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Lebensfördernd statt lebensbehindernd

Lebhafte Diskussion beim 2. online Hearing „…den Menschen helfen“ im Rahmen des synodalen Weltprozesses

„… den Menschen helfen- An welchen Orten ist das karitative Handeln der katholischen Kirche gefragt und wie engagiert sie sich dort für die Menschen?“ so lautete der Titel des 2. digitalen Hearings mit Bischof Dr. Gerhard Feige, das im Rahmen des weltweiten, von Papst Franziskus ausgerufenen synodalen Prozesses stattfand.

In seinem Eingangsstatement vor über 60 Teilnehmern sagte der Bischof: „Menschen helfen, Menschen aufrichten, die frohe Botschaft erfahrbar werden lassen … Ich gebe zu: So kurze Zeit nach der Veröffentlichung eines weiteren Missbrauchsgutachtens, das schwarz auf weiß dokumentiert, wie Kirche das Evangelium verraten und Menschen schwersten Schaden zugefügt haben, macht mir ein Reden über das helfende Handeln der Kirche im Sinne Jesu nicht leicht. Ebenso hat die Dokumentation über die Angst zahlreicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter innerhalb der Kirche als Arbeitgeberin deutlich gemacht, dass Kirche in ihrem Umgang mit Menschen oftmals lebensbehindern wenn nicht sogar zerstörend statt lebensfördernd ist. All das hat uns in der letzten Woche tief bewegt und bewegt uns noch immer.“

Dennoch habe er sich entschieden, das 2. Hearing zum ursprünglichen Thema abzuhalten, um der Spur dieser Themenreihe weiter nachgehen zu können. “Immer mehr eine diakonische Kirche werden, eine Kirche, die in all ihren Vollzügen – das heißt in der Martyria, der Diakonia und Liturgia – die Zuwendung Gottes zu den Menschen zum Ausdruck bringt, das ist ihr Auftrag und ihre Zukunftsperspektive“, so Feige. Er rief dazu auf, auch im Bereich der Caritas die Prävention von Missbrauch und Achtsamkeit gegenüber solchen Fällen zu stärken. Zugleich betonte er, das karitative Engagement sei unverzichtbar, „um katholische Kirche zu sein“. Der Bischof fügte hinzu: „Sonst würden wir unsere Berufung verfehlen.“

Für Eberhard Tiefensee  an  sei Diakonie aber viel mehr als caritatives Handeln. „Es gibt doch auch eine kulturelle Diakonie und eine gesellschaftspolitische Diakonie.“ Und Bernd Krueger  fügt an: „Es ist aber auch die Beziehungs- und Umgangskultur zwischen Menschen eine Form der Diakonie. Ich diene jedem Menschen in der Art, mit der ich ihm begegne.“

Nach der sehr lebhaften Diskussion definiert Patricia Erben-Grütz den Begriff christliche Diakonie als "Stellvertretung für all diejenigen, die selbst keine Stimme haben". Das könnten  je nach Kontext unterschiedliche Personen sein, etwa Ungeborene, Diskriminierte, Ausgegrenzte,  LSBTI und viele mehr. Auch für Lucia Horst ist der reine Verweis auf die in den kirchlichen Vereinen und Verbänden geleisteten caritativen Handlungen und Haltungen nicht ausreichend. „Es liegt an jedem von uns. Zielführend sind die vielen kleinen, oft als "normal" angesehenen Verhaltensweisen, die wir weiter verstärken können als Teil unserer Gesellschaft.“

Zum Ende des 2. Hearings dankte Bischof Dr. Gerhard Feige für den Austausch und die lebendige Diskussion. Wie viele Teilnehmer und Teilnehmerinnen sagte Bernd Krueger  als Fazit: „Vielfalt (im Gespräch) hat die Chance, die eigene Perspektive zu wechseln, seinen Horizont zu weiten. Das tut gut.“

Das 3. Hearing findet am Dienstag, 22. Februar von 19:00 bis 20:15 Uhr statt. Es trägt den Titel: „…das Leben feiern. Mit welchen liturgischen Formen gelingt es der katholischen Kirche, gemeinsam mit den Menschen das Leben zu feiern?“ Anmeldungen zum 3. Hearing sind ab Februar 2022 möglich.

Weitere Infos und Anmeldung unter: www.synodalerwerden.de

(sus, kna; Foto: Sperling)

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