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Kein Zurück hinter das II. Vatikanische Konzil

Katholisches Institut feierte sein zehnjähriges Bestehen

Halle (eb) - Vor wenigen Tagen konnte das an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ansässige Institut für Katholische Theologie und ihre Didaktik sein zehnjähriges Jubiläum begehen. Nachdem der erste Versuch einer zunächst für den 10. Juni terminierten Jubiläumsveranstaltung dem Hochwasser zum Opfer gefallen war, unternahm man einige Wochen darauf einen zweiten Anlauf. Rund 130 geladene Gäste kamen und stellten mit ihrer Teilnahme die Verbundenheit mit dem Institut unter Beweis.Bischof besichtigt die Räume des Instituts.
Professorin Radlbeck-Ossmann führt Bischof Feige und seine Begleiter durch die Räume des Instituts.

Foto & Copyrith: Daniel Richter

Die Geschäftsführende Direktorin des Instituts, Professorin Regina Radlbeck-Ossmann hatte das kleine Jubiläum ihres Instituts mit dem großen, 50 jährigen Jubiläum des II. Vatikanischen Konzils verbunden. Wie die Professorin in  ihrer Begrüßungsansprache ausführte, legte diese Kombination sich auch deshalb nahe, weil mit beiden Ereignissen Schritte einer Öffnung der Kirche auf die sie umgebende Welt hin vollzogen wurden. Dabei nahm die Professorin sehr bewusst war, dass Sachsen-Anhalt unter allen Bundesländern in Deutschland den geringsten Anteil religiös gebundene Menschen aufweist. 83 Prozent der Bevölkerung gehören weder eine Kirche nach einer anderen Religionsgemeinschaft an. Die am Institut geleistete Arbeit sehen Regina Radlbeck-Ossmann und ihr Kollege Professor Harald Schwillus deshalb bewusst als Ausdruck einer Theologie, die in der Kirche verwurzelt ist, ihre Strahlkraft aber auch für die nichtkirchliche Öffentlichkeit entfalten will. Die am Institut angesiedelten wissenschaftlichen Projekte legen Zeugnis von dieser Zielsetzung ab. Dies würdigten nicht nur die Teilnehmer der Veranstaltung, sondern auch die Grußwortredner des Abends, unter ihnen Staatssekretär Marco Tullner, vom Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt, Professor Udo Sträter, Rektor der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, und Professor Schwillus, Dekan der Philosophischen Fakultät III.

Die beiden Vorträge des Festaktes konzentrierten sich auf die Bedeutung des II. Vatikanischen Konzils. Regina Radlbeck-Ossmann legte dar, dass dieses Konzil als epochaler Neuaufbau der katholischen Kirche zu verstehen ist und begründete dies mit fünf kurz ausgeführten Argumenten. Epochal neu waren danach: 

  • Die mit der Einberufung eines Pastoralkonzils vollzogene Selbstbeschränkung päpstlicher Machtfülle und die damit entstehende Aufwertung bischöfliche Autorität.
  • Der auf dem Konzil gepflegte und bewusst gefördertes Stil eines Dialogs miteinander.
  • Der in der Konzilskonstitution vollzogene Wechsel des kirchlichen Selbstverständnisses, wollte Kirche sich doch fortan nicht mehr selbstherrlich als „Societas perfecta“ (Vollkommene Gesellschaft) verstehen, sondern als „Lumen Gentium“ (Licht für die Völker) wirken.
  • Die Öffnung des Konzils hin zur modernen Welt und das Bemühen um eine Neuausrichtung (Aggiornamento) der Kirche.
  • Die vom Konzil gesuchte, bewusste Einbeziehung der anderen als der nichtkatholischen, der nichtchristlichen und sogar der nichtgläubigen Gesprächspartner.

Der von Bischof Gerhard Feige gehaltene Festvortrag stand unter dem Titel „Dialogisch Kirche sein. Vom II. Vatikanischen Konzil und seiner Umsetzung in Sachsen-Anhalt heute“. Mit dieser Themenstellung stand noch einmal der mit den Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche zu führende Dialog im Zentrum. Bischof Feige erinnerte an die hohe Aufmerksamkeit, mit der man das Konzil seinerzeit auch in der DDR wahrgenommen hat. Anhand von Beispielen sich verändernder Traditionen zeigte er auf, wie grundlegend der mit dem Konzil angestoßene Wandel sich in allen Bereichen des täglichen Lebens auswirkte. Dabei verwies er etwa auf den mit dem Konzil eingeführten Gebrauch der Volkssprache in der Liturgie. Der Festredner betonte, dass es hinter die vom Konzil gesteckten Ziele kein Zurück gebe. Bei ihnen handele es sich jedoch nicht nur um feste Fundamente, auf die man bauen könne, sondern auch um Herausforderungen, um deren Einlösung nach wie vor zu ringen ist. Dass dies unter den Bedingungen einer Gesellschaft, in der Christen zur Minderheit geworden sind, nicht leicht ist, wurde dabei nicht verschwiegen.

Der akademische Veranstaltungsteil schloss mit dem Dank an Mitarbeiter, Kooperationspartner und externe Lehrende. Ein besonderer Dank wurde zudem gegenüber dem Land Sachsen-Anhalt ausgesprochen, das sich vor zehn Jahren zur Gründung des Instituts entschlossen hat. Professorin Radlbeck-Ossmann sah darin nicht nur eine Entscheidung, mit der das Land seinen aus dem deutschen Grundgesetz resultierenden Pflichten nachgekommen ist, sondern auch das in Sachsen-Anhalt gegebene Wissen um die gesellschaftlich-politische Bedeutung einer gepflegten Religiosität.

Im Anschluss daran begab sich die Festgesellschaft in den Moritzkirchgarten, wo Propst Reinhard Henschel die Gäste als Hausherr mit einer kleinen Ansprache begrüßte. Akademiedirektor Reinhard Grütz wartete im Garten mit einem kleinen Empfang auf und erwies sich dabei als großzügiger und verbindlicher Gesprächspartner für die universitäre und städtische Öffentlichkeit. Im Engagement der Katholischen Akademie des Bistums Magdeburg konnten die Gäste ganz praktisch erleben, was in der katholischen Kirche unter dem Motto Dialog und Offenheit verstanden wird.

Höhepunkt des Abends war schließlich ein feierliches Abendlob, das Dorothea Tesching mit einem kleinen Stab an Mitwirkenden vorbereitet hatte. In Bischof Feige fand dieses Abendlob einen feinfühligen Zelebranten, der Christen und Nichtchristen gleichermaßen anzusprechen verstand. Zum würdigen Ausdruck trugen der Kirchenmusiker Tobias Fraß mit seinem gekonnten Orgelspiel und der von ihm geleitete Chor mit seinen fein abgestimmten Gesängen maßgeblich bei. Die Schönheit der Liturgie erreichte dadurch eine Tiefe, die Worte nur bedingt einfangen können. So verwundert es nicht, dass die Teilnehmer, Christen oder Nichtchristen, vom Abendlob in der Moritzkirche berührt waren und das Bedürfnis verspürten, dass Erlebte in der Stille des Abends noch etwas nachklingen zu lassen. 

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