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Christen sind keine Museumswärter

Bischof warnt vor schwärmerischer Nostalgie

Salzwedel (pbm) – Vor „schwärmerischer Nostalgie“ auch mit Blick auf die DDR-Vergangenheit hat der Magdeburger Bischof Gerhard Feige gewarnt. Wer die DDR „durchlebt und erlitten hat, darf das nicht vergessen, ebenso aber auch nicht die Zivilcourage so mancher und die friedliche Revolution von 1989, die diesem Spuk ein Ende bereitet hat“, forderte Feige anlässlich des Internationalen Hansetages in Salzwedel, an dem neben zehntausenden internationalen Gästen auch Bundespräsident Horst Köhler teilgenommen hatte.

Bischof Feige im Getümmel des Internationalen Hansetags in Salzwedel
Bischof Gerhard Feige im Getümmel des Internationalen Hansetags

Zudem warnte der Bischof davor, die seit der politischen Wende erfahrene Freiheit gering zu schätzen: „Wer sie verteufelt, hat schon verdrängt, was vorher war“. Eine Gesellschaft, die ihre Vergangenheit vergisst, werde krank, manipulierbar und unfähig, sich zu erneuern.

Gottes Liebe eröffnet Zukunft

Die Christen tragen nach Feiges Worten beim Wachhalten der Erinnerung, aber auch für die Zukunft eine besondere Verantwortung. Ohne „unsere Wurzeln“, ohne das jüdisch-christliche Erbe sei unsere europäische Kultur gar nicht denkbar. Die Heilsgeschichten der Bibel und die Verkündigung Jesu böten den entsprechenden Rahmen: „Nunmehr wissen oder ahnen wir wenigstens, woher wir kommen und wohin wir gehen“, meinte der Bischof. „Letztendlich leben wir aus der Gnade Gottes – nicht als Marionetten, sondern als Wesen, die verantwortlich mit ihrer Freiheit umgehen sollen. Unsere tiefsten Wurzeln liegen in Gottes schöpferischer Liebe – und in dieser Liebe eröffnet sich auch unsere Zukunft.“

Bewegung mit Puste und Verstand

Sich der Geschichte Gottes und der Menschen zu erinnern, sagte Feige beim Hansetag in Salzwedel weiter, „stiftet wahrhaft Leben, stärkt uns den Rücken, weitet den Horizont und gibt uns Kraft für unseren Auftrag: in dieser Welt und Gesellschaft den Himmel offen zu halten, für alle Menschen in unserem Land“. So gesehen seien Christen in jeder Hinsicht „mehr als nur Museumswärter oder Hüter einer gerade noch glimmenden Asche“. Vielmehr stünden sie in einer Tradition mit allem Für und Wider. „Manchmal tragen wir schwer unter diesem historischen Ballast und werden als die Ewig-Gestrigen bezeichnet“, konstatierte der Bischof. „Dann aber profitieren wir wieder von den Welterfahrungen einer Bewegung, die wie keine andere schon so lange existiert und immer noch genügend Puste und Verstand, Rückgrat und Beweglichkeit, Charme und Begeisterungsfähigkeit hat“.

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