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Jeder einzelne ist herausgefordert

Viele Seelsorger kamen zum Pastoraltag nach Magdeburg

abstrahierte Darstellung der Kathedrale St. Sebastian Magdeburg (pbm) - Wie kann das gehen: 23 000 Quadratkilometer, 44 Pfarreien, rund 90 000 Katholiken und dann als Kirche „Präsenz vor Ort" zeigen? Die Frage stand über dem Pastoraltag des Bistums, zu dem am Mittwoch viele hauptamtliche Seelsorger und Seelsorgerinnen nach Magdeburg gekommen waren. Antwortvorschläge oder gar Patentrezepte, die mancher sich vielleicht erhofft hatte, lagen nicht auf dem Tisch. Stattdessen waren die Teilnehmer gefordert, sich in Arbeitskreisen mit verschiedenen Aspekten der Frage auseinanderzusetzen:
◦ Weder Zentralismus noch Separatismus
◦ Kirche anders sehen (lernen)
◦ Vom Helfen zur Verantwortung
◦ Chancen einer Liturgie in Vielfalt
Mitarbeiter stehen im Saal und betrachten Zettel auf dem Boden
Ist das Glas halb leer oder halb voll? Teilnehmer des Pastoraltages stimmen sich auf die Gruppenarbeit ein. Foto: E. Pohl

Als Impuls für die Arbeit hatte zuvor der Leiter des Fachbereichs Pastoral Ulrich Lieb den Seelsorgern einige Gedanken mit auf den Weg gegeben. Vor allem plädierte er mit seinem Impuls für „mehr als eine allgemeine Trendwende". Es gehe um „Umdenkprozesse, denen sich keiner beziehungsweise keine einfach entziehen soll". Jeder einzelne sei zum „Blickwechsel" herausgefordert. So sollten sich die neuen Pfarreien nicht als monolithische Blöcke verstehen, sondern als Netzwerke für alle Menschen, die im Pfarrgebiet leben. Aufgabe der Hauptamtlichen sei es, dieses Netz von Gemeinden, Gemeinschaften, karitativen Einrichtungen, Familien und Einzelpersonen zu initiieren und zu unterstützen. Lieb fragte: „Was ist mit den Vielen, die nicht direkt zur Gemeinde gehören und sich deshalb auch nicht einfach zu einem Mitmachen in Gottesdiensten und anderen Versammlungen bewegen lassen?" Im Netzwerk der Pfarrei, meint Lieb, „sind nicht nur die katholischen Insider angesiedelt, sondern auch Kirchen-Distanzierte". Sie alle gelte es im Blick zu behalten oder in Blick zu nehmen. Blickwechsel, führte der Ordinariatsrat weiter aus, seien schließlich auch bei der Liturgie notwendig und der Frage, wer Kirche vor Ort vertritt, repräsentiert und Verantwortung übernimmt. Die Chancen einer Liturgie in Vielfalt könnten stärker als bisher entfaltet werden; und nicht zuletzt gelte es Gemeindemitglieder zu ermuntern und zu befähigen, Kirche auch dort erfahrbar zu machen, wo kein Hauptamtlicher dauerhaft vor Ort sei.

Die Krise der katholischen Kirche, die sich momentan in einem starken Vertrauensverlust und gestiegenen Austrittszahlen zeigt, kann laut Bischof Gerhard Feige bei allem Schmerz aber auch als Chance gesehen werden. So mancher werde heilsam erschüttert und zu Besinnung und Umkehr geführt, hatt er schon in seiner Predigt zum Auftakt des Pastoraltages gesagt. So mancher Blickwechsel erscheine heute darum dringlicher als jemals zuvor. Es brauche dafür allerdings auch die Bereitschaft, „geistlich wach zu bleiben"; vor allem aber „ein gutes Stück Ehrlichkeit im Umgang mit unserer eigenen Wirklichkeit: mit unseren Fähigkeiten und Grenzen". Mit Christus im Herzen, so Bischof Feige, „braucht uns nicht angst und bange zu werden".



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