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Eine Kerze wird in eine dunkle Kirche getragen
Die Osterkerze wird in die Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg getragen.
Bildrechte / Quelle: Bistum Magdeburg

Predigt zur Feier der Osternacht „Erinnert euch, was Jesus gesagt hat!"

In seiner Predigt in der Osternacht ruft Dompropst Daniel Rudloff dazu auf, die Osterbotschaft zu den Menschen zu bringen.

Erscheinungsdatum: 19. April 2025

Ostern: Erinnerung und Ausblick
Predigt zur Feier der Osternacht 2025 in der Kathedrale St. Sebastian
Lk 24,1–12

Dompropst Daniel Rudloff

Liebe Schwestern und Brüder,
Erinnerungen sind fester Bestandteil unseres Lebens. Dabei können Sie sich auf schöne Erfahrungen beziehen, wie etwa eine Hochzeit, die Geburt eines Kindes, den ersten Schultag oder einen besonders schönen Urlaub. Daran werden wir uns immer gern erinnern. 

Weniger gern erinnern wir uns sicher an traurige Erfahrungen, wie eine schwere Erkrankung, den Abschied von einem vertrauten Menschen oder das Scheitern einer Beziehung. Aber auch an solche Erfahrungen erinnern wir uns, auch wenn die Erinnerung manchmal schwerfällt. Doch sie haben sich in unser Gedächtnis eingebrannt.

Erinnerung kann sich mit der Zeit auch verändern. Nicht selten erleben wir, dass wir Ereignisse oder Situationen nach Jahren anders in Erinnerung haben. Das ergibt dann besonders spannende oder auch spannungsreiche Gespräche, wenn unterschiedliche Erinnerungen aufeinandertreffen. Manchmal verklärt sich auch das Erlebte mit der Zeit. Mir drängt sich dieser Eindruck zuweilen auf, wenn Männer über ihre Armeezeit berichten.

Ein Priester predigt am Ambo
Dompropst Daniel Rudloff Bildrechte / Quelle: Bistum Magdeburg

Erinnerung gehört zu unserem Leben, aber was hat sie nun mit Ostern zu tun? Mit Freude und fast selbstverständlich feiern wir in dieser Nacht die Auferstehung Jesu als die Grundlage all dessen, was wir glauben und was uns wichtig ist. Zugleich erinnern wir an dieses Geschehen, welches die Welt so nachhaltig verändert hat. Im Evangelium haben wir gehört, dass Frauen zum Grab Jesu gehen, um seinen Leichnam zu salben. Dabei werden sie von Männern in leuchtenden Gewändern überrascht, wie es hieß. Das leere Grab hat bei den Frauen Ratlosigkeit und Erschrecken ausgelöst. Wen kann dies verwundern?

Aber die Männer fordern sie auf, sich an das zu erinnern, was Jesus gesagt hat, wie er sein Leiden, aber auch seine Auferstehung angekündigt hat. „Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat!“ Und nun entfaltet die Erinnerung eine verwandelnde Kraft. Denn aus dem Erschrecken und der Ratlosigkeit wird plötzlich die Erkenntnis, dass sich erfüllt hat, was Jesus vorhersagte. Aus dieser Erkenntnis heraus brechen die Frauen auf und kehren nach Jerusalem zurück.

Die Verkündigung, die Ausbreitung der Botschaft von der Auferstehung Jesu beginnt. Die Apostel, denen die Frauen vom leeren Grab berichten, reagieren Verhalten und ungläubig. Auch sie müssen sich erst daran erinnern, was Jesus Ihnen sagte, auch sie müssen sich erst durch die Erinnerung verwandeln lassen. Die Erinnerung lässt sie die Trauer überwinden, weitet ihren Horizont und führt zu neuem Handeln. Die Erinnerung ermöglicht den Glauben an das Unglaubliche. Erst das wiedergewonnene Vertrauen in das, was Jesus ihnen sagte, lässt sie an die Auferstehung von den Toten glauben.

Wenn wir nun, liebe Schwestern und Brüder, Ostern feiern, erinnern wir daran, was damals geschehen ist. Die Feier dieser Osternacht lässt uns eintauchen in die Heilsgeschichte Gottes mit uns Menschen, wie sie die alttestamentlichen Lesungen beschrieben haben und lässt uns zugleich den Höhepunkt dieser Heilsgeschichte, die Auferstehung Jesu Christi, und die uns darin geschenkte Erlösung vergegenwärtigen.

Ostern ist aber nicht nur Erinnerung. Ostern ist auch Ausblick. Wie die Jünger, gestärkt und ermutigt durch die Ostererfahrung, aufgebrochen sind und die 
Botschaft zu den Menschen gebracht haben, sind auch wir aufgerufen, diese befreiende Botschaft zu bezeugen. Dabei mag uns manchmal die Erinnerung ein wenig im Wege stehen, wenn ich zum Beispiel daran denke, wie oft wir von früher sprechen als die Kirche noch voll, die Gruppen und Kreise noch groß und das Engagement vielfältiger waren. Wenn uns die Erinnerung aber dazu verleitet, anzunehmen, es müsste alles so sein, wie es immer war, dann kann sie uns leicht in Resignation und Frustration führen. 

