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Tag des Herrn

Foto: imago/epd Bei der Erwachsenentaufe antworten die Täuflinge selbst auf die Fragen nach ihrem Glauben. Wie diese Fragen lauten, hängt auch vom jeweiligen Taufspender ab. Sollte liturgische Sprache verständlicher sein? Die Priester Gregor Giele und Christian Hecht diskutieren über eine moderne Version der Absage und des Glaubensbekenntnisses im Taufritus.   Pro: Auf der Suche nach verständlichen Glaubensaussagen Zunächst einmal vorneweg: Das „große Glaubensbekenntnis“ wie auch das in der Liturgie häufiger verwendete „Apostolische Glaubensbekenntnis“, sind die verbindliche Glaubensgrundlage der allermeisten Christen und Kirchen, haben also eine verbindende und verbindliche Qualität. Das ist unbestritten und steht nicht zur Diskussion. In der alltäglichen seelsorgerischen Praxis stellt sich allerdings die Frage, ob diese gewachsenen und hochtheologischen Texte immer die richtige Wahl sind – besonders dort, wo zur Befragung des Glaubens noch die „Absage“ hinzutritt: „Widersagt ihr dem Satan?“ „Und all seinen Werken?“ „Und all seinen Verlockungen?“ Das sind Formulierungen, mit denen sich nicht wenige Nichtglaubende, kirchlich Distanzierte sowie Menschen, die im Glauben fest verwurzelt sind, schwertun. Auch die durch häufigen Gebrauch selbstverständlich erscheinende Rede vom „eingeborenen Sohn“, der „Jungfrau Maria“ der „heiligen katholischen Kirche“, etc. sind nicht einfach selbsterklärend. Deshalb halte ich es aus pastoralen Gründen für absolut legitim, im Blick auf die konkrete Feiergemeinde nach geeigneten Formulierungen zu suchen, die die Inhalte des Glaubensbekenntnisses auch für Nichtglaubende oder kirchlich wie geistlich weniger beheimatete Christen nachvollziehbarer machen. Außerdem ist es immer Aufgabe der Liturgie, den Glauben in der jeweiligen Zeit und einer zeitgemäßen Sprache auszusagen. Davon sollte das Glaubensbekenntnis nicht ausgenommen sein. Dass dies ein berechtigtes Anliegen ist, führt uns unter anderem das Gotteslob vor. Neben der Vertonung des Volltextes des Credos finden sich dort wie selbstverständlich auch so genannte „Credo-Lieder“, die mit eigenen Textvarianten zum Bekenntnis des Glaubens einladen und im Gottesdienst dafür genutzt werden. Aus diesem Grund geht es für mich weniger um die Frage nach der Erlaubtheit anderer Formulierungen, sondern darum, ob die gewählten neuen Texte dem Anliegen des Bekenntnisses des Glaubens in guter Weise gerecht werden. // Gregor Giele ist Propst in Leipzig. Er nutzt die neue Version der Tauffragen in seinenGottesdiensten.   Contra: Liturgische Sprache als Brücke zu Gott Immer wieder werden Stimmen laut, die eine Vereinfachung oder bessere Verständlichkeit der liturgischen Sprache fordern. Sie müsse in die heutige Zeit übersetzt werden und nicht im Pathos der Geschichte verharren. Doch was ist eigentlich Verständlichkeit? Dabei geht es um mehr als nur ein reines Hören und Begreifen des Textes, der gesprochen wird. Es ist vor allem der Dialog, zu dem der einzelne Gläubige zusammen mit der Kirche zu Gott eintritt. Genau hier unterscheidet sich das persönliche Gebet vom liturgischen Gebet der Kirche. Letzteres greift zum einen die Tradition auf, in der wir als Gläubige auch heute stehen. Zum anderen verdeutlicht es, dass hier eine andere Ebene ins Spiel kommt, die eben nicht nur zwischenmenschlich stattfindet, sondern auch durch die Sprache zu Gott emporheben möchte. Es ist vergleichbar mit der Sprache literarischer und durchkomponierter Texte, die Schönheit und auch immer etwas von einer Entzogenheit beinhalten. Die Liturgie ist deshalb für mich nicht der Ort der Katechese, bei der Erklärungen schwieriger Sachverhalte gegeben werden, sondern setzt dies vielmehr voraus. Es sind sich ergänzende Felder. Die Erklärung der Texte und Riten, beispielsweise bei der Taufe geschieht im Gespräch davor. Deshalb plädiere ich dafür, dass die Sprache der Liturgie gerade auch die alten Texte unseres Glaubens ins Wort hebt, mit denen ich mich dann auseinandersetzen darf. Liturgie darf sich durch ihre Sprache gerade vom Alltag unterscheiden, weil sie Begegnung mit Gott ist. // Christian Hecht ist Pfarrer in Wurzen. Als Mitglied der Kommission für Liturgie und Kunst im Bistum Dresden-Meißen beschäftigt ihn auch die Frage nach einer angemessenen liturgischen Sprache.   Hintergrund Alternative Tauffragen (*) Widersagt ihr allem, was böse und schlecht ist und allem, was diese Welt, die gute Schöpfung Gottes, gefährdet? Widersagt ihr allem, was unmenschlich ist, was dem Leben entgegensteht und allem, was das menschliche Zusammenleben dunkel macht? Widersagt ihr der Versuchung, nichts zu glauben und nichts mehr zu erhoffen? Glaubt ihr an Gott, den Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der das Leben vielfältig geschaffen hat und will, an den Gott, der Großes an uns tut, der uns in seinen Händen hält und dem wir alles verdanken? Glaubt ihr an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, an seine frohe Botschaft von einem Leben in Fülle, an seine Hingabe für uns, an sein Leiden und Sterben, an seine Auferweckung und an den Sieg des Lebens über den Tod? Glaubt ihr an den Heiligen Geist, der mitten unter uns ist, wo wir einander ehrlich und liebevoll begegnen? Glaubt ihr an die vielfältige Gemeinschaft der Getauften, in der Menschen miteinander das Leben und Gott suchen können? (*) Diesen Text hat eine holländische Stiftung verfasst, die sich der Erneuerung der liturgischen Sprache widmet. Offizielle Fragen des katholischen Taufritus Widersagt ihr dem Satan? Und all seinen Werken? Und all seinen Verlockungen? Glaubt ihr an Gott den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde? Glaubt ihr an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, der geboren ist von der Jungfrau Maria, der gelitten hat, gestorben ist und begraben wurde, von den Toten auferstand und zur Rechten des Vaters sitzt? Glaubt ihr an den Heiligen Geist, die heilige katholische Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, die Vergebung der Sünden, die Auferstehung der Toten und das ewige Leben? Neues Glaubensbekenntnis bei der Taufe – Pro & Contra
