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Ordinariatsrat Ulrich Lieb kommentiert

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OR Ulrich LiebPapst Paul VI. versteht seine Abschiedsrede als „universalen Gruß“. Damit drückt er aus, dass die Botschaften des 2. Vatikanums sich nicht als binnenkirchliche Anweisungen verstehen, sondern vielmehr ein umfassendes Zeugnis der Kirche für die Welt sein wollen. Aus diesem Grund ist die Bezeichnung „ökumenisches Konzil“ angebracht. Der Begriff „ökumenisch“ meint soviel wie „allumfassend“. Die Öffnung der Kirche in die Welt hinein kommt besonders in der Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“ zum Ausdruck (vgl. Kalenderblatt 11). So kann der Papst am Schluss des Konzils treffend sagen: „Für die katholische Kirche ist niemand fremd, niemand ausgeschlossen.“ Der Papst bestätigt, dass die einmal gemachte Aussage „extra ecclesiam nulla salus“ (außerhalb der Kirche kein Heil) überholt ist. Sein Grußwort versteht Paul VI. nicht als Abschlusswort, sondern als einen Gruß voller Hoffnung für die Zukunft.

48 Jahre nach der Abschlussrede von Paul VI. gilt es immer noch, die Botschaft des Konzils neu zu entdecken und vor allem umzusetzen. Gerade von der Art der Umsetzung hängt es ab, dass die Kirche in der Welt von heute als glaubwürdig anerkannt und angenommen wird. Das wird besonders auch durch den jetzigen Papst Franziskus zum Ausdruck gebracht.

Die Situation im Bistum Magdeburg fordert uns dazu heraus, dass wir uns als kleine Kirche nicht zurückziehen, sondern uns als „schöpferische Minderheit“ verstehen. Diesen Impuls hat uns vorallem auch die Bistumswallfahrt 2013 mit auf den Weg gegeben.

Bischof Gerhard hat schon in seinem Brief zur österlichen Bußzeit 2013 geschrieben: „Ich glaube, dass wir trotz mancher Verluste, Einschränkungen und Befangenheiten durchaus in der Lage sind, als eine gewissermaßen „schöpferische Minderheit“ zu wirken…
Es ist ganz erstaunlich und bewundernswert, wie lebendig es mancherorts zugeht. Zweifelslos bräuchten wir noch mehr Priester; und doch zeigt sich auch, dass Kirche nicht „nur dort ist, wo ein Priester ist“. Wir alle bilden Kirche und sind dafür mitverantwortlich, jede und jeder der Getauften und Gefirmten. Das haben viele in unserem Bistum schon begriffen. Ich wünschte, es würden bald noch mehr.“


Das Grußwort des Papstes zum Abschluss des Konzils fiel auf das hohe Marienfest am 8. Dezember. Es ist also sinnvoll, dass Paul VI. den Blick auf die hl. Mutter Maria lenkt. Den Beginn einer nachkonziliaren Arbeit akzentuiert er mit dem Hinweis, dass die Schönheit der Immakulata für uns […] ein inspirierendes Modell, eine tröstende Hoffnung [sei]“.

Mich regt dieser Hinweis auf Maria zu Fragen an, die das Magnifikat nahelegt: Wie können wir 50 Jahre nach dem Konzil in unserer „Niedrigkeit“ immer mehr zu einer „schöpferischen Minderheit“ werden? Was kann es für uns heißen, „Hungernde mit seinen Gaben zu beschenken“?

Ich erinnere mich an einen Hinweis des Neutestamentlers Prof. Heinz Schürmann während meines Theologiestudiums zum Ende des Konzils: Schürmann sagte sinngemäß „Es braucht mindestens 50 Jahre, ehe ein Konzil wie dieses Früchte tragen kann.“

Dann ist es jetzt also so weit! Ich wünsche mir, dass Sie in Ihrem persönlichen Leben, in den  Gemeinden und Gemeinschaften mit den Konzilsbeschlüssen im Herzen neu aufbrechen.

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