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Tag des Herrn

Für die eigene Predigt Künstliche Intelligenz (KI) zu Rate ziehen? Die Debatte darüber gibt es schon seit einigen Jahren. Wir haben zwei Priester gefragt, was für den Einsatz von KI für Predigten spricht – und was dagegen. Diese Predigt hat allein das KI-Chatprogramm „ChatGPT“ erstellt.  Dafür wurde dem Programm im Chat folgende Anweisung gegeben: „Hallo! Schreib mir bitte eine Predigt für eine katholische Eucharistiefeier zum 21. Juli 2024, die inhaltlich und thematisch zum 16. Sonntag im Jahreskreis passt. Der Predigttext sollte nicht länger als 2400 Zeichen lang und möglichst peppig sein.“ Die Eingabe dieses Befehls kostete eine Minute. Für die Anfertigung des fertigen Textes brauchte das KI-Programm zehn Sekunden.   „Die KI ist nur mein Co-Pilot“ Maximilian Hofmann„Die Frage, ob ich Künstliche Intelligenz (KI) einsetze, um meine Predigt zu schreiben, ist genauso sinnvoll wie die Frage, ob ich sie auf meinem Computer schreibe. Das bekannte Office-Hilfsprogramm namens „Copilot“ zeigt den Mehrwert von KI: Ich bin der Pilot, ich habe das Kommando, ich trage die Verantwortung. Auch für die zweite Kraft, die mich unterstützt: KI. Ihr kann ich Aufgaben übertragen, die sie besser kann, die mir keinen Spaß machen, die mir schwerfallen. Meine eigenen Texte zu redigieren ist für mich zum Beispiel ein mühsames Unterfangen. Ein KI-gestütztes Schreibtool nimmt mir die redaktionelle Arbeit ab. Ein „Translator“ übersetzt mir Ansprachen von Papst Franziskus, die ich in wunderbarem Deutsch schneller erfassen kann. Wenn mir die kreativen Ideen ausgehen, nutze ich die berühmt gewordene Chat-KI als Sparringspartner. Eine meiner Schwächen ist, dass ich mich – ungewollt – schriftlich viel aggressiver ausdrücke als mündlich. Bald erscheint ein weiteres Programm, das ich bitten kann, meine Texte zu entschärfen, ohne dass sich der Inhalt – mein Inhalt! – ändert. Wussten Sie, dass man im Internet fertige Predigten herunterladen kann? Ich höre und lese immer wieder, dass sie von Mitbrüdern gehalten werden. Ohne Computer, ohne Internet hätten sie ihre Predigten selbst schreiben müssen. Oder, Moment, es geht noch weiter: Wussten Sie, dass es Zeitschriften gibt, die vorformulierte Predigten direkt in den Briefkasten schicken? Hätte ich sie abonniert, könnte ich sie vorlesen. Oder zur Inspiration nutzen. Sollte ich deshalb den Umgang mit Computer und Internet, mit Büchern und Zeitschriften hinterfragen?  Ich bin froh, mit der KI einen Copiloten an meiner Seite zu haben, der meinen Dienst unterstützt. Klar ist: Meine Predigt muss meine Predigt bleiben. Für schlechte Qualität kann ich nicht die KI verantwortlich machen. Aber ich finde es nicht verwerflich, wenn eine Predigt dank der Unterstützung von KI besser gelingt. Ach, falls Sie sich gewundert haben: Ich werde natürlich keine Predigt halten, die eine KI verfasst hat. Doch zur Redaktion dieses Statements habe ich selbstverständlich KI benutzt.“ // Maximilian Hofmann, Kaplan in St. Bernhard Stralsund-Rügen-Demmin   Nicht den Computern das Denken überlassen Pfarrer Magnus KoschigFoto: imago Dass Künstliche Intelligenz eine echte Hilfe sein kann, ist unbestritten. Aber was KI nicht vermag, ist, eine emotionale Beziehung zum Hörenden aufzubauen. Die Predigt lebt vom Miteinander des Gesprochenen und des Gehörten. Diese emotionale Beziehung kann die KI nicht aufbauen. KI kann durchaus exakte Theologie vermitteln, eine exakte Antwort auf eine Frage geben. Aber die Antwort auf diese Frage kann am Zuhörer vorbeigehen, weil er emotional gerade auf einer ganz anderen Schiene fährt. Und diese Emotionen aufnehmen: dass da jemand vielleicht gerade den Tränen nah ist oder jemand gerade extrem freudig ist, obwohl ich ein sehr schwieriges Thema behandle – das kann KI in diesem Moment nicht. Auch zur Redigierung, zur sprachlichen Verbesserung meiner Texte, nutze ich keine KI. Es gibt so viele Glaubensformen, wie es Menschen gibt. Ich versuche, immer so authentisch wie möglich die Gottesdienste mit der Gemeinde zu feiern und zu predigen. Deshalb müssen es meine Worte sein, mit denen ich den Glauben verkünde – und nicht mit den vermeintlich perfekten Worten der KI. Deshalb lese ich zur Vorbereitung auf eine Predigt exegetische Kommentare, theologische Gedanken und – wenn ich etwas finde – auch lyrische Texte. Alles fließt dann ein in die Predigt, die ich vollständig selbst schreibe. Dabei nehme ich ganz bewusst das Risiko in Kauf, eventuell auch mal Fehler zu machen. Aber so bleibt das Gesagte für die Leute nachvollziehbarer – ganz einfach, weil sie mich kennen. Und mehr als einmal habe ich – auf Nachfragen – dann eine Predigt am Samstag-Abend auch noch einmal überarbeitet. Die Mitfeiernden sind es mir wert. Und diese Authentizität, diese Glaubwürdigkeit erwarte ich eigentlich von einem Predigenden. Natürlich ist es legitim, KI im Vorfeld zu nutzen, um zu sehen: Bin ich eigentlich halbwegs auf dem richtigen Gleis? Aber nur im Ansatz, denn letztlich muss ich immer meine Worte finden. Ich möchte auch betonen: Seine Predigten Büchern oder Zeitschriften zu entnehmen, ist letztlich auch nicht besser, denn auch so geht Authentizität verloren. Bei der KI sehe ich aber in besonderem Maße die Gefahr, dass wir den Computern zunehmend das Denken und das Nachdenken überlassen. Und das darf nicht passieren.   // Pfarrer Magnus Koschig, Geistlicher Moderator der Pfarrei Carl Lampert Halle und der Pfarrei St. Mauritius und St. Elisabeth Halle Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Predigtvorbereitung
