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Reinhard Feuersträter über die Feier zur Lebenswende

Magdeburg (pbm) - Seit 15 Jahren bietet das Bistum Magdeburg die Feier zur Lebenswende an. Sie ist ein Angebot für Jugendliche, die nicht zur Kirche gehören. Katholische Christen unterbreiten dieses Angebot in verschiedenen Orten des Bistums, meist bewegt sich die Zahl der Teilnehmer im zweistelligen Bereich. In Halle beteiligen sich in diesem Jahr etwa 500 Jugendliche an den Feiern zur Lebenswende. Wir sprachen darüber mit Diakon Reinhard Feuersträter, er verantwortet das Angebot in der Saalestadt.

Warum die enorme Nachfrage von rund 500 Teilnehmern in Halle?

Diakon Reinhard FeuersträterBegonnen hat es in Halle vor 15 Jahren mit dem damaligen Schulseelsorger für das katholische Elisabeth-Gymnasium, Christoph Kunz. Vorbild war die Feier in Erfurt. Später übernahm Studentenpfarrer Thomas Friedrich die Verantwortung. Schon zu seiner Zeit war es keine schulische Veranstaltung des Gymnasiums mehr. An der Vorbereitung war die Schule nicht mehr beteiligt, auch wenn vor allem Schüler des Gymnasiums an der Feier teilnahmen. Veranstalter war und ist jetzt die Offene Kirche St. Moritz, Träger die Katholische Akademie. Als ich 2008 die Aufgabe übernahm kamen mehr Jugendliche anderer Schulen hinzu. Jedes Jahr verdoppelte sich die Teilnehmerzahl. Ich denke, das hat vor allem folgende Gründe: Unsere Feier bietet eine Alternative, weil sie die Jugendlichen sowohl durch die Vorbereitungstreffen als auch in der Gestaltung der Feier aktiv werden lässt, es ist ihre Feier; unser Angebot berücksichtigt alle Schulformen, auch Schulen für Jugendliche mit Handicap; mittlerweile hat sich die Feier zur Lebenswende in Halle zu einer Marke entwickelt, Eltern erzählen von unserem Angebot, Geschwister schließen sich an; und schließlich: im Gegensatz zur Jugendweihe ist die Feier der Lebenswende nicht geschichtlich besetzt.

"Das bringt auch mich
ins Nachdenken."

Was unterscheidet die Feier der Lebenswende von der Jugendweihe, wie sie heute stattfindet?

Vor allem unsere Vorbereitung, die inhaltlich gestaltet ist. Wir bieten also nicht allein Besichtigungen und Koch- oder Tanzkurse, sondern eine inhaltliche Vorbereitung, die sich an Fragen des Erwachsenwerdens orientiert: Leben in Gemeinschaft und meine Verantwortung für andere, was hat mir die Kindheit gebracht, welche Menschen, Ereignisse und Erfahrungen sind mir wichtig. Wir vermitteln Orientierung für das Leben und zeigen, woraus Menschen Hoffnung schöpfen. Alle diese Inhalte spielen auch in der Feier eine Rolle und werden dort durch die Jugendlichen aufgegriffen. Sie stellen sich gegenseitig vor und erzählen, was sie verbindet. Sie bringen ein Symbol für ihre Kindheit mit, legen es in eine Schatztruhe und sagen, was sie ihnen ihre Kindheit bedeutet, welche Menschen ihnen wichtig geworden sind und warum. Wenn sie dann ihre selbst gestalteten Kerzen entzünden, fassen sie schließlich auch ihre Hoffnungen und Wünsche für die Zukunft ins Wort.

Warum machen Christen dieses Angebot?

Vor allem, weil es unser Auftrag ist, um Gottes Willen bei den Menschen zu sein, sie in besonderen Lebenslagen anzusprechen. Der Übergang vom Kind zum Jugendlichen ist so eine ganz besondere Zeit. Wichtig ist mir aber auch, Menschen durch ein personales Angebot unseren Glauben, unsere christlichen Werte weiter zu geben, den Jugendlichen und ihren Eltern zu helfen, dass ihr Leben gelingen kann. Schließlich ist wohl auch wichtig, Menschen erleben zu lassen, dass die Kirche sich für sie interessiert. Wenn 500 Jugendliche und 7000 Erwachsene unsere Feiern in einer Kirche erleben, dann machen sie eine positive Erfahrung mit uns Christen. Diese Erfahrung führt dann auch dazu, sich mit Kirche und Glauben auseinanderzusetzen. Das ist nur ein Anfang, ja, aber nicht selten erlebe ich, dass Jugendliche und Eltern später darauf zurückkommen, sich erinnern und sich mit Fragen an mich wenden. Unsere Feiern dienen den Menschen. Sie bringen ihnen unsere Werte nahe, sie machen nachdenklich und führen nicht selten zu der Frage: „Sag´ mal warum Glaubst du an Gott?“ Das bringt übrigens auch mich ins Nachdenken und fragt meinen Glauben an.

