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"Wechselseitige Teilnahme ist theologisch begründet"

Der Ökumenische Arbeitskreis ÖAK legt Votum zur Kommuniongemeinschaft vor

Die Trennung bei der Kommunionfeier wird von vielen Katholiken und Protestanten als besonders schmerzlich erfahren. Prominente Theologen aus beiden Konfessionen stellen das Thema neu zur Debatte – und bekommen Rückenwind von den Bischöfen Bätzing und Feige.

Ein Plädoyer für die Abendmahlsgemeinschaft von Katholiken und Protestanten hat der Ökumenische Arbeitskreis ÖAK vorgelegt. Demnach ist die "wechselseitige Teilnahme an den Feiern von Abendmahl/Eucharistie in Achtung der je anderen liturgischen Traditionen (...) theologisch begründet". Die Gruppe evangelischer und katholischer Theologen stellte das Papier am Mittwoch in Frankfurt vor. Es trägt den Titel "Gemeinsam am Tisch des Herrn - Ökumenische Perspektiven bei der Feier von Abendmahl und Eucharistie".

Das Dokument hat den Anspruch, die Erkenntnisse der bisherigen ökumenischen Dialoge zur Thematik zu bündeln. Exegetische Studien und historische Forschungen lassen nach Auffassung der Autoren die in der Bibel grundgelegte und in der Traditionsgeschichte bezeugte Vielgestalt der eucharistischen Feierformen erkennen. Die wechselseitige Teilnahme an Abendmahl/Eucharistie sei "insbesondere in der Situation konfessionsverbindender Familien pastoral geboten". Sowohl im Blick auf den Einzelfall als auch auf die allgemeine Normgebung dürfe sich niemand mit den bisherigen Lösungen zufriedengeben. Eine aktuell jeweils vereinbarte "neue Form der eucharistischen Liturgie jenseits der historisch gewachsenen Traditionen", betonen die Theologen, sei mit diesem Votum nicht beabsichtigt. Das erreichte Maß an Verständigung gerade auch zum Thema Abendmahl/Eucharistie selbst erlaubt es ihrer Ansicht nach nicht mehr, "die verbliebenen Differenzen als kirchentrennend zu betrachten".

Der Limburger Bischof Georg Bätzing betonte bei der Vorstellung, er trage den Text "als Frucht des ökumenischen Dialogs vieler Jahre mit" und schließe sich dem Votum voll und ganz an. Er sehe darin "einen wichtigen und gangbaren Schritt auf dem Weg hin zu einer sichtbaren Einheit unserer beiden Kirchen". Damit das Theologen-Votum die Praxis verändere, brauche es die Rezeption durch die beteiligten Kirchen, fügte der Limburger Bischof hinzu. Er ist auf katholischer Seite Gastgeber des Ökumenischen Kirchentags 2021 in Frankfurt. Bätzing äußerte die Hoffnung, dass der Text mit Blick auf den Kirchentag "zu einer solide begründeten und zugleich vorsichtig verantwortbaren Öffnung der bisherigen Praxis beiträgt".

Feige: Auf dem ökumenischen Weg ist eine Tür weit auf

Ökumene-Bischof Gerhard Feige sagte in einem Statement, das Votum stoße "auf dem ökumenischen Weg eine Tür weit auf". "Ich weiß als Bischof und Vorsitzender der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, wie groß hier die Erwartungen bei vielen Gläubigen sind." Die Erfahrungen des Reformationsjahres 2017 hätten neue Hoffnungen geweckt und die Ungeduld verstärkt. Das ÖAK-Votum verdiene Wertschätzung und Respekt und sei einer breiten Diskussion übergeben. "Auch in den Gremien der Deutschen Bischofskonferenz werden wir uns eingehend damit befassen", so Feige. "Ich wünsche mir eine sachliche Debatte und hoffe, dass wir bald zu einer guten Lösung in der zweifellos drängenden Frage nach der Gemeinschaft am Tisch des Herrn kommen."

Der Tübinger evangelische Theologe Volker Leppin hob bei der Vorstellung hervor: "Unser Votum argumentiert auf einer so breiten biblischen und wissenschaftlichen Grundlage, dass sich die Argumentationslast gegenüber dem Gewohnten umkehrt: Wer etwas gegen die Abendmahlsgemeinschaft sagen will, braucht sehr starke Gründe." Dorothea Sattler, Professorin für Ökumenische Theologie, sagte, man habe zehn Jahre lang an der Studie gearbeitet. Dass am Ende der Arbeit ein gemeinsames Votum für eine wechselseitige Teilnahme stehe, sei nicht selbstverständlich gewesen. Sattler ist die katholische Leiterin des Arbeitskreises.

Der ÖAK ist eine Gruppierung von Theologen, die seit 1946 durch das gemeinsame Erörtern dogmatischer Streitfragen den ökumenischen Prozess in Deutschland unterstützen will. Der ÖAK arbeitet eigenständig, unterrichtet aber regelmäßig die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) über die Beratungen. Die Vorsitzenden sind Bischof Bätzing und Bischof Martin Hein (Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck). Hein nannte das Votum ein "bahnbrechendes Dokument".

(tmg/KNA/epd)

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