Ruth Weinhold-Heße Foto: Ruth Weinhold-Hese Kochen ist eine Leidenschaft von Schwester Stella Maris. Durch ihre Arbeit im Garten des ehemaligen Pfarrhauses kann sie viele Zutaten selbst ernten. Schwester Stella Maris steht kurz vor ihrem ewigen Gelübde. Eine typische Nonne ist sie nicht. Als Eremitin, die auf dem Gebiet der Pfarrei Neuzelle lebt, ist die lebenslustige, originelle Mexikanerin direkt dem Görlitzer Bischof unterstellt. Ein Besuch. Sie ist weltgewandt, spricht fließend Englisch, Spanisch und Französisch, arbeitete schon in London und New York und weiß, was sie gut kann: Stella Maris, die auf den Namen Maria Vanesa Fernandez getauft wurde, ist Kunstkritikerin und Kuratorin für zeitgenössische Kunst und war unter anderem Stiftungsdirektorin des „Museo Tamayo Arte Contemporáneo“ in Mexiko-Stadt. „Ich bin ambitioniert und habe mir gerne schwierige Projekte an Land gezogen, ich bin gut vernetzt und war gefragt als Kunstexpertin und Fundraiserin“, erzählt sie nicht ohne Stolz. Eine Geschäftsfrau ist sie auch, gründete mit 16 Jahren einen Antiquitäten-Laden, weitere Gründungen folgten, darunter die des Verlags „Editorial Celeste“. Jetzt sitzt die 53-Jährige an einem langen Esstisch aus dunklem Holz in einem ehemaligen evangelischen Pfarrhaus in einem kleinen Dorf nahe Neuzelle. Seit 2018 ist es ihr Zuhause. Antike Möbel neben modernen Stühlen und besondere Farbanstriche an den Wänden lassen sofort einen Sinn für Kunst erkennen. Neben der Wohnküche, mit den Einmachgläsern auf dem Bücherregal, die durch viele Stunden Arbeit in dem großen Garten gut befüllt sind, gibt es auch eine Hauskapelle im Erdgeschoss. Die eigene kleine Kapelle, an deren Wand ein mexikanisches Kruzifix aus Ton hängt, ist das Symbol für ihr neues Leben. Vor zehn Monaten gab ihr Bischof Wolfgang Ipolt den Namen Stella Maris. „Entsprechend der Ordnung der Kirche für Eremiten hat sie im September 2023 ein Probejahr als Eremitin begonnen, das von mir begleitet wird“, sagt der Bischof. In diesem Sommer legt sie ihr ewiges Gelübde vor ihm ab. Das ist ihre andere Seite: die eher stille, schüchterne, auch wenn man es ihr nicht im ersten Moment anmerkt. „Im Humor sehe ich Gott und spüre seine tiefe Freude.“ Stella Maris lacht viel, als sie von sich erzählt. Sie sagt: „Im Humor sehe ich Gott und spüre seine tiefe Freude.“ Mit einem Augenzwinkern erklärt sie auch: „Mein Leben ist Gebet. Das Gebet unterbreche ich ein kleines bisschen, um zu arbeiten oder zu essen.“ Die vielen Pfannen und Töpfe, die über dem Herd hängen, verraten, dass Stella Maris gerne kocht. Einmal wöchentlich kocht sie für die Mönche aus dem benachbarten Kloster Neuzelle, denen sie das Essen in den großen Töpfen bringt. „Sie lieben die mexikanische Küche.“ Schwester Stella Maris verbringt sehr viel Zeit in ihrer Hauskapelle mit GebetDass es sie in den Osten Deutschlands zog, überraschte ihre Mutter: „Sie sagte: ,Du bist zu alt, um noch einmal eine neue Sprache zu lernen.‘ Ich verstehe inzwischen Deutsch, aber mich zu unterhalten, fällt mir immer noch schwer“, gibt sie zu. Das Interview führt sie auf Englisch. Stella Maris wuchs in einer großen katholischen Familie auf. In London studierte sie Zeitgenössische Kunst im Sotheby‘s Institute, das zur Universität Manchester gehört. Vor zehn Jahren lernte sie bei einem Projekt in Israel Pater Kilian vom Kloster Heiligenkreuz in Österreich kennen. Der Mönch spricht ihr – ohne es selbst zu wissen – mitten ins Herz und teilt ihren Humor. „Gott hat durch ihn zu mir geredet und tut das bis heute“, sagt Stella Maris. Sie wurden Freunde und trafen sich in Rom wieder, Pater Kilian lud sie auch in seine Heimat ein. Erst zwei Jahre später fuhr sie nach Österreich, denn sie konnte die Reise nicht mit einem ihrer Arbeitstermine verbinden – das Land ist nicht gerade bekannt für zeitgenössische Kunst. Das Kloster liegt zudem im Nirgendwo – ein uninteressanter Ort, so dachte sie zunächst. Umso überwältigter war sie von dem Barockstil des Klosters und der gregorianischen Liturgie in Heiligenkreuz, die sie tief berührten. „Da war soviel Kunst, die mich überzeugte. Das brachte mir Gott so nahe, dass ich dachte, es ist richtig, dass ich hier bin.“ Auch die Liturgie führte sie zu Gott.  „Es ist für mich wirklich schwer zu beten, wenn die Umgebung um mich herum hässlich ist oder jemand schief singt“, sagt die Eremitin über ihren Zugang zur Spiritualität. „Durch Schönheit findet man die Liebe Gottes“, ist sie überzeugt. Sie betont dass die Qualitäten Gottes die Wahrheit, die Liebe und die Schönheit seien. Sie kommt mehrmals nach Heiligenkreuz für Exerzitien zurück. Von Pater Simeon und Pater Kilian, inzwischen Prior und Subprior in Neuzelle, wird sie bei einem ihrer Aufenthalte nach Brandenburg eingeladen. Als die Zisterzienser 2017 ein Tochterkloster in Neuzelle gründeten, kommt auch sie dort an. Sie stellte den Mönchen die mexikanische Architektin Tatiana Bilbao vor, die schließlich den Neubau des Zisterzienserklosters Maria Friedenshort in Treppeln plant. Außerdem berät sie die Mönche beim Fundraising. „Es gilt, kreative Wege zu finden, um Projekte wie den Neubau des Klosters zu finanzieren – ohne dass Menschen dadurch ärmer werden“, erklärt sie. Durch eine Erbschaft oder ein Vermächtnis zugunsten des Klosterneubaus können Menschen zum Beispiel einen Beitrag leisten.  „Gott hat mich immer mehr in das Gebet hineingezogen.“ Bereits 2016 hatte Stella Maris in Mexiko ihr privates Gelübde gegenüber Gott abgelegt. Schon vorher lebte sie ein geistliches Leben und hielt regelmäßige Gebetszeiten. Bis heute praktiziert sie das hörende Gebet. Es ärgere sie, wenn ihr Gebet unterbrochen werde, deshalb kennen nur wenige ihre Telefonnummer. Im Januar 2018 kaufte sie das Pfarrhaus, brachte Möbel aus Übersee mit, verfolgte ihr geistliches Leben nun noch ernster und im Verborgenen. Lange dachte sie, sie sei die einzige Person, die heute als Einsiedlerin lebt. Dann erhielt sie eine Einladung zu einem Treffen deutscher Eremiten. „Dort merkte ich sofort: Die sind alle wie ich! Keinen von ihnen konnte man in eine Schublade stecken. Jeder Eremit lebt ein klein wenig anders diesen besonderen Lebensstil.“ Nun wird sie ihre ewige Profess ablegen, als Bistumseremitin lebt sie in Gehorsam dem Bischof gegenüber. „Als Eremit zu leben, ist schwer“, gibt sie zu, „man muss sehr diszipliniert sein. Ich lebe allein und in Stille.“ Auch wenn sie nicht gedacht hätte, einmal so zu leben, ist sie mit sich im Reinen: „Ich bin in meinem Leben einfach Gott gefolgt, der mich immer mehr in die Anbetung und das Gebet hineingezogen hat.“ Eremitin im Bistum Görlitz: Schwester Stella Maris
Stefan Schilde Foto: Rico Harder Fingerfertig und mit Spaß bei der Sache: Doris Zimmermann, Anke Zimmermann, Susanne Kowolik, Regina Dannenfeld und Silke Kasak (von links). Nicht auf dem Foto sind Petra Kamradt und Denise Kowalczik. In Wolgast treffen sich einmal in der Woche Frauen zum Stricken und Häkeln. Seine Erzeugnisse verschenkt der „Strickclub Wolgast“ an Krankenhäuser, Senioren und Bedürftige. Alles begann mit einem Artikel in der Caritas-Zeitung „Sozialcourage“. Darin war zu Beginn des Jahres 2023 ein Artikel über die Düsseldorfer „Wollengel“ erschienen, die für Obdachlose und Bedürftige stricken. „Die Vorsitzende unseres Caritaskreises fragte uns, ob wir nicht etwas Ähnliches machen wollten“, erzählt Anke Zimmermann. Warum nicht, dachten sie und drei weitere Frauen aus ihrer Gemeinde Herz Jesu Wolgast sich – und gründeten den „Strickclub Wolgast“. Heute treffen sich sieben Frauen einmal pro Woche zum Stricken. Die meisten gehören zu Herz Jesu, aber über Kontakte sind auch zwei Frauen von außerhalb dazugestoßen. „Ich bin froh, dass meine Freundin mich mitgenommen hat. Ich bin keine Christin, aber diese Menschen kennengelernt zu haben, tut mir gut“, sagt Petra Kamradt. Für kurze Zeit gehörte auch mal ein Mann zum Club, bis zu seinem Wegzug aus beruflichen Gründen. Stricken bedeutet für die Wolgaster Frauen vor allem eins: Entspannung. „Handarbeit ist für mich Leidenschaft und Entspannung vom Alltag“, erzählt Silke Kasak, die in der Gastronomie arbeitet. Ihre Mitstrickerin Susanne Kowolik macht auch deshalb mit, „um von den erfahrenen Strickerinnen Tipps und Tricks zu lernen“. Sie alle, sagt Anke Zimmermann, eint der Wille, etwas für einen guten Zweck zu tun und dabei die Gemeinschaft zu genießen. Die "Produktpalette" ist immer breiter geworden Seit der Gründung vor anderthalb Jahren ist die Produktpalette immer breiter geworden: Mützen, Schals, Handschuhe, Decken und Socken haben die Wolgasterinnen unter anderem schon gestrickt. Das allererste Paket ging zu den Wollengeln nach Düsseldorf. Ein Großprojekt war der jährlich im Advent stattfindende Seniorentag der Pfarrei. „Wir haben 50 kleine Glückswürmer gehäkelt, die man als Lesezeichen oder Schlüsselanhänger nutzen kann“, erklärt Anke Zimmermann. Über ihr Tun informieren die Strickerinnen regelmäßig im Pfarrbrief von St. Otto. „Natürlich würden wir uns freuen, wenn sich noch mehr Frauen und Männer angesprochen fühlen und mitmachen“, sagt Anke Zimmermann. Dabei beschränken sich die Aktivitäten nicht mehr „nur“ aufs Stricken und Häkeln. „Wir haben schon Faden und Nadel gegen Wachs und Messer getauscht. In Zusammenarbeit mit dem Förderverein Herz-Jesu entstanden in diesem Jahr zu Ostern Kerzen für den Verkauf in der Gemeinde“, berichtet Anke Zimmermann. Die Erlöse gingen an den Förderverein. „Wegen der großen Nachfrage muss im kommenden Jahr eine höhere Auflage produziert werden.