|
|
Um hier nicht in eine Tendenz der Vereinnahmung hineinzugeraten, ist es wichtig, die Andersheit der konfessionsfreien Mitarbeitenden ernst zu nehmen und im Blick zu behalten. Auch wenn es eine Übereinstimmung mit bestimmten Grundwerten gibt, die sich etwa im Leitbild einer Einrichtung niederschlagen, so sind die Begründungen für diese Grundwerte zwischen den Konfessionellen und den Konfessionsfreien unter Umständen unterschiedliche. So steht etwa die Frage, inwieweit dabei die Dimension des Glaubens als Grundlage herangezogen wird oder eine andere Quelle eine Bedeutung hat. Im Idealfall stehen Mitarbeitende in den Einrichtungen über ihre Motivationen miteinander im Gespräch und haben diese etwa in Leitbildprozessen miteinander abgeglichen. Ich würde sogar noch weiter gehen: Dieser Abgleich zwischen den Konfessionellen und Konfessionsfreien ist wesentlich für das Profil einer christlichen Einrichtung. Die intensive Profilarbeit, die vielerorts stattfindet, weist auf diesen Zusammenhang hin.
Jedoch sollte uns bewusst sein, dass diese Profilarbeit zwischen Konfessionellen und Konfessionsfreien das Selbstverständnis der Einrichtungen und die Begründung des dort stattfindenden Handelns verändert. Gewissermaßen wird dabei etwas in der Wahrnehmung eingeholt, was sich in dem konkreten Vollzug bereits darstellt. Nämlich: Dass das gemeinschaftliche Handeln sich in einer einzigen komplexen, nicht sinnvoll trennbaren Wirklichkeit darstellt, in der konfessionelles und konfessionsfreies Engagement miteinander verflochten sind. Dieser komplexe Charakter ist Kirche immer eigen (vgl. dazu das Zweite Vatikanische Konzil in Lumen gentium 8), doch führt die Paarung konfessionell/konfessionsfrei zu einer eigenen Verbindung. Die Erfüllung der sakramentalen Sendung ist in dieser Verbindung auf Kooperation angelegt.
Die Arbeit am Profil der Einrichtung kann zu Tage fördern, wie sehr die jeweiligen Teile des Engagements die gemeinsame Handlung jeweils prägen und aus welchen Quellen sich dieses gemeinsame Handeln speist. Letztlich kann sie zu einer Vergewisserung des gemeinsamen Projektes führen. Uns sollte dabei sehr bewusst sein, dass Arbeit am Profil ein Aushandlungsprozess ist, wie sich das konfessionell-konfessionsfreie Kooperationsprojekt Schule oder Sozialstation konkret in einer als christlich oder katholisch etikettierten Einrichtung darstellt. In diesen Aushandlungsprozessen sind gerade die konfessionellen Teile sehr gefordert, ihr Handeln im Licht des Evangeliums zu deuten. Im Sinne eines christlichen Profils oder einer christlichen Unternehmenskultur sind nicht zuletzt die Träger gefordert, diesen hoch kommunikativen Prozessen Raum und Förderung einzuräumen.
Theologisch gesprochen sind diese Prozesse Ausdruck einer Inkulturation des Evangeliums in eine konfessionsfreie Mehrheitsgesellschaft, die zu einer eigenen Art des christlichen Wirkens führt. Es wird in den nächsten Jahren eine Frage sein, inwieweit sich die katholische Kirche hier im Osten Deutschlands als Diasporakirche vor der Erfahrung der Kleinheit selbst beschränkt oder sie sich in dieses konfessionell-konfessionsfreie Kooperationsprojekt hineingibt. In letzterem dürfte sich der Sendungscharakter von Kirche, der ihr ja eigen ist, deutlicher ausprägen. Warten wir’s ab.
Dr. Thomas Pogoda
|
|
Begriff "konfessionsfrei"
Der Beitrag verwendet konsequent den Begriff „konfessionsfrei“, um den Bekenntnisstatus zu beschreiben. Dieser Begriff verzichtet auf eine Defizitbeschreibung, wie sie etwa der Begriff „konfessionslos“ suggerieren könnte. „Konfessionsfrei“ stellt dabei über die Begrifflichkeit eine Einübung in einen wertschätzenden Diskurs dar, der zwischen christlich Konfessionellen und konfessionell Anderen zu führen ist.
|
|
|
Thomas Pogoda
ist 1977 in Quedlinburg geboren. Als Direktor der Fachakademie für Gemeindepastoral führt er im Auftrag der Edith-Stein-Schulstiftung Seminare für konfessionsfreie Lehrkräfte durch. Der ehrenamtliche Diakon arbeitet regelmäßig im mehrheitlich konfessionsfreien Team der Magdeburger Bahnhofsmission mit.
|
|
|
|
|
|
|