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Chancen zur Versöhnung wahrnehmen

1050. Todestag der Heiligen Mathilde in Quedlinburg

Königin, Heilige, Friedensstifterin mit großer Liebe im Herzen. Vor 1050 Jahren verstarb Königin Mathilde in Quedlinburg. Mit einem festlichen Gottesdienst und einem Segensgebet am Grab der Heiligen wurde die Wohltäterin der Armen und Gründerin von geistlichen Stiftungen geehrt. Die heilige Mathilde wurde um 895 in Enger geboren und stammte aus der Familie der Immedinger. Sie war die Gemahlin des ostfränkischen Königs Heinrich I. und Mutter vom späteren Kaiser Otto der Große.

In seiner Predigt warf Bischof Dr. Gerhard Feige einen Blick auf die versöhnende Mathilde. „Das, was wir von der heiligen Mathilde wissen, deutet auf die Gabe der Versöhnung hin. Sie war fähig zur Liebe und konnte aus dieser Liebe heraus in anderen den Widerschein Gottes erkennen. Sie hat ihre Stellung und ihre Möglichkeiten als Königin genutzt, um für Frieden und Gerechtigkeit zu sorgen.“

In Zeiten der Friedlosigkeit unserer Welt, brauche es mehr solcher Menschen wie Mathilde. „ Die Welt, in der wir leben, steht nicht nur unter dem Schrecken von Vernichtungsdrohungen, kriegerischen Auseinandersetzungen und terroristischen Anschlägen, sondern auch im Bann zahlreicher anderer Friedlosigkeiten. Der eine Teil der Menschheit hungert, friert und stöhnt, weil die einfachsten Voraussetzungen menschlichen Daseins fehlen; der andere Teil lebt im Überfluss und kann doch dabei unerträglich leer und einsam werden. Nicht nur im menschlichen Herzen, auch in den sozialen und gesellschaftlichen, politischen und institutionellen Strukturen unseres Lebens nisten nach wie vor Zwietracht, Überheblichkeit und Hass, Aggressionslust, Zerstörungswut und Gewaltbereitschaft.“

Bislang sei es keiner politischen Macht gelungen, beständigen Frieden zu schaffen und auch das Christentum war offensichtlich nicht imstande, der Welt den Frieden zu geben. Ein Umstand der heute noch schmerzt.

„Ein Mensch der Versöhnung zu sein“, so Bischof Feige weiter, wie Mathilde es war, “das kann letztlich nur im Glauben durchgehalten werden. Das ist nur möglich auf dem Boden einer tiefen Liebe, die von Gott stammt. Das ist nur möglich, wenn man im Gesicht eines anderen Menschen den Bruder und die Schwester erkennt, ja noch mehr: wenn man im anderen den Widerschein Gottes ausmacht. Eine solche Haltung geht an die Wurzel menschlichen Unfriedens: an Hass, Missgunst und Neid. Denn wo so etwas im Inneren eines Menschen schwelt, ist das Miteinander gestört. Betrug, Gewalt und Krieg haben hier ihren Nährboden.“

„Heutzutage trennen uns von der heiligen Mathilde über tausend Jahre. Dennoch kann sie uns nahe sein und uns anregen, über den Weg der Versöhnung nachzudenken, der uns Christen anvertraut und aufgegeben ist. Dieser Weg beginnt in unserem menschlichen Zusammenleben in den Familien. Wie viel Anlass zu Streit und Unfrieden gibt es da jeden Tag! Und andererseits: Welche Chancen zur Versöhnung liegen auch darin! Wenn jeder und jede es nur wagen würde, die Angst um sich selbst zu lassen und sich darin Gott anzuvertrauen – was für ein Segen könnte daraus für Eltern und Kinder entspringen, ja für alle, die da zusammen leben. Das würde sich auch auf unseren Umgang miteinander als Christen auswirken. Und schließlich haben wir den Auftrag, als Kirche ein Zeichen und Werkzeug des Friedens und der Einheit unter allen Menschen zu sein. Auch dafür kann die heilige Mathilde stehen: als Patronin für Ost und West, die die Wunden verbindet, die uns die Geschichte geschlagen hat.

Die Suche nach Versöhnung führt freilich niemals über bequeme Wege. Sie erfordert die bewusste Entscheidung dafür, Hass, Neid und Missgunst im eigenen Herzen keinen Raum zu lassen. Sie erfordert es, niemals einseitig Partei zu ergreifen, über andere herzufallen oder sie schlecht zu machen. Sie verlangt ein lauteres Herz, das sich anderen nicht aus Berechnung zuwendet, sondern in Güte. Wer Frieden und Versöhnung leben will, muss vor allem im Inneren wirken – im Inneren des eigenen Herzens und im Inneren der Herzen anderer. Um für einen wahren Frieden einzutreten, genügt aber wohl kaum nur guter Wille; vielmehr gehören auch Tapferkeit vor dem Bösen, Ausdauer im Leiden und Mut zur Freiheit und Stärke dazu. Versöhnung muss immer wieder durch Anfechtung und Bedrohung hindurch erkämpft und geschützt werden.“

Christoph Tretschok, Pfarrer der Pfarrei St. Mathilde in Quedlinburg lud alle Gäste im Anschluss an den festlichen Gottesdienst zum traditionellen Mathildefest ein. Zuvor dankte er dem „Hausherren“ der Stiftskirche, Pfarrer Christoph Carstens und den Schwestern und Brüdern der evangelischen Kirchengemeinde Quedlinburg, die gemeinsam diesen Gottesdienst mitgefeiert haben, für ihre Gastfreundschaft. Auch die Abordnung der Partnergemeinde aus Herford und aus Nordhausen mit den Pfarrern Richard Hentrich und Udo Tielking sowie Dechant Bernard Gawlyta aus Ballenstedt, Pater Petrus als Vertreter der Benediktiner von der Huysburg, Pater Clemens Freisleben, Redemptorist aus Salzgitter und Diakon Hubert Kaiser i.R. feierten mit der Gemeinde das Fest zu Ehren der Heiligen Mathilde.

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