“ Trotzdem soll der Fokus weiter auf Wolle und Garn liegen. Im Moment stehen kleine Dinge auf dem Produktionsplan: „Mützchen, Söckchen und Decken, für die Frühchenstation des Krankenhauses Greifswald.“ Sind die Beschenkten happy, sind es auch die strick- und häkelbegeisterten Frauen des Wolgaster Strickclubs. Mitglied Denise Kowalczik bringt es auf den Punkt: „Die Gemeinschaft genießen und anderen Menschen mit den Strickereien eine Freude bereiten – das ist unbezahlbar!“ Ihre Stimme für dieses oder ein anderes Wettbewerbs-Projekt können Sie bis zum 15. September im Internet (bit.ly/tdh-kirche-vor-ort) oder telefonisch (03 41 / 4 67 77 29) abgeben. TAG DES HERRN-Wettbewerb „Kirche vor Ort“: „Strickclub Wolgast“
Dorothee Wanzek Foto: imago/Krauthöfer Musiker Gregor Linßen erinnert in Helbra an den Fall der deutschen Mauer. Zum vierten Mal laden Katholiken der Pfarrei St. Georg Mansfelder Land zum Jahrestag des Mauerfalls den rheinländischen Liedermacher und Komponisten Gregor Linßen nach Helbra ein. Schon ein ganzes Jahr, bevor sich der Fall der deutschen Mauer zum 35. Mal jährt, hat ein Team aus Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand um Simone und Meinolf Thorak in Helbra mit den Vorbereitungen begonnen. Sie erwarten den Musiker Gregor Linßen mitsamt Chor zu einem Konzert in der Helbraer St. Barbara-Kirche – wie schon zu den Jahrestagen vor 15, zehn und fünf Jahren. Längst ist das Konzertprogramm abgestimmt, die Einladungsflyer sind fertig, die ersten Privatquartier-Zusagen für rund 40 Mitwirkende zugesagt.  „Wir freuen uns sehr auf den 9. und 10. November, und auch viele, die bisher dabei waren, haben schon nachgefragt, wann es endlich wieder einmal soweit ist“, sagt Meinolf Thorak aus dem ehrenamtlichen Leitungsteam der Pfarrei im Mansfelder Land. Er selbst sieht die Konzert-Wochenenden vor allem als würdevollen Rahmen für das Gedenken zum 9. November. Die Veranstaltungen seien immer Anlass gewesen, an all das zu erinnern, was die Gesellschaft mit diesem Tag verbinde, zum Beispiel die Ausrufung der ersten Republik 1918, die Reichspogromnacht 1938 und schließlich das freudige Ereignis der Maueröffnung.  „Die Texte von Gregor Linßens Oratorien und Liedern bringen eine große Tiefe in unsere Auseinandersetzung mit der Geschichte“, findet Meinolf Thorak. Musiker Gregor Linßenerinnert in Helbra an den Fall der deutschen Mauer.Foto: Bistum MünsterVerbindungen zwischen Ost und West, zwischen Christen und ihren Mitbürgern Darüber hinaus sieht er das Wochenende als Gelegenheit, Gemeinschaft wachsen zu lassen – zwischen Christen aus allen Teilen des Bistums Magdeburg, zwischen Gemeindemitliedern und Mitbürgern aus der Region, die mit der Kirche sonst wenig Berührungspunkte haben, zwischen Ost- und Westdeutschen.  „Die ehrenamtlichen Musiker, die Gregor Linßen mitbringt, kommen aus allen Teilen Westdeutschlands. Sie verbringen das ganze Wochenende hier und übernachten in Familien. Da entstehen gute Gespräche über Erfahrungen und Lebens-Einstellungen in Ost und West“, sagt Meinolf Thorak. Manche der Musiker kämen immer wieder mit. Offensichtlich fühlten sie sich wohl im Mansfelder Land. Für äußerst wertvoll hält es der Mit-Organisator auch, dass sich so viele Menschen aus der Region aktiv mit einbringen können. Das Wochenende starte am Samstag um 10 Uhr mit einer Chorprobe, zu der Gregor Linßen alle Sangesfreudigen aus der Umgebung einlädt. Geprobt wird für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes am folgenden Tag.  Samstagabend um 19 Uhr beginnt das Konzert „Kinder des Lichts“, das Gregor Linßen mit Sängern der Chöre AMI und Choralcanto in der St. Barbara-Kirche gibt. 500 Karten will das Vorbereitungsteam verkaufen. Erstmals läuft der Verkauf nach dem Prinzip „Jeder gibt, soviel er kann und soviel ihm das Ereignis wert ist“. Obwohl sich das Team um Spenden und Fördermittel bemüht, liegt der Wert eines Platzes bei 20 Euro.  Die Besucher wissen das. „Wir möchten damit erreichen, dass auch weniger gut Gestellte das Konzert miterleben können“, ist den Veranstaltern wichtig.   Ihre Stimme für dieses oder ein anderes Wettbewerbs-Projekt können Sie bis zum 15. September im Internet (bit.ly/tdh-kirche-vor-ort) oder telefonisch (03 41 / 4 67 77 29) abgeben   TAG DES HERRN-Wettbewerb „Kirche vor Ort“: Mauerfallgedenken in Helbra
