Sprachunterricht in der Anfängerklasse: Die zwei kurdischen Familien sind erst wenige Tage in Tangermünde, die deutsche Sprache ist ihnen völlig fremd. Michael Gambke liest deutsche Uhrzeiten und Wochentage auf dem ausgeteilten Arbeitsblatt vor. Eine der Töchter, eine aufgeweckte Fünfzehnjährige, spricht die unbekannten deutschen Worte fast fehlerlos nach. Danach übersetzt sie für die anderen auf Kurdisch und Arabisch.
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Die Fortgeschrittenen: Suber und Ramah haben ihre ersten Wochen in Tangermünde verbracht. Nun haben sie eine Wohnung in Oschersleben bezogen. Mit ihrer kleinen Tochter Tia reisen sie jeden Montag nach Tangermünde. Das bedeutet: mit dem Zug fahren, dreimal umsteigen und das alles mit dem Kinderwagen. Aber sie wollen sichtlich den Kontakt halten und ihr bereits gutes Deutsch noch weiter verbessern.
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Mülltrennung, Werkzeug, Gartengeräte: Das Einmaleins der deutschen Haushaltsführung mit Gemeindereferentin Christine Härtel.
Doch ein Wort bereitet selbst den fortgeschrittenen Schülern Probleme:
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Die Jüngeren haben auf ihren Handys viele Fotos ihrer Verwandten. Bilder von Hochzeiten, Posen vor einem schicken Auto, Schnappschüsse beim Einkaufen. Gewalt und Terror haben sie aus ihrer Heimat vertrieben. Doch in Gedanken sind sie noch immer dort - und die meisten wollen auch wieder zurück, sobald es nur möglich ist.
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Die Familien haben einen langen Weg hinter sich. Von einer syrischen Grenzstadt durch die Türkei. Mit dem Boot nach Griechenland. Weiter nach Deutschland. Fast immer waren sie zu Fuß unterwegs. Die Mutter der Familie legt ihren dicken Mantel auch in der gemütlichen Wärme des Zimmers nicht ab.
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Beeindruckend: die herzliche Atmosphäre und ein sichtlich eingespieltes Team von Haupt- und Ehrenamtlichen. Zweimal pro Woche geben sie Sprachunterricht, einmal in der Woche ist Begegnungscafé. Sie sind für viele der Flüchtlinge der erste Kontakt bei Fragen und Problemen. Ja, anstrengend sei das. Aber es mache auch Freude.
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Die Familien haben nichts, wenn sie aus der Erstaufnahmestelle in die Wohnung kommen. Kein Bett für ein Baby, keine Schränke, keine Teppiche. Das haben sie dann alles organisiert.
"Frau Schwarz ist unsere Expertin auf Ebay! Was sie schon alles aufgetrieben hat, vom Kinderwagen über Betten bis zu Schränken."
Wie sieht die restliche Pfarrgemeinde das Engagement? „Das ist ganz unterschiedlich. Manche halten sich zurück, aber viele bringen Spenden vorbei, was gerade gebraucht wird. Auch von außerhalb der Gemeinde, aus der Stadt kommt einiges. Die Leute wissen schon, dass sie alles in den Vorraum der Kirche stellen können. Der Pfarrer trägt‘s dann rüber!"
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„Ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben […]“ – Wann haben wir dich nackt gesehen? […] – Was immer ihr für einen meiner Brüder und Schwestern getan habt – und wäre er noch so gering geachtet gewesen – , das habt ihr für mich getan“
[Mt 25, 36-40]
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Nackt sein hat viele Facetten: Fremd in einem neuen Land, ohne Sprache und auf der Suche nach Orientierung, nach den Regeln, nach denen unsere Gesellschaft lebt. Unterstützung wird dankbar angenommen. Und auch die, die helfen, werden beschenkt: von der Erfahrung "wir schaffen das", wir bewegen gemeinsam etwas. Unsere Hilfe wird gebraucht und angenommen. Unter allem liegt die Zusage Gottes: Ich möchte euch begegnen – erkennt ihr mich?
Miriam Wehle
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Spenden gesucht: Für die Neuankömmlinge in Tangermünde und der ZAST in Klietz werden im Moment besonders Teppiche, Tischdecken, Geschirr, Koffer, Taschen, Kinderwagen und Buggys sowie Kugelschreiber und Schreibhefte gesucht. Wer etwas abzugeben hat, kann sich gern bei Christine Härtel melden. Tel: 0177-434 56 86, Mail: haertel.c@gmail.com
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