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Tag des Herrn

tdh Der Betroffenenbeirat Ost der (Erz-)Bistümer Berlin, Dresden-Meißen, Görlitz und der katholischen Militärseelsorge (IKA) hat sich im Mai 2022 konstituiert. Die „Gemeinsame Erklärung über verbindliche Kriterien und Standards für eine unabhängige Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland“, die von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) unterzeichnet wurde, bildet eine Grundlage für die Arbeit des Betroffenenbeirates. Darüber hinaus hat sich Betroffenenbeirat Ost in der konstituierenden Sitzung eine Geschäftsordnung gegeben, die auf der Ausschreibung für den Betroffenenbeirat basiert. Der Betroffenenbeirat Ost der (Erz-)Bistümer Berlin, Dresden-Meißen, Görlitz und der katholischen Militärseelsorge (IKA) hat sich im Mai 2022 konstituiert. Die „Gemeinsame Erklärung über verbindliche Kriterien und Standards für eine unabhängige Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland“, die von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) unterzeichnet wurde, bildet eine Grundlage für die Arbeit des Betroffenenbeirates. Darüber hinaus hat sich Betroffenenbeirat Ost in der konstituierenden Sitzung eine Geschäftsordnung gegeben, die auf der Ausschreibung für den Betroffenenbeirat basiert. Das Ziel des Betroffenenbeirates Ost ist die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche. „Die Aufarbeitung soll das geschehene Unrecht und das Leid der Betroffenen anerkennen, einen institutionellen und gesellschaftlichen Reflexionsprozess anregen und aufrechterhalten, Betroffene an diesen Prozessen beteiligen und ihnen im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten Zugang zu den sie betreffenden Informationen und Unterlagenermöglichen, aus gewonnenen Erkenntnissen weitere Schlussfolgerungen für den Schutz vonKindern und Jugendlichen ziehen und einen Beitrag zur gesamten kirchlichen undgesellschaftlichen Aufarbeitung leisten.“ Aufgabe des Betroffenenbeirates laut Ausschreibung und Geschäftsordnung ist es, hinsichtlich der Aufarbeitung als Expertengremium aus Sicht von Betroffenen einen Beitrag zu leisten zur Weiterentwicklung des Umgangs mit Fragen der sexualisierten und spirituellen Gewalt in den beteiligten Bistümern. Die Themen, mit denen sich der Betroffenenbeirat beschäftigen soll, ergeben sich sowohl aus den Anliegen der Betroffenen als auch aus den Fragestellungen der beteiligten Bistümer. Der Beirat soll auch Impulsgeber sein. Er soll im Vorfeld geplanter Maßnahmen gehört werden und dazu Hinweise und Vorschläge geben. Er soll sich kritisch mit den bereits vorliegenden Konzepten zum Umgang mit Fragen der sexualisierten und spirituellen Gewalt auseinandersetzen und im Austausch mit den Beraterstäben der beteiligten Bistümer stehen. Die Betroffenenbeiräte und die vergleichbaren Gremien haben jederzeit die Möglichkeit,(schriftliche) Stellungnahmen zu Fragen, die die Interessen und Rechte der Betroffenen betreffen, abzugeben. Gemäß der Gemeinsamen Erklärung (GE) begleitet der Betroffenenbeirat die Interdiözesane Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in den (Erz-)Diözesen Berlin, Dresden-Meißen, Görlitz und der katholischen Militärseelsorge (IKA). Menschen, die von sexuellem Missbrauch im Bereich der katholischen Kirche in Deutschland betroffen sind, sind wichtige Akteure der Aufarbeitung und werden an den Aufarbeitungsprozessen maßgeblich beteiligt. Sie sind insbesondere Mitglieder der Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs auf der Ebene der (Erz-)Diözesen und begleiten den Austausch der Kommissionen.In den diözesanen und überdiözesanen Aufarbeitungsprozessen soll die Beteiligung desBetroffenenbeirates kontinuierlich und regelmäßig erfolgen.Der Betroffenenbeirat versteht sich als Ansprechpartner für alle Akteure im Prozess der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs. Ein starkes und verlässliches Netzwerk halten wir für essenziell und unverzichtbar, damit Aufarbeitung gelingen kann. Deshalb investiert der Betroffenenbeirat Ost viel Zeit und Kraft in den Aufbau und die Pflege eines solchen Netzwerkes.  regelmäßiger Kontakt mit zahlreichen Betroffenen in den (Erz-) Bistümern ein Kennenlerntreffen mit den beteiligten Bischöfen und Generalvikaren ein Treffen mit den Bischöfen und Generalvikaren der Metropolie ein Gedankenaustausch mit Verantwortlichen der Militärseelsorge regelmäßiger Austausch mit der Betroffeneninitiative Ost Mitgliedschaft im Katholikenrat Dresden-Meißen, Teilnahme an allen Sitzungen ein Treffen mit den ehemaligen Personalverantwortlichen des Erzbistums Berlin ein Treffen mit Beraterstab des Bistum Dresden-Meißen regelmäßige Teilnahme am Fachtag Aufarbeitung im Erzbistum Berlin War ursprünglich vom Diözesanrat und Betroffeneninitiative initiiert worden, Dabei waren: Betroffeneninitiative, Betroffenenbeirat, Diözesanrat, Präventionsbeauftragte, Interventionsbeauftragte, Ansprechpersonen, Offizialat (Kirchenrecht), Fachtag im Oktober 2024 wurde zum großen Bedauern des Betroffenenbeirat vom Erzbistum abgesagt Teilnahme an der Katholikenratssitzung Bistum Görlitz / Diözesanratssitzung Erzbistum Berlin Besuch in verschiedenen Gemeinden, in denen wir eingeladen waren Vernetzung mit Betroffenenbeiräten auf Bundesebene (Bundeskonferenz der Betroffenenbeiräte) ein Gespräch mit der UBSKM Wesentlicher Bestandteil der Arbeit des Betroffenenbeirats Ost ist die Mitarbeit in und die Begleitung der IKA Ein zentrales Element der Arbeit der Interdiözesanen Kommission zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch der (Erz-)Bistümer Berlin, Dresden-Meißen, Görlitz und der katholischen Militärseelsorge (IKA) ist die Vergabe einer umfassenden sozialwissenschaftlichen Studie, die auf wissenschaftlicher Grundlage zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche beitragen soll. Das Konzept dieser Studie wurde in der „Arbeitsgruppe Studie/Gutachten“ der IKA entwickelt. In dieser Arbeitsgruppe haben alle vom Betroffenenbeirat Ost entsandten Mitglieder der IKA ihre Expertise mit hohem zeitlichem und fachlichem Einsatz eingebracht. Das im Juni 2024 von der IKA verabschiedete Studienkonzept soll nach den Grundsätzen der qualitativen Sozialforschung angelegt werden. Im Zentrum der Forschung sollen nicht nur statistische und juristische Erhebungen zum Missbrauchsgeschehen stehen, sondern auch sozialwissenschaftliche Forschung wie z. B. Interviews mit Betroffenen, Beschuldigten/Tätern sowie weiteren relevanten Akteuren, um deren Perspektiven in die Analyse einzubeziehen. Durch diese qualitative Ausrichtung wird das Ziel verfolgt, Faktoren für gelingende Aufarbeitung in Anlehnung an das Restorative-Justice-Konzept zu ermitteln. Das Studienkonzept stellt die Frage nach den Bedingungen, welche notwendig sind, damit Betroffene handlungsfähig werden (Ermächtigung), damit Täterinnen und Täter Verantwortung übernehmen (Verantwortung) und damit Gemeinden sich ihrer Vergangenheit stellen und Lehren für die Zukunft ziehen (Partizipation) orientiert. Das Teilprojekt Ermächtigung betrachtet Bewältigungsstrategien von Betroffenen und die verschiedenen Rahmenbedingungen, sowie deren Einfluss auf die Faktoren, die zum Gelingen beigetragen haben. Ziel der Forschung ist, anknüpfend an das Konzept der Resilienz und das Belastungs-Bewältigungsparadigma, die Ableitung von Bedingungen, die Menschen Kraft aus der Bewältigung schöpfen lässt. Das Teilprojekt Verantwortung betrachtet den Übernahmeprozess der Täterrolle. Ausgangspunkt ist eine Soziologie der Interaktion und Identität. Betrachtet werden sollen bekannte Mechanismen und Verhaltensmuster zur Aufrechterhaltung der Autonomie des Individuums mit der Erweiterung des Stigmakonzeptes um die strukturellen Bedingungen. Zu berücksichtigen sind die Einflussnahme der gesellschaftlichen Erinnerungskultur auf die Übernahmeprozesse. Das Ziel der Forschung ist die Ableitung von Bedingungen, die es ermöglichen, den Prozess der Rollenübernahme in ein konstruktives Bewältigungsverhalten münden zu lassen. Das Teilprojekt Partizipation betrachtet Gemeinden, verstanden als sozialen Raum, in dem Taten stattfinden konnten. Ziel der Forschung ist es unter