Angela Degenhardt Image Nach Pfingsten versuchten wir der Reli-Gruppe mit Kindern aus den Klassen eins bis vier zu beschreiben, was der Heilige Geist ist. Angela DegenhardtGemeindereferentin Pastoral-region Burgenlandkreis (Naumburg-Weißenfels-Zeitz)Also suchten wir Dinge, die nicht sichtbar sind, aber trotzdem eine große Wirkung haben. Liebe und Freundschaft zum Beispiel. Man sieht sie nicht. Aber wir spüren beides und sie machen uns stark. Den Wind sieht man nicht, aber die kühlende Wirkung eines Windhauchs in der Sommerhitze wissen wir zu schätzen. Und die Folgen eines Sturms sind absolut unübersehbar. Wir sehen das Feuer, die Flamme einer Kerze. Die Wärme, die sie ausstrahlen, können wir nur spüren. Worte, die Mut machen, sind nicht sichtbar – aber sie wirken. Leider zeigen ebenso die Worte, die verletzen und klein machen, ihre Wirkung. Der Heilige Geist ist auch so eine unsichtbare Kraft. Jesus hat sie den Menschen versprochen, damit seine Freunde nicht allein bleiben, wenn er zu Gott zurückkehrt. Diese Kraft ist auch bei uns, macht uns lebendig und mutig. Wir sind also immer einer mehr in unserer Gruppe, stellten wir gemeinsam fest. Am Ende der Stunde war noch die Anwesenheit der Kinder zu notieren. Ich ging die Liste durch: zehn von elf Kindern waren da. Doch die Gruppe beharrte darauf, dass wir mit mir zu zwölft wären! Ich stand auf der Leitung. Endlich erklärte ein Junge: „Du hast doch vorhin gesagt, wir sind immer einer mehr, weil Gottes Kraft von Jesus da ist!“ Wenn Sie auch gerade mal auf der Leitung stehen, Verstärkung brauchen oder sich allein fühlen, wünsche ich Ihnen Menschen, die Sie daran erinnern: „Wir sind immer einer mehr.“   Anstoß 21/2024
Dorothee Wanzek Foto: Dorothee Wanzek Zügig und konzentriert arbeitet die Haldenslebenerin Konstanze Freimark an ihrer zweiten Skulptur – nachdem sie ein Herz geschaffen hat, versucht sie sich jetzt an einem Vogel. Mitarbeiterinnen kirchlicher Einrichtungen machten auf der Huysburg erste Versuche in der Steinbildhauerei und dachten dabei über ihr Leben nach. In ihrem Alltag haben die fünf Frauen, die im Mai an den ersten Steinbildhauertagen im Benediktinerkloster Huysburg teilnahmen, vor allem mit Menschen zu tun. Sie arbeiten im Bistum Magdeburg im Kindergarten, in einem Altenpflegeheim oder in der Erwachsenenbildung. Im Klostergarten waren sie zweieinhalb Tage lang ganz auf den schweren Kalksteinbrocken konzentriert, der vor ihnen auf einem Holzbock ruhte, und auf ihr Werkzeug, einen hölzernen Knüpfel und wahlweise ein Zahn- oder Spitzeisen. „Ich erhielt die Einladung zu diesen Tagen gerade, nachdem ich von den bevorstehenden Änderungen an meinem Arbeitsplatz erfahren hatte“, erzählt Antje Löhr-Dittrich, die zum Team der Katholischen Akademie in Halle gehört. „Bei der Arbeit am Stein die Perspektive wechseln, Widerstand aushalten, Halt finden – das schien mir sehr passend für meine aktuelle Situation“, sagt sie. Sie hatte auch von Anfang an klar vor Augen, was für eine Skulptur sie schaffen wollte: eine Schnecke. Aus einem Haufen von Kalksteinbrocken wählte sie den aus, in dem sie die künftige Schnecke bereits erahnen konnte. Der Weg dahin war mühseliger als erwartet. Die Bewegungen, die sie eigentlich locker aus dem Arm heraus führen sollte, kamen in den ersten Stunden immer wieder automatisch aus dem Handgelenk. Mehrfach schlug sie versehentlich ein Stück zu viel weg. Es tat ihr gut zu erleben, dass auch die anderen mit ihrem Stein zu kämpfen hatten. Gefallen haben ihr auch die Impulse, mit denen Bettina Albrecht jede Arbeitseinheit einführte. Die Kunsttherapeutin und Religionspädagogin ist im Bistum Magdeburg für die spirituelle Weiterentwicklung kirchlicher Einrichtungen verantwortlich. Sie hatte die Idee zu den Steinbildhautagen und hat sie auch geleitet. „Eine Skulptur ist kein Gegenstand. Sie ist eine Prüfung, eine Frage, eine Antwort“, lautete ein Satz, über den die Teilnehmerin während der Arbeit nachsinnen sollten. „Arbeit am Stein kann auch Arbeit an sich selbst sein“, erläutert sie. Man brauche Geduld dafür und die Bereitschaft, nach dem Unsichtbaren zu suchen, das hinter dem Sichtbaren steckt. Wo Menschen sensibel würden für existenzielle Fragen und ihre Seele öffneten, könne auch Gott ins Spiel kommen, sagt Bettina Albrecht. Sehr bewusst hat sie die Huysburg als Ort für dieses Angebot ausgewählt, das sich gleichermaßen an Christen wendet wie an Teilnehmer, deren Bezug zu Glaube und Kirche sich auf das kirchliche Arbeitsfeld beschränkt. „Es ist ein Ort der Ermutigung und des Schönen“, findet sie. „Dieser Ort strahlt eine tiefe Ruhe aus“, sagt Janine Ebers, die im Haldenslebener Altenpflegeheim Josefinum arbeitet. Ihre Sehnsucht nach Ruhe und Geborgenheit hat sie auch in ihrer Skulptur zum Ausdruck gebracht, die eine Meereswoge darstellt. Bei der Arbeit daran sei ihr bewusst geworden, wie gut es ist, in kleinen Schritten voranzugehen. Bettina Albrecht plant weitere Steinbildhautage für jeweils bis zu acht Mitarbeiter kirchlicher Einrichtungen. Gefördert wird ihr Projekt vom Bonifatiuswerk. Steinbildhauertage im Benediktinerkloster Huysburg
