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Propheten und Visionäre einer neuen Zeit

Pfingstgottesdienst aus der Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg

Mit einem feierlichen Gottesdienst zelebrierte Kathedralvikar Dr. Jürgen Wolff das Pfingstfest in der Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg.

In seiner Predigt über den wohl bekanntesten Text aus der Apostelgeschichte  (Apg 2:1-11) zum Pfingstwunder sagte Wolff: „Man kann diesen Text mit einem Haus vergleichen … mit vielen Etagen und einer gewissen Tiefe … einem Haus, von dem man aber auf den ersten Blick nur die Fassade kennt und er-kennt … die Hauptaussage, Vordergründiges … Ja, vordergründig geht es um das Geschenk des Heiligen Geistes, um den ‚Geburtstag der Kirche‘ – nachdem sie mit Himmelfahrt mündig geworden war.“

Die sei aber nur die Fassade des Textes, denn der Evangelist Lukas sei ein begnadeter Architekt und konstruierte um seine Hauptaussage herum ein theologisches Gebäude, dessen Grundprogramm sich erst auf den zweiten Blick erschließe und Altes und Neues verbinde. „Und damit wird eine Kontinuität zitiert, die das revolutionär Neue in der Hauptaussage bekannt und annehmbar macht … vielleicht nicht nur für den Hörer/Leser damals“, so Wolff.

Befreiung und Berufung, Erwählung und Heiligung werden in dem Text miteinander verbunden. „Und in der lukanischen Konstruktion gilt das natürlich auch für die neu entstehende Kirche und damit für uns. Wir sind befreit durch Christi Tod, erwählt durch sein Kreuzesopfer und berufen als die Heiligen, als die in Christus ausgesonderten – wie es Paulus schreibt – befreit, berufen und ausgesondert, Kirche zu sein.“

Das Sprachwunder von Pfingsten sei die Umkehr der Sprachverwirrung beim Turmbau zu Babel (Gen 11:1-9). Dort wurde die Einheit zwischen Mensch und Gott zerstört, die Himmelsstürmer über die ganze Erde zerstreut. „Jetzt aber – wenn der Pfingsttag kommt – hat diese Zerstreuung ein Ende. Der Heilige Geist versammelt und ermöglicht, was bisher nur Gedanke war. Und das Pfingstvolk, das sich in Jerusalem versammelt, ist bestürzt, fassungslos – wie einst Israel am Sinai.“

Und der Vikar weiter: „Und wir? Wir sind wahrscheinlich weder bestürzt noch fassungslos. Aber, der lukanische Text erinnert uns daran, dass auch wir Bauherrn sein können! Dass wir, die wir im Glauben mit Gott versöhnt sind, durch das Geschenk des Heiligen Geistes – in Taufe und Firmung – befreit, berufen uns ausgesondert sind. Wir sind als Heilige, in Christus Ausgesonderte, befreit und berufen, die Botschaft Jesu, in unsere Welt zu tragen. Wir sind – wie es Petrus als Pfingstpredigt sagen wird – befreit und berufen, Propheten Christi und Visionäre einer neuen Zeit sein.“

„Das“, so Dr. Wolff, „sind die Stützen, ist die Botschaft hinter der Schaufassade des lukanischen Gebäudes. Die Etagen, der Sinn, warum uns der Heilige Geiste geschenkt ist und die Tiefe, die Aufgabe, die sich aus diesem Geschenk ergibt!“

Der Gottesdienst wurde musikalisch von der Kathedralschola unter der Leitung von Kathedralmusiker Matthias Mück begleitet und ganz im Sinne des Pfingstfestes mit Lesung und Fürbitten in unterschiedlichen Sprachen gefeiert.

Die Predigt von Kathedralvikar Dr. Jürgen Wolff als pdf

Der Gottesdienst zum Nachschauen auf Youtube

(sus; Foto: Sperling)

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