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Begegnung prägt Theologie

Studie zu den Vorarbeiten für das Zweite Vatikanische Konzil veröffentlicht

Wie kann eine katholische Theologie aussehen, die sich der Begegnung mit den Christ(inn)en anderer Konfession bewusst ist? Wie prägen die hier gemachten Erfahrungen die Art und Weise, theologisch über die anderen Christen und auch über sich selbst zu sprechen? Unter dem Titel „Ökumenismus und Erneuerung der Ekklesiologie“ erscheint in diesen Tagen zu diesen Fragen eine theologiegeschichtliche Studie, die einen Teil der Anfänge eines offiziellen Engagements der Katholischen Kirche in der Ökumene nachzeichnet. Autor ist der Magdeburger Theologe Thomas Pogoda.

Vor 60 Jahren im Herbst 1960 nahm in Rom eine für die katholische Kirche völlig neue Institution ihre Arbeit auf: das Sekretariat zur Förderung der Einheit der Christen. Dieses Sekretariat befasste sich im Rahmen der Vorbereitungen für das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) mit den Fragen der Einheit der Kirche, die später und heute unter dem Begriff „Ökumene“ bzw. „Ökumenismus“ behandelt werden. Das Sekretariat der Konzilsvorbereitung besteht im heutigen Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen fort.

Die gerade erschiene Studie wertet die Vorarbeiten für das Konzil des kurz Einheitssekretariats genannten neuen Gremiums in den Jahren 1960-1962 aus. Unter der Federführung von Kardinal Augustin Bea – dem ersten Leiter – fand sich eine internationale Theologengruppe zusammen, die vielfältige Erfahrungen in der theologischen und geistlichen Begegnung mit den Christ(inn)en anderer Konfession in die Vorbereitung des Konzils einbrachten. In ihrer Arbeit fanden sie in einer dynamischen und innovativen Weise zu Neuorientierungen für die eigene Theologie und bereiteten damit für die Katholische Kirche einen Paradigmenwechsel vor: Nicht mehr die Markierung von Defiziten der anderen Konfessionen sondern der Ausgang vom gemeinsam Verbindenden wurde zum Grundtenor. In der Folge nahmen die Theologen um Augustin Bea auch die Theologien der anderen Christen als Bezugspunkte, fanden dabei zu einem neuen Selbstverständnis und schlugen dem bevorstehenden Konzil Akzentsetzungen für die Formulierung der Theologie vor. Manche der Impulse – etwa die Elemente des Kircheseins, das Gemeinsame Priestertum der Glaubenden oder ein als Kollegium verstandener Episkopat – wurden dann in den späteren Texten des Konzils wirksam. Besonders wirkmächtig war jedoch der Gedanke des Ökumenismus, den mit dem Einheitssekretariat erstmals ein offizielles Gremium der Katholischen Kirche theologisch durchdachte und als Weg vorschlug. Das Zweite Vatikanische Konzil hat sich diesen Impuls mit dem Ökumenismusdekret „Unitatis redintegratio“ vom 21. November 1964 schließlich zu Eigen gemacht und öffnete sich damit dem Dialog mit den anderen Konfessionen.

Der Autor der Studie Dr. Thomas Pogoda ist Direktor der Fachakademie für Gemeindepastoral im Bistum Magdeburg und hat in seiner Forschungsarbeit ca. 200 Quellentexte aus den Nachlässen zweier Protagonisten, dem Paderborner Erzbischof Lorenz Kardinal Jaeger und seinem theologischen Berater Eduard Stakemeier, ausgewertet. Die unter Betreuung des mittlerweile emeritierten Erfurter Dogmatikers Prof. Dr. Josef Freitag entstandene Dissertationsschrift wurde von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt im Wintersemester 2018/19 mit dem Prädikat summa cum laude angenommen. Herausgeben wird die Studie durch das Paderborner Johann Adam Möhler-Institut für Ökumenik, das die in der Veröffentlichung auch vom Bistum Magdeburg geförderte Arbeit als Band 83 in seine Reihe „Konfessionskundliche und kontroverstheologische Studien“ aufgenommen hat.

 Verlagsinformation

zum Autor Thomas Pogoda

(TP: Foto: Hahn)

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