
Bistumsrat-Vollversammlung am 8. November 2025Getaufte sollen bei Bischofs-Nachfolge mitreden
Der Bistumsrat – das Synodalgremium im Bistum Magdeburg - kam am 8. November 2025 zu seiner zweiten Vollversammlung in Magdeburg zusammen. Synodalität muss man lernen – alle befinden sich im Übungsmodus. Das wichtigste Organ der Versammlung war das „hörende Herz“, daran erinnert die Co-Präsidentin Dr. Daniela Bethge zu Beginn der Vollversammlung.
Erscheinungsdatum: 11. November 2025
Der Bistumsrat des Bistums Magdeburg hat auf seiner Sitzung am 8. November 2025 im Magdeburger Roncalli-Haus ein wichtiges Signal für mehr Beteiligung und gemeinsam getragene Verantwortung gesetzt. Die Tagesordnung war lang. Zwei Themen bildeten den Schwerpunkt: der Handlungstext „Predigt allen Geschöpfen das Evangelium!“ (Mt 28,19)“ und die Orientierungshilfe zur Feier des Österlichen Triduums.
In der Sitzung berieten die 31 stimmberechtigten Mitglieder – darunter 21 Ehrenamtliche aus den Pastoralregionen, Vertreter von Katholikenrat, Priesterrat, Kathedralkapitel, Diakone, Kirchenmusikern, Ordensgemeinschaften, Vermögensverwaltungsrat, Edith-Stein-Schulstiftung, Caritasverband, Jugendvertreter und Vertreter muttersprachlicher Gemeinden, Frauen und Männer in gleicher Zahl – sowie 8 beratende Mitglieder über wichtige Themen von theologischer, pastoraler, liturgischer und organisatorischer Tragweite.
Predigtdienst aller Getauften
Der Predigtdienst durch alle Getauften wurde nach intensivem Austausch einstimmig, wie vom Verfahren vorgesehen, in die zweite Lesung verschoben. In der Zeit zwischen der ersten und zweiten Lesung sollen die Synodalen zu diesem Thema mit den Gläubigen ins Gespräch kommen. Bis Ende November können Mitglieder des Bistumsrats Textkorrekturen und -ergänzungen einreichen. Eine finale Entscheidung soll in der nächsten Vollversammlung Ende Februar 2026 herbeigeführt werden.
Eine Orientierungshilfe für die Feier der drei österlichen Tage – von Gründonnerstag bis Ostersonntag – vor Ort, wenn kein Priester vorhanden ist, wurde einstimmig verabschiedet. Sie wird zeitnah von Bischof Feige mit Zustimmung des Bistumsrats veröffentlicht, damit sich die Gemeinden in den Pfarreien bereits in den kommenden Kar- und Ostertagen daran orientieren können und vielfältige Gottesdienste gestaltet und gefeiert werden können.
Synodalität braucht Übung und Zeit
„Der Bistumsrat ist noch in der Anfangsphase. Synodalität braucht Übung und Zeit. Viele Verfahrensweisen müssen noch entwickelt und aufeinander abgestimmt werden. Das Wichtigste ist die Entschlossenheit und die Fähigkeit einander zuzuhören, sich gegenseitig einzufühlen und die Stimme Gottes in den vielen Stimmen unterscheiden zu lernen. Dazu braucht es nicht nur eine gute Tagesordnung, sondern auch ab und zu ein wenig Stille.“, so die Co-Präsidentin Dr. Daniela Bethge.
Im Rahmen der Neugründung eines Thinktanks wurden die Grundgedanken zur Pastoralkommission – einem beratenden Gremium des Bistumsrats – in einem Arbeitspapier vorgestellt. Dieses fand die Zustimmung der Vollversammlung. Die Pastoralkommission berät den Bistumsrat auf diözesaner Ebene in Fragen der Theorie und Praxis pastoralen Handelns. Sie nimmt Stellung zu Anträgen an den Bistumsrat und bewertet deren pastorale Konsequenzen. Interessierte Personen können sich bis Ende November 2025 über die Geschäftsführung beim Präsidium des Bistumsrats für eine Mitarbeit melden. Die offizielle Besetzung der Pastoralkommission ist für die nächste Vollversammlung vorgesehen.