Bezugnahme auf Konzepte wie Sozialraumorientierung und Sozialkapital Erkenntnisse zu generieren, die zur Partizipation der Gemeinden an der Aufarbeitung beitragen. Besonders zu beachten ist dabei die Fallhöhe, die im katholischen Kontext aus der Differenz zwischen verkündigter Botschaft und der Realität des Geschehenen resultiert. Das Forschungsteam, das für die Durchführung der Studie verantwortlich sein wird, sollte aus unabhängigen Expertinnen und Experten unterschiedlicher Disziplinen bestehen, um den komplexen Anforderungen gerecht zu werden. Hierzu gehören Historiker, Theologen, Soziologen und Juristen, die jeweils ihre spezifische Fachperspektive einbringen. Die interdisziplinäre Herangehensweise ist ein wesentliches Element des Studienkonzeptes, da sie es ermöglicht, die Thematik aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Die Studie ist auf einen Zeitraum von drei Jahren angelegt und soll in mehreren Phasen durchgeführt werden. Die erste Phase beinhaltet die Sichtung von bereits vorhandenen Studien und Gutachten, die sich mit dem Missbrauch in den beteiligten Bistümern in der katholischen Kirche in Deutschland befasst haben. In den darauffolgenden Phasen wird das Forschungsteam Interviews mit Betroffenen, Tätern und Gemeinden führen, um die Perspektiven aller beteiligten Gruppen in die Analyse einzubeziehen. Schließlich wird die Studie Handlungsempfehlungen erarbeiten, die sich an den Zielen der Teilprojekte orientieren. Die Finanzierung der Studie wird von den beteiligten Bistümern gewährleistet, jedoch soll die inhaltliche Kontrolle bei der IKA und dem Betroffenenbeirat liegen. Dies ist ein wichtiger Aspekt, um die Unabhängigkeit der Studie zu gewährleisten. Die Ergebnisse der Studie sollen nicht nur intern der IKA und den beteiligten Bistümern zur Verfügung gestellt werden, sondern auch öffentlich zugänglich gemacht werden. Ausschreibung, Vergabe und Durchführung der Studie sollen von der IKA und dem Betroffenenbeirat eng begleitet werden. Die (Erz-) Bischöfe von Berlin, Dresden-Meißen und Görlitz sind im Juni 2024 von der IKA gebeten worden, diese Studie unverzüglich auszuschreiben und die IKA und den Betroffenenbeirat Ost in den Ausschreibungs- und Vergabeprozess einzubinden. Zu unserem großen Bedauern liegen dem Betroffenenbeirat Ost bis zur Stunde keinerlei Informationen zum Fortgang des Verfahrens vor. Die Arbeit des Betroffenenbeirates im Zusammenhang mit der Studie zeigt, dass die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche ein langfristiger und komplexer Prozess ist. Die Studie stellt hierbei einen wichtigen Baustein dar, um fundierte Erkenntnisse zu gewinnen und diese in konkrete Maßnahmen zu überführen. Der Betroffenenbeirat ist sich der großen Verantwortung bewusst, die mit der Durchführung einer solchen Studie einhergeht, und wird die Ergebnisse in den kommenden Jahren intensiv begleiten und in ihre weiteren Arbeiten einfließen lassen. Trotz dieser Fortschritte gab es innerhalb der IKA immer wieder schmerzhafte Meinungsverschiedenheiten, insbesondere in Bezug auf den Umgang mit Betroffenen und die Frage, was genau unter „Aufarbeitung“ zu verstehen ist. Diese Differenzen betrafen grundlegende Fragen dazu, wie eine erfolgreiche Aufarbeitung gestaltet werden kann, wie mit den verschiedenen Interessen und Bedürfnissen der Beteiligten umgegangen werden soll und wie ein angemessener Umgang mit den oft belastenden Themen gefunden werden kann. Diese unterschiedlichen Perspektiven führten zu intensiven Diskussionen innerhalb der Kommission. Trotz dieser Herausforderungen wurden wichtige Fortschritte erzielt, insbesondere mit der Erstellung des ausschreibungsreifen Entwurfs der Studie. Die nächste entscheidende Phase ist nun die Ausschreibung der Studie durch die beteiligten Bistümer, die unter Beteiligung der IKA und des Betroffenenbeirats unverzüglich stattfinden sollte. Der Betroffenenbeirat Ost hat im Oktober 2024 an der Fachtagung „Evaluation der Gemeinsamen Erklärung“ 2024 in Frankfurt am Main teilgenommen. Neben den Aufarbeitungskommissionen der deutschen Bistümer, den Bischöfen der Fachgruppe Aufarbeitung der DBK, der UBSKM und Fachexperten der nationalen Aufarbeitungskommissionen nahmen an dieser Fachtagung die Betroffenen(bei-)räte der meisten Bistümer, der DBK und der UBSKM teil. Im Ergebnis der Fachtagung wurde das „Frankfurter Forderungspapier“ unterzeichnet. Auch anwesende Vertreter des Aktionsbündnisses Betroffeneninitiativen unterzeichneten das Dokument. Es ist diesem Tätigkeitsbericht im Anhang beigefügt und wird eine wichtige Grundlage für die Arbeit des Betroffenenbeirates Ost sein. Der Betroffenenbeirat Ost Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs durch den Betroffenenbeirat Ost
Michael Burkner Foto: Michael Burkner Sowohl Kathedrale als auch Dom als auch Basilika: die Hedwigskathedrale Kathedrale, Dom, Basilika – eigentlich ganz geläufige Begriffe, doch was bedeuten sie eigentlich? Und welche Kirchen in den ostdeutschen Bistümern tragen welche Bezeichnungen? Beginnen wir mit einer klaren Definition: Kathedrale bedeutet Bischofskirche. Denn das Wort leitet sich von der Kathedra, dem Bischofsstuhl ab. Es bezeichnet also die Kirche, in der diese Kathedra steht, die im wahrsten Sinne des Wortes Sitz des Bischofs und damit auch des Bistums ist. St. Hedwig in Berlin, St. Jakobus in Görlitz, Sanctissimæ Trinitatis in Dresden, St. Sebastian in Magdeburg und St. Marien in Erfurt, sie sind die Kathedralen unserer Bistümer. Aber auch St. Petri in Bautzen zählt dazu, ist eine sogenannte Konkathedrale, also die zweite Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen. Denn von 1921 bis 1980 saß hier der Bischof des damaligen Bistums Meißen. Alle genannten Kirchen werden auch als Dom bezeichnet. Doch auch ganz viele andere Gotteshäuser, auch evangelische tragen diesen Titel im Namen – wie kommt das? Was man unter einem Dom versteht, ist leider nicht so genau definiert, das Wort selbst bedeutet schlicht so viel wie „Haus des Herrn“. Irgendwann hat es sich als Bezeichnung eines Bischofssitzes durchgesetzt. Deshalb werden neben aktuellen auch ehemalige Bischofskirchen oft als Dom bezeichnet. Die heute evangelischen Dome in Brandenburg an der Havel, Fürstenwald, Halberstadt, Havelberg, Magdeburg, Meißen, Merseburg, Naumburg und Wurzen und die katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul in Zeitz - sie alle waren einst Sitz eines Bischofs. Hinzu kommen Kirchen, die früher Stiftskirchen waren, dazu zählen die inzwischen evangelischen Dome in Freiberg, Greifswald, Güstrow, Halle, Quedlinburg und Stendal und der katholische Dom zum Heiligen Kreuz in Nordhausen. Der Berliner Dom war nie Stiftskirche, wohl aber sein Vorgängerbau, der sogenannte „Erste Dom“. Die Bezeichnung hat der inzwischen dritte Berliner Dom einfach übernommen. Manchmal hat sich auch im Volksmund die Bezeichnung „Dom“ für eine regional bedeutende Kirche etabliert, sodass wir heute vom „Eichsfeld-Dom“ in Effelder, dem „Dom der Rhön“ in Helmershausen, dem „Bergmannsdom“ in Schneeberg und dem „Dom St. Marien“ in Zwickau sprechen. Sonderfälle sind der französische und der deutsche Dom am Gendarmenmarkt in Berlin. Die beiden Profanbauten haben ihren Namen von ihrer Kuppel, die auf französische „dôme“ heißt. Klarer zu definieren ist wiederum, was eine Basilika ist. Den Titel verleiht der Papst an historisch bedeutende Kirchen. Diese Ehre wurde bisher in Berlin der Kathedrale St. Hedwig, der Kirche St. Johannes und der Rosenkranz-Basilika zuteil, außerdem der Klosterkirche Heilig Kreuz in Wechselburg. Sie alle sind „Basilicas minores“, also kleine Basiliken im Gegensatz zu den vier großen Basiliken der katholischen Kirche, allesamt in Rom. Ob Kathedrale, Dom oder Basilika, ob heute katholisch oder evangelisch – eines haben alle genannten Kirchen gemeinsam: sie sind Relikte der Kirchengeschichte und geben Zeugnis jahrhundertelangen Glaubenslebens. Mit ihrer individuellen Architektur und künstlerischen Gestaltung, sind sie alle einen Besuch wert – machen Sie sich auf und erkunden Sie die Kathedralen, Dome und Basiliken unserer Bistümer! Was ist der Unterschied zwischen Kathedrale, Dom und Basilika?
