bischofsthron,
Mailand zwischen 962 und 973, etwa 12 x 12 cm;
Maiestas Domini mit Otto I., der Christus den Magdeburger Dom präsentiert



Eine kleine Geste ist auf dieser Darstellung besonders bemerkenswert: Otto trägt mit verhüllten Händen das Modell des ersten Domes, und der deutlich erhöht sitzende Christus, der sich Otto und seinen Begleitern zuwendet, berührt es ganz leicht mit der ausgestreckten Hand. Ein Bedeutungsmaßstab weist den Agierenden ihre Stellung zu: Die zentral angeordnete Hauptfigur ist Christus, der als Weltenherrscher alles überragt, während Otto deutlich kleiner als Repräsentant irdischer Wirklichkeit auftritt.

Im Ritual einer himmlischen Zeremonie verschränken sich die Wirklichkeitsebenen von Erde und Himmel, Diesseits und Jenseits zu einer Einheit, bei der es offenbar um einen Segen geht: Die Hand Gottes möge auf diesem Dom und damit auf dem neu gegründeten Erzbistum ruhen.

Wer das Heilige Römische Reich Deutscher Nation wirklich verstehen will, kommt nicht an seinen jüdisch-christlichen Wurzeln und seiner religiösen Ausrichtung vorbei. Angesichts dessen, dass gerade in unserer Gegend – aber auch auf europäischer Ebene – die anregende Rolle der Kirche vielfach vergessen oder bewusst ausgeblendet wurde und wird, stellt diese Ausstellung eine gute Möglichkeit dar, auch das Christentum wieder deutlicher ins historische Bewusstsein zu bringen. Ohne Zweifel ist es ein Fundament, auf dem wir stehen und auf dem wir weiterbauen müssen, wenn wir unsere Zukunft in einem gemeinsamen Europa und bei zunehmender Globalisierung verantwortungsbewusst gestalten wollen.

Wie die kleine Elfenbeintafel zeigt, gibt es viele Schätze zu heben, die zur Positionsbestimmung für heute und morgen einen Anstoß geben können, auch in Bezug auf das Verhältnis von Staat und Kirche.
Die Segensgeste, die einst Otto I. für Dom und Erzbistum erbat, möge sich auch heute für unsere Stadt und besonders für die Ausstellung und ihre vielen Besucher auswirken.

Mit meinem herzlichen Dank an die Initiatoren und Veranstalter dieser Ausstellung sowie an alle großzügigen Leihgeber verbinde ich den Wunsch um ein gutes Gelingen, tiefe Einsichten in die Geschichte unserer Kultur und Gottes Segen.

Dr. Gerhard Feige
Bischof von Magdeburg

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