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Dr. Michael Lehmann kommentiert

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Dr. Michael LehmannIn unserer Umgangssprache nennen wir ‚Laien’ diejenigen, die etwas nicht können. Ihnen gegenüber stehen die Fachleute, die sich auskennen. Gerade in unserer arbeitsteiligen Welt sind wir alle nur auf wenigen Gebieten Fachleute, auf den allermeisten Laien. Was wir ‚Wissen’ nennen, ist meist nur etwas, das wir anderen glauben.

Das Wort ‚Laie’ kommt vom altgriechischen ‚laikos’, was soviel wie ‚Volksangehöriger’ bedeutete. In der Kirche ist damit natürlich das Volk Gottes gemeint, dem alle Getauften angehören. Im Laufe der Zeit bekam das Wort ‚Laie’ allerdings auch eine abwertende Bedeutung: Laien sind diejenigen Christen, die nur getauft, aber nicht als Kleriker geweiht sind.

Das Konzil hebt hingegen hervor, dass die Kirche bei vielen Problemen und Fragen das Urteil „sachkundiger Laien“ brauche. Was heißt das genau? Der ethische Kern des christlichen Glaubens besteht in dem Doppelgebot, Gott und den Mitmenschen ihrem Wert entsprechend zu schätzen. Gott ist über alles und der Nächste in seiner Personwürde zu lieben. Liebe ist zunächst eine Wertschätzung, ein Wohl-Wollen. Daraus erwächst jedoch auch eine Handlungsanweisung: das zu tun, was das Wohlergehen aller am meisten fördert. Nur weiß man damit oft noch nicht, wie man dieses Wohl am besten fördert. Dazu braucht man außer einem guten Willen häufig Fachwissen, ob nun durch eine Lehre oder ein Studium erworben, und entsprechende Erfahrung.

Indem die Laien ihre jeweilige Sachkunde einbringen und sie in ihrer Umgebung als Christen umsetzen, üben sie zugleich ihr Apostolat aus. Apostolat heißt, der „gesamten Welt“, also allen Menschen situationsgemäß zu verkünden und vorzuleben, dass in Jesus Christus sich Gott selbst uns mitgeteilt hat, und zwar als Liebeserklärung und als Befreiungsangebot im Leben und über den Tod hinaus. Diesen apostolischen Auftrag haben alle Getauften „vom Herrn selbst“ – also direkt von Christus durch Taufe und Firmung, nicht vermittelt über ein kirchliches Amt.

Aber haben Hirten und Laien nicht unterschiedliche Aufgaben? Ja, sagt das Konzil. Worin dieser Unterschied genau besteht, bleibt allerdings in einer merkwürdigen Schwebe – was vermutlich auch an der Entwicklung des Textes und vielleicht an dem einen oder anderen erforderlichen Kompromiss liegt. Apostolicam Actuositatem unterscheidet zwischen der geistigen und der zeitlichen Ordnung, zwischen ewigem und irdischem Leben. Die Erlösung zielt auf das ewige Leben, nicht aus Weltverachtung, sondern weil auch die beste aller Welten mit dem Tod zu Ende wäre. Nach christlichem Verständnis gibt es jedoch keinen Himmel ohne das Bemühen um eine gerechte Welt, in der es möglichst vielen Menschen möglichst gut geht. Christliche Hoffnung will sich auch in tätiger Liebe ausdrücken. Trost ist mehr als Vertröstung.

Der Konzilstext schien anfangs zu einer Aufgabenteilung zu neigen, wonach die Laien für das weltliche Wohlergehen, die Hirten für das Heil zuständig seien. An etlichen Stellen wird diese Einteilung aber durchbrochen: „Die Laien … üben also ihr Apostolat in der Kirche wie in der Welt, in der geistlichen wie in der weltlichen Ordnung aus.“ Die Laien haben „auch am priesterlichen, prophetischen und königlichen Amt Christi teil“. (2)

Apostolicam Actuositatem In alledem drückt sich fraglos eine neue Wertschätzung der Laien aus. Dem entspricht freilich auch eine besondere Verantwortung und Verpflichtung jedes Einzelnen.

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