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Als Hoffnungsgemeinschaft unterwegs - W drodze jako wspólnota nadziei

Bischof Dr. Gerhard Feige bei Patronatsfest und 1050 Jahrfeier des Erzbistums Posen

Am Hochfest der heiligen Petrus und Paulus feierte das Erzbistum Posen das Patronatsfest seiner Kathedrale und gedachte zugleich auch seines 1050 jährigen Bestehens. Als Hauptzelebrant dazu eingeladen erinnerte der Magdeburger Bischof Dr. Gerhard Feige in seiner Predigt an die Verbindung zwischen den beiden Bistümern. „Schon damals gab es zwischen Magdeburg und Poznań offensichtlich gute Beziehungen, denn beim Gründungsakt des damaligen Erzbistums Magdeburg am 25. Dezember 968 war Bischof Jordan, der erste Bischof des neu gegründeten Bistums Poznań, anwesend. Es ist auch belegt, dass das Bistum Poznań im Mittelalter Kerzenwachs und Weihrauch aus Magdeburg bezogen hat.“

Feige erinnerte in seiner Predigt auch an die Tragik des vergangenen Jahrhunderts: „ ‚Furchtbares‘ – so haben die deutschen Bischöfe im Jahr 1965 geschrieben, nachdem ihnen von den polnischen Bischöfen die Hand zur Versöhnung gereicht worden war – ‚ist von Deutschen und im Namen des Deutschen Volkes dem polnischen Volke angetan worden‘. Daran hat auch Bundespräsident Steinmeier kürzlich bei seinem Besuch in Polen wieder erinnert. Erst 20 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg konnten die ersten behutsamen Schritte zur Versöhnung gegangen werden. Auslöser war vor allem der Brief der polnischen Bischöfe, mit dem sie die deutschen Bischöfe zur Feier des polnischen Millenniums eingeladen hatten. Darin riefen sie mit unvergesslichen Sätzen zu einem wahrhaft brüderlichen Dialog auf: ‚In diesem allerchristlichsten und zugleich sehr menschlichen Geist‘ – so heißt es in dem Brief – ‚strecken wir unsere Hände zu Ihnen hin in den Bänken des zu Ende gehenden Konzils, gewähren Vergebung und bitten um Vergebung‘. Diese Geste hat das Verhältnis unserer beiden Länder zueinander nachhaltig verändert, auch wenn es bis heute kein einfacher Weg geblieben ist. Es waren vor allem die Initiativen Einzelner – wie zum Beispiel bei der Aktion ‚Sühnezeichen‘ –, die diesen Weg mit gestaltet haben. Ich bin dankbar, dass gerade auch das damalige Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg als ein ‚frühes Zentrum kirchlicher Polenkontakte‘  dazugehörte. Und ich freue mich, dass auch der heutige Tag eine Gelegenheit ist, gemeinsam sowohl Ihr Patrozinium zu feiern als auch der Gründung Ihres heutigen Erzbistums zu gedenken und darin unsere Verbundenheit zum Ausdruck zu bringen.“

Das Erzbistum Posen ist die älteste römisch-katholische Diözese Polens, gegründet im Jahr 968. Mit der ältesten Kathedrale des Landes steht der Posener Dom geschichtlich für den Beginn der Christianisierung Polens. Erzbischof Stanisław Andrzej Gądecki, Vorsitzender der polnischen Bischofskonferenz und Mitglied der römischen Kongregation für die Glaubenslehre begrüßte Bischof Feige herzlich zu dem gemeinsamen Gottesdienst, der in lateinischer Sprache gehalten wurde. Die deutsche Predigt wurde in der polnischen Übersetzung verlesen.  Den Appell von Erzbischof Gądecki zur Situation der Flüchtlinge sowie Angriffe auf Ausländer und Flüchtlinge, die er als „kranken Nationalismus“ kritisierte, griff Bischof Feige in seiner Predigt auf: „Das Potential, das in unserer christlichen Tradition steckt, ist dabei für die Zukunft Europas von großer Bedeutung. Europa ist ja von seinen Ursprüngen und Idealen her nicht nur ein Wirtschaftsverbund, sondern auch oder vor allem eine Kultur- und Wertegemeinschaft. Und es ist das jüdisch-christliche Erbe, das unseren Kontinent entscheidend geprägt hat. … Viele Heilige haben Europa ein besonderes Gesicht gegeben: Bendikt oder Adalbert zum Beispiel, Elisabeth von Thüringen und Hedwig von Schlesien, Maximilian Kolbe und Ursula Lédochowska, Papst Johannes Paul II. oder der selige Bogumil. Und auch heute gilt es, Christus konkret nachzufolgen, ihn unseren Zeitgenossen zu bezeugen und in seinem Geist zu handeln. Überall in Europa beobachten wir derzeit mit Sorge, dass Ressentiments und Abgrenzungen wieder zunehmen, dass Eigeninteressen wichtiger werden als der Sinn für Solidarität. Feindbilder und Verschwörungstheorien gehören dazu, Hetze und Hass. Nächstenliebe wird zum Fremdwort, und Menschenfeindlichkeit gesellschaftsfähig.“

„Hier sind wir als Kirche gefragt. Nach wie vor ist es unsere Aufgabe, für Werte einzustehen, die für ein Leben in Freiheit unabdingbar sind: die unbedingte Achtung vor der Würde jedes Menschen vom Embryo bis zum Sterbenden, den Schutz von Ehe und Familie sowie die Sorge um das Gemeinwohl, für Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, für Demokratie und Toleranz und gegen jeglichen Extremismus. Damit können wir zu Brücken der Verständigung zwischen unseren Völkern werden. Damit können wir unseren Kontinent aber auch daran erinnern, was ihn eigentlich inspiriert. ‚Denn‘ – so hat Kardinal Walter Kasper einmal gesagt – ‚das moderne Europa wird auf die Dauer … nur Bestand haben, wenn es seine religiöse und insbesondere seine christliche Seele wiederentdeckt.‘“

„Auch die polnisch-deutsche Versöhnung war und ist dabei ein Weg von wahrhaft ‚europäischer Tragweite‘“, so Feige weiter. „ ‚Sie ist‘ – so haben die polnischen Bischöfe geschrieben, die zur Kontaktgruppe mit der Deutschen Bischofskonferenz gehören – ‚ein großer Wert, den zu gewinnen es gelungen ist und den wir dank der Bemühungen nicht allein von Politikern, sondern von zahlreichen Menschen guten Willens beiderseits der Grenze aufrechterhalten…‘ Dieses ‚Kapital der Versöhnung und der Beziehungen muss geschützt, gestärkt und vermehrt werden zum Wohle unserer Heimatländer.‘ Dem schließe ich mich aus vollem Herzen an. Unsere Diözesen Poznań und Magdeburg sind durch ihre Geschichte unterschiedlich geprägt worden, doch wir bilden eine Schicksalsgemeinschaft im Herzen Europas. ‚Wenn wir zusammenhalten, dann könnte Europa auch eine Art Vorbild für die Welt werden, die nach Frieden schreit‘ (Erzbischof Alfons Nossol). Und das sollte uns Mut machen, selbst die Hoffnung nicht zu verlieren. Was auch kommen mag, Gott ist mit uns im Bunde, und das verheißt uns Zukunft und Leben.

Predigt von Bischof Dr. Gerhard Feige auf Polnisch.

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