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„Es war mir eine Freude!“

Paderborner Erzbischof em. Hans-Josef Becker nach fast 20 Jahren im Dienst aus seinem Amt verabschiedet

Für Hans-Josef Becker endet ein wichtiger Lebensabschnitt, für das Erzbistum Paderborn ein langer Weg mit ihrem Hirten: Der emeritierte Erzbischof von Paderborn verabschiedete sich in einem feierlichen Pontifikalamt im Hohen Dom von den Menschen im Erzbistum und darüber hinaus. „Der Herr hat mich in der langen Zeit meines Dienstes getragen. Ohne ihn wäre es nicht gegangen“, sagte Erzbischof em. Becker im Gottesdienst. Der Apostolische Nuntius des Heiligen Vaters in Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eterović, überbrachte im Pontifikalamt in einem Grußwort Segenswünsche von Papst Franziskus.

Papst Franziskus hatte am 1. Oktober 2022 das Rücktrittsgesuch des Paderborner Erzbischofs angenommen. Damit ist der gebürtige Belecker Hans-Josef Becker, der seit über 45 Jahren Priester ist und fast 20 Jahre das Erzbistum Paderborn geführt hat, emeritiert. Der emeritierte Erzbischof feierte den Gottesdienst nicht wie sonst üblich von der Kathedra – diese ist nach seinem Rücktritt vakant und bleibt dies bis zur Wahl seines Nachfolgers.

Die Predigt von Erzbischof em. Hans-Josef Becker war eine kritische, aber auch hoffnungsvolle Bestandsaufnahme. Er nehme heute oftmals eine Gotteskrise wahr, in der er den eigentlichen Grund für die derzeitige Kirchenkrise sehe. Fortschritt, Wachstum oder Leistungsfähigkeit würden heute oft wie Gottheiten verehrt. Wachstum um jeden Preis bedeute aber die Zerstörung der Schöpfung und damit die „Zerstörung des Menschen, weil seine Grundlagen für ein zukunftsträchtiges Leben schwinden“, kritisierte der emeritierte Erzbischof: „Die Umweltkrise ist eine Krise des Menschen, der vergessen hat, wem er die Schöpfung verdankt. Die Umweltkrise ist im letzten auch eine Gotteskrise.“

Gott sei der anziehende „Magnet in der Kirche“ und nicht die Kirche mit ihren Strukturen und Machtverhältnissen. „Eine Kirche, in der dieser Magnet nicht mehr zu spüren ist, erübrigt sich. Und mit all unseren Auseinandersetzungen, die wir zurzeit erleben, müssen wir uns fragen: Merkt man an unserem Leben und an unserem Zeugnis, dass der Magnet der Kirche Gott ist?“, so Erzbischof em. Becker. Wie ein roter Faden durchzog die Predigt das Wort des Engels aus dem alttestamentlichen Buch der Könige, der in der Wüste zu Elija sagt: „Steh auf und iss, sonst ist der Weg zu weit für dich.“ Dieses Wort gebe ihm neben weiteren biblischen Bildern „als fundamentale Weichenstellung bis heute Orientierung“, erklärte Erzbischof em. Becker. Es sei ihm in der Zeit seiner Leitungsverantwortung immer wieder begegnet: „Wie viele Mitarbeitende in allen Lebensbereichen unserer Diözese haben mich getragen und gestärkt durch Verständnis und Ermutigung“, sagte der emeritierte Erzbischof zum Abschluss seiner Predigt: „Unter diesem Wort der Ermutigung sehe ich die Ortskirche von Paderborn, mein Erzbistum, in eine gesegnete Zukunft gehen.“

Predigen ist das eine, Danksagen an einem besonderen Tag das andere. Am Ende des Pontifikalamtes dankte der emeritierte Erzbischof deshalb zunächst Gott „für die Menschen, die er mir zur Seite gestellt hat.“ Über allen Dank stellte er sein Resümee: „Der Dienst als Erzbischof von Paderborn war mir eine Freude.“ Die Reihe der weiteren Dankadressaten war lang,der emeritierte Erzbischof vergaß auch nicht diejenigen, „die in schwieriger Zeit bleiben und mit der Kirche von Paderborn weiter den Weg gehen.“ Nach seinem letzten Wort – und als Wertschätzung für fast 20 Jahre im Amt – erhoben sich die Menschen im Dom mit Standing Ovations für den sichtlich gerührten emeritierten Paderborner Erzbischof.

Nach seinem Weg durch „seine“ Bischofskirche beim Auszug, erwarteten Hans-Josef Becker vor dem Dom zahlreiche Fahnenabordnungen von Verbänden, Vereinen und Schützen, die ihm zu Ehren Spalier standen. Bei einem anschließenden Empfang ehrten Rednerinnen und Redner den emeritierten Erzbischof, darunter Bischof Dr. Georg Bätzing als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Präses Dr. Annette Kurschus als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Für die Verabschiedung des Musikliebhabers Hans-Josef Becker durfte eine besondere musikalische Gestaltung des Gottesdienstes unter der Leitung von Domkapellmeister Thomas Berning nicht fehlen: Sopranistin Anna-Sophie Brosig, der Chor der Dommusik mit Sängerinnen und Sängern des Domchors, der Mädchenkantorei und der Domkantorei sowie Domkantor Patrick Cellnik verliehen dem Pontifikalamt mit ihren Stimmen Festlichkeit. Das Orchester der Philharmonischen Gesellschaft Paderborn und Domorganist Tobias Aehlig wirkten instrumental daran mit. Zu Gehör kamen unter anderem Werke von Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Sebastian Bach.

Am Altar stand eine Schar von Konzelebranten, wie man es sonst nur zu Libori kennt: Neben dem Apostolischen Nuntius Erzbischof Dr. Nikola Eterović konzelebrierte etwa auch Père Grégoire Cador als Diözesanadministrator des französischen Bistums Le Mans, mit dem das Erzbistum Paderborn seit der Überführung der Reliquien des heiligen Liborius über den „Liebesbund ewiger Bruderschaft“ eine tiefe Freundschaft pflegt und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Dr. Georg Bätzing sowie auch Bischof Dr. Gerhard Feige.

Das Erzbistum Paderborn und das Bistum Magdeburg verbindet eine lange gemeinsame Geschichte. Die Geschicke beider Bistümer waren erstmals im 17. Jahrhundert verknüpft, spätestens seit 1821, als Magdeburg der Verwaltung durch das Bistum Paderborn zugeteilt wurde. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands begann ein neues Kapitel: Kurz nach dem Mauerfall nahm das Diözesankomitee im Erzbistum Paderborn als Vertretung der Laien Kontakt zu den katholischen Laien im „Bischöflichen Amt Magdeburg“ auf. Der nächste Schritt war der 8. Juli 1994: Magdeburg wurde ein eigenständiges Bistum und dem Erzbistum Paderborn als Suffraganbistum zugeteilt. Diese lange historische Verbundenheit wurde mit einer Partnerschaft offiziell gemacht: Am 30. Oktober 1994 unterzeichneten der Magdeburger Bischof Leo Nowak und der Paderborner Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt eine Partnerschaftsurkunde. 

(PMP; Foto: Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn)

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