Da kann uns die Osterbotschaft helfen, die eben nicht nur Erinnerungsbotschaft ist. Die österliche Botschaft konnte sich verbreiten, weil sie etwas ganz Neues an sich hatte. Dass da einer von den Toten auferstanden ist, hat die Menschen hellhörig und neugierig gemacht. 

Nun stehen wir vor der Aufgabe, diese Botschaft den Menschen unserer Zeit zu verkünden, wobei für viele von ihnen der Glaube keine Bedeutung mehr hat, weil es für sie überhaupt keine Rolle spielt, ob es da irgendwo einen Gott gibt und ob der etwas mit mir und meinem Leben zu tun hat. Und natürlich werden wir diese Menschen nicht mit einem „weiter so“ oder einem „das war schon immer so“ begeistern. 

Ich vermute allerdings, wir werden sie auch nicht begeistern, wenn wir immer politscher werden. Ich glaube, dafür haben die Menschen die Möglichkeit, Politiker zu wählen, denen sie zutrauen, dass sie im Interesse der Menschen handeln wollen. Und die gibt es zum Glück auch noch.

Hingegen dürfen Menschen erwarten, dass Kirche sich vor dem Hintergrund der Offenbarung für die Würde des Menschen und den Schutz seines Lebens oder die Bewahrung der Schöpfung durch Verkündigung und eigenes Tun einsetzen. Wer Menschen für Gott sensibel machen will, wer sie für ihn gewinnen will, der muss sie mit der österlichen Botschaft in Berührung bringen. Das sollte unsere Kernkompetenz sein und die erfordert heute wohl durchaus Mut.

Aber: Was wäre denn gewesen, wenn die Frauen ihre Erfahrung am leeren Grab nicht weitererzählt hätten? Oder wenn die Jünger ihnen nicht doch noch geglaubt hätten? Oder kein Evangelist etwas aufgeschrieben hätte?

Wir können die Botschaft von der Überwindung des Todes heute hören, weil es immer Menschen gab, die sie weitergetragen haben. Und weil es immer Menschen gab, die sich von ihr berühren ließen. Heute sind fünf junge Menschen unter uns, die sich auch von dieser Botschaft haben berühren lassen. So sehr, dass sie ihr Leben an dieser Botschaft ausrichten wollen. Sie werden gleich unseren gemeinsamen Glauben bekennen. Sie haben diesen Glauben kennengelernt in gemeinsamen Gesprächen, die wir im Glaubenskurs geführt haben. Sie konnten ihr Fragen, vielleicht auch manchen Zweifel einbringen und sind aneinander gewachsen im Austausch über das, was die Kirche glaubt, was wir alle glauben. Sie wollen ihr weiteres Leben als Christ leben und damit beginnt für sie etwas ganz Neues. 

Und darum ist diese Osternacht auch der richtige Ort für ihre Taufe. Denn sie erinnert eben nicht nur an etwas, das Geschehen ist, sie ermutigt auch, mit Hoffnung und Vertrauen in die Zukunft zu gehen. Weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, dürfen auch wir glauben, dass der Mensch eine Zukunft hat. Dies den Menschen unserer Zeit näher zu bringen ist eine große Aufgabe. 

Dieter Nuhr, der ja mittlerweile eher religionskritisch ist, sagte einmal zu seiner Zeit als Ministrant, ihn habe beeindruckt, dass man ein Stück zweitausend Jahre spielen kann und immer noch ein Publikum hat.

Ja, die österliche Botschaft lässt sich nicht unterkriegen, weil es immer Menschen gibt, die von ihr so berührt sind, dass sie daran glauben und sie weitergeben. Und auch wir sollen - jenseits aller Diskussionen um Strukturen und Veränderungen - an dieser Botschaft festhalten und sie verkünden. 
Wo wir selbst von dieser Botschaft durchdrungen sind, da werden wir gar nicht anders können als es den Frauen von damals gleichzutun und darüber zu sprechen und davon zu erzählen, woran wir in dieser Nacht erinnern. 

Predigt in der Osternacht von Domprobst Daniel Rudloff als PDF

Quelle: Bistum Magdeburg, Pressestelle, presse@bistum-magdeburg.de, 0391-5961134

Priester an einer Feuerschale
Priester ziehen mit einer Kerze in eine dunkle Kirche ein
Menschen in einer dunklen Kirche
Osterkerze auf einem Ständer
Priester in einer Kirche
ein Priester spricht an einem Rednerpult
Menschen in einer Kirche
Menschen in einer Kirche
Menschen an einem Taufbecken
Ein Priester tauft eine Frau
Ein Priester segnet einen Mann
Ein Priester segnet einen Mann
Priester in einer Kirche

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