Jens Daniel Schubert Foto: Jürgen Leide In Assissi suchen die Jugendlichen Stille und reflektieren Erlebtes in Tagebüchern. „Komm und sieh!“ heißt der jährliche Besinnungskurs am St. Benno-Gymnasium Dresden, der seit 30 Jahren Schüler einlädt, den Weg ins Leben aus sich heraus zu finden. In Zukunft soll er sich auch für andere öffnen. Anfangs sind nur wenige junge Leute in der kleinen Kapelle im Erdgeschoss des St. Benno-Gymnasiums in Dresden. Zwei Mädchen spielen auf der Geige ein paar Lieder. Jürgen Leide, der geistliche Leiter von „Komm und sieh!“, stellt den Karton mit den Liederheften bereit. Eine Lehrerin stellt das Licht ein. Dann füllt sich der Raum, Decken werden auf den Boden gelegt, denn alle Hocker sind schon besetzt. Schüler und ihre Eltern, auch Ehemalige, finden sich ein. Zu Beginn des Gottesdienstes, Sonntag um 19 Uhr, sind es rund sechzig Teilnehmer, darunter mehr als ein halbes Dutzend Instrumentalisten: Klavier, drei Geigen, zwei Flöten, Cello. Die Lieder, eingängige Melodien, die an Taizé erinnern, meist lateinische oder italienische Texte, prägen den Gottesdienst. Manche singen mit Inbrunst. Andere summen nur mit. Manche können die Lieder auswendig, andere tasten sich an Text und Melodie heran. Der Gottesdienst greift eine gemeinsame Erfahrung auf: die Gebetsstunden in Assisi. Das Erlebnis wird so zum Ritual, verstetigt sich, bekommt Beständigkeit. Vielleicht wird es Bindung. Das Angebot „Komm und sieh!“ hat der scheidende pädagogische Leiter Jürgen Leide vor gut 25 Jahren vom Jesuitenkolleg in St. Blasien mit ans St. Benno-Gymnasium in Dresden mitgebracht. Vor dreißig Jahren hat er dieses Angebot dort erstmalig erprobt und seitdem stetig weiterentwickelt.  Drei wichtige Elemente hat es, auf das sich Jahr für Jahr eine wachsende Schülerschar, ganz unabhängig vom eigenen Glauben, von religiösem und spirituellem Hintergrund einlässt. Neben diesen Gottesdiensten am Abend des ersten Sonntags jeden Monats, sind es intensive „Exerzitien im Alltag“ mit einer anschließenden Pilgerfahrt nach Assisi im Frühjahr oder Herbst. Tage der Einkehr und Besinnung, Handyfrei und abseits von „Cappuccino und Gelato“. Keine leichte Übung mit Jugendlichen um die 18, für Schüler im Alltagsstress, für eine Schule mit Klausur- und Prüfungsterminen. Doch viele trägt der Geist von Assisi. „Rückkopplung auf das eigene Ich“, ist Jürgen Leide überzeugt, „gibt Kraft, dann wieder aus sich heraus zu gehen, im Alltag zu bestehen.“ Die Nachfrage nach dem Gottesdienst in der Schule ist immer sehr groß.Das Thema dieses Gottesdienstes „Halte den Sabbath“ ist programmatisch. Eine ehemalige Teilnehmerin berichtet, wie wichtig für ihren Alltag als Studentin es ist, sich diesen freien Tag zu gönnen. Die Gottesdienste wollen genau das sein: eine Pause vor Gott, eine Pause mit Gott. Wichtiger Bestandteil, neben den ruheverbreitenden Liedern, ist eine 15-minütige Stille und anschließend die Möglichkeit, zu meditativem Gesang Gebetskerzen zu entzünden. „Sich leer machen“, Tagebuch schreiben, Handy abgeben Tilmann und Elias haben vor ihrem Abi im letzten Jahr die Assisi-Fahrt mitgemacht. Sie kommen immer wieder zu den Gottesdiensten. Der eine empfindet diese Schweigezeit als eine Chance, zur Ruhe zu kommen. Der andere berichtet davon, dass er wichtige Entscheidungen seines Lebens hier in der Stille bedacht, vor Gott getragen und aus dieser Inspiration heraus getroffen hat. Felizitas und Anastasia waren bei den diesjährigen „Exerzitien im Alltag“ ein „Tandem“. Fast täglich haben sie sich getroffen. Nachdem sie alles Aktuelle besprochen hatten, sie sagen „sich leer gemacht haben“, konnten sie miteinander schweigen und in der Stille Tagebuch schreiben. Das war nicht leicht, aber Teil vom gemeinsamen geistlichen Weg nach Assisi. Die Tage dort, so erzählen alle, prägen anhaltend. Luzia berichtet, dass das so eine Art „Schwerelosigkeit“ war. Sie ist davon überzeugt, dass der Kurs, aber insbesondere die Assisi-Fahrt, ihr beim Abitur geholfen haben: loslassen, gelassen sein, Nein sagen können, Wichtiges vom Unwichtigen unterscheiden. Das hätte sie nicht gelernt, sondern erfahren. Skepsis, wie lange dieses Gefühl, diese geradezu mystische Glaubenserfahrung anhält, lässt die Abiturientin nicht gelten. „Das bewirkt etwas. Das gehört zu dir. Das bleibt dir“, davon ist sie überzeugt. Auch Jürgen Leide glaubt daran, dass diese Erfahrungen sich einprägen. Religiosität ändert sich. Lebenserfahrungen bedrängen die jungen Leute. Oftmals bieten die Kirche und ihre Formen keinen Halt im Leben für sie. Einfache Glaubenslösungen für komplizierte Welterfahrungen reichen nicht aus. Sich Pausen zu geben, sich auf Stille, Tiefe und Kontemplation einzulassen, wird für die jungen Menschen anhaltend hilfreich sein. Jedenfalls, wenn man aus diesen Erfahrungen Leben gestaltet. „Komm und sieh!