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Thomas Kriesel kommentiert

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Ordinariatsrat Thomas Kriesel

Das Dekret über den Dienst und das Leben der Priester „Presbyterorum ordinis“ (PO) gehört zu den vier Dokumenten, die die Konzilsväter am vorletzten Tag des Zweiten Vatikanischen Konzils verabschiedet haben. In diesem Dekret bestätigt das Konzil zum einen die Lehre der Kirche, wie diese bis dahin überliefert wurde (z. B. Berufung der Priester zur Vollkommenheit, PO 12-14; besondere geistliche Erfordernisse im Leben der Priester, PO 15-18; Hilfen für das Leben der Priester, PO 18-21). Zum anderen führt es die Lehre  über den Dienst und das Leben der Priester weiter, indem es diese in einen neuen Beziehungsrahmen setzt. Die Konzilsväter wenden dabei wesentliche Grundaussagen, die sie in anderen Dokumenten bedacht und formuliert haben, auf den Dienst und das Leben der Priester an. Zu diesen Dokumenten gehören u. a. die Dogmatische Konstitution über die Kirche „Lumen gentium“ (LG), das Dekret über das Hirtenamt der Bischöfe in der Kirche „Christus Dominus! CD) und die Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung „Dei verbum“ (DV).

In dreifacher Weise setzen die Konzilsväter einen neuen Beziehungsrahmen für den priesterlichen Dienst:

1. Der Priester als Mitarbeiter der Bischofs

Wurde bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil die Bischofsweihe aus der Priesterweihe abgeleitet und der Bischof gewissermaßen nur als der bessere Priester verstanden, verstehen die Konzilsväter nun den priesterlichen Dienst vom bischöflichen Dienst her. Der Bischof gibt den Priestern in der Weihe Anteil an seiner Sendung und Vollmacht, „um Christus, dem Lehrer, Priester und König, zu dienen, …, durch den die Kirche hier auf Erden unablässig zum Volk Gottes, Leib Christi und Tempel des Heiligen Geistes erbaut wird.“ (PO 1). Der Priester ist damit Mitarbeiter des Bischofs beim Aufbau des Volkes Gottes. Der Bischof ist letztlich der erste Pfarrer jeder Pfarrei seines Bistums. Da er diesen Dienst nicht gleichzeitig und überall wahrnehmen kann, setzt er Priester ein, die in seinem Auftrag und in beständiger Rückbindung an ihn (Gehorsam) die Gemeinden vor Ort leiten, ihnen das Wort Gottes verkünden und die Sakramente spenden.  (vgl. auch PO 2 und LG 28)

2. Der Priester und die Verkündigung des Wortes Gottes

Hat das Tridentinische Konzil den priesterlichen Dienst von dessen Vollmacht, das Heil durch Spendung der Sakramente zu vermitteln, her verstanden, so setzen die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils einen neuen Akzent, wenn sie als erste Aufgabe des Priesters die Verkündigung des Wortes Gottes benennen (PO 4). Da das Volk Gottes vor allem durch das Wort des lebendigen Gottes auferbaut und geeint wird, ist es die erste Aufgabe der Priester, dieses in Predigt und Katechese sowie durch das Beispiel des eigenen Lebens zu verkünden. (vgl. auch DV 25)

3. Der Priester und das Volk Gottes

Ausgehend von der Volk-Gottes-Lehre verbunden mit der Lehre vom Gemeinsamen Priestertum der Gläubigen (LG 10-17) bestimmt das Konzil das Verhältnis zwischen den Priestern und den sogenannten Laien neu. Es versteht die Priester als „Brüder unter Brüdern“. Nicht das Gegenüber bestimmt fortan das Verhältnis zwischen Priestern und Gläubigen, sondern das Gemeinsame der Taufberufung. Alle Gläubigen, also auch die Priester, haben zunächst ein Anteil an der gleichen Taufberufung und damit Anteil am Priester-, Hirten- und Prophetendienst Jesu Christi. Es ist Aufgabe der Priester, die Gläubigen dabei zu unterstützen, ihre Taufberufung  zu entfalten und im alltäglichen Leben zu verwirklichen. So verpflichtet das Konzil die Priester, mit den Laien zusammenzuarbeiten. Sie „sollen die Würde der Laien und die bestimmte Funktion, die den Laien für die Sendung der Kirche zukommt, wahrhaft anerkennen und fördern. Sie mögen auch mit Bedacht die gebührende Freiheit, die allen im bürgerlichen Bereich zusteht, achten. Sie sollen gern auf die Laien hören, ihre Wünsche brüderlich erwägen und ihre Erfahrung und Zuständigkeit in den verschiedenen Bereichen des menschlichen Wirkens anerkennen, damit sie gemeinsam mit ihnen die Zeichen der Zeit verstehen können.“ (PO 9)

Die Laien sind also in den Augen der Konzilsväter nicht zuerst die Diener der Priester, sondern die Priester sind Diener der Laien, Diener der gemeinsamen Taufberufung, die darin besteht, den dreifaltigen Gott in der Welt von heute zu bezeugen.

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