Andrea von Fournier Foto: imago/epd Ministrantenwallfahrt 2018 – auch sechs Jahre später freuen sich die Ministranten wieder auf gut gelaunte Begegnungen. Oberministrantin Sarah Kraywinkel gehört zum Berliner Vorbereitungsteam der Ministrantenwallfahrt in Rom. Im Jugendhaus des Erzbistums absolviert sie außerdem ein ganz besonderes Freiwilliges Soziales Jahr. Um die 40 Grad heiß könnte es Ende Juli in Rom werden, wenn sich dort tausende Jungen und Mädchen aus aller Welt treffen. Sarah Kraywinkel (20) aus Berlin freut sich trotzdem riesig auf eine spannende Woche in der italienischen Hauptstadt. Sie gehört zum Berliner Organisations- und Begleitteam der 13. Internationalen Rom-Wallfahrt für Ministranten. „Mit Dir“ heißt das Motto der Wallfahrt, die für die Oberministrantin an der Berliner Rosenkranz-Basilika bereits volle Fahrt aufgenommen hat. Nach dem Anmeldeschluss im Frühjahr stand fest, dass die 200 Plätze für die Fahrt aus dem Erzbistum Berlin besetzt waren und sogar noch eine Warteliste aufgestellt werden konnte.Eine erste Zusammenkunft von Teilnehmern gab es bereits. Zurzeit planen die ehrenamtlichen Wallfahrts-Organisatoren die Reise im Detail, immer im Gespräch mit Verantwortlichen im Erzbistum, mit Gruppenleitern und Ministranten.  Sarah Kraywinkel an ihrem FSJ-Standort in Grünheide.Foto: Andrea von FournierDass sich Sarah Kraywinkel in der Kirche engagiert, hat sich vor rund sieben Jahren ergeben. Die gebürtige Essenerin war im Kindergartenalter mit ihren Eltern nach Berlin gezogen. Den christlichen Glauben lernten sie und ihre Schwester bei ihrer katholischen Mutter und dem evangelischen Vater kennen. Zu Hause wurden die Kirchenfeste gefeiert. Sarah ging zur Erstkommunion, wurde gefirmt und kam danach und durch Freunde zur Rosenkranz-Basilika, die eigentlich nicht ihre „zuständige“ Gemeinde ist. Hier gefiel es ihr so gut, dass sie sich, auch von der Gemeindereferentin motiviert, mit einer Freundin für die Ministranten-Ausbildung entschied. Bis heute ist sie zuverlässig dabei, seit 2019 als Oberministrantin. Unter anderem ist sie gemeinsam mit dem Kaplan für die Ausbildung neuer Minis verantwortlich. Seit Corona beobachtet sie, dass es weniger Nachwuchs gibt. Das betrübt sie. Ihr selbst macht es Freude, mit Gleichgesinnten für die Festtage zu proben, Gruppenstunden vorzubereiten oder Fahrten zu organisieren. Sie möchte gern andere zum Mitmachen motivieren. In den vier Kirchen der Rosenkranz-Pfarrei sei Mini-Nachwuchs stets willkommen. Christliches Gemeinschaftsleben tiefer kennenlernen Sie selbst verbringt aktuell viel Zeit im Christian-Schreiber-Haus in Altbuchhorst, dem Jugendhaus des Erzbistums. Mit anderen jungen Christen absolviert sie hier gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr. „T-Raum“ heißt das spezielle Angebot. Die Teilnehmer packen im Haus mit an, leben zusammen in einer Wohngemeinschaft und lernen christliches Gemeinschaftsleben tiefer kennen. Bei den Gottesdiensten im Haus kann sie ministrieren. Sie leitet Workshops mit Kindern und Jugendlichen und engagiert sich im Vorbereitungsteam der Ministrantenwallfahrt. „Planen und Organisieren – das mag ich“, sagt Sarah Kraywinkel. Sie gehörte bereits beim Weltjugendtag in Lissabon 2023 zum Vorbereitungsteam.Trotz all der Arbeit kann sie das „T-Raum“-Jahr nutzen, sich in Ruhe zu sammeln und ihren Berufseinstieg zu planen. Eigentlich wollte die junge Frau, die in der Freizeit Musik und Sport liebt, sich mit Kunst und Fotografie befasst, nach dem Abitur im vergangenen Sommer erstmal ins Ausland gehen. Aufenthalte im Ausland gehören auch zum „T-Raum“-Programm. Gerade hat Sarah drei spannende Wochen in einer katholischen Gemeinde in Oslo erlebt und damit ein Stück Weltkirche kennengelernt. Nun wird sie sich wahrscheinlich für ein Studium der Sozialarbeit oder Religionspädagogik bewerben, in Berlin. „Hier sind meine Freunde, ich fühle mich in verschiedenen Teams wohl“, erklärt sie. Der Glauben spiele eine große Rolle in ihrem Alltag, durch das Ministrieren habe sie viele neue Freunde gewonnen und das Gemeinschaftsgefühl empfinde sie als bestärkend. Nun schultert sie neben der täglichen Arbeit in Grünheide und der bevorstehenden Studienbewerbung erstmal die Wallfahrts-Vorbereitung, die es im Detail in sich hat. Aber auch da kann sie sich auf ein großartiges Team verlassen. Vorbereitung für Ministrantenwallfahrt 2024 nach Rom
Dorothee Wanzek Foto: imago/Shotshop Bislang wurde nur jede zehnte Beschwerde in einem beleidigenden Ton vorgebracht. Seit Dezember arbeitet Esther Große im Erzbistum Berlin als Beschwerdemanagerin. Sie sorgt dafür, dass Katholiken, die Anlass zur Beschwerde haben, Gehör finden und erfahren, ob sich nach ihrem Hinweis etwas verbessert hat. Die heilige Messe im Jugendhaus des Erzbistums war gut besucht an einem Sonntag im letzten Herbst. Wie häufig an Sonntagen hatten sich zu Kursteilnehmern und Hausbewohnern auch Christen aus Gemeinden im nahgelegenen Südosten Berlins gesellt. Einige verließen den Gottesdienst an diesem Tag verärgert, darunter auch eine nicht mehr jugendliche Frau aus Erkner. Sie komme sonntags öfters ins Christian-Schreiber-Haus nach Altbuchhorst, um einen jugendgemäß gestalteten lebendigen Gottesdienst mitzufeiern, schrieb sie Wochen nach der Feier an den Tag des Herrn. Der junge Priester, der den Gottesdienst leitete, habe den Versammelten an diesem Tag nach dem Sanctus-Ruf mitgeteilt, dass an der Kommunion nur diejenigen teilnehmen dürften, die sitzen oder knien, berichtete die Katholikin. Etliche Frauen und Männer hätten seit Beginn der Messe gestanden, und einige von ihnen seien auch nach der Ansage des Priesters stehen geblieben. Der Zelebrant habe ihnen daraufhin die Kommunion verwehrt. Beschwerdemanagerin Esther Große„Ich habe das als Missbrauch priesterlicher Macht empfunden“, erläuterte die Frau aus Erkner, die selbst nicht unter den Stehenden war. „Stehen ist doch eine würdige Gebetshaltung und es steht Geistlichen nicht zu, Christen mit einer solchen Willkür vom Kommunionempfang auszuschließen“, sagte sie. Es gehe ihr nicht darum, Dampf abzulassen. Sie wolle verhindern, dass weitere Katholiken ähnlich unangenehme Erfahrungen machten. Die Empörung der Gottesdienstteilnehmer brach sich auf verschiedenen Wegen Bahn. Einige machten ihrem Unmut im Jugendhaus Luft, andere ließen ihn in ihren Gemeinden ab, wieder andere wandten sich an verschiedene Mitarbeiter des Erzbischöflichen Ordinariats bis hin zum Erzbischof. Der kümmerte sich um das Anliegen der aufgebrachten Messbesucher, hörte ihnen zu, führte Gespräche mit dem Priester und seinem direkten Vorgesetzten und betonte, dass er