"...daraus ergeben sich
viele wertvolle Gespräche"

 Was geben Sie den Jugendlichen mit auf den Weg?

Das Gefühl gesehen und anerkannt zu werden mit allem, was sie mitbringen. Das ist für viele eine Erfahrung, die sie bis dahin noch nicht gemacht haben. Sie kennen oft nur die Anerkennung einer Leistung, aber nicht ihrer Person. Gedankenanstöße aus dem Glauben, ohne dass das Wort unbedingt benannt wird, und bei der Feier selbst den Segen, die seine Zusage Gottes, mit diesen Jugendlichen auf dem Weg zu sein. Den Jugendlichen sage ich dazu, ich möchte ihnen etwas mitgeben, das mir wichtig ist: den Segen Gottes. Allein daraus ergeben sich viele wertvolle Gespräche.

Blick in die Kirche

Sind es die Eltern oder die Jugendlichen, die sich für das Angebot der Kirche entscheiden?

Wie auch bei Firmung und Konfirmation sind es oft die Eltern, die sich für die Feier der Lebenswende entscheiden. Ich denke, das ist auch normal bei 14 jährigen. In der Vorbereitung ist dann aber der Raum, mit den Jugendlichen zu einer zumindest mit getroffenen Entscheidung zu kommen. Ansonsten interessiert die Jugendlichen zunächst natürlich, dass überhaupt gefeiert wird und die damit verbundenen Geschenke.

Die Feiern werden von Christen angeboten und sie finden in einer Kirche statt. Welche Rolle spielt dabei der christliche Glaube?

Die Feiern haben zwar keine missionarische Intention, aber eine missionarische Dimension. Auch wenn nicht unbedingt das Wort Gott fällt, spielt der christliche Glaube eine große Rolle als bereichernd und lebensbejahend. Biblische Geschichten helfen, dem Leben auf die Spur zu kommen, zu hinterfragen, was bisher einfach so hingenommen wird. Christliche Werte helfen, das Leben einmal aus einer anderen Perspektive anzuschauen. Ich denke, schon damit ist viel erreicht. Manchmal, aber eher in Einzelgesprächen, ist es möglich noch tiefer zu gehen.

"...die befreiende Botschaft
unseres Glaubens zu den Menschen tragen"

Jugendweihe-Vereine verdienen an ihrem Angebot. Sie machen das mit Ihren Unterstützern quasi neben der Arbeit. Warum diese Mühe?

Weil es mir viel Freude macht und ich neugierig bin auf Menschen und ihr Leben, ihre Lebenseinstellungen und Lebenshoffnungen. Weil ich selbst erfahren durfte, dass der Glaube mein Leben größer und weiter gemacht hat, und ich diese Erfahrung anderen zur Verfügung stellen möchte. Ich habe in der Christlichen Arbeiterjugend erlebt, dass sich andere für mich interessierten, ohne Vorbedingungen, und mir vermittelt haben: Du bist wichtig. Außerdem ist es eine schöne Abwechslung, wenn man als Krankenhausseelsorger fast nur mit Krankheit, Sterben und Trauer zu tun hat.

Was wünschen Sie sich mit Blick auf die Feiern zur Lebenswende?

Das sie fortgeführt werden ohne die Frage zu stellen, was haben wir als Kirche davon. Die Frage muss lauten: Was haben die Jugendlichen und ihre Familien davon? Ich hoffe, dass dafür personelle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Dann könnte die Vorbereitung der Jugendlich weiter ausgebaut, noch interessanter gestaltet und vor allem die Elternarbeit verstärkt werden. Ich sehe da eine große Bereitschaft der Eltern, sich mit Themen auseinanderzusetzen wie: „Hilfe, meine Eltern werden schwierig - die Zeit der Pubertät“ oder „Werte entdecken und weitergeben - Was dem Leben Sinn geben kann inmitten einer Sinn-Flut“. Ich wünsche mir, dass wir als Kirche nicht so sehr unser Überleben im Blick haben, sondern dass wir die befreiende Botschaft unseres Glaubens zu den Menschen tragen, durch Angebote wie die Lebenswende. Dann werden sich auch Menschen entscheiden sich unserer Kirche anzuschließen weil wir attraktiv sind und ansprechend, weil das Leben im Glauben an Gott und in seiner Kirche das Leben wertvoller macht.

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