“ ist eine „ergebnisoffene“ Einladung. Die drei Elemente und die angebotenen „Biografie-Exerzitien“, die darauf zielen, die eigene Passion, die eigene Berufung zu finden, wollen Werkzeuge in die Hand, einen Rahmen geben, um selbst den eigenen Raum zu finden und zu gestalten. „Menschen sind Werde-Wesen!“ formuliert der Pädagoge Leide, der in der Spannung zwischen ignatianischer Prägung und franziskanischem Geist „das magis“, das Größere, Tiefere findet, das ihn bewegt. Dreißig Jahre Erfahrung hat Jürgen Leide mit den „Komm und sieh!“-Kursen. Der Gottesdienst am 3. Juni war sein letzter als pädagogischer Leiter des katholischen Gymnasiums. Ein Verein, der Ende 2023 gegründet wurde und in dem er weiter aktiv ist, wird sie auch zukünftig, ebenfalls an anderen Orten, anbieten können. Weitere Infos: www.kommundsieh.info   Besinnungskurs „Komm und sieh“ am St. Benno-Gymnasium Dresden
Holger Jakobi Foto: Privat Chorprobe in der Klettwitzer Kirche. Katholische und evangelische Christen singen im Ökumenische Kirchenchor Klettwitz. Das ehrenamtliche Ensemble ist ein Leuchtturm der Kirchenmusik in der Niederlausitz. Die Katholikin Christa Maria Kiermasz und der evangelische Christ Dietmar Woznica sind begeistert, wenn es heißt, dass Chorleiter Benjamin Sawicki zu Proben des Ökumenischen Kirchenchores in Klettwitz einlädt. Kiermasz: „Es gibt keinen, der auch nur daran denkt, nicht zu kommen.“ „Was uns trägt“, so Woznica, „ist die Gemeinschaft.“ Derzeit gibt es 18 Chormitglieder – junge und solche, die wie Kiermasz und Woznica etwas in die Jahre gekommen sind. Sie alle vereint die Liebe zum Singen. Und, so betont die katholische Christin, wer singt, der betet doppelt. Dazu kommt die innere Freude, ohne die es beim Singen nicht geht. „Seit meiner Schulzeit war ich mit Unterbrechungen immer Mitglied eines Chores“, fügt sie hinzu. Kiermasz sagt: „Mit unserem Chor wollen wir den Zuhörenden helfen, einen Zugang zu Gott zu finden. Musik lässt Gottes Liebe erfahrbar werden.“ Der Applaus und das Mitgehen der Hörer bei den Auftritten bestätigen, dass die Begeisterung des Chores überschwappt. Begonnen wurde 2002. Der katholische und der evangelische Kirchenchor schlossen sich zusammen. Christa Maria Kiermasz war von Anfang an dabei. Dietmar Woznica ist seit 20 Jahren dabei. Er sagt: „Den Anstoß gab meine Frau, die seit ihrer Kindheit in Chören aktiv ist.“ Ein Glücksfall für den Chor ist, dass der Cottbuser Kirchenmusiker Benjamin Sawicki mit ihm seit früher Jugend verbunden ist. „Mit zwölf Jahren habe ich in Klettwitz angefangen mitzusingen. Dann bin ich hier durch alle Stimmlagen gewandert – angefangen mit dem Knabensopran.“ Seit 2008 leitet er das Ensemble ehrenamtlich. Dem heutigen Cottbuser Kirchenmusiker Sawicki ist es gelungen, den Klettwitzer Ökumenischen Kirchenchor zu stärken und das Repertoire zu erweitern. „Wir hätten uns nie träumen lassen, zu welchen musikalischen Höchstleistungen Benjamin uns befähigt“, sagt Christa Maria Kiermasz. Gemeinsam entdeckten sie das Liedgut des 18. und 19. Jahrhunderts. Seit seiner Festanstellung an der Cottbuser Propstei leitet Benjamin Sawicki den Ökumenischen Kirchenchor Klettwitz als Projektchor. Gesungen wird weiter, etwa beim Neujahrskonzert und beim Sommerfest der Gemeinde Sankt Peter und Paul in Klettwitz. Aber auch bei Jubiläen von Chormitgliedern. Christa Maria Kiermasz und Dietmar Woznica sind dankbar für die Zusammenarbeit mit ihrem Chorleiter und hoffen auf weitere Proben und Auftritte. Kiermasz: „So wie Benjamin uns führt, zeigt, wie groß seine Liebe zur Musik ist. Diese Liebe prägt.“ Auch zwischenmenschlich ist der Chor zusammengewachsen. Kiermasz und Woznica bedauern, dass der Chor nicht regelmäßig in den Gottesdiensten zu hören ist. „Es wäre schön, wenn wir einen zweiten Chorleiter fänden, der mit uns probt“, meint Woznica. Doch die Chorlandschaft in der Region sei sehr ausgedünnt. Woznica und Kiermasz sind sich sicher, dass in dieser Situation der Klettwitzer Kirchenchor ein Leuchtzeichen in der Musiklandschaft der Niederlausitz ist. „Wir werden wahrgenommen und wir machen weiter. Wir bleiben optimistisch.“ Dieser Beitrag ist Teil des TAG DES HERRN-Wettbewerbs „Kirche vor Ort“. Ihre Stimme können Sie einmalig bis zum 15. September im Internet (bit.ly/tdh-kirche-vor-ort) oder telefonisch (03 41 / 4 67 77 29) abgeben   TAG DES HERRN-Wettbewerb „Kirche vor Ort“: Ökumenischer Kirchenchor Klettwitz
