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„Kirchen-Sprech“ und die Suche nach Sprachfähigkeit

Bistumsrat-Workshop „Gern katholisch im Bistum Magdeburg“

Der Bistumsrat ging bei seiner Herbstsitzung einen etwas anderen Weg. Unter der Überschrift „Gern katholisch... im Bistum Magdeburg“, trafen sich Mitglieder des Bistumsrates, des Katholikenrates und weiterer Interessierter zu einem Workshop im Norbertusgymnasium. In seinem Eingangsimpuls machte Bischof Dr. Gerhard Feige deutlich: „Die Kirche – das heißt das, was seit einiger Zeit mit ihr vor allem in Verbindung gebracht wird – befindet sich in einer tiefen Krise. Die Austrittszahlen und die eigene Enttäuschung machen das auch ganz deutlich spürbar. Die Gründe dafür sind vielfältig, manche sind struktureller Natur, andere haben ihre Wurzeln aber auch im Inneren. Die Krise der Kirche ist eine Authentizitätskrise. Zwischen offizieller Lehre und konkreter Praxis besteht oftmals eine tiefe Kluft, zum Teil auch zwischen Lehre und Wirklichkeit. Dafür wird sie zunehmend öffentlich kritisiert. Das ist auch einer der Gründe für den voranschreitenden Prozess der Entfremdung, unter dem viele Christinnen und Christen leiden.“

Aufgrund mancher Entwicklungen sei die Institution Kirche in einer Situation, in der es kein „Weiter so“ mehr geben könne, mahnte der Bischof. Deshalb wollte der Bistumsrat-Workshop herausfinden, wie sieht denn „die andere Seite" von Kirche aus? Was trägt durch diese Zeit, hat vielleicht sogar Potential zur Heilung? Was fehlt, damit „unsere" wertvolle Botschaft für Mensch und Gesellschaft wieder verstanden wird, damit Menschen mit dem Geheimnis Gottes in Berührung kommen? Darf angesichts von Versagen, Schuld und unzureichender Aufarbeitung kirchlichen Fehlverhaltens ein Fokus auf den eigenen Selbstwert daneben gestellt werden: nicht trotzig, sondern bewusst wahrnehmend, mutmachend, wertschätzend, bescheiden beschreibend - vielleicht auch klarer werdend?

An großen Stellwänden hatten einige kirchliche Dienste, Einrichtungen, Verbände und Stiftungen ihre Arbeit mit besonderem Fokus auf das christliche im Handeln aufgebaut. Auch wenn nur ein Ausschnitt aus dem tatsächlich vorhandenem Angebot gezeigt werden konnte, so war schnell klar: Wir haben einen Reichtum an christlichem Engagement in unserem Bistum.

Die Workshop-Teilnehmer haben diese Stellwände genau studiert und ihre Anmerkungen kundgetan. Auch zwei jugendliche Gast-Beobachter waren mit dabei: Jan Mroczkowski und Thomas Albrecht. Dank teils provozierender Nachfragen, aber auch wohlwollender Bestärkung wurde schnell deutlich: es fehlte an Sprachfähigkeit, wenn es konkret werden sollte. Zu viel „Kirchen-Sprech“ – zu wenig konkret“, ihr Urteil.

Die Kirche und die Menschen in der Kirche tuen viel Gutes. „Die Kirche ist Trägerin zahlreicher Bildungseinrichtungen sowie Kindergärten, sie spiegelt in der Arbeit der Caritas die den Menschen zugewandte Haltung Jesu wider und wird ihrem diakonischen Auftrag gerecht, mit den Hilfswerken setzt sie sich auch international für ein menschenwürdigeres Leben ein, und Kirche wirkt auch ganz konkret in den Gemeinden und bei den Menschen vor Ort“, so der Bischof. Damit sei die Kirche nach katholischem Verständnis „weit mehr als nur irgendeine Organisation oder so etwas wie eine sogenannte „Amtskirche“. Sie versteht sich gewissermaßen vielmehr als ein „göttlich-menschliches Mischwesen“ mit einer sichtbaren und einer unsichtbaren Dimension. Sie lebt nicht aus sich selbst und hängt nur zum Teil von uns ab. Als Volk Gottes ist die Kirche kein normales Volk; vielmehr eine Sammlungsbewegung aus allen Völker und Nationen, Schichten und Klassen, in die man nicht hineingeboren, sondern durch Glauben und Taufe eingegliedert wird, und eine Gemeinschaft, die sich auf ihrem Weg durch die Zeit immer wieder an den göttlichen Weisungen orientiert.“

Die Workshop-Teilnehmer waren sich einig, dass sie gern katholisch seien im Bistum Magdeburg, trotz allem. „Es ist deutlich geworden“, so eine Teilnehmerin, „dass wir in dieser Welt, trotz eigener Fehler, nötig sind und dass wir für alle Menschen eine echte Hoffnungsbotschaft im Angebot haben.“ „Dieser Workshop war für mich Affirmation – Gelassenheit und Ansporn zugleich“, so ein Teilnehmer. „Mein Wertekanon stimmt, ich  muss nicht jeden bekehren und habe den Ansporn, Probleme anzugehen.“

An der konkreten Sprachfähigkeit über Glauben und christliches Handeln wolle man weiterarbeiten, aber auch an den zahlreichen Baustellen und Problemen.

Den besonderen Rahmen des Workshops boten zu Beginn die geistliche Eröffnung mit einem Bibliodrama zur Emmaus-Lesung und das feierliche Vesper-Gebet zum Abschluss, gestaltet von Angelika Jarski und Kirchenmusikerin Sandra Schilling.

(sus; Foto: Sperling)

Impuls von Bischof Dr. Gerhard Feige zum Download

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