das Vorgefallene missbillige und an dem Thema dranbleiben werde. Nicht immer sind Christen, die sich über Missstände beschweren wollten, in der Vergangenheit zum Ziel gekommen. Die Kommission, die 2022 das so genannte Missbrauchsgutachten für das Erzbistum auswertete, hatte der erzbischöflichen Verwaltung bescheinigt, dass sie im Umgang mit Beschwerden effektiver werden müsste. Manche Beschwerde versacke im kirchlichen Behördendschungel, weil die Verfahrenswege unklar seien. Nicht selten richten unzufriedene Katholiken ihre Beschwerden an mehrere Stellen gleichzeitig und erhielten dann im ungünstigen Fall verschiedene nicht aufeinander abgestimmte Reaktionen. Im vergangenen Dezember hat Generalvikar Manfred Kollig deshalb ein Beschwerdemanagement eingerichtet, besetzt mit der Juristin Esther Große, Referentin in der Rechtsabteilung des Ordinariats. Sie nimmt Beschwerden über ein Kontaktformular auf der Bistums-Internetseite, per E-Mail, Postbrief oder telefonisch entgegen. Auch Lob und Verbesserungsideen sind bei ihr an der richtigen Adresse. In anderen Dienststellen eingehende Anliegen sollen bei ihr gebündelt werden. Sie reagiert auf schriftliche Beschwerden innerhalb von 48 Stunden mit einer Eingangsbestätigung, leitet Anliegen, die sie nicht selbst klären kann, an die Zuständigen weiter und hält die Beschwerdeführer auf dem Laufenden über den Bearbeitungsstand ihres Anliegens. Mehr als 30 Beschwerden sind seit Dezember bei ihr eingetroffen, viele davon über das Erzbischöfliche Büro, die Pressestelle oder die Katholischen Büros, manche auch direkt. „Die Bandbreite der Themen war groß“, erläutert sie und nennt Beispiele: Das Wort der ostdeutschen Bischöfe „Eintreten für die Demokratie“ sei für mehrere Katholiken Anlass zur Beschwerde gewesen. Andere hätten sich über den Verwaltungsleiter ihrer Pfarrei beschwert, über herumliegenden Müll auf dem Friedhof und Schimmelbefall in der Kirche. Ein Vater klagte, er sei mit seinem Kind aus dem Gottesdienst geschickt worden, weil es zu lange geweint habe, ein Elternpaar mokierte, dass ihr Kind keinen Platz an der katholischen Schule bekam. „Alle finden Gehör und sollen erleben: Kritik ist für uns eine willkommene Chance, uns zu verbessern. Niemand bekommt hier die Antwort: Pech gehabt, wir sind nicht zuständig“, betont Esther Große. Sie nehme alle Beschwerden entgegen und leite sie in Absprache mit ihren Kolleginnen der Rechtsabteilung gegebenenfalls weiter – auch im Fall des Friedhofsmülls, obwohl die katholische Kirche nicht Träger des Friedhofs war. Die Informationen, die sie etwa aus dem Pastoralbereich, vom Büro des Erzbischofs oder von anderen Zuständigen erhalte, verarbeite sie in ein allgemein verständliches Antwortschreiben. „Auch wenn es nicht primär um die Klärung juristischer Sachverhalte geht, ist meine juristische Ausbildung bei der Einschätzung hilfreich.“ Sie sei gewohnt, sich mit Problemen auseinanderzusetzen und habe gelernt, beleidigende Äußerungen nicht persönlich zu nehmen. Allerdings habe sie nur bei zehn Prozent der bisherigen Beschwerden einen verletzenden Ton wahrgenommen. Nicht alle Verfahrenswege seien bereits geklärt, sagt Esther Große, „in den ersten Monaten vernetze ich mich zum Beispiel mit der Caritas und grenze meine Zuständigkeiten ab.“ So ist es ihr wichtig, Beschwerden von politischen Debattenbeiträgen zu unterscheiden. Sobald sie einen Hinweis auf sexualisierte Gewalt erkennt, verweist sie auf die unabhängigen Ansprechpersonen für Verdachtsfälle sexuellen Missbrauchs. Wenn kirchliche Mitarbeiter sich über ihre Vorgesetzten beschweren, sei sie auch nicht die richtige Adresse. Eigens geklärt ist das „Digitale Hinweisgebersystem“ im Erzbistum für Regelverstöße, von denen Mitarbeiter im Zuge ihrer beruflichen Tätigkeit Kenntnis erlangt haben. Das Erzbistum Berlin ermutigt über einen externen Dienstleister Mitarbeiter, Ehrenamtliche und Außenstehende, Rechtsverstöße und Fehlverhalten innerhalb der Organisation anonym zu melden und mitzuhelfen, Schäden zu vermeiden. Esther Große ist dienstags und mittwochs von 9 bis 11 Uhr unter 0 30 / 32 68 41 78 erreichbar und immer per E-Mail (beschwerde@erzbistumberlin.de)   Das Erzbistum Berlin hat jetzt eine Beschwerdemanagerin
Christina Innemann Image „Mein Schwiegervater ist zurück“, schrieb mir jemand. An die Nachricht war ein Foto angehängt – von einem Baum. Christina Innemann Katholische Polizeiseelsorgerin in Mecklenburg-VorpommernIch hatte schon vom Wunsch der Hinterbliebenen gehört, ein neues Angebot zu nutzen: Der tote Schwiegervater wurde eingeäschert. Anschließend schickte man die Asche ins Ausland. Dort wurde ein Baum daraus gezogen. Später kam der Baum nach Deutschland. Die Hinterbliebenen wollten ihn im Garten einpflanzen. „Wenn ihr Unterstützung für eine Gedenkfeier braucht, sagt Bescheid“, hatte ich dem Kollegen von der Landespolizei angeboten. Die Familie hat keinen religiösen Hintergrund. Aber ich hatte das Bauchgefühl, dass es wichtig wäre, sie dennoch zu unterstützen. Ein würdevolles Ritual, eine kleine Gedenkfeier – das wollte ich ermöglichen. Mein Entschluss sorgte zu Hause für Diskussionen. „Ist das überhaupt legal?“, fragte mein Mann. Außerdem tauschten wir uns darüber aus, wie weit ich als katholische Seelsorgerin gehen würde, um Einsatzkräfte in Trauer-Zeiten zu unterstützen. Ich blieb bei meiner Zusage. Kurz vor meinem Schlusswort bei der Gedenkfeier meldeten sich zwei Gäste. „Wir müssen jetzt noch beten. Das brauchen wir. Weil wir eben christlich sind“, sagten die beiden betagten Damen energisch. Ich war genauso überrascht wie die Tochter und der Schwiegersohn des Verstorbenen. Dann stand ich mit beiden Frauen vor dem Baum und betete ein Vaterunser. Die Entscheidung, einen Baum aus der Asche eines Verstorbenen zu ziehen, wird mir sicher fremd bleiben. Gleichzeitig respektiere ich, dass es für die Familie die richtige war. Am Ende stand ich als Polizeiseelsorgerin betend in der Runde der Hinterbliebenen. Was für eine göttliche Fügung! Anstoß 15/2024
