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Die Schwestern liegen vor dem Altar, während die Gemeinde die Allerheiligenlitanei betet.

Mit Jesus, mit den Menschen

Ganz an die Gemeinschaft gebunden

Es war eine bewegende Feier und gewiss der Höhepunkt der kleinen Gemeinde Sankt Marien im Süden von Halle: Am Sonntag haben dort vor Bischof Gerhard Feige und in Gegenwart vieler Mitschwestern aus ganz unterschiedlichen Ländern zwei Kleine Schwestern Jesu ihre Gelübde abgelegt. Die Kleinen Schwestern Ulrike-Dorothea und Myriam Johanna haben sich mit diesem Schritt zeitlos an die Gemeinschaft gebunden.

Die Gemeinschaft der Kleinen Schwestern Jesu lebt schon seit vielen Jahren in Halles Problemviertel Silberhöhe. Wie sie selbst formulieren, leben sie dort nicht für die Menschen, engagieren sich nicht karitativ, sondern wollen das „ordinäre, alltägliche Leben mit ihnen teilen und leben“. Und sie orientieren sich dabei an Jesus, „der als Handwerker 30 Jahre das Leben seines Volkes in Nazaret geteilt hat, ohne zu lehren, zu heilen, zu predigen“. Ganz bewusst arbeiten die Kleinen Schwestern, die mitten im Viertel in einer Wohngemeinschaft leben, nicht in ihren erlernten Berufen. Vielmehr suchen sie einfach Hilfstätigkeiten, um Präsenz zu zeigen „an Orten, an denen man nicht unbedingt eine Ordensfrau erwarten würde“.

Schwester Ulrike-Dorothea arbeitete darum nach Stationen Tansania und Frankreich zuletzt als Spülkraft in einem halleschen Hotel. Demnächst wird sie in München zu Hause sein und sich dort eine einfache Hilfstätigkeit suchen. Schwester Myriam Johanna bleibt Halle zunächst erhalten. Sie war sehr lange arbeitslos, was sie, wie sie betont, „in eine Solidarität mit den Menschen ringsum gestellt“ hat und konnte dananch zwei Jahre an der Rezeption eines Krankenhauses arbeiten.

Eine – wie beide Schwestern meinen – knappe, aber sehr schöne Zusammenfassung „dessen, was wir leben“ gibt das Gedicht eines Kleinen Bruders vom Evangelium wider, der in Leipzig zu Hause ist. Bruder Andreas schreibt:

Kontemplativ mitten in der Welt:
unser Stadtviertel
ist unser Kloster
und die belebten Straßenkreuzungen
sind unser Kreuzgang
unsere Klosterwerkstätten
sind die Fabriken
und unsere Gebetszeiten
werden von der Stechuhr diktiert
unsere Fürbitten
stehen in der Zeitung
und die Probleme der Nachbarn
hören wir als Tischlesung
und ihre Lebensgeschichten
sind unsere Bibliothek
die Gesichter der Menschen
sind die Ikonen die wir verehren
und im leidgezeichneten Antlitz
schauen wir auf den Gekreuzigten

Den Blick auf den Gekreuzigten gelenkt hat auch Bischof Gerhard Feige, als er in seiner Predigt den Kleinen Schwestern für ihr Engagement dankte, „für Ihr unscheinbares und gerade darin kraftvolles Zeugnis von der Güte Gottes, die in Jesus sichtbar und fühlbar geworden ist“. Zugleich ermunterte er die beiden, sich auch künftig Jesus immer neu anzuvertrauen, „um aus seiner Gegenwart für andere da sein zu können“. Auch der geistige Vater der Gemeinschaft, der selige Charles de Foucauld, wollte, so der Bischof, äußerlich ganz unscheinbar „aus dem Geheimnis Gottes leben und durch sein Dasein andere Menschen damit in Berührung bringen. Es drängte ihn vor allem dorthin, wo Menschen am Rand leben.“

Er freue sich sehr, sagte Bischof Feige gleich mehrfach, dass es in Halle die Kleinen Schwestern Jesu gibt. Und er hoffe, dass sie dort noch viele Jahre mitten unter den Menschen die Gegenwart Jesu leben und ihnen die Frohe Botschaft mit ihrem Lebenszeugnis hinhalten.

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