Oliver Gierens Foto: Oliver Gierens Nur noch knapp 600 Mitglieder hat die Pfarrei St. Elisabeth in Tangermünde – zu wenige, um ein aktives Gemeindeleben zu gestalten. Ein Leitungsteam kam gar nicht erst zustande. Auf eigenen Wunsch gehört die Pfarrei ab 2025 zu Stendal. Die Kirche Zur Heiligen Dreifaltigkeit in Tangermünde.Foto: Oliver Gierens Meistens kämpfen Pfarreien darum, eigenständig zu bleiben. In Tangermünde im nördlichen Sachsen-Anhalt ist das anders: Die Pfarrei St. Elisabeth hat um ihre Aufhebung gebeten und will sich der Nachbarpfarrei in Stendal anschließen. Von den rund 600 verbliebenen Mitgliedern wollen sich offenbar nur noch wenige engagieren. Die Wahl eines Leitungsteams kam mangels Kandidaten vor einigen Monaten nicht zustande. Nachdem die Gremien – Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand – entsprechende Beschlüsse gefasst hatten, beschloss im Februar eine Pfarreiversammlung, den Magdeburger Bischof Gerhard Feige um die Aufhebung der Pfarrei zu bitten. Seitdem nehmen die Dinge ihren Lauf: Ende Juni nahm der Bischof den Rücktritt des Kirchenvorstandes an. Zum 1. Juli setzte er Diakon Matthias Marcinkowski als Verwalter der Pfarrei Tangermünde ein. Seine Aufgabe: Er soll die Pfarrgemeinde abwickeln und für einen ordnungsgemäßen Übergang sorgen. Denn am 31. Dezember ist Schluss: Dann wird die Pfarrei Geschichte sein und an die Nachbarn von St. Anna in Stendal angegliedert. So ganz einfach ist das allerdings nicht, wie das Ordinariat in Magdeburg betont. Denn es handle sich um einen staatskirchenrechtlichen Akt. Dieses Verfahren werde in Kürze eröffnet. Das Bistum geht nach eigenen Angaben davon aus, dass die Länder, Kommunen und Landkreise die Entscheidung des Bischofs mittragen. Das Verfahren soll im Dezember beendet sein, heißt es. Abschied von Gemeinde und Kirche Ebenfalls zum Jahresende müssen sich die Gemeindemitglieder noch von einer ihrer Kirchen verabschieden. St. Josef in Steckelsdorf bei Rathenow (Brandenburg) wird auf Antrag des Kirchenvorstandes am 7. Dezember nach einer letzten heiligen Messe profaniert, anschließend sollen Kirche und Grundstück verkauft werden. Doch die Gläubigen sollen den gesamten Monat Zeit haben, ihrer Kirche „Auf Wiedersehen“ zu sagen. Die dortigen Gottesdienste sollen demnächst in ökumenischer Eintracht in den Räumen der evangelischen Gemeinde gefeiert werden, wie das Bistum mitteilte. Erhalten bleibe allerdings die Kirche Zur Heiligen Dreifaltigkeit in Tangermünde. Dort werde es weiterhin Gottesdienste geben, erklärte das Bistum weiter. Der Stendaler Pfarradministrator Stephan Lorek werde dann für die fusionierte Pfarrei zuständig sein. Auch die eigentlich für November anstehenden Gremienwahlen werden aufgrund der Fusion auf den 15. und 16. März kommenden Jahres verschoben. „So können sich interessierte Mitglieder aus Tangermünde zur Wahl aufstellen lassen und weiter beteiligen“, sagt Diakon Marcinkowski. Auf diesem Wege sei auch eine Wahrnehmung als Gesamtpfarrei besser möglich. Diakon Matthias Marcinkowski ist der Übergangs-verwalter der Pfarrei Tangermünde.Foto: Anja Schlender/Bistum Magdeburg „Wir haben im Pfarrgemeinderat (PGR) beschlossen, die Stendaler zu bitten, uns in ihre breiten Arme aufzunehmen“, sagt die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Ursula Rensmann im Gespräch mit dem Tag des Herrn. In Tangermünde habe sich kein Leitungsteam gefunden. Auch sie selber stehe aus persönlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. „Vor Ort sind überwiegend ältere Personen. Die jammern schon, dass sie künftig zehn Kilometer nach Stendal fahren müssen“, erzählt die PGR-Vorsitzende. Andere wollten sich nur um die Gemeinde in ihrem Ortsteil kümmern. „Es ist auch eine Frage dieser riesigen Entfernung“, sagt Rensmann. Dabei seien Kirche und Gemeinderäume in Tangermünde durchaus in einem guten Zustand – aber nicht die Gemeinde, beklagt Rensmann. Vom Bistum fühle man sich im Stich gelassen. Eine Gemeindereferentin sei dauerhaft erkrankt und werde nicht mehr zurückkehren. Eine andere Mitarbeiterin falle wegen Mutterschaftsurlaub aus. Zudem gebe es nur noch einen Pfarrer für die gesamte Region Stendal/Tangermünde. In Tangermünde komme noch eine halbtags tätige Schreibkraft hinzu. Mit dieser Personalsituation sei die Arbeit für Ehrenamtliche nicht zu bewältigen, meint die PGR-Vorsitzende. „Da müsste vom Bistum mehr Unterstützung kommen.“ In der Diözese gebe es zwar wirtschaftliche und personelle Probleme. „Aber es kann nicht sein, dass eine Region völlig ausblutet. Das kriegt man später nicht mehr so leicht belebt“, meint die PGR-Vorsitzende. Junge Menschen ließen sich in einer solchen Situation kaum begeistern. Etwas Leben ist noch vorhanden So seien die Pfarreigruppen vor Ort kaum noch aktiv. Die Aktiven seien immer älter geworden und aus den mittleren Jahrgängen komme fast kein Nachwuchs. Einen Chor gebe es noch, sogar einen Jazz-Chor. Hier und da existierten noch Seniorenkreise, andere organisieren Wort-Gottes-Feiern mit anschließendem Kaffeetrinken. „Ein wenig tut sich noch. Es ist nicht so, dass alles tot wäre“, berichtet Rensmann. Die Flüchtlingsberatung habe vor allem die mittlerweile erkrankte Gemeindereferentin gestemmt. Die Situation in Tangermünde hat auch Auswirkungen auf die Ökumene, bestätigt Superintendent Michael Kleemann, leitender Geistlicher im Evangelischen Kirchenkreis Stendal. „Ich habe noch Zeiten erlebt, da hatte die Altmark rund 15 katholische Pfarrbereiche, jetzt sind es noch zwei auf einer Fläche, die doppelt so groß ist wie das Saarland.“ Manche meinten bereits, so sehe es auch in 20 Jahren in den evangelischen Gemeinden aus, berichtet Kleemann. „Das glaube ich zwar nicht, aber wir müssen vor Augen haben, was unser früherer Landesbischof Axel Noack immer gesagt hat: fröhlich kleiner werden und trotzdem wachsen.“ Das sei einer Herkulesaufgabe, sich immer wieder Mut zu machen und nicht wie das Kaninchen auf die Schlange zu blicken. Es gehe darum, zu schauen, wo es Menschen gebe, welches geistliches Interesse sie hätten und wie man sie erreichen könne. Allerdings macht der Superintendent auch deutlich: Der Wille, ökumenisch miteinander unterwegs zu sein, hänge nicht von Zahlen ab. „Ich merke aber, unter welchem unglaublichen Druck der katholische Kollege in Stendal steht, die nötigen Veränderungsprozesse zu kommunizieren, selbst auszuhalten und dabei trotzdem noch fröhlich das Evangelium zu verkünden.“ Auch Bischof Feige sieht in der Aufhebung der Tangermünder Pfarrei eine Chance für die Ökumene. Man reagiere mit der Maßnahme auf die gegenwärtigen Herausforderungen. In einem persönlichen Schreiben an die Gemeindemitglieder schreibt er: „Ich bin mir bewusst, dass diese Entscheidung ein großer Einschnitt für Sie als Pfarrei bedeutet. Dennoch hoffe ich, dass Sie sich davon nicht entmutigen lassen, sondern es auch als Chance verstehen.“ Dieser Schritt sei womöglich auch eine Gelegenheit, die ökumenischen Kontakte auszubauen und gemeinsam Christ zu sein. Pfarrei St. Elisabeth Tangermünde gehört ab 2025 zu Stendal
