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"Wir lassen es zu"

Initiative gegen Rechts ausgezeichnet

logoBei einem Festakt in Berlin ist gestern der Katholische Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus verliehen worden. Preisträger ist auch die ökumenische Initiative „hingucken… denken… einmischen… Magdeburg aktiv gegen rechts“. Ihr wurde in Gegenwart von rund 300 Gästen ein zweiter Preis mit einem Preisgeld von 2500 Euro zuerkannt. Ein weiterer zweiter Preis ging an die Initiative „CAMPUSAsyl“ der Katholischen Hochschulgemeinde Regensburg; den ersten Preis erhielt der ehemalige Magdeburger und heute in Duisburg lebende Prämonstratenser Pater Oliver Potschien und das von ihm geleitete Sozialpastorale Zentrum Petershof.

Mit dem Preis, der dieses Jahr zum ersten Mal ausgelobt wurde und der mit insgesamt 10.000 Euro dotiert ist, setzt die Deutsche Bischofskonferenz ein deutliches Zeichen für das respektvolle Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft und gegen jede Form der Menschenverachtung. Am Ort der Preisverleihung, in der Kirche Maria Regina Martyrum, gedenken die deutschen Katholiken seit 1963 der Christen, die unter der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft ihr Eintreten für Glaubens- und Gewissensfreiheit mit dem Leben bezahlten.

"Wir lassen es zu"

Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterović, begrüßte die Gäste und übermittelte den drei Preisträgern die Segenswünsche von Papst Franziskus. Er betonte, dass Rassismus in all seinen Erscheinungsformen mit der Lehre der katholischen Kirche unvereinbar sei, und erinnerte an die Worte, die Papst Franziskus im Oktober 2015 an die Teilnehmer einer Pilgerfahrt der Sinti und Roma gerichtet hat: „Die Zeit ist gekommen, jahrhundertealte Vorurteile, vorgefasste Meinungen und gegenseitiges Misstrauen, die oft Grundlage von Diskriminierung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sind, zu überwinden. Niemand darf sich isoliert fühlen, niemandem ist es gestattet, die Würde und die Rechte der Anderen mit Füßen zu treten.“ Außerdem wies Erzbischof Eterović darauf hin, dass das christliche Engagement für eine „Kultur der Begegnung“ angesichts der großen Zahl von Flüchtlingen verstärkt werden müsse. In einer Zeit, in der eine „neue Feindlichkeit gegen Menschen wächst, die zu uns flüchten oder schon lange unter uns leben, aber als fremd empfunden werden“, komme dem Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus eine besondere Bedeutung zu. „Der soziale Friede ist ein kostbares Gut, das nicht durch Hass und Gewalt zerstört werden darf“, so der Apostolische Nuntius.

In ihrem Festvortrag warf Prof. Barbara John, die Ombudsfrau der Bundesregierung für die Hinterbliebenen der NSU-Opfer, die Frage auf: „Warum haben wir in Deutschland immer wieder Gewalt zu beklagen, die wir mit Konzepten wie individueller Fremdenfeindlichkeit und strukturellem Rassismus begrifflich zu fassen versuchen?“ Ihre Antwort: „Weil wir es zulassen.“ Sie zitierte in diesem Zusammenhang einen dem britischen Philosophen Edmund Burke zugeschriebenen Satz: „Für den Triumph des Bösen reicht es, wenn die Guten nichts tun.“ Gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus könne und müsse noch viel mehr unternommen werden als bisher.

Zeugnis gegen Fremdenfeindlichkeit

Der Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Norbert Trelle (Hildesheim), hob hervor, dass der Träger des ersten Preises Pater Oliver mit seinem Team das Wirken „christlicher Nächstenliebe, Gastfreundschaft und Barmherzigkeit unter den Bedingungen einer durch Migration geprägten Gesellschaft erfahrbar werden lässt“. Pater Oliver Potschien O.Praem. hatte im September 2012 als Reaktion auf die kirchlichen und gesellschaftlichen Veränderungen, die sich in Duisburg-Marxloh besonders deutlich abzeichnen, das Sozialpastorale Zentrum Petershof ins Leben gerufen.

Bei der Ökumenischen Initiative „hingucken… denken… einmischen… Magdeburg aktiv gegen rechts“ wirken katholische und evangelische Christen seit acht Jahren gemeinsam rechtsextremistischen Tendenzen in ihrer Stadt entgegen. „In einem Umfeld, in dem Christen nur eine Minderheit darstellen, legt die Initiative ein überzeugendes christliches Zeugnis gegen jede Form der Fremdenfeindlichkeit ab“, so Bischof Trelle. In ihrer Laudatio unterstrich Ulla Schmidt, dass eine „Kultur der Aufmerksamkeit“ heute wichtiger denn je sei: „In einer Zeit, in der gewalttätige Übergriffe auf Asylbewerberunterkünfte zunehmen und fremdenfeindliche Stammtischparolen mancherorts salonfähig zu werden drohen, setzt die Magdeburger Initiative ein bedeutendes Zeichen für mehr Toleranz und Zivilcourage.“

In der Regensburger Initiative „CAMPUSAsyl“ machen sich rund 1.000 Studierende dafür stark, dass die Ressourcen und Kompetenzen der Universität Regensburg den Flüchtlingen und Asylbewerbern zugutekommen. Bischof Trelle würdigte dieses Engagement als „herausragendes Beispiel für den Enthusiasmus und die Kreativität junger Christinnen und Christen“. Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags wies in ihrer Laudatio darauf hin, dass die Aktivitäten der Initiative „CAMPUSAsyl“ eine Antwort auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen geben: „In der Regensburger Initiative packen zahlreiche Studentinnen und Studenten gemeinsam an: Mit großem persönlichen Engagement kümmern sie sich darum, dass Flüchtlinge sich willkommen fühlen und frühzeitig die Weichen für eine erfolgreiche gesellschaftliche Integration gestellt werden.“

Hintergrund unter dbk.de | Beitrag im MDR: mdr.de | hingucken-denken-einmischen.de

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