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Kreativität nur durch Partizipation aller Getauften entfaltbar

Die Instruktion zur pastoralen Umkehr der Pfarreien - Versuch einer kritischen Würdigung durch den Katholikenrat

Liest man den langen Titel des am 20. Juli von der Kleruskongregation veröffentlichten Text „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“, sollte man erwarten, hier wertvolle Hinweise zu finden, wie wir gemeinsam als Volk Gottes missionarisch Kirche sein wollen und wie alle Getauften gemeinsam, Laien und Priester‚ in heutiger Zeit das Evangelium durch Wort und Tat für das Heil aller Menschen verkündigen können.

Die Pfarrgemeinden werden eingeladen, „sich zu öffnen und Instrumente für eine auch strukturelle Reform anzubieten, die sich an einem neuen Gemeinschaftsstil, an einem neuen Stil der Zusammenarbeit, der Begegnung, der Nähe, der Barmherzigkeit und der Sorge für die Verkündigung des Evangeliums orientiert.“

In der Einleitung wird an Papst Franziskus´ Wort von der Bedeutung der „Kreativität“ erinnert, vom Suchen neuer Wege für die Verkündigung des Evangeliums, von den vielen Möglichkeiten und großen Freiheiten, die die Kirche und auch der Kodex des kanonischen Rechts böten. Diese Kreativität kann sich jedoch nur durch eine Partizipation aller Getauften entfalten.

Während im ersten Teil wenig wirklich Neues steht, aber viel Bedenkenswertes in Erinnerung gebracht wird, beschwören die Autoren im weiten Teil über das Verhältnis von Laien zu Geweihten das Ideal eines Priesterbildes, dass zumindest in einigen Regionen gar nicht mehr existiert. Damit bleibt der Text, was die Frage der Beteiligung der Laien betrifft, weit hinter den Erwartungen zurück.

Ängstlich wird alles zurückgewiesen, was auch nur den Anschein erweckt, die Leitungsfunktion des Pfarrers zu verdunkeln: So wird u.a. darauf hingewiesen, dass „das Amt des Pfarrers nicht einer aus Klerikern und Laien bestehenden Gruppe übertragen werden kann.“ Daher wären „Bezeichnungen wie

„Leitungsteam“, „Leitungsequipe“ oder ähnliche Benennungen, die eine kollegiale  Leitung der Pfarrei zum Ausdruck bringen könnten, zu vermeiden.“ (diese Instruktion Nr.66) und „im Hinblick auf die Bezeichnung der den Diakonen, den Gottgeweihten und den Laien übertragenen Beauftragungen sei „auf jeden Fall eine Terminologie zu wählen, die in korrekter Weise den Funktionen, die sie ihrem Stand gemäß ausüben können, entspricht, um so den wesentlichen Unterschied zwischen dem allgemeinen und dem besonderen Priestertum nicht zu verdunkeln …“ (diese Instruktion Nr. 95).

„Da der Hirte und die Gemeinde sich kennen und einander nahe sein müssen“, könne das Amt des Pfarrers auch nicht einer juristischen Person anvertraut werden.“ (diese Instruktion Nr. 66). Das sich kennen und einander nahe sein zu können, ist allerdings nicht nur geweihten Personen vorbehalten.

Leitung setzt eben Nähe voraus und braucht Rückbindung. Wenn Pfarreien aber die Größe von Landkreisen haben, oder der Pfarrer wegen Priestermangels gleich für mehrere Großpfarreien zuständig ist, kann dieser nicht mehr alle Gemeindemitglieder kennen und die Gemeindemitglieder nicht ihren Pfarrer. Einen Priester dennoch als Leiter zu besetzen, der nicht einmal die Chance hat, als Hirte seine ganze Gemeinde zu kennen, muss jeden überfordern und transmutiert den Begriff der Leitung in eine hohle Phrase.

Besser, als alte Rollenbilder zu zementieren, wäre es wohl, über das Amt des Pfarrers unter den gegebenen Bedingungen neu nachzudenken und damit bereits in der Priesterausbildung zu beginnen.

Im nachsynodalen Schreiben zur Amazonassynode, Querida Amazonia, steht „Eine Kirche mit amazonischen Gesichtszügen erfordert die stabile Präsenz reifer und mit entsprechenden Vollmachten ausgestatteter Laien-Gemeindeleiter.“ (QA Nr.94). Diese, freilich für das Amazonasgebiet getroffene Aussage trifft sicher auch auf viele Gebiete außerhalb Südamerikas zu. Aber das setzt „in der Kirche die Fähigkeit voraus, der Kühnheit des Geistes Raum zu geben sowie vertrauensvoll und konkret die Entwicklung einer eigenen kirchlichen Kultur zu ermöglichen, die von Laien geprägt ist.“ (ebenda).

In den meisten deutschen Bistümern wurden und werden neue hoffnungsvolle Wege zur „pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der  Kirche“ beschritten, in gemeinsamer Verantwortung von Laien und Priestern, unter Partizipation aller Getauften und innerhalb der kirchenrechtlichen Vorgaben.

Im Bistum Magdeburg sind wir auf einem guten Weg, „die großen Freiheiten, die die Kirche und auch der Kodex des kanonischen Rechts bieten“, schöpferisch umzusetzen. Diesen Weg wollen wir weiterhin unterstützen. Lassen Sie uns gemeinsam – Laien und Priester – die Botschaft Gottes in die uns anvertraute Welt bringen.

Dagobert Glanz                                         
Vorsitzender des Katholikenrates                
im Bistum Magdeburg                                

Regina Masur
Geschäftsführerin des Katholikenrates im Bistum Magdeburg
und Mitglied der Synodalversammlung des Synodalen Weges

Die Instruktion der Kleruskongregation im Wortlaut

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