Holger Jakobi Foto: Holger Jakobi Das Lapidarium war früher Teil der Orgelempore der Kirche. Das Lapidarium der Görlitzer Kathedrale St. Jakobus wird für Veranstaltungen genutzt und ist ein Erinnerungsort an die Baugeschichte der Kirche. Erinnert wird auch an die Kriegsschäden. Über eine schmale Wendeltreppe im Turm der Görlitzer Jakobus-Kathedrale geht es mühsam Stufe um Stufe hinauf. Die Treppe aus Granit ist der Zugang zum Glockenstuhl und dient als Fluchtweg von der Orgelempore. In etwa zehn Meter Höhe erreichen Besucher einen Raum, der sie an die gotischen Gewölbe der Kirche erinnert. Der Raum war bis 1945 Teil der Empore und wurde wahrscheinlich für die Kirchenmusik genutzt. Dann wurde er vom Kirchenschiff abgetrennt und diente als Rumpelkammer. Doch Staub, kaputtes Mobiliar und alte Akten finden sich nicht mehr. Stattdessen steht der Besucher beim Eintreten vor einem modernen runden Glasfenster. Im Zentrum befindet sich ein Kreuz. Geschaffen hat es die Görlitzer Architektin Doris Kohla. Sie weist auf eine Besonderheit des Motivs hin: „Am Morgen leuchtet die Sonne – sofern sie scheint – den Innenraum aus. Wird das Fenster hingegen am Abend von innen beleuchtet, dann fällt farbiges Licht auf die Gräber an der Nordseite.“ Andere Bildfenster im Turm werden bereits jährlich am Abend des Allerseelentages von innen beleuchtet. Ein Schrank, Schmuckziegel und viele Informationen Der Raum dient heute als Lapidarium (vom lateinischen Wort „lapis“ – Stein). Dort sind unter anderem originale Ziegelsteine, die während der Sanierung ersetzt wurden, zu sehen. Gezeigt werden auch glasierte Schmuckziegel, neue Mustersteine und alte Dachziegel. Es gibt Baupläne, Informationen zu den sechs Kirchenglocken, historische Fotos. Nicht zu vergessen ein originaler Sakristei-Schrank aus der Zeit um 1900. „Der Schrank ist zweigeteilt. Ihn hier herauf zu bekommen, war eine echte Herausforderung,“ erzählt Doris Kohla. In den aufgezogenen Fächern sehen die Besucher zwei liturgische Kleidungsstücke. Das Lapidarium erinnert zudem an die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg. Der Architekt Thomas Backhaus, der ebenso wie Doris Kohla für die Außen- und die Innensanierung der Sankt-Jakobus-Kathedrale von 2012 bis 2022 zuständig war, hat eine besondere Sicht auf das Lapidarium: „Für mich ist dieser Raum wie ein kriegsverletzter Soldat, der Narben zurückbehalten hat.“ Narben des Krieges finden sich genügend. Zwar wurde die originale Farbgebung erhalten und restauriert, doch wo nichts mehr war, wurde auch nicht „geflickt“. Anfang Mai 1945 wurde der Glockenturm von der russischen Artillerie getroffen, so Backhaus. Die Detonationen übten einen gewaltigen Druck aus, der sich wie eine Welle in der Kirche verteilte. Die Bausubstanz wurde bis in den Chorbereich massiv geschädigt. Backhaus erklärt: „Der Turmschaft wurde förmlich aufgeschlitzt. Zerstört wurden alle Fenster, der Turmhelm, das Dach und die Orgel wurden schwer beschädigt.“ Die Jakobuskirche war nicht mehr zu nutzen. Sie war eines von zirka 80 Gebäuden in Görlitz, die Zerstörungen erlitten. Doris Kohla meint, dass der Begriff Lapidarium vielleicht etwas zu vielversprechend sei: „Ein Lapidarium ist die Bezeichnung einer Sammlung von Steinwerken, von der Plastik bis zum einfachen Ziegelstein.“ Lapidarien gab und gibt es an den Dombauhütten, aber auch in Städten, hier zum Aufbewahren von architektonischem Kulturgut. Als in Görlitz die Frage aufkam, was mit dem Raum im Glockenturm werden solle, kam schnell die Idee ins Spiel, hier ein kleines Lapidarium mit Zeugnissen der Geschichte einzurichten. Besucher können den Raum im Rahmen von Kirchenführungen betreten. Veranstaltungen sind möglich. Am 13. April fand beispielsweise eine Lesung mit Generalvikar Markus Kurzweil im Rahmen der Veranstaltung Schlesisches Nachtlesen statt. Kurzweil stellte einen Roman von Ota Filip vor. Thomas Backhaus lädt zudem die Gemeinde Heiliger Wenzel ein, den Raum für sich zu entdecken. „Sie wissen ja noch gar nicht, was sie hier im Turm haben. Sicher lassen sich auch Führungen für die interessierte Gemeinde organisieren“, betont der ehemalige Bauamtschef, der 2022 in den Ruhestand ging. Backhaus und Doris Kohla sind froh, dass die Sanierung der Kathedrale nun ganz abgeschlossen ist. Backhaus findet, dass die geleisteten Arbeiten den ursprünglichen großen Ideen des Breslauer Diözesanbaumeisters Joseph Ebers (1845-1923) entsprechen. Backhaus sagt: „Unsere Kirche hat ein gotisches Flair. Ebers wollte nicht einfach eine neogotische Kirche bauen, sondern durchaus eine gotische. Das hatte er von der Pieke auf gelernt.“ Für eine Führung durch das Lapidarium müssen Sie sich bei der Pfarrei Heiliger Wenzel (Struvestraße 19 in 02826 Görlitz; 0 35 81 / 40 67 30; pfarrei@wenzel-gr.de) anmelden.   Die görlitzer Kathedrale stellt das Lapidurium zur Verfügung
Dorothee Wanzek Foto: Dorothee Wanzek Dieser Ersttagsbrief der vatikanischen Post zum Amtsantritt von Papst Franziskus befindet sich jetzt im Bistumsarchiv. 66 Jahre lang hat der Magdeburger Pfarrer Robert Denzel mit großer Leidenschaft sein Briefmarken-Hobby gepflegt. In seinen Alben befinden sich viele kirchliche Markenmotive und auch manche Rarität aus dem Vatikan. Jetzt löst er seine komplette Sammlung auf und tut Gutes damit. Eine Briefmarken-Sammlung mit Papst-Benedikt-Motiven hat Robert Denzel kürzlich dem Magdeburger Bistumsarchiv vermacht. Nach und nach will der 79-Jährige weitere seiner angesammelten Kostbarkeiten verkaufen. Den Erlös wird er ebenfalls seinem Bistum zukommen lassen. „Zur freien Verfügung!“, das ist dem Ruhestandspriester wichtig. An Wertsteigerung und Verkaufserlöse hat er als 13-jähriger Ministrant nicht gedacht, als er seine Sammlerleidenschaft entdeckte. Wichtig war ihm damals eigentlich nur: „Es sollte Spaß machen.“ Die bunten Marken weiteten seinen Horizont von der kleinen abgeschotteten DDR auf die Welt und nicht zuletzt auf die Weltkirche. Unter anderem legte er sich im Laufe der Zeit eine komplette Vatikansammlung zu. Sie enthält sämtliche Marken und Briefe, die der Vatikan von 1852, kurz vor Gründung des Kirchenstaates, bis 2023, als Robert Denzel das Sammeln einstellte, jemals herausgegeben hat. Da eine solch vollständige Sammlung selten ist und die Marken sich zudem in sehr gutem Zustand befinden, kann er bei Briefmarkenauktionen mit einem satten Erlös rechnen. Äußert begehrt bei Auktionshäusern dürfte auch seine Sammlung von Zeppelin-Motiven sein, schätzt er ein. Die ältesten stammen aus den 1930er Jahren. Darunter sind über 30 Briefe, die vom Vatikanstaat abgestempelt wurden. Brunnenbau in Indien und Priesterberufung gefördert Schon während seiner aktiven Sammelzeit hat Pfarrer Denzel immer wieder Teile seiner Sammlung für gute Zwecke verkauft. Zum Beispiel hat er damit einen