Kita-Trägerwerk, Jahresabschluss 2024 und Bischofswahl
Im Tagesordnungspunkt sechs folgten Informationen über den aktuellen Stand, die Gründe und die Zeitplanung für die geplante Gründung eines Kita-Zweckverbands im Bistum Magdeburg. Dies ist eine wichtige Entwicklung für das Bistum Magdeburg. Außerdem wurde der Jahresabschluss 2024 für das Bistum Magdeburg vorgestellt.
Das Kathedralkapitel richtete sich mit einem Brief an den Bistumsrat, um über das voraussichtlich bevorstehende Ende der Amtszeit von Bischof Gerhard Feige (November 2026), die darauffolgende Sedisvakanz und das Verfahren zur Wahl des neuen Bischofs zu informieren. Erstmals sollen auch Ehrenamtliche und andere kirchlich engagierte Laien an der Beratung über die Nachfolge von Bischof Feige beteiligt werden. Das Kathedralkapitel des Bistums Magdeburg ermöglicht damit aktiv synodale Beteiligung.
Im Verfahren für das Bistum Magdeburg wurde sich an den Erfahrungen aus dem Erzbistum Paderborn orientiert. Ehrenamtliche aus dem Bistumsrat können sich bis zum 30. November 2025 bei der Geschäftsführung des Bistumsrats melden, um am Auswahlprozess beratend mitzuwirken. Mit der Öffnung der Beratungen zur Bischofsnachfolge setzt das Bistum Magdeburg ein deutliches Zeichen für Transparenz und Beteiligung. Die Entscheidung über die acht zu entsendenden Mitglieder wird die Vollversammlung Ende Februar 2026 treffen.
In seinen Schlussworten zur Vollversammlung betonte Bischof Feige, dass sich das Bistum Magdeburg im konstruktiven Miteinander von hauptberuflich und ehrenamtlich Engagierten, von Laien und Klerus auf einem guten Weg befinde. Zugleich erinnerte er daran, wie wertvoll auch die Impulse anderer christlicher Kirchen für die eigene Weiterentwicklung seien. Besonders in Bezug auf Ehrenamtlichkeit können wir auch von der Neuapostolischen Kirche viel lernen.
Bedeutung des Bistumsrats
Der Bistumsrat ist das zentrale Beratungsgremium des Bistums Magdeburg. Er berät und fasst Beschlüsse mit bistumsweiter Tragweite, etwa zu pastoralen Schwerpunkten, Grundsätzen des Haushalts oder zur Zukunft bistumseigener Einrichtungen. Darüber hinaus spricht er Empfehlungen aus – etwa zur Strukturentwicklung von Pfarreien oder bei der Auswahl neuer kirchlicher Leitungspersonen.
Das Präsidium des Bistumsrats bilden Bischof Dr. Gerhard Feige (Präsident), Dr. Daniela Bethge (Co-Präsidentin), Generalvikar Dr. Bernhard Scholz, Juliana Luisa Gombe und Dominik Schubert. Die geistliche Begleitung der Vollversammlung des Bistumsrats übernimmt die Gemeindereferentin Angela Jarski, die Geschäftsführung liegt in den Händen von Diakon Matthias Marcinkowski.
Wort zur Eröffnung des Bistumsrats von Dr. Daniela Bethge, Co-Präsidentin des Bistumsrates:
Bei unserer letzten Zusammenkunft im April – der konstituierenden Sitzung des Bistumsrats im Bistum Magdeburg – hat uns Bischof Feige in seiner Ansprache an vier zentrale Aspekte erinnert:
1. Synodalität gehört zum Wesen der Kirche.
2. Synodalität ist eine Haltung.
3. Synodalität ist ein Prozess.
4. Synodalität stärkt den Bischof.
Daran wollen wir heute anknüpfen und gemeinsam weiterarbeiten. Unsere Tagesordnung ist reich gefüllt mit wichtigen Themen.