Juliane Bittner Foto: Ben Knabe Lissy Eichert ist eines der Gesichter für Jesus und seine Kirche im deutschen Fernsehen. Seit 2015 spricht sie in regelmäßigen Abständen das „Wort zum Sonntag“ am späten Samstagabend in der ARD. Zum Abschied aus dem Sprecherkreis blickt sie zurück. Aufgewachsen im Sauerland, lebt Lissy Eichert (59) seit mehr als 30 Jahren in Berlin-Neukölln. Mit weiteren Mitgliedern der Pallottinischen Gemeinschaft engagiert sich die Pastoralreferentin für die „Kirche im sozialen Brennpunkt“: Obdachlosen-, Jugend- und Gemeindearbeit,  Kirchenasyl, Offene Kirche, soziales Catering – an Aufgaben mangelt es ihr nicht. Und Jesus ist bei ihr immer dabei. Um sein Reich geht es ihr bei allem, was sie anpackt. Am 21. Dezember wird sie zum letzten Mal das „Wort zum Sonntag“ sprechen. Worüber, verrät sie nicht. Frau Eichert, ich vermute, das „Wort zum Sonntag“ zählte früher nicht zu Ihren „Lieblingsfernsehserien“, oder? Stimmt, aber es war fester Bestandteil des Samstagsabends unserer Eltern. Als Jugendliche nutzten meine Geschwister und ich die frommen fünf Minuten, um uns vor dem Spätfilm mit Knabberzeug und Getränken einzudecken. Als mich 2013 der Leiter der Hörfunk- und Fernseharbeit im Erzbistum Berlin fragte, ob ich mir vorstellen könnte, eine Sprecherin zu werden, war ich erstmal von den Socken, dass es das „Wort zum Sonntag“ immer noch gibt. Seit 2015 gehören Sie zum Team der Sprecherinnen und Sprecher. Was hat Sie bewogen, diese Aufgabe zu übernehmen? Einerseits fühlte ich mich gebauchpinselt, dass man mir dieses anspruchsvolle Fernsehformat zutraut. Andererseits hatte ich Schiss. In dieser Zwickmühle habe ich Gott gefragt, was ich machen soll. In der Bibel las ich dann im Psalm 40: „Gerechtigkeit verkünde ich in großer Versammlung; meine Lippen verschließe ich nicht“ (Vers 10) und die Entscheidung war gefallen. Gibt es ein Herzensanliegen, das Ihre Worte durchzieht? Eine zentrale Botschaft, die Sie vermitteln möchten? Das „Wort zum Sonntag“ sprechen zu dürfen, ist Privileg und Chance zugleich. Als Sprecherin kreuze ich am sehr späten Samstagabend im Privatbereich der Zuschauer auf, die ich weder kenne noch weiß, in welcher Situation, welcher Stimmung sie sind. Und weil ich ja nicht mich verkünden will, sondern das Wort Gottes, muss ich Worte finden, die Gottes Liebe und Gottes Gerechtigkeit ausdrücken. Also die Botschaft der Bibel für heute übersetzen. Dabei ist es ein Unterschied, ob ich in einer Talkshow meine persönliche Haltung zu einem Thema vertrete oder zu diesem Thema das „Wort zum Sonntag“ spreche. Könnten Sie ein Beispiel dafür nennen? Im März 2022, nach Beginn des von Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs auf die Ukraine, habe ich im „Wort zum Sonntag“ einen fiktiven Brief an Putin geschrieben. An den Mann, der sich selbst einen orthodoxen Christen nennt. Der die Gebote Gottes also kennt. Auch das Gebot: Du sollst nicht töten. Ich habe ihn eindringlich gebeten: „Stoppen Sie den Krieg. Er zerstört alles, was Menschen heilig ist.“ In einer Podiumsdiskussion hätte ich die Invasion als Verstoß gegen das Völkerrecht einschließlich der Charta der Vereinten Nationen angeprangert und das Völkerrecht auf Selbstverteidigung betont.  Sie sind in Nord-Neukölln zu Hause, nahe der Berliner Sonnenallee. Liegen die Themen da vor der Pfarrhaustür? Das stimmt. Zum einen sind es soziale Themen, also soziale Bedürftigkeit, Armut, Obdachlosigkeit, steigende Mieten, Ausgrenzung von Menschen, die wem auch immer nicht passen. Dazu gab es ein „Wort zum Sonntag“ über den alten Mann, der in unserer Straße Flaschen sammelt, weil die Rente nicht reicht, obwohl er 45 Jahre gearbeitet hat. Die zweite Quelle für Themen ist die Gottsuche. Die Türen unserer Kirche St. Christophorus stehen offen. Es kommen Menschen, die keine Freude am Leben haben, Trost suchen oder geistliche Begleitung, um Gott zu finden oder wiederzufinden. Sie wollen ihr Herz ausschütten, jemandem ihre Lebensängste, ihre Einsamkeit oder ihre Schuldgefühle anvertrauen können – jemanden, der ihnen zuhört. Manchen tut es auch gut, einfach in den Arm genommen zu werden, um ihre Sehnsucht nach Nähe für diesen Moment zu stillen.      Darf oder muss das „Wort zum Sonntag“ als ein produktiver Zwischenruf der Kirchen auch politisch beziehungsweise gesellschaftskritisch sein? Es kann gar nicht unpolitisch sein, weil der Mensch ein soziales und politisches Wesen ist. Die Bibel ist voll von Befreiungsgeschichten, es geht um das Reich Gottes und um Gerechtigkeit. Aus dieser Perspektive beleuchten wir Sprecher und Sprecherinnen gesellschaftliche Zusammenhänge. Und da muss auch Klartext geredet werden. Als bekannt wurde, dass Bomben, die in Deutschland produziert worden waren, 2020 im Jemen eingesetzt wurden, habe ich mich aus biblischer Perspektive kritisch mit den deutschen Waffenexporten auseinandergesetzt. Eine Zuschrift, die ich auf mein „Wort zum Sonntag“ bekam, war von dem Priester und Begründer der „neuen politischen Theologie“ Johann Baptist Metz. Sie bestand aus einem Wort: „Danke“.    Als Pastoralreferentin predigen Sie regelmäßig in Gottesdiensten. Ist das vier Minuten lange „Wort zum Sonntag“ eine „Mini-Predigt“? Bei beiden Verkündigungsformen geht es darum, den Menschen zu dienen. Sie also weder zu überreden noch zu manipulieren, nicht zu moralisieren oder zu ideologisieren. Ich muss mich im Prozess der „Wortgeburt“ fragen: Bin ich authentisch? Ist die Botschaft gedeckt mit dem Leben, mit mir, mit der gesellschaftlichen Situation? Ist sie alltagstauglich, hilft sie zu leben? Und ich muss nach innen hören: Was willst du, Gott, das ich sagen soll?        Sie sprechen von „Wortgeburt“. Heißt das, Sie haben Hebammen und Geburtshelfer? Gott sei Dank habe ich die! Das Wort entsteht im Austausch mit der Redakteurin, mit den Mitgliedern meiner Gemeinschaft, mit Experten für Sachfragen und vor allem mit Freundinnen und Freunden, die mir ihre Erlebnisse und Erfahrungen erzählen und mir erlauben, sie im „Wort zum Sonntag“ – natürlich anonymisiert – zu verwenden. Eine Frau aus unserer Gemeinde hatte mir erzählt, wie sie bei der Beerdigung ihres Mannes am offenen Grab stand und plötzlich innerlich wusste: „Hier isser nich.“ Ihre Erfahrung wurde zur Botschaft eines Wortes zum Ostersonntag.        Wie reagieren Zuschauerinnen und Zuschauer auf Ihre klare Rede von Jesus und vom Reich Gottes? Interessant finde ich, dass es mehr Rückmeldungen auf „fromme Worte“ gibt als auf Worte zu gesellschaftspolitischen Themen. Beim Wort zum Pfingstsonntag zum Beispiel war der Heilige Geist die Hauptperson. Am Sonntag darauf kamen zwei Berlinerinnen zu uns nach St. Christophorus. Sie wollten „mal gucken, wie das so in echt ist“. Bei politischen Themen sind die Zuschauer eher erstaunt, dass das „Wort zum Sonntag“ so aktuell ist, gar nicht altbacken und abgehoben, wie sie dachten. Am 21. Dezember werden Sie zum 68. und letzten Mal das „Wort zum Sonntag“ sprechen. Hand aufs Herz, werden Sie auch künftig am sehr späten Samstagabend vor dem Fernseher sitzen? Na klar! Inzwischen ist es fest in die Samstagabend-Kultur unsrer Gemeinschaft integriert. Wir schauen es uns zusammen an und diskutieren darüber. Da geht es – bei Knabberzeug und Kaltgetränken – lebhaft zur Sache. Gespräch mit "Wort zum Sonntag"-Sprecherin Lissy Eichert
Eckhard Pohl Foto: Martin Riß Silke Uhle und Jörg Gottschalk haben den Grundkurs „Theologie im Fernkurs“ nach dem Erfurter Modell absolviert. Beide sind davon begeistert und ermutigen zur Teilnahme am nächsten Durchgang, der im Januar beginnt. „Wer nur ansatzweise am Glauben interessiert ist, kann von einer Teilnahme nur profitieren.“ Darin sind sich Silke Uhle aus Chemnitz und Jörg Gottschalk aus Mühlhausen einig. Beide haben mit 20 weiteren Frauen und Männern am dreijährigen Grundkurs „Theologie im Fernkurs“ teilgenommen, der in diesen Tagen in Erfurt zu Ende geht. „Aus den Wochenend-Treffen bin ich jedesmal mit einem Aha-Erlebnis nach Hause gefahren“, sagt Gottschalk (52), der Polizeibeamter ist. Zum Beispiel sei es im Zusammenhang mit der Reformation und Martin Luther darum gegangen, ob sich der Mensch Gottes Zuwendung durch gute Taten verdienen könne. Gottschalk: „Klare Antwort: Nein. Gott hat uns seine Gnade bereits geschenkt. Wenn ich mir das richtig bewusst mache, werde ich mich Gott gegenüber auch entsprechend verhalten. Das war für mich zum Beispiel so ein Aha-Effekt.“ Silke UhleFoto: privat Uhle hat fasziniert, wie im Laufe der Kirchengeschichte um theologische Fragen gerungen wurde, zur eben angesprochenen Rechtfertigungslehre, aber auch bei den frühen Konzilien, bei denen es etwa um das Glaubensbekenntnis ging. „Ich habe im Kurs gelernt, dass man sich da viel Mühe gegeben hat und gibt.