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Wir verlieren einen hoch engagierten Zeugen

Altbischof Leo Nowak über Dr. Franz Schrader

Franz SchraderDer allmächtige und gütige Gott hat am 23. Oktober 2007 seinen treuen Diener, Herrn Geistlichen Rat, Pfarrer i. R. Dr. Franz Schrader im Alter von 87 Jahren in sein ewiges Reich gerufen.

Unser verstorbener Mitbruder Dr. Franz Schrader hatte ein bewegtes und keineswegs leichtes Leben. Mit einer eher zarten Gesundheit ausgestattet, hatte er sein ganzes Leben hindurch immer wieder auch mit sich selbst zu tun. Er gehörte zu den Mitbrüdern, die sofort nach ihrer Priesterweihe von Paderborn aus in das heutige Bistum Magdeburg entsandt wurden. 46 Jahre lang hat er hier als Priester gewirkt, in Quedlinburg, Magdeburg-Sudenburg, Egeln, Osterhausen, Hadmersleben und im Magdeburger Ordinariat.

Als Sanitätssoldat haben die Kriegsjahre tiefe Spuren in ihm hinterlassen. Ob diese Erlebnisse für ihn mit ein Grund waren, um Priester zu werden? Daran Anteil aber hat mit Sicherheit die Jugendbewegung Neudeutschland. Sein Gruppenleiter war der 1999 in Erfurt verstorbene Prof. Dr. Heinz Schürmann. Eine lebendige Kirche, erneuert durch Bibel und Liturgie, war das Ideal. Jeder Priester sollte sich nach Möglichkeit auch auf einem bestimmten Gebiet spezialisieren. So kam Franz Schrader zur Kirchengeschichte. Mit erstaunlicher Hingabe hat er sich auf diesem Gebiet neben seiner pastoralen Tätigkeit als Pfarrer große Verdienste erworben. Die Erforschung der Magdeburger Kirchengeschichte fand sein bleibendes Interesse. Eine seiner interessanten Veröffentlichungen trägt den Titel: „Auf dem Weg durch die Zeit, Beiträge zur Geschichte der Kirche in Sachsen-Anhalt“, Bonifatius-Verlag Paderborn 1994, mit einem Vorwort von Erzbischof Dr. Johannes Joachim Degenhardt. Für jeden, der in der Magdeburger Kirche Dienst tut, sollten seine Schriften eine selbstverständliche Lektüre sein.

Zu gern hätte unser verstorbener Mitbruder seine wissenschaftliche Arbeit als Dozent am Theologischen Studium in Erfurt fortgesetzt. Das aber war ihm nicht vergönnt.

Sein Interesse und Einsatz galten aber auch der Ökumene. Immer wieder hat er sich dafür eingesetzt und gegebenenfalls auch hartnäckig nicht immer genehme Positionen verteidigt.

Das alles hat seiner pastoralen Tätigkeit als Vikar und Pfarrer keineswegs Abbruch getan. Besonders in Egeln und Hadmersleben konnte er vor Ort Kirchengeschichte und Seelsorge gut miteinander verbinden.

Eine gewisse Anerkennung seiner wissenschaftlichen Arbeiten wurde ihm 1978 durch seine Ernennung zum Leiter des Zentralarchivs und der kirchengeschichtlichen Forschungsstelle in Magdeburg zuteil. Ab 1979 war er darüber hinaus als Dozent für Kirchengeschichte am damaligen Seelsorgehelferinnen-Seminar und ab 1982 als Beauftragter für Ökumene im Bischöflichen Amt Magdeburg tätig. 1983 wurde er vom damaligen Bischof Johannes Braun zum Kanzler der Kurie ernannt.

Seine Gesundheit aber machte ihm immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Immer wieder wurde er von tiefen Depressionen heimgesucht. „Du weißt ja gar nicht, welches Elend einen Menschen befallen kann“, so hat er mir einmal gesagt.

Seit 1993 lebte er in Paderborn. Seine Haushälterin, Frau Maria Bernt, war ihm 49 Jahre lang eine getreue Hilfe und Stütze. Ihr gilt besonderer Dank und große Anerkennung.

Mit unserem Mitbruder Dr. Franz Schrader verlieren wir einen hoch engagierten und qualifizierten Zeugen des Glaubens. Er hat nicht immer die Anerkennung gefunden, die er verdient hätte. Gott selbst möge ihm nun alles vergelten, was er gelitten und Gutes getan hat.

Bischof em. Leo Nowak

Das Requiem feiern wir am Montag, dem 29.10.2007, um 11.00 Uhr in der Marktkirche in Paderborn. Anschließend wird unser verstorbener Mitbruder auf dem Friedhof Auf dem Dören beerdigt.

Wir wollen seiner in der Eucharistiefeier und im Gebet gedenken.

Magdeburg, den 23.10.2007

Dr. Gerhard Feige
Bischof

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