Eckhard Pohl Foto: Eckhard Pohl Während der heutigen Franz-Stunde haben die Kinder eine Puppe „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ getauft. Im Anschluss zeichneten sie sich gegenseitig ein Kreuzzeichen auf die Hand. Susanne May, Claudia Heber und Mitstreiterinnen bieten in Sömmerda und Bad Frankenhausen monatlich einen religiösen Kindervormittag an. Die Kinder sollen so ein Stück Gemeinschaft im Glauben erfahren. Am liebsten bastelt Niklas (10) in der Franz-Stunde. Eine Kerze zum Beispiel. Oder ein kleines Schaf aus Pappe und Schafwolle. Aber er weiß auch, worum es an dem Samstag-Vormittag sonst noch geht: „Wir lernen etwas über Jesus und Maria. Und wir planen, was wir am Sonntag beim Gottesdienst machen.“ Niklas und seine Schwester Klara (6) sind zwei von zwölf Kindern, die heute an der Franz-Stunde in Sömmerda teilnehmen. Das Angebot ist nach dem Pfarrpatron Franziskus benannt. „Ich habe heute die Zahl ,Drei‘ mitgebracht. Was fällt euch dazu ein“, fragt Susanne May die versammelten Kinder. Sie leitet heute das Angebot anstelle ihrer Mitstreiterin Claudia Heber. May hält sonst einmal im Monat die Franz-Stunde in Bad Frankenhausen, was als Kirchort zur Pfarrei Sömmerda gehört. Von den Kindern kommt: „Heilige drei Könige“, aber auch „drei Grundfarben rot, gelb, blau“. May will mit ihrer Frage auf das Fest Heilige Dreifaltigkeit lenken, das am morgigen Sonntag begangen wird. „Vorhin haben wir mit dem Kreuzzeichen ,Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes‘ begonnen“, erinnert sie. "Im Vordergrund steht die Gemeinschaft" Für Kinder von fünf bis 13 Jahren ein Angebot zu machen, sei angesichts der Altersspanne schon ein Problem, sagt May später. Außerdem seien „eineinhalb Stunden im Monat zu wenig“. Und die Kinder seien meist von der Woche geschafft. „Das ganze ist eine Gratwanderung“, sagt May. Im Vordergrund stehe „die Gemeinschaft. Die Glaubensvermittlung kriegen wir nur ansatzweise hin.“ Immerhin vier Kinder würden sonntags ministrieren. An der Erstkommunionvorbereitung ist May auch beteiligt gewesen. Sie selbst sei in Bayern aufgewachsen und habe im Schul-Internat und in der Katholischen Jungen Gemeinde viel Gemeinschaft erlebt. „Es war eine super Zeit“, erzählt May begeistert. „Der Glaube braucht Gemeinschaft.“ Solche wolle sie wenigsten ein bisschen fördern. „Die Jugend erreichen wir leider nicht.“ Mit zwei kleinen Kindern in Sömmerda habe es für sie vor wenigen Jahren zwei Möglichkeiten gegeben: „Entweder ich werde evangelisch, weil die evangelische Gemeinde hier viele gute Angebote macht. Oder wir bieten ehrenamtlich etwas für die katholischen Kinder an, weil es keinen Hauptamtlichen gibt, der dies tun könnte.“ Seit 2021 findet nun am letzten Samstag im Monat mit rund zehn Kindern eine Franz-Stunde in Sömmerda und am Samstag darauf eine mit bis zu sieben Kindern in Bad Frankenhausen statt. Dort seien zwei ukrainische Kinder dabei, von denen eines bislang nicht gut Deutsch spricht. Drei weitere engagierte Frauen würden immer mithelfen, sagt May. „Für Ehrenamtliche wie mich könnte es ab und an eine Art Einkehrtag mit Weiterbildung geben“, wünscht sich May. Bei der Vorbereitung probiere sie manches mit den eigenen Kindern aus. Um die Aufforderung Jesu zum Taufen aus dem Sonntagsevangelium aufzunehmen, hat May heute eine Puppe, ein kleines Taufkleid, Kerze und Taufwasser mitgebracht. Nachdem die Kinder die Puppe getauft haben, zeichnen sie sich gegenseitig mit Weihwasser ein Kreuzzeichen im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes auf die Hand.   Dieser Beitrag ist Teil des TAG DES HERRN-Wettbewerbs „Kirche vor Ort“. Ihre Stimme können Sie einmalig bis zum 15. September im Internet (bit.ly/tdh-kirche-vor-ort) oder telefonisch (03 41 / 4 67 77 29) abgeben   TAG DES HERRN-Wettbewerb „Kirche vor Ort“: Religiöser Kindervormittag in Bad Frankenhausen
Pfarrer Marko Dutzschke Image Durch Zufall bin ich auf einem Straßenfest in Cottbus gelandet. Das Essen riecht fantastisch. Ausländische Studenten kochen landestypische Gerichte. Pfarrer Marko DutzschkeLübbenauEine junge Frau schwärmt bei indischem Essen davon, dass sie unbedingt einmal nach Indien möchte, weil es dort so spirituell sein soll. Ich spüre, wie Ärger in mir aufsteigt. Spiritualität hat doch nichts mit der Nationalität zu tun.  Wenn du danach suchst, brauchst du nicht so weit zu fahren. Vielleicht bin ich zu hochmütig. Aber ich denke, die junge Frau wird die Spiritualität in Indien kaum finden, wenn sie in der Art und Weise danach sucht, wie viele Europäer in ihren Kirchen nach dem Glauben suchen.  Das Handy immer griffbereit, um ein Bild von der „Veranstaltung“ zu machen; so viele Dinge auf dem Herzen, die noch mit dem Nachbarn in der Bank besprochen werden müssen; so viele Gedanken im Kopf, die noch gedacht werden wollen und den Terminplan so voll, dass die nächste Veranstaltung drängelt. Es ist wie in einer Geschichte, die ich aus dem Zen kenne. Ein Professor will in einem Kloster Weisheit lernen.  Der Mönch lädt ihn auf einen Tee ein. Als die Tasse voll ist, hört er nicht auf, Tee einzuschenken. „Sehen Sie nicht, dass die Tasse schon voll ist?“ sagt der Professor.  Der Mönch antwortet ihm darauf: „Genau wie diese Tasse sind auch Sie randvoll. Um Neues zu lernen, müssen Sie erst Ihre Tasse leeren.“  Ertappt. Ich überlege nicht lange, lege mein Handy auf den Schreibtisch, schalte den Computer aus und verdrücke mich in die Kirche. Wenigstens eine halbe Stunde Stille bis zum Angelusläuten. Anstoß 20/2024

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