“ Uhle ist nicht getauft. „Ich komme aus einer naturwissenschaftlich geprägten Familie, habe aber schon als Kind die gesamte Bibel gelesen und bin – mit Unterbrechungen – seitdem zum christlichen Glauben hin unterwegs“, so die Steuerberaterin. Auch Gottschalk war der Glaube nicht in die Wiege gelegt. Doch er habe „ziemlich früh empfunden: Ich weiß, dass es Gott gibt.“ Seiner Frau wegen zog er aus Hannover nach Mühlhausen und ließ sich dort 2013 taufen. Um kompetenter „über den Glauben Auskunft geben“ zu können, absolvierte er seit 2021 den Grundkurs Theologie im Fernkurs, der von der Kirchlichen Arbeitsstelle für Fernstudien in Würzburg verantwortet wird. In Erfurt sei der Fernkurs erfreulicherweise mit sechs Präsenzwochenenden pro Jahr verbunden. „Wenn ich mir die 24 Lehrbriefe des Kurses nur allein erarbeiten müsste, würde ich mich schwertun. So kann ich mich regelmäßig über das zu Hause Gelesene austauschen“, sagt Gottschalk. Jörg GottschalkFoto: privat Silke Uhle ist begeistert von der hohen Fachkompetenz der Referenten zu den verschiedenen Themenbereichen von Bibel-auslegung bis zu sozialethischen Fragen. Auch sie schwärmt vom Austausch mit den Mitstreitern, die aus allen Altersgruppen, verschiedenen Bistümern und auch Konfessionen kommen. Im übrigen sei Erfurt mit seiner Altstadt und dem dortigen Bildungshaus St. Ursula ein idealer Treffpunkt. Da Uhle und Gottschalk mit dem Fernkurs keine beruflichen Interessen verfolgen, haben sie keine Hausarbeit geschrieben und keine mündliche Prüfung abgelegt. Beide betonen, dass sie der Kurs bereichert und im Glauben bestärkt hat und dass sie am Aufbaukurs Theologie teilnehmen wollen. "Theologie im Fernkurs" nach Erfurter Modell ist ein Erfolg
tdh Foto: Torree Photography Altarverhüllungen sollen den Blick für das Ungesehene schärfen – hier in der Fastenzeit 2024 in der katholischen Kirche Stollberg. Mit einem Festgottesdienst am 30. November eröffnen die Kirchen das Kulturhauptstadtjahr in Chemnitz. In vielfältiger Weise und ökumenischer Zusammenarbeit gestalten Christen das Programm mit. Wenn Chemnitz mit der umliegenden Region im nächsten Jahr Kulturhauptstadt Europas wird, sind auch die Kirchen und Gemeinden darauf vorbereitet. Noch vor der offiziellen Eröffnung der Kulturhauptstadt (18. Januar 2025) feiert die „Kulturkirche 2025“ ihre Programmeröffnung, nämlich am ersten Adventswochenende. „Ein bewusster Auftakt, der nicht nur traditionell ein neues Kirchenjahr, sondern auch ein Jahr der europäischen Gemeinschaft feiert. Es ist ein Brückenschlag: zwischen Stadt und Region, Vergangenheit und Zukunft, Einheimischen und Gästen und zwischen Menschen verschiedenster Kulturen und Generationen“, sagt die Katholische Beauftrage der Kulturhauptstadt 2025, Ulrike Lynn. Damit wird die Adventszeit Teil des Kulturhauptstadtjahres – und die Erzgebirgsregion kann ihre berühmten „Weihnachtsschätze“ besonders strahlen lassen. Unter dem Thema „Licht im Advent“ feiert die Kulturkirche am 30. November um 17 Uhr einen ökumenischen Auftaktgottesdienst mit musikalischen Beiträgen in der St. Petri Kirche Chemnitz. Mit dabei sind unter anderem die Bischöfe Tobias Bilz (Landeskirche Sachsen), Heinrich Timmerevers (Bistum Dresden-Meißen) und Harald Rückert (Evangelisch-methodistische Kirche), der Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze. Weit über 30 Gemeinden aus Chemnitz und Umgebung beteiligen sich mit Veranstaltungen und Projekten am ökumenischen Verbund, der offizieller Programmpartner der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 ist. „Wir verstehen Kulturhauptstadt nicht nur als ein Veranstaltungsjahr, sondern glauben, dass es neben allen wunderschönen Events auch die Prozesse sind, die nachhaltig und langfristig zu einer grundlegenden Veränderung der Stadt und der Region beitragen werden“, sagt Lynn. Deshalb fördern manche Veranstaltungsreihen bereits seit 2021 Gemeinschaft, Kreativität und ein wertschätzendes Miteinander. Eine dieser längerfristigen Reihen sind die „Stadtexkursionen“, die an oft übersehene Orte mit viel verstecktem Potenzial führen oder auf außerordentliches Engagement der Menschen hinweisen. So wurden bereits der Bürgerpark Gablenz, der Kappteich und auch verschiedene Kirchen erkundet. Die nächste Exkursion findet am 2. Februar 2025, 16 Uhr statt. Es geht zur „Allee des Lichts“ im Chemnitzer Park der Opfer des Faschismus. Das Kernteam der Kulturkirche 2025 (von links): Propst Benno Schäffel, Lisa-Maria Mehrkens, Superintendent Frank Manneschmidt, Ulrike Lynn, der evangelische Pfarrer Holger Bartsch und Pastor Bernard Millard.Foto: Katja Vogel Vielfältig Kultur erleben Der Buchstabe C im Kulturhauptstadt-Motto „C the unseen“ (englisch für „Sieh das Ungesehene“) steht auch für Chemnitz als oft ungesehene Stadt mit verborgenem Potenzial – und für Menschen, die aktiv ihr Umfeld gestalten. Das „C“ im Motto kann daher auch für Christus als Schöpfer und Talentgeber stehen. Die Kulturkirche interpretiert das Motto auf eigene Art. 2021 entstanden nach einigen Überlegungen als Auslegung des Mottos die drei Schlagworte „neu sehen, neu schätzen, neu stärken“, die sowohl Orte, Glaubensschätze als auch Menschen betreffen. Menschen, die sich kreativ, künstlerisch oder sozial für ihre Umwelt einsetzen, sollen verstärkt gesehen und gefördert werden. „Dann können Einzelpersonen wie Gruppen kulturstiftend werden“, sagt Propst Benno Schäffel, Mitglied im Kernteam der Kulturkirche 2025. Das Programm aus Vorträgen, Konzerten, Gesprächsformaten und Ausstellungen in Kirchen bietet viele Gelegenheiten, Verborgenes zu entdecken und neue Perspektiven zu gewinnen. Kultur umfasst mehr als Kunst, Literatur oder Musik; sie lebt auch im Dialog, in der Begegnung miteinander, der Versöhnung gesellschaftlicher und biografischer Brüche, im Erkunden neuer Orte und Feiern des Glaubens und des Lebens. Deshalb liegen Schwerpunkte in den Kulturkirchen-Veranstaltungen auf einem freundlichen Miteinander, auf heilsamer Versöhnung, auf offenen Türen für Gäste und Pilger und auf das (Wieder-)Entdecken von Glaubens- und Kirchenschätzen. Die traditionellen Herbstvorträge, die die Chemnitzer Pfarrei in Zusammenarbeit mit der Katholischen Akademie verantwortet, widmen sich seit 2022 verschiedenen Aspekten des Kulturhauptstadtprogramms. Es ging bereits um Engel in verschiedenen Religionen, um Aspekte des Sehens und den Umgang mit Brüchen. Das Format soll auch im kommenden Jahr fortgesetzt werden. Das Projekt „History of Citizens“ fördert den Dialog zwischen Jugendlichen und Zeitzeugen über 60 und rückt Menschen ins Licht, die die Brüche und Veränderungen der letzten Jahrzehnte miterlebt haben. Gemeinsam mit der Partnerkulturhauptstadt Nova Gorica/Gorizia (Slowenien/Italien) entstehen eindrucksvolle, persönliche Erinnerungen an historische Wendepunkte, die im November 2025 multimedial präsentiert werden. Glaubensschätze neu entdecken Schäffel plädiert dafür, nicht um jeden Preis ein „Extraprogramm“ zu veranstalten, sondern sich bewusst zu machen, in welchen gelebten Werten und Glaubenstraditionen bereits Kultur steckt, die es „neu wertzuschätzen und zu stärken gilt“. Schon zweimal verhüllten die „Interventionen zur Passion“ zur Fastenzeit die Altäre einiger Kirchen in der Tradition der Flügelaltäre und Hungertücher. Diese Verhüllungen sind zeitgenössen Kunstwerke, die im Austausch zwischen Künstler und Gemeinde und unter Beachtung der Architektur und Ikonografie der Kirche entstehen. Die künstlerische Intervention lässt den Weg Jesu ans Kreuz neu aufleben und bietet frische Perspektiven auf scheinbar bekannte Kirchengebäude. Im kommenden Jahr wird unter anderem der Altar der katholischen Gemeinde St. Joseph (Chemnitz) mit einer originalgetreuen Kopie des „Zittauer Fastentuchs“ verhüllt. Auch die katholische Kirche