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Beten für Afrika - auch in Togo

Ein Bericht von Pfarrer Ronald Kudla aus Solla, Togo

In Togo ist eine Woche des Gebetes ausgerufen worden. Eine Woche jeden Tag 24 Stunden vor dem Allerheiligsten Sakrament, kniend, mit dem Gebet für die Nation auf den Lippen: Oh, Herr hab Erbarmen mit deinem Volk, sei nicht ewig im Zorn gegen uns. Auch die Busch-Pfarrei "St. Augustin", Solla im Norden des Landes beteiligt sich daran. Bei 35 Grad in der Kirche wird eine heilige Messe gehalten und dann kommt eine Gruppe nach der anderen bis in die Nacht hinein: Herr hab Erbarmen mit deinem Volk!

Die Bischofskonferenz hat zu dem Gebet eingeladen, weil sich in Lomé die Vertreter aller politischen Parteien zu einem Dialogprogramm treffen. Der 27. innertogolesische Dialog. Oft wurden nach politischen Unruhen und tödlichen Ausschreitungen im Dialog Dinge festgelegt, die dann später unter den Tisch fielen. Die Regierung sitzt immer am längeren Hebel. Aber die Opposition gibt nicht auf. Auch im letzten Herbst ging es wieder hoch her. 16 Opfer in drei Monaten, darunter 2 Polizisten und 4 Kinder. Erst neulich wurden in der Demokratischen Republik Kongo Demonstrationen in Kinshasa blutig niedergeschlagenen,  und im Süd-Sudan herrscht Bürgerkrieg.

Deswegen soll wohl auch nach dem Wunsch des Papstes am Freitag für die Menschen dort gebetet werden. Vielleicht wird ja auch ein wenig an Togo gedacht. Das mit der Demokratie ist gar nicht so leicht. Die Demokratie ist eine der schwierigsten Regierungsformen und die Grundlagen müssen mühsam gelegt werden. Viele Versuche scheitern und das bringt unsägliches Leid über Länder, bremst Entwicklung und vergrößert die Armut.

Neulich tauchte in Solla ein unbekannter Mann auf. Ein etwa Sechzigjähriger Mann, mit ernstem, stillen Blick und einer etwas pathetischen Stimme. Er wollte den Pfarrer sprechen. Bei meinen Mitarbeitern läuteten die Alarmglocken, denn der Mann hatte keine Papiere. Die Polizei wurde geholt. Nach und nach stellte sich heraus, wer dieser Mann, der sich Ives nannte, wirklich war: Ein entlassener Häftling, ein Sudanese, der 1983 hier in Togo und Ghana sein Glück mit Gold schürfen versuchte. 37 Jahre war er im Gefängnis. Das erste, was er von mir wünscht, war ein großes Kreuz zum Umhängen. Es stand ihm wirklich gut. Denn wenn er von Gott redete oder betete, dann merkt jeder, dass er es ernst meint. Nun will er in den Sudan zurück. 2500 km durch militärisch hoch überwachtes Boko-Haram-Gebiet. Und was erwartet ihn im Sudan? Seit 5 Jahren ist dort ein neuer Bürgerkrieg ausgebrochen: Nahrungsknappheit, Angriffe und Militärs, die ihren Tribut am Straßenrand fordern. Unser Freund Ives lässt sich nicht beeindrucken: Ich muss in den Süd-Sudan, das ist mein Land, da ist meine Familie! Wir wünschen ihm gute Reise.

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