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Verantwortung statt Ausbeutung

ÜberLeben in der Stadt – Weihnachts-Aktion von Adveniat

"Wir haben die Armen nicht genug im Blick. Wir sichern unser Überleben auf Kosten der Menschen in den armen Ländern des Südens." Das hat der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, zur Eröffnung der Weihnachtsaktion von Adveniat, dem Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche, betont. Die diesjährige Aktion steht unter dem Motto „ÜberLeben in der Stadt“. „Corona“, so sagte der Bischof von Münster weiter, „sollte denen, die es immer noch nicht verstanden haben, gezeigt haben: Mauern, Stacheldrähte und Grenzbefestigungen gehören als Symbole eines überkommenden Nationalismus auf den Friedhof der Geschichte.“ Solche Grenzbefestigungen schützten die Menschen in den reicheren Ländern weder vor einem Virus noch vor Menschen, die aus purer Verzweiflung nicht in erster Linie ein bequemeres oder komfortableres, sondern überhaupt erstmal ein menschenwürdiges Leben suchten. „Diese Sehnsucht nach der Erfüllung eines Menschenrechts ist auch der Hauptgrund, dass die Städte in Lateinamerika immer mehr zu Molochen werden, in denen das Überleben für viele kaum mehr möglich ist“, nahm Bischof Genn Bezug auf das diesjährige Leitwort der Adveniat-Aktion.

Er bezeichnete es als „absurd“, dass es vielen in den reichen Ländern angesichts der massiven globalen Probleme immer noch vor allem darum zu gehen scheine, den eigenen Wohlstand zu bewahren oder zu erhöhen. Bischof Genn: „Die Zeiten einer solchen Haltung und eines egoistischen Systems, das grenzenloses Wachstum zur Maxime und Leitschnur auch des politischen Handelns macht, müssen vorbei sein – übrigens, wenn schon nicht aus Nächstenliebe, so doch allein schon im eigenen Interesse. Denn auch das lehrt Corona uns schmerzhaft: Das Virus wird nur dann eingedämmt, wenn wir Impfstoffe nicht für uns bunkern, sondern gerecht auf der Welt verteilen.“

Der Bischof von Münster würdigte in diesem Zusammenhang das inzwischen 60-jährige Engagement von Adveniat für die Menschen in Lateinamerika. „Adveniat ist dabei sehr viel mehr als eine Spendenaktion, Adveniat ist eine Solidaritätsaktion, Adveniat ist die Stimme der armen und notleidenden Menschen Lateinamerikas hier bei uns in Deutschland. Nie war es notwendiger, diese Stimme lautstark zu erheben. Nie war Adveniat so wichtig wie heute“, betonte Bischof Genn. Adveniat setze egoistischen Phantasien, die grenzenloses Wachstum für Wenige auf Kosten vieler anderer propagieren, eine Haltung von Sorge und Verantwortung für die Armen und für unsere Welt entgegen: „Solidarität statt Egoismus; globale Geschwisterlichkeit statt Ausbeutung und nationaler Verengung; Mitmenschlichkeit und Respekt vor der Würde jedes Menschen statt Abgrenzung und Ausgrenzung; Verantwortung statt Ausbeutung.“

Dass die Pandemie erst zu Ende ist, wenn sich die Menschen weltweit durch Impfungen dagegen schützen können, sagte auch Adveniat-Aktionsgast Erzbischof Dr. Leonardo Steiner aus dem Amazonasbistum Manaus in Brasilien. Adveniat habe von der ersten Impfung an mutig für die Menschen in Lateinamerika und den anderen Weltgegenden des globalen Südens die Stimme erhoben und die Regierungen in Deutschland und Europa aufgefordert, die Patente für die Impfstoffe freizugeben, damit die Menschen weltweit geimpft werden können. Manaus war bereits zu Beginn des Jahres in aller Munde. Die Corona-Variante P1 verbreitete Angst und Schrecken. Und doch habe die Pandemie die Probleme nur weiter verschärft: „Brasilien ist zurück auf der Landkarte des Hungers. Wir haben heute einen Rekord an Menschen, die auf der Straße im informellen Sektor arbeiten. Es gibt immer mehr Menschen, die betteln müssen. Es gibt immer mehr Menschen, die auf unseren Straßen schlafen. Es gibt immer mehr Menschen, die hungern“, beklagte der Erzbischof von Manaus. Kirche dürfe diese Menschen nicht im Abseits stehen lassen. „Deshalb bieten wir den Menschen einen Schlafplatz an, versorgen sie mit Essen, organisieren Sauerstoff-Zylinder und gehen auf die Menschen zu, um ihnen zuzuhören und Mut zu machen. Möglich war das auch dank der großzügigen Spenderinnen und Spender des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat in Deutschland“, sagte Erzbischof Steiner. Im Schatten der Pandemie haben sich laut Steiner auch die Ausbeutung der Natur, der Schöpfung und die Angriffe auf die indigenen Völker massiv verstärkt. „Solidarität aller Menschen guten Willens muss unsere Antwort sein auf Ausbeutung, Hunger und ein marodes und ungerechtes Gesundheitssystem.“

Die Corona-Pandemie habe die Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme ganzer Länder in Lateinamerika und der Karibik nachhaltig erschüttert, unterstrich auch Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Dr. Martin Maier: „Die ohnehin schon schwachen politischen Strukturen sowie die Gesundheitsversorgung und die Sicherheitslage sind empfindlich getroffen. Insbesondere die arme Bevölkerung in den Großstädten war und ist dem Corona-Virus schutzlos ausgeliefert.“ Im Rahmen der Corona-Nothilfe habe Adveniat in den letzten Monaten mehr als acht Millionen Euro für rund 500 Projekte zur Verfügung gestellt, damit die Menschen das Nötigste haben: Lebensmittel, Medikamente, Masken, Desinfektionsmittel, Tests und klinischen Sauerstoff, unterstrich der Jesuit. Insgesamt konnte das Hilfswerk im vergangenen Jahr mehr als 2.000 Projekte mit rund 35 Millionen Euro fördern, so Maier weiter. „Und die Hilfe wirkt: Mit seinen Projektpartnern, wie zum Beispiel Erzbischof Steiner, durchbricht Adveniat die Spirale der Armut: durch Bildungsprojekte in Pfarrgemeinden insbesondere auch für Frauen und Kinder, Menschenrechtsarbeit und den Einsatz für faire Arbeitsbedingungen.“

Damit Adveniat weiterhin solidarisch an der Seite der Armen stehen und das ÜberLeben in Lateinamerika und der Karibik ermöglichen kann, ruft das Hilfswerk neben der traditionellen Weihnachtskollekte auch dieses Jahr wieder verstärkt zu Online-Spenden auf unter: www.adveniat.de/spenden.

Die Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember in allen katholischen Kirchen Deutschlands ist für Adveniat und die Hilfe für die Menschen in Lateinamerika und der Karibik bestimmt.

Spendenkonto bei der Bank im Bistum Essen
IBAN: DE03 3606 0295 0000 0173 45

oder unter www.adveniat.de.

(Adveniat; Foto: Florian Kopp/Adveniat)

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