in Annaberg-Buchholz erhält eine Verhüllung. Am Ende der Passionszeit wird der Altar wieder sichtbar und kann neu wahrgenommen werden. Die „Europäische Bergpredigt“ setzt den Schwerpunkt auf Austausch. Das Format spielt nicht nur auf eine der bedeutendsten Predigten Jesu an, sondern greift auch das in vielen Kulturen und Religionen bedeutende Motiv des Berges auf und verweist auf die Region, die durch den Bergbau geprägt wurde. Am 19. Juni wird eine solche Predigt in St. Franziskus, Chemnitz, gehalten. Ergänzt werden die Bergpredigten durch Veranstaltungen mit Bergreden von Denkern, Philosophen, Kulturkritikern und Theologen, die zum Dialog anregen. Bergpredigt und Bergrede gehören beide zum Begleitprogramm des Kunst- und Skulpturenpfades „Purple Path“ („lila Pfad“), der die 38 Kommunen der Region miteinander verbindet. Auch die Sonntagsgottesdienste sind „Glaubensschätze“. Das Format „Sonntagskultur“ gibt deshalb Einblick in das vielfältige sonntägliche Leben von Gemeinden und feiert den Sonntag als besonderen Ruhetag, der uns von Gott geschenkt wurde. An nahezu jedem Sonntag im kommenden Jahr sind Besucher eingeladen, eine andere Gemeinde zu besuchen – darunter auch die katholischen Gemeinden St. Johannes Nepomuk in Chemnitz (19. Januar und 15. Juni), St. Marien in Stollberg (27. April), Kloster Wechselburg (25. Mai und 29. Juni) und St. Pius Hohenstein-Ernstthal (20. Juli und 14. September). Seit langem probt ein ökumenischer Chor für das Musical „Martin Luther King“ in der Stadthalle von Chemnitz.Foto: Stiftung Creative Kirche Gelebte Ökumene „Die Kulturkirche 2025 repräsentiert die ökumenische Zusammenarbeit der christlichen Kirchen“, heißt es auf der offiziellen Website. Dass man sich innerhalb der Ökumene gut versteht, kennt Schäffel. Innerhalb der Kulturkirche sei die ökumenische Zusammenarbeit jedoch „außergewöhnlich gut“. „Trotz Unterschieden sind wir mit einer großen Wertschätzung füreinander unterwegs und jeder gibt, was er kann, ohne dass es gegeneinander aufgerechnet wird“, sagt der Propst. Auch Lynn ist dankbar dafür und hofft, „die momentan so intensiv gelebte Ökumene als ein Zeichen der Verbundenheit weit über 2025 hinaus zu erhalten und daran zu wachsen.“ Neben den Veranstaltungen in katholischen Gemeinden gibt es viele weitere in evangelischen oder freikirchlichen. Schäffels Kalender ist bereits gut gefüllt mit Anfragen von Reisegruppen, die einen Besuch in der Kulturhauptstadt nutzen, um im Osten Deutschlands eine „Kirche in einer Minderheitensituation“ zu erleben. Darunter auch Menschen aus der parallelen Europäischen Kulturhauptstadt Nova Gorica/Gorizia in Slowenien / Italien, die bereits im Oktober Gäste aus Chemnitz empfing. Auf diese Begegnung freut sich Schäffel besonders. Und Lynn freut sich sich darauf, „das ‚neue Sehen‘ weiter einzuüben und so viel Schönes im Verborgenen zu entdecken.“ Chemnitzer Kirchen eröffnen Jahr der Kulturhauptstadt
Lissy Eichert „Hallo Lucky!“ Ich gehe in die Hocke, um den Jungen zu begrüßen. Der Dreijährige klammert sich bei der Mutter fest. Seine Mama, Anfang 30 aus Indonesien, streichelt ihm beruhigend über den Kopf. Die beiden sind auf der Flucht – vor der Abschiebung, vor den Behörden. Lissy Eichert, Berlin"Wort zum Sonntag"-Sprecherin Erst kürzlich erfuhr ich die ganze Geschichte. „Ich habe hier einen Notfall“, erklärte mir der Mann vom Jugendamt am Telefon. Lucky und seine Mutter wurden von der Bundespolizei abgeholt. Abschiebung nach Indonesien. Auf dem Rollfeld brach die Mutter neben dem Kleinen zusammen. Epileptischer Anfall. Bewusstlos wurde sie in das Flugzeug getragen. Doch der Pilot weigerte sich, zu starten. In unserer Flüchtlingswohnung in St. Christophorus haben die beiden nun erstmal ein Dach über dem Kopf. Aber sicher ist gar nichts. Eine Rechtsanwältin verhandelt mit den Behörden. Alles steht auf der Kippe. Aber Sorge – das will ich nun gerade nicht vermitteln, als ich die beiden besuche. Ich erfahre, dass Vater und Bruder in der Heimat an epileptischen Anfällen starben. Der Mutter droht das gleiche Schicksal. Lucky soll einmal das Glück bekommen, was der Familie bisher nicht vergönnt war. Deshalb trägt er einen Namen, der so viel wie „Glückspilz“ bedeutet. Alles, was wir tun, hat eine Auswirkung auf das Gleichgewicht der Welt. Ob die Waagschale nach unten sinkt oder nach oben steigt, hängt ganz von unserem Handeln ab. Das sind Gedanken von Maimonides, einem bedeutenden jüdischen Gelehrten des Mittelalters. Jeder kann dazu beitragen, die Waagschale ins Gleichgewicht zu bringen. So wie schon in der Geschichte vom barmherzigen Samariter. Er hilft als einziger dem von Räubern überfallenen Mann im Straßengraben. Damit hat er das Überleben dieses Menschen gesichert. Und irgendwie auch ein Stück unserer Welt. Anstoß 30/2024
tdh Dürfen Sie als Frau in Ihrem Bistum in angemessener Weise mitgestalten und -entscheiden? Bei der Weltsynode boten Frauenfragen einigen Zündstoff. Der TAG DES HERRN hat ostdeutsche Katholikinnen nach ihrer Zufriedenheit gefragt.   Keine Hoffnung auf Änderungen Frauen „dürfen“ nichts entscheiden! Schon das Wort „dürfen“ hat etwas Unterwürfiges in der Aussage. Fakt ist: Männer und Frauen sind in der katholischen Kirche nicht gleichberechtigt! Nach der schleppenden Aufarbeitung der Missbrauchsfälle und dem Scheitern des Synodalen Weges habe ich keine Hoffnung mehr, dass sich diese seit Jahrhunderten bestehende Ungerechtigkeit zu Gunsten der Frauen ändert. Die aktuelle Weltsynode zeigt deutlich, geweihte Männer sind nicht daran interessiert. Ich jedenfalls werde es nicht mehr erleben. Die Meinungen der Frauen waren noch nie erwünscht und kritische Frauen werden – so erlebe ich es – selbst in den Gemeinden verachtet. Ja, die Kirche wird Schaden nehmen, wenn Frauen sich enttäuscht abwenden. Schauen wir auf die frühen Quellen: Jesus ist wertschätzend mit Frauen umgegangen und es gab in der Urkirche Apostelinnen, die unstrittig gepredigt, gesegnet und das Brot gebrochen haben… Warum kann daran nicht angeknüpft werden? Die katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) kämpft seit langem um die Gleichstellung der Frauen und hat seit 2020 zu einem bundesweiten „Predigerinnentag“ am Tag der Apostelin Junia (17. Mai) aufgerufen. Zwölf ausgewählte Frauen kamen an diesem Tag zu Wort. In allen Diözesen Deutschlands wurde Frauen das Predigen im Gottesdienst ermöglicht. 2023 standen zirka 70 Theologinnen, Gottesdienstbeauftragte oder Gemeindereferentinnen am Ambo. 2024 waren es schon 190 Frauen, die bundesweit predigten. Dazu ein Beispiel aus unserem Bistum: In Leipzig wurde 2023 (mit Hinweis auf das Predigtverbot für Laien aus Rom) einer Gottesdienstbeauftragten zum 17. Mai keine Predigt erlaubt – nur als Statio „durfte“ sie ihre Gedanken äußern. Was sollen solche Machtdemonstrationen? Noch ein Hinweis: Namhafte Theologinnen, wie beispielsweise die Professorin Agnes Wuckelt weisen seit vielen Jahren auf die Ungerechtigkeit gegenüber Frauen in der Bibel bei der verordneten Leseordung für Evangelien und Lesungen hin. Wichtige Frauen des Alten Testaments kommen gar nicht vor und anwesende Jüngerinnen um Jesus werden einfach weggelassen oder nur negativ benannt. Auf diese Weise werden in der Leseordnung Frauen einfach falsch dargestellt und – was ich so bedenklich finde – auch Kindern ein „sündiges“ Frauenbild vermittelt. Bei der ablehnenden Haltung der katholischen Kirche zum Frauenthema soll das Zufall sein? Wie lange wird das noch so praktiziert werden? // Angelika Pohler, 73 Jahre, Leipzig   Man muss nicht Priester oder Diakon sein Ich habe noch nie erlebt, dass ich mich ins kirchliche Leben einbringen wollte und mir der Weg versperrt gewesen wäre. Persönlich habe ich mich gerne auf der sozialen und spirituellen Ebene engagiert, bei Kinderfahrten, Gemeindefesten und Gebetszeiten. Hier in Greifswald und auch in meiner