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Wahnsinnstag der Freude

Feier zum 30. Jahrestag der Grenzöffnung in der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn

An einem Ort, der für die meisten Menschen unerreichbar war und für andere eher ein Ort der Angst und des Schreckens, trafen sich die Ministerpräsidenten aus Sachsen-Anhalt und Niedersachsen, Kirchenvertreter und zahlreiche geladene Gäste. Am 30. Jahrestag des Mauerfalls wurde am ehemaligen Grenzübergang Marienborn gefeiert.  Mehrere Tausend Menschen besuchten am 9. November die heutige Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil nannte die Deutsche Einheit ein "bis heute ein nahezu unfassbares Wunder." Es dürfe nicht kleingeredet werden, welche Fortschritte in beiden Teilen Deutschlands erreicht wurden. Die sichtbaren Zeichen der Teilung seien überwunden, aber er beobachtete eine neue Distanz.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff  sagte: "Freiheit und Demokratie sind keine Selbstverständlichkeiten." Die Demokratie sei eine große zivilisatorische Errungenschaft der Geschichte. "Uns dessen stets bewusst zu sein, sind wir den Opfern von Mauer, Stacheldraht und Diktatur schuldig."

Den Auftakt der Feierlichkeiten bildete ein ökumenischer Gottesdienst, der vom Magdeburger Bischof Dr. Gerhard Feige eröffnet wurde: Aus dem friedlichen Mauerfall vor 30 Jahren wachse eine Verantwortung für die Gegenwart. “Inzwischen ist die errungene Freiheit für viele grauer als der Traum von ihr“, sagte Feige. „Unerwartete Herausforderungen sind dazugekommen“, erklärte der Bischof. “Überall in Europa nehmen Ressentiments und Abgrenzungen wieder zu, werden nationale Eigeninteressen wichtiger als der Sinn für Solidarität, kommt es zu Polarisierungen und Übergriffen, gerät die Menschenwürde immer mehr in Gefahr.“ Feige bat um Gottes Beistand für Politik und Kirchen, “wirksam und geistvoll für Gerechtigkeit und ein menschenfreundliches Miteinander einzutreten“.

Zugleich rief er dazu auf, “die Erinnerung an die vielen wachzuhalten, die mit dazu beigetragen haben, dass ein Unrechtssystem gewaltlos zu Fall kam, die Einheit unseres Landes wiederhergestellt werden konnte und Europa danach versöhnter denn je in Erscheinung trat“.

Der Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, und der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig, Christoph Meyns, berichteten in einer Dialogpredigt von ihren persönlichen Erinnerungen an dieses historische Datum. Kramer sprach von einem Tag der Freude. An dem "Wahnsinn vor 30 Jahren" müsse man sich auch heute noch freuen, sagte er.

Der EKM-Bischof sagte, damals seien sich die Menschen völlig freundlich begegnet. Diese Freundlichkeit gegenüber Fremden sei in den vergangenen Jahren abhanden gekommen, bedauerte Kramer. Dabei stecke darin auch Kraft und Heil. Es sei wichtig miteinander zu sprechen und nicht auszugrenzen, mahnte Kramer. Meyns sagte, das Braunschweiger Land sei durch die Teilung auch "wie ein Blinddarm abgeschnitten" gewesen.

 Die Grenzübergangsstelle Marienborn war die größte und bedeutendste an der innerdeutschen Grenze außerhalb Berlins. Rund 1.000 Bedienstete versahen auf dem 35 Hektar großen Areal zu DDR-Zeiten ihren Dienst. 1996 wurde die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn eingerichtet.

(sus/kna/epd; Foto:Sperling)

Begrüßung Bischof Feige zum Download

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