Doch welches Organ ist heute das wichtigste? Es ist das „hörende Herz“. Ein „hörendes Herz“ bedeutet die Fähigkeit, hinter die Worte des anderen zu lauschen. Es meint die Bereitschaft, sich einzufühlen, während jemand spricht – ohne sofort zu überlegen, was ich selbst dazu denke oder sagen möchte.
Ein „hörendes Herz“ hat drei Ohren:
• Es hört aufmerksam auf den anderen – auch wenn dieser vielleicht eine ganz andere Sichtweise hat als ich.
• Es hört aufmerksam auf die Sache – und nimmt die Welt, zu der auch die Kirche in all ihren Konfessionen gehört, so wahr, wie sie ist – nicht, wie ich sie mir wünsche. Gegen die Wirklichkeit hilft kein Wunschdenken.
• Es hört aufmerksam auf Gott – denn es geht nicht darum, die Kirche glaubwürdig zu machen. Es geht darum, Kirche im Sinne Gottes zu denken, zu fühlen und mitzugestalten.
Vielleicht fragen Sie sich jetzt: „Wie soll ich wissen, fühlen, denken, was Gott denkt?“ Das ist unsere Berufung. Paulus erinnert die zweite und dritte Christengeneration daran: Wir sind „Söhne und Töchter Gottes“. Das gilt nicht nur damals, sondern auch heute. Echte Söhne und Töchter spüren, was ihre Eltern denken und fühlen. Deshalb braucht es manchmal auch Stille – um das Denken und Fühlen Gottes in unserem „inneren Land“ wahrzunehmen. Auch – oder gerade – mitten in langen Tagen und intensiven Sitzungen.
Wir alle sind Lernende – auch wir im Präsidium des Bistumsrats. Synodalität bedeutet nicht Gleichschritt. Sie bedeutet, dass wir uns gemeinsam auf den Weg machen: Verantwortung teilen und gemeinsam nach Lösungen für die Herausforderungen einer Kirche in Sachsen-Anhalt zu Beginn des 21. Jahrhunderts suchen.
Synodalität ist nicht effizient – sie braucht Zeit. Und sie endet nicht heute um 17 Uhr. Sie geht weiter – mit Ihnen, in den Gemeinden unserer Pfarreien, in den Einrichtungen, Diensten, Verbänden, kirchlichen Vereinen und Gruppen. Sie sind der Garant für Synodalität in unserem Bistum – nicht allein der Bischof, das Präsidium oder die Existenz eines Bistumsrats.
Zum Abschluss darf ich Ihnen noch einen Gruß aus Rom überbringen – und das ist kein Scherz. Gestern erhielt ich eine WhatsApp-Nachricht, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte: „Ich wünsche Euch für Eure morgige Beratung Gottes reichen Segen und einen geistigen Austausch. Ich bete für Euch. Herzliche Grüße aus Rom. Euer/Ihr Dominik Schubert.“
Herr Schubert ist derzeit auf einer kleinen Pilgerreise in Rom und kann heute leider nicht dabei sein – aber er denkt an uns. Ganz sicher.
Beginnen wir nun mit der gemeinsamen Unterscheidung des Willens und Weges Gottes. Es geht nicht um Mehrheiten oder Kompromisse – sondern um den „Mehr-Wert“, den der Heilige Geist schenkt, wenn wir uns auf ihn und aufeinander einlassen.
Wort zur Eröffnung des Bistumsrats von Dr. Daniela Bethge als PDF
Quelle: Bistum Magdeburg, Pressestelle, presse@bistum-magdeburg.de, 0391-5961134