Heimat, Rügen, setzen sich viele Frauen voller Tatkraft in den Gemeinderäten ein. Gerade die Vorsitzende war, solange ich auf Rügen gelebt habe, immer eine Frau. Allerdings gibt es durchaus Frauen in meinem Umfeld, die sich andere Aufgaben wünschen: nicht mehr, sondern bedeutsamer. In ihren Augen kann eine Frau, wenn sie nicht Diakon oder Priester sein darf, nicht wichtig sein. Ich würde dem widersprechen: Man muss nicht Priester oder Diakon sein, um wesentliche Aufgaben zu übernehmen. Gerade für die alltägliche Gestaltung des Gemeindelebens ist großteils unsere Gemeindereferentin verantwortlich. Unser Pfarrer unterstützt Beteiligung sehr und versucht, alle ins Boot zu holen. Im Gebetskreis beten wir zudem für die Kirche und die Priester – da können Männer und Frauen gleichermaßen mitwirken. Die Frauen in meiner Gemeinde leiten auch Gebetszeiten und setzen das Allerheiligste für die Anbetung aus. Auf höheren Entscheidungsebenen, wo die Positionen Priestern und Bischöfen vorbehalten sind, wird es sicherlich schwieriger. Von meinem Standpunkt aus störe ich mich daran jedoch nicht, weil ich mich ganz konkret am Leben und Gebet der Gemeinde beteiligen kann. Das ist in meinen Augen das Wesentliche. // Lena Langer, 28 Jahre, Greifswald   Nie aufs Dienen konditioniert Ich bin die Walentina Tereschkowa der Rundfunkarbeit. Sie die erste Frau im Weltraum, ich die erste Frau in der Abteilung Hörfunk- und Fernseharbeit im Erzbistum Berlin. Vom Erzbischof zur Rundfunkbeauftragten ernannt, konnte ich über die Diözese hinaus auch in Gremien der Deutschen Bischofskonferenz mitgestalten und -entscheiden. Beispielsweise Priesteramtskandidaten im Rahmen ihrer Ausbildung ans Herz legen, nicht auf „Kirchisch“ zu predigen, weil es nicht mehr verstanden wird. Mit alltagstauglicher Sprache und Spiritualität konnte ich als Verantwortliche für Verkündigungs- und redaktionelle Sendungen oder Gottesdienstübertragungen auch in den Sendern punkten. Musste nur etwa bei TV-Talkrunden immer erst erklären, keine Pastorin zu sein. Als „Ostfrau“ komme ich gut klar mit „Männerbünden“. Es wäre mir daher gar nicht in den Sinn gekommen, im Weinberg des Herrn als Frau weniger wert zu sein oder nicht ernst genommen zu werden. In den 1980ern war ich Autorin im St. Benno Verlag Leipzig. „Sie haben die Freiheit des Laien“, betonte der Cheflektor, ein Priester, in Bezug auf meine Buchprojekte.    20 Jahre lang engagierte ich mich in Pfarrgemeinderäten. Hab Einkehrtage oder Glaubensseminare mitgestaltet und ja, auch mal die Kirche geputzt. Freiwillig. Aufs Dienen „konditioniert“ wurde ich nie. Seit ich 1965 in Leipzig-Connewitz in die Pfarrjugend aufgenommen wurde und danach eine Kindergruppe der Pfarrei leiten durfte, macht mir das Mitgestalten einfach Freude. Auch heute leite ich daher noch eine Seniorengruppe. // Juliane Bittner, 73 Jahre, Berlin   Ich kann Kirche mitgestalten Die Frage, ob ich im Bistum Erfurt Gehör finde, kann ich persönlich mit einem klaren Ja beantworten. Ein schönes Beispiel dafür ist, dass mich der Bischof als Theologin und bewusst auch als Frau mit der geistlichen Assistenz im Katholikenrat des Bistums beauftragt hat. Das bedeutet, dass ich den Rat geistlich, liturgisch, aber auch theologisch unterstütze. Darüber hinaus wurde ich als Diakonatshelferin beauftragt – ich leite Wort-Gottes-Feiern mit Kommunionspendung. Im ganzen Bistum gibt es Frauen, die als Diakonatshelferinnen pastorale und geistliche Aufgaben übernehmen und damit eine wichtige Arbeit in Verkündigung und Pastoral leisten. Der Dienst der Diakonatshelferinnen und -helfer steht hier allen Geschlechtern offen, die Grundlage dafür sind Taufe und Firmung. Dennoch gibt es Türen, die noch geöffnet werden müssen: Ich kann wegen meines Geschlechts nicht geweiht werden und somit beispielsweise weder eine Eucharistiefeier leiten, noch bei einer Trauung assistieren. Zu Beerdigungen hingegen werden Frauen (und auch nicht-geweihte Männer) in meinem Bistum bereits beauftragt. Dabei denke ich, dass wir die Sakramente nicht vor den Menschen schützen müssen. Im Gegenteil: Sakramente sollen den Menschen Gutes mit auf den Weg geben. Die Frage ist sicherlich, was der Mehrwert der Weihe ist? Darauf habe ich für mich noch keine klare Antwort. Dringender finde ich die Frage, wieso Frauen nicht geweiht werden dürfen. Es ist biblisch belegt, dass Frauen wichtige Dienste in der Missionsarbeit und Gemeindeleitung übernommen haben. Und Jesus hat sowieso niemanden zum Priester oder Diakon geweiht. Da ist also in kirchlichen Strukturen und Argumentationslinien noch Luft nach oben, was die Gleichberechtigung angeht. Aber: In meinem Bistum kann ich Kirche mitgestalten und dazu fühle ich mich berufen. // Paula Greiner-Bär, 27 Jahre, Erfurt Stellung der Frauen in der Kirche
tdh Foto: imago/Norbert Neetz Vor der evangelischen Stadtkirche St. Jacobus in Ilmenau erinnert ein Mahnmal an die Friedliche Revolution im Herbst 1989 und an die heutige politische Verantwortung. Seit 35 Jahren verhilft Pfarrer Martin Montag Opfern der DDR-Diktatur zu Gerechtigkeit. „Wir haben manches erreicht“, sagt der Vorsitzende des Bürgerkomitees für Thüringen. Gerade die zwangsweise aus dem Sperrgebiet Ausgesiedelten bräuchten noch mehr. Pfarrer Martin MontagFoto: privat Die eindringliche Bitte von Fritz Recknagel ist Pfarrer Martin Montag im Ohr geblieben: „Sorgt dafür, dass hier keine Akten politisch Gefangener vernichtet werden!“ Als einer der ersten politischen DDR-Häftlinge wandte sich der Handwerker aus dem Thüringer Wald im Dezember 1989 an die neu gegründete Kommission zur Auflösung der Stasizentrale in Suhl. Ihm war bewusst, dass er und seine Leidensgefährten ohne die Akten später kaum glaubhaft bezeugen könnten, was ihnen widerfahren ist. Martin Montag, damals Pfarrer von Zella-Mehlis, half bei der Auflösung der Stasi. Gut zwei Monate zuvor hatte er zu denen gehört, die in Suhl ökumenische Friedensgebete organisierten. Er war auch an der Seite der Bürger, die vor der dortigen Stasi-Zentrale demonstrierten und sie schließlich am 4. Dezember besetzten. Er hörte aufmerksam zu, als Fritz Recknagel von den Umständen seiner Haft berichtete: Der kleine private Metallbetrieb, in dem er arbeitete, hatte sich 1960 gegen die drohende Verstaatlichung gewehrt, und Fritz Recknagel erhielt deshalb eine Vorladung. Auf dem Weg zum Termin hielt die Volkspolizei ihn an und nahm ihn fest, „zur Klärung eines Sachverhalts“, wie es damals hieß. Er sei auf der Autobahn gegen ein Armeefahrzeug gefahren und habe Fahrerflucht begangen, lautete der erfundene Vorwurf. In der Stasi-Untersuchungshaft in Suhl musste er sich ausziehen, erhielt Schläge auf die Waden. Es folgten Nächte mit Verhören. Stasiführungskräfte spuckten ihm dabei ins Gesicht, würgten ihn am Hals und stießen ihn mit dem Kopf gegen die Wand. Von Februar oder März bis zum August 1961 war er in der Psychiatrie Waldheim inhaftiert, abgeurteilt nach mehreren Paragrafen des Strafergänzungsgesetzes, in denen es unter anderem um Verbindung zu verbrecherischen Organisationen und um staatsgefährdende Gewaltakte geht.  Täter nicht davonkommen lassen Was Fritz Recknagel von einer Justiz der Willkür berichtete, war für die Kommission der erste Anstoß, eine Arbeitsgruppe zu gründen, die sich mit Menschenrechtsverstößen des DDR-Staats beschäftigt. Dort konnten sich Thüringer melden, die zur Zeit der Sowjetischen Militäradministration oder der SED-Diktatur ohne rechtsstaatliches Verfahren verurteilt worden. Die Kommission, die sich später in Bürgerkomitee umbenannte, bereitete die Fälle für eine strafrechtliche Rehabilitation auf und legte sie dann dem Bezirksstaatsanwalt in Suhl vor.  