Mitbruder unterstützt, der seit Jahren für Brunnenbauprojekte in Indien sammelt. Einem Magdeburger IT-Studenten hat er durch seine Briefmarken ermöglicht, seinem Lebenstraum zu folgen. Der junge Mann, der ursprünglich aus Indien stammt, möchte Priester werden. Seiner Berufung konnte er lange nicht folgen, weil er nach der Tradition seiner Heimat dafür verantwortlich war, dass seine verwitwete Mutter im Alter einen gesicherten Wohnsitz hat. Robert Denzel verkaufte eine einträgliche Sammlung und kaufte der Mutter in Indien dafür ein kleines Haus, das ihr Auskommen bis zum Lebensende absicherte. Ihr Sohn startet gerade ins achte Semester seines Theologiestudiums. Zu DDR-Zeiten halfen ihm die Briefmarken auch, über die Grenzen der katholischen Gemeinden hinaus Kontakte zu knüpfen. Es war ihm wichtig, als Christ allen Menschen gegenüber offen zu sein. Deshalb ist er als Briefmarkensammler in den DDR-Kulturbund eingetreten. Gut zehn Jahre lang hat er nebenbei auch Münzen gesammelt. Die zwei Münzkoffer seiner Sammlung haben die Internationalen Beziehungen des Vatikan als Thema. Einmal ersteigerte er einen Denar, eine römische Münze, die nachweislich zur Zeit Jesu im Heiligen Land in Umlauf war. Den hat er gerne den Kindern im Religionsunterricht gezeigt, erinnert sich der Pfarrer und erzählt mit einem Schmunzeln: „Ich habe ihnen gesagt: das ist die Münze, die Jesus sich von den Pharisäern zeigen ließ, bevor er sagte: ,Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist‘.“ Selten habe er seine Religionsschüler so ruhig und aufmerksam erlebt wie in diesen Stunden. Die Münze hat inzwischen auch ihren Weg ins Bistumsarchiv gefunden. Wertvolle Briefmarkensammlung mit kirchlichen Motiven
Ruth Weinhold-Heße Foto: Christkönigsinstitut Meitingen Das Engagement für den Frieden und die Ökumene war Max Josef Metzger besonders wichtig. In Meitingen initiierte er erste ökumenische Treffen. Den Märtyrer Max Josef Metzger kennen nicht mehr viele. Jetzt will ihn der Papst seligsprechen. Ein Komponist aus den USA vertonte seine Gedichte. An seinem 80. Todestag erinnert nicht nur die katholische Kirche an Metzger. Cormac Brian O’Duffys Begeisterung reißt mit, selbst wenn man mit ihm nur über den Bildschirm ins weit entfernte South Carolina im Süden der USA verbunden ist. Für den Kirchenmusikdirektor in der Diözese Charlston sind die Texte und Gedichte des katholischen Märtyrers Max Josef Metzger eine Inspirationsquelle geworden. Er vertonte sie in einem Liederzyklus. Einige der Texte entstanden in den letzten Wochen kurz vor Metzgers Tod im Zuchthaus Brandenburg-Görden. Dort wurde der Priester am 17. April 1944 von den Nationalsozialisten durch das Fallbeil hingerichtet. Sein „Verbrechen“: der Wunsch nach Frieden und nach Einheit der Christen. Max Josef Metzger kam 1887 in Schopfheim/Südbaden zur Welt. Von 1914 bis 1915 war er Feldgeistlicher im Ersten Weltkrieg an der Vogesen-Front. Ab 1933 wurde er von den Nationalsozialisten überwacht.Frieden nur durch Einheit der Konfessionen O’Duffy ist überzeugt von der „Wichtigkeit dieses Mannes Gottes“. Er sei eben nicht nur ein Märtyrer, der für seinen Glauben eintrat, sondern „er brachte die zwei großen Kirchen in Deutschland zusammen. Damit prägte er letztendlich auch die Demokratiebewegung nach 1945, auch wenn er selbst kein Politiker war.“ Der irisch-amerikanische Komponist ist tief beeindruckt vom Wirken Metzgers, vor allem von seinem Einsatz für die Ökumene. „Heute ist das kaum noch vorstellbar, wie tief entzweit katholische und evangelische Christen vor 100 Jahren noch waren. Metzger war überzeugt, dass es einen Frieden zwischen den Völkern nur durch einen Frieden zwischen den Konfessionen geben kann“, so Cormac O’Duffy. Die Ideen für ein gemeinsames Europa, die der katholische Priester in seinem „Memorandum“ vertrat, seien nicht nur für die damalige Zeit spannend, sagt Sylvia de Pasquale, Gedenkstättenleiterin in Brandenburg-Görden. „Seine Vorstellungen, wie wir in Europa friedlich zusammenleben können, sind gerade jetzt wieder hochaktuell.“ Es sei tragisch, dass jemand wie er denunziert und verraten wurde, dass dieses „Potenzial, das in unserem Land da war, getötet wurde.“ Mit prophetischer Klarheit, für demokratische Strukturen Gedenktafel für Max Josef Metzger an der Fassade der Kirche Sankt Joseph in Berlin.Foto: kna/Markus NowakDer erste Weltkrieg machte aus Max Josef Metzger, der als Divisionspfarrer diente, einen überzeugten Pazifisten. Er forderte Abrüstung und gründete mehrere pazifistische Organisationen, darunter den Friedensbund Deutscher Katholiken. Er setzte sich für die Einheit der Christen ein und gründete 1938 dafür die Bruderschaft Una Sancta. Metzger stellte sich von Anfang an dem Nationalsozialismus entgegen. 1939 schreibt er einen prophetischen Brief an Papst Pius XII. und macht ihn auf die Gefahr eines Weltkriegs aufmerksam. In dem von ihm 1943 verfassten „Memorandum“, auch als „Manifest für ein neues Deutschland“ bezeichnet, wird seine Haltung gegenüber dem Nazi-Regime deutlich. Darin formulierte er künftige demokratische Strukturen Deutschlands. Verraten wurde er von der Gestapo-Agentin Dagmar Imgart, die sich in die Una-Sancta-Bewegung eingeschleust hatte. Als schwedische Staatsbürgerin durfte sie auch während des Krieges nach Schweden reisen. Metzger vertraute ihr sein an den lutherischen Erzbischof Erling Eidem in Upsala gerichtetes „Memorandum“ an. Daraufhin wurde er am 29. Juni 1943 verhaftet und in einem Schauprozess durch Roland Freisler am 14. Oktober 1943 zum Tode verurteilt. „Tod! Wo ist dein’ Macht geblieben? Höllenfürst, wie bist du klein! Alles Dunkel muss zerstieben Vor der Ostersonne Schein.“ Dieses Gedicht schrieb Max Josef Metzger an Ostern 1944, kurz vor seinem Tod. Es heißt, er habe den Priester, der ihm das letzte Abendmahl spendete, mehr getröstet als der ihn. „Noch nie habe ich einen Menschen mit so frohleuchtenden Augen in den Tod gehen sehen wie diesen katholischen Priester…“, soll der Henker zum Gefängnisseelsorger Peter Buchholz später gesagt haben. Pfarrer Matthias Patzelt von der Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit in Brandenburg an der Havel schrieb im letzten Gemeindebrief an die Gläubigen, auch ihm sei die Bedeutung Metzgers nicht „in ihrem Ausmaß bekannt“ gewesen, bevor ihn der Komponist Cormac O’Duffy angerufen hatte. Metzger sei „ein früher Wegbereiter der Ökumene, deren Friedenspotenzial er sah. Er gründete die überkonfessionelle Una Sancta-Bewegung zu einer Zeit, als seine eigene Kirche der Ökumene noch äußerst skeptisch gegenüberstand.“ 2019 feierte das Christkönigsinstitut Meitingen sein 100. Jubiläum. Der damalige Freiburger Diözesanpriester Max Josef Metzger hatte es als „Missionsgesellschaft vom Weißen Kreuz“ 1919 in Graz/Steiermark gegründet. Dort nannte er sich Bruder Paulus, nach seinem Vorbild, dem Apostel. 1928 verlegte Metzger den Sitz nach Meitingen bei Augsburg. An Pfingsten 1939 fand im Christkönigsinstitut das erste ökumenische Treffen von Priestern statt, das als großer Erfolge galt. Ein Oratorium als Geschenk zum 80. Todestag – aufgeführt am Hinrichtungsort Der Komponist Cormac Brian O’Duffy.Foto: PrivatCormac O’Duffy schenkte der Gemeinschaft das Oratorium, das er zu den Gedichten des Priesters geschrieben hatte. Zu Metzgers 80. Todestag, so O’Duffys Wunsch, sollte es an seinem Hinrichtungsort aufgeführt werden. Der Kirchenmusiker rief also nicht nur den katholischen Pfarrer in Brandenburg an der Havel an, sondern schrieb auch vor rund einem Jahr an die Gedenkstätte Zuchthaus Brandenburg-Görden. Durch O’Duffys Engagement gibt es dort an Metzgers Todestag, am 17. April, eine Andacht. Zudem widmet die Gedenkstätte den 79. Jahrestag der Befreiung des Zuchthauses Max Josef Metzger. Im Anschluss sind Teile des Oratoriums von O’Duffy bei einem Konzert mit dem Extra Chor Brandenburg zu hören. Der Chor und der Musizierkreis Blankenburg, beide unter der Leitung von Karsten Drewing, wurden von der Gedenkstätte für die Veranstaltung gewonnen. „Ich kannte Metzger überhaupt nicht“, gesteht Chorleiter Drewing, selbst evangelisch. „Ich habe mich da rangetastet, langsam fange ich an, Metzger zu verstehen“, erzählt er weiter. Und auch, dass er Cormac O’Duffys Begeisterung manchmal bremsen musste, dass er seine Partitur ausdünnte, weil weder Geld noch Raum für ein großes Orchester da sind. Inzwischen freut sich auch Karsten Drewing, dass katholische und evangelische Christen vereint mit der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten das Metzger-Andenken begehen. Cormac Brian O’Duffy hat zusätzlich zur Musik zusammen mit Leonard Swidler, Professor unter anderem für Interreligiösen Dialog an der Temple University Philadelphia, in den USA gerade auch ein Buch über Metzger herausgegeben: „The priest and the Fuhrer“ (Der Priester und der Führer). Mitten in den Vorbereitungen zum Andenken an den 80. Todestag Metzgers wird bekannt, dass der Vatikan nach jahrelanger Prüfung die Hinrichtung als Märtyrertod anerkennt. Der katholische Priester und Friedensaktivist Max Josef Metzger könnte demnächst in Freiburg seliggesprochen werden. „Für mich ist diese Anerkennung des Martyriums durch „Rom“ – in der Person von Papst Franziskus – der eigentliche, letztgültige „Freispruch“ für Vater Paulus, nach und neben den verschiedenen Bemühungen der weltlichen Gerichte“, schreibt Annemarie Bäumler vom Christkönigsinstitut Meitingen nach der Bekanntgabe. „Ich habe mein Leben Gott angeboten für den Frieden der Welt und für die Einheit der Kirche" waren Metzgers letzte Worte vor der Hinrichtung am 17. April 1944 um 15.27 Uhr. Es waren seine beiden großen Lebensziele, für die er sich einsetzte und starb. Cormac O’Duffy möchte das Gedenken an ihn bekannt machen. Deshalb stieß er einen Aufruf an alle katholischen und evangelischen Kirchen an, im Anschluss an die Andacht um 16 Uhr die Glocken zu läuten. Über den Bildschirm ermuntert er die Deutschen: „Lasst alle Glocken läuten!“ Termine 17. April, 15.15 Uhr: Andacht durch den Ökumenischen Rat Berlin-Brandenburg in der Hinrichtungsstätte Brandenburg-Görden. Die Gedenkfeier wird live übertragen. Der Link lautet:https://www.youtube.com/watch?v=ClJ4ssScVUEAuch in der Zeit nach der Veranstaltung wird die Aufzeichnung unter diesem Link abrufbar sein Feierstunde am Max-Josef-Metzger Platz in Berlin-Wedding am 20. April um 15 Uhr durch den Ökumenischen Rat Berlin-Brandenburg (gegenüber der St. Joseph-Kirche an der Müllerstraße 161, in dieser Gemeinde wirkte Metzger als Priester in den Jahren 1939 bis 1943) Gedenkkonzert am 20. April um 18 Uhr: in der Evangelischen Dorfkirche Berlin-Blankenburg wird das Metzger-Oratorium aufgeführt 79. Jahrestag der Befreiung des Zuchthauses Brandenburg-Görden: 21. April, 12-14 Uhr – nur mit Anmeldung (E-Mail: anmeldung-brb@stiftung-bg.de)   80. Todestag des Märtyrers Max Josef Metzger
Christoph Arens Foto: kna/Harald Oppitz Hans Joachim Meyer war ein gefragter Redner ohne ideologische Scheuklappen. Er war Minister unter Lothar de Maiziere und Kurt Biedenkopf. Und er war oberster Laienkatholik in Deutschland. Am Karfreitag starb Hans Joachim Meyer im Alter von 87 Jahren. Er mochte am liebsten in keine Schublade gesteckt werden. „In keiner Schublade“ lautete auch der Titel seiner Autobiografie von 2015. Hans Joachim Meyer hat turbulente Zeiten erlebt: als Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), aber auch als Sächsischer Wissenschaftsminister und CDU-Politiker in den Kabinetten von Kurt Biedenkopf und zuvor als Bildungsminister der letzten, frei gewählten DDR-Regierung von Lothar de Maiziere. Am 29. März starb der gebürtige Rostocker im Alter von 87 Jahren in Potsdam. Unabhängiges Denken und Hartnäckigkeit – diese Eigenschaften kamen dem Sohn eines Apothekers und einer Lehrerin schon zu DDR-Zeiten zugute. Das Jurastudium musste er 1958 aus politischen Gründen abbrechen, ein Jahr später durfte sich Meyer für Anglistik und Geschichte in Ost-Berlin einschreiben. Trotz Distanz zum SED-Staat schaffte er es zum Professor der Sprachwissenschaften. In der Kirche gelernt, was freie und demokratische Debatte ist Seit den 1970er Jahren engagierte sich der Katholik in der Kirche. Die Dresdner Pastoralsynode 1973 bis 1975 war für ihn „eine kostbare Lektion in praktizierter Freiheit“, eine Erfahrung, die DDR-Katholiken nur in der Kirche machen konnten. Weitere Stationen waren das Dresdner Katholikentreffen 1987 und die Ökumenischen Versammlung. 