Allein Fritz Recknagel übermittelte innerhalb weniger Monate über 350 solcher Fälle. Bis heute kümmert sich das Bürgerkomitee nicht nur um Einzelne, die Hilfe suchen. Von Beginn an haben sich Martin Montag und seine Mitstreiter gemeinsam mit anderen Akteuren auch in die Gesetzgebung und die Novellierungen der Gesetze eingebracht und damit dazu beigetragen, dass Täter nicht ungeschoren davonkamen und Wiedergutmachung möglich wurde.  DDR-Grenztruppen bei einer Personenkontrolle im März 1956.Foto: imago/frontalvision.com Die letzte Gesetzesnovelle, über die sich Pfarrer Montag gefreut hat, ist fünf Jahre alt und betrifft ehemalige DDR-Heimkinder und Insassen der Jugendwerkhöfe. Ähnlich wie erwachsene Inhaftierte können auch sie inzwischen strafrechtlich rehabilitiert werden.  Wenn öffentlich über die SED-Diktatur debattiert wird, mischen sich die Mitglieder des Bürgerkomitees gern ein. Montag, der inzwischen als Ruhestands-Priester in Meiningen lebt, beobachtet mit Sorge, dass diktatorische Phasen der deutschen Geschichte immer wieder verklärt und gerechtfertigt werden. Es habe doch im Nationalsozialismus und in der DDR durchaus Formen des Rechtsstaates gegeben, höre er oft. Nach allen denkbaren Definitionen sei die DDR kein Rechts-, sondern ein Unrechtsstaat gewesen, hält er entgegen. „Wenn es politisch erlaubt ist, in dieser Weise Unrechtssysteme zu relativieren, bahnen wir einem Links- und Rechtsradikalismus den Weg, der nicht auf dem Boden des Grundgesetzes steht“, ist er überzeugt. Dies öffne bereits bestehenden und künftigen  Staatsdiktaturen Tür und Tor. Nicht predigen, sondern helfen Stele auf dem Jenaer Nordfriedhof für Matthias Domaschk, der 1981 in Stasihaft starb.Foto: imago/stock&people Über viele Jahre hinweg hat Martin Montag in Berufs- und allgemeinbildenden Schulen politische Bildungsveranstaltungen angeboten – eingeladen wurde er aber seltener als erwartet. „Ich nehme da in unseren Schulen ein anhaltendes Vakuum wahr“, bedauert er. Ihm liegt es am Herzen, Jugendlichen den Wert der freiheitlichen Demokratie und einer unabhängigen Rechtssprechung nahezubringen. Als katholischer Priester ein Ehrenamt in einem Verein wie dem Bürgerkomitee zu übernehmen, empfindet er keinesfalls als exotisch: „Unsere Gesellschaft lebt doch davon, dass jeder sich ehrenamtlich engagiert“, sagt er, Priester sollten davon nicht ausgenommen sein. Seine Kirche weiß er dabei hinter sich, von Beginn an leiste er seinen Dienst mit offiziellem Auftrag des Bistums Erfurt. Die Menschen, die seine Hilfe suchen, interessiere sein religiöser Hintergrund allerdings kaum, sagt er.  Wenn er als Vorsitzender des Bürgerkomitees im Freistaat Thüringen unterwegs ist, predigt er nicht, sondern versucht, Menschen das Leben zu erleichtern. Viele Schicksale gehen ihm nahe. Besonders dramatisch findet er die Lebensgeschichten derer, die in die Selbstschussanlagen geraten sind, die es bis in die 1980er Jahre hinein an der Grenze gab – und überlebten. „Mit schwersten Verletzungen kamen sie – oft nur notdürftig zusammengeflickt – wegen versuchter Republikflucht ins Gefängnis und haben dann ihr ganzes Leben gelitten.“ Der Zynismus, mit dem ehemalige Mitarbeiter des Politbüros oder des Nationalen Verteidigungsrates über das Thema redeten, hat Martin Montag wütend gemacht: „Dass dahinter Menschenleben stehen, hat sie überhaupt nicht interessiert.“ Aufgewühlt hat ihn auch, was er über Manfred Smolka erfahren hat. An dem ehemaligen Oberleutnant der Grenzpolizei wurde 1960 die Todesstrafe vollstreckt. Aus „erzieherischen Gründen“ veranlasste Stasi-Minister Erich Mielke einen Schauprozess gegen den jungen Familienvater, der nach seiner Entlassung aus der Armee aus der DDR geflüchtet war.  Zwangsausgesiedelte fair behandeln Die größte Herausforderung in der Aufarbeitung des DDR-Unrechts sieht Martin Montag derzeit bei den ehemaligen DDR-Bürgern, die gegen ihren Willen aus dem Grenzgebiet ins Landesinnere umgesiedelt wurden. In den bisherigen Reha-Gesetzen werde seiner Ansicht nach nur unzureichend berücksichtigt, dass sich Enteignung und Vertreibung traumatisierend auswirkten. Die Stasi habe beispielsweise schon vor der Deporation in den neuen Wohnorten Gerüchte gestreut, dass die Neuankömmlinge Kriminelle seien. Sie konnten ihren Beruf nicht mehr ausüben, kamen oft in unwürdigen Behausungen unter und blieben dauerhaft sozial isoliert. Viele der rund 12 000 Betroffenen seien inzwischen nicht mehr am Leben. „Es wäre schade, wenn der Staat hier einfach auf eine biologische Lösung setzte“, meint Martin Montag. Entschädigung für Opfer des DDR-Regimes
Johanna Marin Foto: privat Guido Funke (links) ist gerne unter Menschen. Hier in einer römischen Bar mit englischen Gästen. Der Eichsfelder Priester Guido Funke hat seine Stelle bei der deutschen Gemeinde in Rom angetreten. Als Seelsorger begegnen ihm nun ganz neue Aufgaben, andere Perspektiven auf Deutschland und eine Sprachbarriere, die er erst noch überwinden muss. Er kann sich nicht vorstellen, auf Dauer woanders als in seiner Heimatregion zu leben, hat Guido Funke noch zu seiner Priesterweihe gesagt. Nun, fünf Jahre später, ist der gebürtige Eichsfelder nach Rom gezogen und wurde Kurat der deutschen Gemeinde Santa Maria dell’Anima. Wie kam es dazu? „Nach fünf Jahren Priestertum wollte ich nochmal eine andere Form der Seelsorge kennenlernen.“, erzählt der 37-Jährige. Wie bei seiner letzten Stelle in Arenshausen ist er in der Anima für die Seelsorge zuständig. Anders als im Eichsfeld kommen die Gläubigen hier allerdings nicht nur aus dem Umkreis. Guido Funke trifft auf Pilger, die aus Deutschland anreisen, pflegt Kontakt zu Studenten, die ein Auslandsjahr absolvieren, und unterrichtet Kinder an der Deutschen Schule. Der Seelsorger hält es für wichtig, sich anderen aufmerksam zuzuwenden. Wenngleich es in der touristischen Innenstadt Roms zum Stadtbild gehört, dass Priester und Bischöfe durch die Gassen gehen, mache es doch einen Unterschied, ob einer nur vorbei laufe oder die Leute auch anspreche, sagt er. Guido Funke sieht sich zu allen Menschen gesandt, nicht nur zu den Gläubigen. Deshalb möchte er die Kultur Italiens besser kennenlernen, um die Sorgen der Menschen zu verstehen. In Rom koste es zum Beispiel genauso viel, den Alltag zu bestreiten, wie in Deutschland – allerdings bei deutlich geringeren Löhnen. Auch für obdachlose Menschen will er Ansprechpartner sein. Doch wie ist es nun, als heimatverbundener Mensch in einer fremden Stadt zu leben? Guido Funke erzählt, dass er die Leute eigentlich überall, wo er war, gern hatte. Da blickt er auch mal wehmütig zurück. Aber: „Meine ehemaligen Gemeindemitglieder sind ja nicht aus der Welt“, freut sich der Kurat. Unter anderem hält er über seinen Instagram-Kanal Kontakt zu ihnen. Die Jüngeren zeigen ihren Eltern dann seine Fotos. Was er vermisst, sind seine Sprachfertigkeiten in der Seelsorge. Dafür sei sein Italienisch noch nicht gut genug. „Ich bin ein kommunikativer Mensch und muss jetzt gucken, dass ich dieses Handicap schnell ausgleiche“, sagt er. Wenn er in der Deutschen Schule mit italienischen Kindern spricht, behilft er sich momentan noch mit Übersetzungen aus dem Internet. Die gleiche Sprache zu sprechen, macht Seelsorge leichter, findet Guido Funke. In seiner neuen Umgebung weht ein weltkirchlicher Wind: neben den Deutschen, die für den Gottesdienst teilweise weite Strecken aus der Umgebung Roms auf sich nehmen, ist Santa Maria dell’Anima Unterkunft für Priester, die vom Dienst freigestellt wurden, um zu promovieren. Männer aus Litauen und der Slowakei wohnen dort, aus dem Libanon und dem Iran. Hinter der Gemeinschaft mit Christus treten die „kleinen“ innerkirchlichen Probleme Deutschlands zurück. „Da gibt es ein Miteinander aufgrund unseres Christseins“, erzählt der Kurat. „Jeder bringt seine Lebenswirklichkeit mit ein“, betont er und freut sich auf die anstehenden Aufgaben – vielleicht irgendwann mit etwas mehr Italienisch „im Gepäck“. Eichsfelder wird Seelsorger der deutschen Gemeinde in Rom

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