1989 engagierte sich Meyer zunächst in seiner Gemeinde in Babelsberg, dann aber auch weit darüber hinaus, um die entstehenden Gruppen engagierter Katholiken zu vernetzen. Nach der Wende leitete Meyer den „Gemeinsamen Aktionsausschuss katholischer Christen in der DDR“ und wurde ins ZdK berufen – das höchste Gremium des deutschen Laien-Katholizismus. In dieser Zeit begann auch seine politische Karriere. Lothar de Maiziere (CDU) machte den unbelasteten Akademiker 1990 zum Wissenschafts- und Bildungsminister der letzten DDR-Regierung. Meyer weinte der DDR keine Träne nach. Aber er verleugnete nicht seine Prägung, sein „Ossi-Herz“, wie er selbst schrieb. So konnte er das Dilemma beschreiben, das viele frühere DDR-Bürger noch heute empfinden: „Wir wollten der Bundesrepublik beitreten und doch wir selbst bleiben.“ Doch während viele Westdeutsche in ihrem Alltag von der Wiedervereinigung nur begrenzt berührt waren, wurde das Leben der Ostdeutschen komplett umgekrempelt. Das Übermaß der Westbestimmung, westdeutsche Arroganz und Besserwisserei habe die Wirklichkeit des Ostens entwertet, schrieb er. Von 1997 bis 2009 stand Meyer als erster Ostdeutscher an der Spitze des ZdK – das war noch vor dem Missbrauchsskandal, der die Koordinaten der Kirche stark verändern sollte. Den von Papst Johannes Paul II. durchgesetzten Ausstieg der Kirche aus der Schwangerenkonfliktberatung bezeichnete Meyer als bitterste Erfahrung seiner Amtszeit. Unbeirrt unterstützte er die Gründung des Vereins Donum Vitae, durch den Katholiken die Schwangerenkonfliktberatung fortsetzen. Dialogbereitschaft, aber auch Hartnäckigkeit und eine bisweilen harsche Wortwahl zeichneten Meyer als ZdK-Präsidenten aus. Dem Papst und den Bischöfen in allem gehorsam zu sein, hielt er für „unkatholisch“. Schließlich gehöre er keiner „Kommandokirche“ an, betonte er. Gefragter Redner ohne ideologische Scheuklappen Auch im Ruhestand blieb Meyer ein gefragter Redner und Interviewpartner. Dabei teilte er ohne ideologische Scheuklappen in alle Richtungen aus. So hielt er seinen ostdeutschen Landsleuten mit Blick auf die Erfolge von AfD und Pegida einen Mangel an Dialogfähigkeit und Weltoffenheit vor. Den Westdeutschen warf er dagegen ein unterentwickeltes Nationalbewusstsein vor, das dem Rechtspopulismus Auftrieb gebe. In seinem Heimatbistum war Meyer zuletzt der prominenteste Wortführer der Gegner eines Umbaus der Berliner Sankt Hedwigs-Kathedrale. Unbeirrt verteidigte er die bestehende Raumgestalt mit der markanten Bodenöffnung, die beim Wiederaufbau vor 50 Jahren entstand, als „geniales Zeugnis zeitgenössischer Architektur“. Und Meyer betonte: „Wir Katholiken im Ostteil der Stadt waren stolz auf diese Neuschöpfung der Kathedrale“. Damit hatte er allerdings keinen Erfolg. Zum Tod von Hans Joachim Meyer
Dorothee Wanzek Foto: kna/Riccardo De Luca Wolfgang Ipolt mit seinen Bischofskollegen der Berliner Kirchenprovinz. In Görlitz spricht man gern von einem Brückenbistum. Wie geht es weiter mit der Kirche beiderseits der Brücke? Ein Interview mit Bischof Wolfgang Ipolt. Unübersehbar bröckelt inzwischen auch die polnische Volkskirche. Verändern sich damit auch Beziehungen zwischen den Katholiken in Deutschland und Polen? Besonders in der deutsch-polnischen Kontaktgruppe der Bischofskonferenzen reden wir seit geraumer Zeit sehr offen über die Veränderungen der Kirche in beiden Ländern. Die drei polnischen Bischöfe, die zur Gruppe gehören, machen keinen Hehl daraus, dass Polen zurzeit einen starken Säkularisierungsschub erfährt und dass die Kirche noch nicht so sehr darauf vorbereitet ist. Der Austausch über unsere Erfahrungen mit sinkenden Mitgliederzahlen und schwindendem Einfluss ist konstruktiv. Die Bischöfe sagen nicht einfach „die Veränderungen kommen alle aus dem Westen“, sie schauen genau hin und hören zu. Schon vor Jahren haben wir deutschen Gruppenmitglieder zum Beispiel gewarnt, sich zu eng an die PIS-Partei anzulehnen, um die eigene Unabhängigkeit zu wahren. In Polen ist der Glaube historisch bedingt stark mit der Nation verbunden. Die Geschichte in unseren Ländern ist anders verlaufen. Umso wichtiger ist angesichts der Säkularisierung der Austausch und die geistliche Unterstützung im Umgang mit dieser Situation. Es sollte möglich sein, dass wir im Zerbrechen von Gewohntem auch Chancen entdecken. Der Anteil der Priester aus Polen im Bistum steigt seit 20 Jahren. Im Nachbarbistum Magdeburg verzichtet man bewusst darauf, Personallücken mit ausländischen Priestern zu füllen. Halten Sie den eingeschlagenen Görlitzer Weg im Nachhinein für richtig? Wir sind eine Weltkirche und es ist schön, wenn das in unseren Gemeinden auch zu spüren ist. 18 bis 20 Prozent unserer Katholiken sind Zugewanderte, die meisten aus Polen. Auch wenn wir auf Integration setzen und keine eigenen polnischen Gemeinden gründen, ist es doch wichtig, dass sie in ihrer Muttersprache beichten und mit Seelsorgern sprechen können. Wir machen gute Erfahrungen mit den indischen und zum großen Teil auch mit den polnischen Priestern in unserem Bistum. Mentalitätsunterschiede sind dennoch zu spüren. Entscheidend ist, dass die Priester von den Gläubigen angenommen werden. Andernfalls kann Fremdenfeindlichkeit wachsen. Ich entscheide im Einzelfall, wem ich welche Verantwortung übertrage und befrage dazu vorher in der Regel die Priester des Bistums. Dass es auch in Zukunft viele Interessenten aus Polen geben wird, halte ich übrigens für unwahrscheinlich. Auch dort gehen ja die Berufungen zurück. Auf die Frage, was sich in der Kirche verändern sollte, mahnen Sie des öfteren eine „Neuevangelisierung“ an. Was genau verstehen Sie unter dem Begriff? In der Tat: Neuevangelisierung ist ein Begriff, in den man viel hineinpacken kann. Mein Anliegen ist, dass Menschen die Gelegenheit bekommen, in eine Beziehung mit dem Evangelium zu treten, was in unserer Region meist bedeutet: in einen ersten Kontakt mit dem Glauben zu kommen. Für diejenigen, die schon lange Christen sind, braucht es eine Neubelebung dieser Beziehung, wenn wir als Kirche nicht vertrocknen wollen. Sie kann auf verschiedene Weise geschehen: durch eine Freundschaft mit überzeugten Christen, durch das Erlebnis oder die Teilnahme an christlichen Bräuchen, wie zum Beispiel den Segen der Sternsinger, die Feier von Gottesdiensten oder das Lesen der Heiligen Schrift. Ich wünschte mir: Jede Begegnung mit einem Christen sollte zu einer Gottesberührung werden. Dann würden wir alle mitwirken an der Evangelisierung. Interview mit Bischof Wolfgang Ipolt
Eckhard Pohl Foto: Eckhard Pohl Elisa Klingebiel bei der Arbeit an ihrem Schreibtisch. Elisa Klingebiel ist in der Geschäftsstelle des Katholikentages 2024 in Erfurt für das hauptamtliche Personal und für Fundraising zuständig. Bis heute schwärmt sie von ihrem FSJ-Einsatz beim Katholikentag in Leipzig. Noch hat der Katholikentag in Erfurt nicht einmal begonnen – bis zum Start am 29. Mai sind es noch ein paar Tage. Doch Elisa Klingebiel ist bereits dabei, für die ersten hauptamtlichen Mitarbeiter des Groß-Events Arbeitszeugnisse zu schreiben, damit sie sich für die Zeit nach dem Katholikentreffen anderswo bewerben können. Klingebiel ist für das hauptamtliche Personal zuständig, das für den Trägerverein des Katholikentages arbeitet. Die gebürtige Eichsfelderin hat sich um die Stellenausschreibungen für den Katholikentag gekümmert, Bewerbungsgespräche geführt, Mitstreiter eingestellt und eingearbeitet, die nötigen Schulungen in die Wege geleitet. Jetzt sorgt sie dafür, dass alle ihr Gehalt und ihren Urlaub bekommen, die Arbeitszeit solide erfasst wird. Zukunfts- und Nachsorge zugleich Am Anfang sei es teils schwierig gewesen, Personal zu finden, sagt Klingebiel. „Doch jetzt sind wir 35 Personen im Alter von 18 bis 63 Jahren. Die Hälfte ist unter 30 alt. Wir sind also ein sehr junges Team.“ Die meisten seien bis zum 30. Juni angestellt, also bis einen Monat nach Ende des Katholikentages am 1. Juni. „Für sie kümmere ich mich auch um ihre Ausgliederung, betreibe sozusagen Zukunfts- und Nachsorge, wenn ich jetzt schon Zwischenzeugnisse schreibe“, sagt Klingebiel. Mancher Mitarbeiter habe gezielt eine befristete Anstellung gesucht. Zum Team der Katholikentagsgeschäftsstelle gehören einige Kollegen, die aus den alten Bundesländern kommen, schon bei Katholiken- und Kirchentagen dabei waren und Erfahrung mitbringen, sagt die Personalerin. Genauso wichtig seien aber auch Mitstreiter aus Thüringen, die zum Beispiel mögliche Ansprechpartner kennen.  Klingebiel selbst ist schon seit 15. September 2022 beim Trägerverein des Katholikentages angestellt. Die studierte Betriebswirtschafterin für Logistik und Spedition hatte beim Katholikentag 2016 in Leipzig ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolviert. „Ich war damals total begeistert“, sagt die heute 27-jährige Frau, die in Heilbad Heiligenstadt aufwuchs. Sie hatte über ihr Engagement bei der Kolpingjugend vom Angebot eines Freiwilligen Sozialen Jahres beim Katholikentag gehört. Vorher hatte sie mit der Familie an den Ökumenischen Kirchentagen in Berlin und München teilgenommen. Bei ihrem Einsatz in Leipzig erlebte sie als FSJ-lerin im Team von 45 Hauptamtlichen „sehr, sehr gute Gemeinschaft“, wie sie sich erinnert. „Wir waren auch auf persönlicher Ebene sehr gut verbunden“. „Ich hatte keine Angst, Fehler zu machen. Uns FSJ-lern wurde etwas zugetraut. Man konnte über alles sprechen. Ich habe viel gelernt“, sagt Klingebiel. Dass die meisten Mitstreiter neu in das jeweilige Katholikentags-Team kommen, biete gute Voraussetzungen für eine konstruktive Arbeitskultur, ist Klingebiel überzeugt. „Vieles wird gemeinsam erarbeitet. Jeder kann eigene Ideen einbringen.“ Wenn es dann losgeht mit dem Katholikentag, die Fahnen wehen, alles vorbereitet ist, die Gäste anreisen, erlebe man mit Freude das Ergebnis der Arbeit, erinnert sich Klingebiel gern an Leipzig. So werde es auch in Erfurt sein, ist sie zuversichtlich. Auf der Suche nach der Rolle der Kirche im eigenen Leben Von ihren Eltern christlich erzogen, besuchte sie in Heiligenstadt das katholische Gymnasium. „Heute bin ich am sortieren, welche Rolle die Kirche in meinem Leben spielt und spielen soll.“ Sie empfinde im normalen Gemeindealltag die Gottesdienste als „sehr steif“ und schätze stattdessen eine Glaubens- und Gottesdienstpraxis, wie sie von den Taizé-Brüdern vorgelebt werde. Elisa Klingebiel und Linus Müller von der Geschäftsstelle des Katholikentages informieren bei der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken im November 2023 in Berlin über den Stand der Vorbereitungen des Treffens in Erfurt.Foto: Presse KatholikentagKlingebiel ist in der Geschäftsstelle des Katholikentages neben ihrer Aufgabe im Blick auf das Personal auch für das Fundraising, also das Erschließen von Einnahmequellen, zuständig und außerdem noch Assistentin der Geschäftsführung. „Es ist nicht einfach, Anzeigen zu verkaufen, um daraus Erträge zu erzielen“, sagt Klingebiel. So habe sie Unternehmen und andere Inserenten gesucht, die Anzeigen etwa im Programmheft, auf dem Katholikentagsstadtplan oder der Katholikentags-App schalten wollten, um mit den Einnahmen die Helfenden-T-Shirts finanzieren zu können. Manchen Firmen sei Kirche sehr fremd, andere hätten ausdrücklich betont: „Wir wollen mit Kirche nichts zu tun haben“, sagt Klingebiel. Dabei sei der Träger des Katholikentages ja ein Verein. Bei Organisationen wie dem VRK (Versicherer im Raum der Kirchen) oder der Genossenschaft oikocredit, mit denen man schon länger zusammenarbeite, habe sie Interessenten für Anzeigen gefunden. „Aktuell suchen wir noch Sachspenden wie Schokolade, Chips und Obst“, sagt Klingebiel. Die junge Frau findet es gut, dass bei Katholikentagen vieles öffentlich stattfindet – in Erfurt zum Beispiel die Kirchenmeile auf dem Anger, die Veranstaltungen auf dem Dom- und dem Theaterplatz. „Da können wir auch Laufpublikum erreichen, das unsere Angebote interessant findet. Das ist eine echte Chance“, sagt Klingebiel. Schließlich habe der Katholikentag unter seinem Motto „Zukunft hat der Mensch des Friedens“ echt etwas zu bieten: Viele Foren, auch zu politischen Themen, Gottesdienste, Nachhaltigkeit werde groß geschrieben, über 90 Prozent der Angebote seien barrierefrei zu erreichen, nennt die engagierte Mitarbeiterin einige Stichpunkte. Persönlich finde sie es sehr gut, dass sich der Katholikentag nicht zuletzt auch im Blick auf die Europa- und die Landtagswahl in Thüringen ausdrücklich „für ein demokratisches Miteinander und gegen Rechtsextremismus engagiert“. Für sich selbst finde sie es ein bisschen schade, dass sie aufgrund ihrer Aufgaben inhaltlich nicht so viel von den Veranstaltungen mitbekommen werde. Unter den Teilnehmern werden auch etliche junge Menschen aus der Region sein. So seien schon einige als Mitwirkende dabei, etwa die Malteserjugend oder die Pfadfinder aus Heiligenstadt. „Für Jugendliche ist es schön, bei einem solchen Event dabei zu sein oder sich gar aktiv zu beteiligen. Wann haben sie sonst eine solche Möglichkeit?“ Elisa Klingebiel arbeitet beim Trägerverein des Erfurter Katholikentages

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